Erster Kindergartentag - bin verunsichert

Hallo,

bitte entschuldigt den langen Text, aber ich bräuchte mal ein paar Meinungen zu meinem ersten Tag im Kindergarten (das Kind hatte trotzdem Spaß).

Mein Sohn (Anfang August 3 geworden) hatte heute seinen ersten Kindergartentag. Kaum waren wir beide dort angekommen, wurde das Kind in seiner Gruppe aufgenommen und ich zu einem Gespräch zur Kindergartenleitung gebeten. Dort sollte ich dann sofort einen Zettel unterschreiben mit dem ich einwillige, dass mein Sohn demnächst durch Personen der Frühförderstelle begutachtet werden darf. Die Begründung dafür ist, dass mein Kind beim 20 minütigen Anmeldegespräch Anfang Februar auffällig gewesen wäre und sie deshalb gucken wollen ob er überhaupt zur Einrichtung passt und/ oder ob man nicht besser einen Integrationshelfer beantragt (bevorzugte Lösung und das natürlich möglichst schnell, weil man sonst niemanden mehr findet).

Mein damals 2,5 jähriges Kind war (zumindest meiner Meinung nach - ich bin aber kein Pädagoge) nur insofern auffällig, als dass es sehr neugierig war und sich während wir am Schreibtisch saßen und Dinge besprochen haben alles angeschaut hat und nicht brav neben mir auf dem Stuhl saß. Zum Ende des Gesprächs hat es dann nicht gehört als die Leitung ihm etwas zurief. Nun will ich dieser Frau nicht absprechen, dass sie sicherlich viel pädagogische Erfahrung hat und habe eigentlich auch kein Problem damit, wenn mein Kind quasi begutachtet wird ob es Förderung benötigt und bin froh darüber, wenn er diese dann auch bekommt. Wenn dieser Vorschlag nun erst nach einer oder mehreren Wochen Kindergartenalltag gekommen wäre hätte ich mich vermutlich gar nicht so sehr dran gestört, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie quasi nur auf ihn gewartet haben um einen Integrationshelfer/ FSJler zu beantragen.

Ist dies das normale Vorgehen heutzutage? Die Kindergartenleitung kennt mein Kind bisher eben nur aus dem 20minütigen Anmeldegespräch vor einem halben Jahr, sprach jetzt aber schon davon, dass es ja bei dem Personalschlüssel nicht machbar ist, so ein verhaltensauffälliges Kind wie meines zu betreuen. Seine zuständige Erzieherin kennt ihn bisher auch nur aus einem 30 minütigen Vorbereitungstreffen, wo aber für mein Verständnis alles normal verlief (wir haben uns unterhalten, Kind hat währenddessen gespielt). Sie war heute auch sehr nett und mein Sohn hat sich in der Gruppe auch schon ganz wohl gefühlt.

Sollte ich mir jetzt darüber Sorgen machen, dass mein Kind quasi dazu instrumentalisiert wird um an mehr Personal für den Kindergarten zu kommen?  Oder kann ich das ganze locker sehen und mich freuen, dass mein Kind Förderung bekommt, sofern es denn wirklich welche benötigt? Oder sollte ich mir aufgrund dieser für meinen Geschmack sehr voreiligen Beurteilung meines Kindes schnellstmöglich eine andere Betreuungseinrichtung für mein Kind suchen?

viele Grüße
Plunderbunny

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Hallo!
Soetwas hab ich noch nicht erlebt, kann dir daher keine guten Tips geben.

Aber vom Gefuehl her wuerde ich mir etwas anderes suchen!

Du hattest bisher den Eindruck, ein ganz 'normales' Kind zu haben oder?

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Hallo,

zumindest ein relativ normales Kind ja. Er ist ein aufgeweckter, neugieriger 3jähriger der schon auch gerne mal etwas Unfug macht, wenn keiner hinschaut. Er war vorher schon Nachmittags in einer anderen Einrichtung in der Kleinkindgruppe. Dort gab es nie außergewöhnliche Probleme und wir haben uns beide dort immer sehr wohl gefühlt. Auch die U-Untersuchungen waren bisher unauffällig. Von daher kam das heute etwas überraschend.

