Mit Gegenständen schimpfen, an denen sich Kinder weh getan haben????

Gestern habe ich etwas erlebt, was mich sehr verwunderte#kratz:

Die 3-jährige Tochter meiner Freundin hat sich den Finger in unserer Fliegentür geklemmt (die Fliegentür ist wirklich sehr leicht und schließt nur durch eine weiche Feder und mit Magnet) und hat gebrüllt, als wenn sie auf dem Messer steckte. Am Finger sah man wirklich nix, der war nicht mal rot oder geschwollen.

Meine Kinder haben sich auch schon öfter die Finger darin geklemmt, meist aber nicht mal geweint, obwohl sie nicht sonderlich hart im Nehmen sind.

Meine Freundin rannte gleich alarmiert los, kühlte den Finger unter Wasser (okay, das hätte ich auch gemacht) und bat mich, ihr Arnica-Globulis zu geben (finde ich auch okay, hilft ja wirklich, zumindest bei meinen Kindern).

Dann aber passierte es:
Meine Freundin fragte ihre Tochter, welche Tür sie denn nun so böööööse geklemmt hätte und versprach ihrer Tochter dann, dass sie gleich mal richtig mit der Tür schimpfen würde und ihr sagen würde, dass die Tür das nicht wieder machen solle. UND DAS HAT SIE DANN AUCH ECHT GETAN #schock

Ich habe nur gedacht: "Hoffentlich hört das niemand von den Nachbarn...." und habe entsetzt zugeschaut, wie sie meine Fliegentür ausschimpfte, nur weil das Mädel die Finger nicht schnell genug zur Seite ziehen konnte (passiert halt mal, daraus lernt man halt).

Im Nachhinein kommt mir in den Sinn, dass diese "Schimpferei" mit einem schuldlosen Gegenstand ja nur fördert, dass Kinder sich selbst als Nabel der Welt und sich praktisch als "Opfer ihrer Umstände" betrachten. So nach dem Motto: "Die böse Tür klemmt mich, obwohl ich gar nix falsch gemacht habe". Oder ein paar Jahre weiter gedacht: "Ich kann ja nichts dazu, dass ich meine Ausbildung nicht schaffe, wenn die Lehrer den Stoff so schwer machen und die Schule so früh anfängt, dass man unmöglich pünktlich dort sein kann..." Genau solche Leute habe ich den ganzen Tag im Beruf vor mir sitzen und weiß, dass meine Kinder nicht so werden sollen.

Ich finde es nicht richtig, dass man 3-Jährigen suggeriert, dass eine Tür schuldfähig ist, das Kind selbst diesen kleinen Unfall aber nicht beeinflussen konnte. Dass man nicht daran appeliert, das eigene Verhalten kritisch zu überdenken.

Ich hätte vermutlich meine Tochter getröstet und hätte ihr dann aber auch gesagt, dass sie das nächste Mal die Finger eben schneller vom Türrahmen nehmen muss, damit das nicht noch einmal passiert. Ich glaube, das wäre lehrreicher gewesen...

Wie seht ihr das? Bin ich zu streng? Seht ihr einen Sinn in dem Schimpfen mit Gegenständen?

Ich bin gespannt auf eure Meinung.
LG
cori

1

Hallo,
ich finde das auch ziemlich lächerlich und albern.
Und ich muß zugeben, daß ich bei einem nicht mal roten Finger wohl gar nichts weiter gemacht hätte, also auch nicht gekühlt o.ä.
LG
kiddymummy

5

naja, das Kühlen hat bei uns mehr so eine symbolische Funktion, weil man dabei auch so prima trösten kann ;-) Nötig wäre es wirklich nicht gewesen, da gebe ich dir Recht.

LG
cori

2

#rofl sorry, musste grad echt lachen... das geht ja mal gar nicht. Wie kann man sich denn so lächerlich benehmen?
Du hast völlig recht, schimpfe ich mit einem nicht-schuldfähigen Gegenstand, suggeriere ich meinem Kind, dass immer jemand / etwas anderes schuld ist.

Klar, als mein Sohn mal gegen die Wand gelaufen ist (weil er in die andere Richtung schaute) habe ich ihn selbstverständlich getröstet und die Schramme gekühlt (so Rauhfasermuster auf der Stirn ist übrigens sehr schick). Und habe auch zu ihm gesagt: "Mensch, diese doofe Wand, was steht die auch im Weg rum". Hatte zur Folge, dass er tierisch lachen musste und der Schmerz und die Tränen fast vergessen waren.
Aber ernst gemeint war das NATÜRLICH nicht!

Lieben Gruß
Nina

6

klar, das sage ich natürlich auch schon mal, ja auch, wenn ich selbst mal wieder mit dem kleinen Zeh am Bettfuß hängen bleibe (aua). Dann sag ich auch schon mal: "Das blöde Bett steht auch immer nur im Weg rum" und lache selbst drüber. Und so sag ich es auch zu den Kindern, wenn sie sich mal weh tun, aber eben humorvoll und die Kinder verstehen es auch so. Aber das Kind meiner Freudin hat ganz ernsthaft zugeschaut, wie meine Freundin meine arme Fliegentür ausschimpfte - Dinge gibts, die gibts gar nicht...

LG
cori

3

Hallo Cori,

schießt du nicht ein wenig mit Kanonen auf Spatzen? Muss jede erzieherische Maßnahme auch pädagogisch immer wertvollst sein?

Sie wollte ihre Kleine aufmuntern ... als mehr würde ich es nicht sehen. Hier mit dem Vergleich zu Erwachsenen zu kommen ist doch an den Haaren herbeigezogen.

Ich musste ziemlich schmunzeln :-)

VG
B

8

Wenn du jeden Tag junge Erwachsene siehst, die die Schuld immer bei anderen suchen, würde dir der Vergleich auch spontan einfallen.

Die Kleine war über ihren Schmerz zu dem Zeitpunkt übrigens längst hinweg, es war ja auch nicht wirklich schlimm.

LG
cori

9

"schießt du nicht ein wenig mit Kanonen auf Spatzen? Muss jede erzieherische Maßnahme auch pädagogisch immer wertvollst sein? "

Hab ich mir auch gedacht.

Daraus zu folgern, dass Kinder wegen dieser "Erziehungsmaßnahme" lernen würden, die (eigene) Schuld immer bei anderen zu suchen, halte ich für noch übertriebener als das Ausschimpfen eines Fliegengitters!

LG,
J.

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4

Mein Kind bekaeme keine Zuckerkugeln und die Tuere keine Schimpfe - da wuerde ne Strophe "Heile Heile Gaenschen" und ein Kuss auf die betroffene Stelle ausreichen.

Finds lustig wie die Homeopathen fuer jeden Rotz Pillen einwerfen (auch wenn sie wirkstofffrei sind).

10

klar sind sie - wissenschaftlich betrachtet - wirkstofffrei. Aber sag das mal den Tieren, bei denen sie auch helfen, obwohl sie nicht dran glauben ;-)

Und Küssen hilft übrigens auch wirklich, auch wenn es wissenschaftlich nicht nachweisbar ist ;-)

LG
cori

28

lernen da nicht die Kinder dass man bei jedem weh-wehchen was einschmeißen muss?

ob jetzt wirkungsvoll oder nicht: ich bringe meinem Kind nicht bei, sofort was zu nehmen

später heißt es dann "oh hab etwas Kopfweh, dann nehm ich doch mal schnell ne Aspirin"
und das ist um einiges schilmmer, als mit Gegenständen zu schimpfen

mit Gegenständen schimpfen hat mich früher zum lachen gebracht...
ich selbst hab es bis jetzt noch