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Dann lass dir bei dem Gespraech alles gut erklaeren. Nach so einem kurzen Eindruck, direkt solche Schluesse zu ziehen, find ich uebertrieben....ausser dein Kind waere extrem ;)
Viel Erfolg!

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HI,
da wäre ich aber auch verunsichert. Du kennst dein Kind am besten und siehst es ja im Vergleich zu Gleichaltrigen, findest du es auffällig? Wenn ein Kind besondere Baustellen hat, ist es wunderbar, wenn es bestmöglich gefördert wird. Aber ich bezweifle, dass sich dieser Förderbedarf in einem 20-minütigen Anmeldegespräch zeigt. Nee, da wäre ich hellhörig und würde mich evtl. nach einer anderen Einrichtung umschauen.

Vlg tina

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Hallo,

ich finde ihn schon relativ normal für einen dreijährigen. Er ist ein aufgewecktes, fröhliches Kind, welches auch gerne mal Unfug anstellt, wenn es sich unbeobachtet wähnt. Aber jetzt für mein Empfinden nicht außergewöhnlich in irgendeine Richtung. Nun ist man ja als Elternteil nicht unbedingt immer objektiv, aber auch in der vorherigen Einrichtung gab es keine nennenswerten Probleme. Von daher bin ich heute überrascht worden.

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Hallo!

Also wenn die Leitung unserer Einrichtung mein völlig normales Kind (?) als "verhaltensauffällig" bezeichnen würde, würde ich mich nicht freuen und das glaub ich auch nicht locker sehen! Auch dann nicht, wenn ich den Eindruck hätte, dass es "nur" um mehr Personal geht...
Bevor ich mich aber auf die Suche nach einer anderen Einrichtung machen würde, würde ich wohl das Gespräch suchen, zumal wenn Dein Sohn sich in der Gruppe wohl fühlt.

Viel Erfolg,

LG Elisel

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Hallo,

vielen Dank für deine Meinung. Das Gespräch werde ich morgen führen, heute war ich erstmal zu irritiert und habe den Zettel mitgenommen um mich zu informieren.

Plunderbunny

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Ich würde das auf jeden Fall kritisch hinterfragen und Details wissen wollen, worauf der Verdacht einer "Verhaltensauffälligkeit" beruht. Der Kleine einer Bekannten wurde zu Krippenzeiten auf einen Integrationsplatz gesteckt (er war damals sprachlich wirklich nicht auf dem Stand seines Alters) und sie kriegt ihn davon nicht mehr runter - und das, obwohl er wirklich wie ein ganz normaler Vierjähriger ist (sofern ich das als Laie beurteilen kann), der in nichts nachhängt und nicht auffällig ist. Die Eltern haben das jetzt mehrfach beantragt und es wird immer abgelehnt, dass noch Förderbedarf bestünde. In deren Fall scheint es wohl wirklich, dass man aus Personalgründen diesen Platz unbedingt so halten will - die Eltern überlegen nun ernsthaft, die Einrichtung zu wechseln deshalb.

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Hallo,

vielen Dank für deine Erfahrung. Beim Rekapitulieren des Gesprächs gestern abend im Bett ist mir auch noch eingefallen, dass erwähnt wurde, dass auch andere Kinder in der Gruppe begutachtet werden. Das verstärkt natürlich den Eindruck, dass versucht wird auf die volle Stundenzahl für eine Integrationskraft zu kommen. Ich bzw. wir werden heute nochmal ein Gespräch mit der Leitung führen und das ganze genauer hinterfragen.

Viele Grüße
Plunderbunny

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Da ihr ja gerade mit der Eingewöhnung begonnen habt, würde ich das Thema erstmal kritisch hinterfragen, bevor ich über einen Wechsel nachdenken würde.

Und zwar würde ich schauen, dass zu allen Gesprächen jemand mitgeht, am besten natürlich der Papa, aber auch eine Freundin oder so. So dass Du jemand hast mit dem Du Dich austauschen kann und ihr ggf. zusammen die richtigen Fragen stellt und zusammen gehört habt, was gesagt wurde. Lass Dir genau erklären, was sie als förderbedürftig sehen und was der Unterschied zu einem nicht förderungsbedrüftigen Kind sind.

Mein Forderung wäre in einem solchen Fall, dass die Einrichtung das Kind erstmal kennenlernt (3 Monate scheinen mir für sowas durch aus sinnvoll). Sollte aus ihrer Sicht tatsächlich Förderbedarf da sein, soll es nochmal ein Gespräch geben in dem sie die Defizite dar legen und dir das weitere Vorgehen erläutern. Erst danach wird die Frühförderstelle eingeschaltet.

Kennst Du noch andere Eltern in der Einrichtung? Oder auch Eltern von ehemaligen Kindern? Dann frag da mal nach, ob ihnen das Verhalten bekannt ist.

Klar will man für sein Kind nur das beste und sollte es wirklich Defizite geben, soll man davor die Augen nicht verschließen und sich helfen lassen. Aber wenn nach 2x30 Minuten sowas beurteilt wird, schrillen bei mir die Alarmglocken, dass hier irgendwas komisch läuft und auf irgendwelche Spielchen hätte ich keine Lust.

Kennen tu ich sowas übrigens nicht ...

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Hallo,

vielen Dank für deine Antwort. Da mir hier nun mehrere bestätigt haben, dass dies so nicht üblich ist gehen mein Mann und ich heute gestärkt in das Gespräch. Gestern war ich einfach überrumpelt. Das mit den anderen Eltern ist eine gute Idee. Gestern erwähnte die Frau der Kindergartenleitung nebenbei, dass ja noch mehrere andere Kinder in der Gruppe vom Frühförderdienst begutachtet würden. Das verstärkt natürlich noch den Eindruck, dass sie gerne die komplette Stundenzahl für eine Integrationskraft erreichen würde. Das ist mir aber auch erst abends im Bett aufgefallen, als ich das Gespräch rekapituliert habe.

viele Grüße
Plunderbunny

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Hallo plunderbunny,

ich habe den Beitrag sid vorgestern verfolgt, hatte aber keine Zeit ausführlich zu antworten, das hole ich hiermit nach.

Da ich selbst im Bereich der Frühförderung arbeite, kann ich dir dazu folgende Infos geben:
Es ist absolut nicht üblich, dass ein Kindergarten jemanden einbestellt, der die Kinder dort "begutachten" soll und schon garnicht mehrere Kinder bei einem Termin.

Die Frühförderung steht allen Kindern zu, die im weitesten Sinne von Behinderung bedroht sind. Damit ist gemeint, dass ein Kind, dass Schwierigkeiten in bestimmten Bereichen hat, im Rahmen der Frühförderung umfassend betreut und gefördert werden kann um spätere Schwierigkeiten zu vermeiden. Dies gilt für alle Bereiche, also Motorik, Sprache, Spiel- und Sozialverhalten und die kognitve Entwicklung.

Hier mal ein Link:

http://www.fruehbehandlung.de/de/liebe-eltern/18.html

Desweiteren haben weder der Kindergarten, noch irgendjemand, der zu Begutachtung kommt, die Aufgabe zu entscheiden, ob dein Kind Förderbedarf hat oder nicht, denn das ist Aufgabe des Kinderarztes und nur der kann das dann auch verordnen. Der Kindergarten kann lediglich seine Beobachtungen schildern, wobei damit keine 20Minuten-Kennenlernsituation gemeint ist.

Außerdem, sollte dein Kind, aus welchen Gründen auch immer einen Integrationshelfer benötigen, ist dieser ausschlließlich für dein Kind zuständig und hat keinerlei Auswirkungen auf den Personalschlüssel oder die sonstige Betreuungssituation des Kindergartens. Das Verhalten der Kindergartenleitung wirkt auf mich nicht gerade professionell, so wie du es in deinem Beitrag beschrieben hast und wäre für mich persönlich ein Grund eine neue Einrichtung zu suchen.

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.

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was für ein kiga ist das?
staatlich? kirchlich? privat? waldorf?

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Hallo,

das ist der öffentliche Gemeindekindergarten. Träger ist allerdings die Katholische Gemeinde. Wir wohnen in einem kleinen Dorf im Schwarzwald, von daher war die Auswahl erstmal begrenzt. Wenn es nicht klappen sollte, werden wir allerdings wie bisher auch weitere Fahrtwege in Kauf nehmen.

viele Grüße
Plunderbunny

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ah okay,

ich könnte wohl nach solch einem absurden einstand nicht mehr guten mutes dort hingehen.

das müsst ihr jetzt natürlich entscheiden, ob ihr euch nochmal neu umsehen wollt.
aber bei mir würde das alles morgens bauchscherzen beim abgeben verursachen.

viel glück!!

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------------ aber ich werde das Gefühl nicht los, dass sie quasi nur auf ihn gewartet haben um einen Integrationshelfer/ FSJler zu beantragen.
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Tja, Dein Gefühl wird wohl richtig sein.
Ich würde mir .......... aus eigener Erfahrung mit solchen Vorgehensweisen..... einen anderen Kindergarten suchen.

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Phu, geht garnicht! Da wäre ich wohl gleich weg gewesen.
Hört sich sehr unsympathisch und übergriffig an. Sie kennen das Kind ja nicht.

Ich würde versuchen einen Platz in einem anderen Kindergarten zu kommen. Da würde ich mich jetzt verarscht fühlen und hätte Angst, dass mein Kind anders behandelt wird.

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Hallo,

also, wenn das schon so los geht, würde ich ganz schnell eine andere Einrichtung suchen.

Normal ist das auf keinen Fall, und wenn man hier bei Urbia mitliest, findet man leider häufiger Eltern, die Rat suchen, weil Kindergärten versuchen, ihre Kinder (die beim Kinderarzt und an anderen Stellen lediglich als aufgeweckt und manchmal etwas stur gelten) als förderbedürftig darzustellen, um Integrationshelfer beantragen zu können. #aerger

Wenn man sich da einmal reinziehen läßt, bekommt man das Kind auch schlecht wieder aus diesem Status heraus. Die Informationen gehen dann an die Grundschule und die weiterführende Schule weiter, das Jugendamt ist involviert und hat eine Meinung, was die Eltern zu tun haben usw.

Leider sind die Personen, die die Beurteilung vornehmen, auch nicht immer wirklich qualifiziert. Man weiß nie, an wen man da gerät, und wenn es mal auf einem Papier steht, glauben es erstmal alle anderen Stellen.

Zu dem Verhalten Deines Sohnes:
Ihr seid in dem Kindergarten, in den er in Zukunft gehen soll. Das ist total spannend für so ein kleines Kerlchen! Manche Kinder kleben dann stumm und ängstlich an Mama, andere drehen auf und wollen sich alles angucken. Beides ist normal.
Dass er nicht gehört hat, als die Leiterin ihm etwas zurief, finde ich auch nicht so ungewöhnlich.
Unser Sohn ist 6. Das heißt, wir haben in den letzten Jahren ihn und seine Freunde den Kindergarten (kein Integrations-Kindergarten) durchlaufen sehen. Dazu kann ich sagen, dass viele Jungs Meister im Weghören sind, wenn sie etwas nicht hören wollen. ;-)

Ein Kind 20 Minuten lang in einer, für das Kind, aufregenden Situation zu erleben, heißt jedenfalls gar nichts.
Ein guter Kindergarten (z.B. der, wo unsere Kinder waren) würde ein Kind, wo so ein Verdacht besteht, erstmal mindestens 2 Monate im Kindergarten-Alltag beobachten. In dieser Zeit gäbe es nur Informationen für die Eltern, dass es im Kindergarten nicht so gut läuft und Überlegungen, was man dagegen tun könnte, indem Kindergarten und Eltern zusammen arbeiten.
Wenn das alles nichts bringen würde, würden sie raten, die Sachen mal von Fachleuten begutachten zu lassen. Dann hätten sie aber bessere und ausführlichere Argumente, als "Ihr Kind ist so lebhaft und hört öfters nicht.".
Dieses Argument dürfte auf mindestens 1/3 aller Kindergartenkinder in Deutschland zutreffen. #augen

LG

Heike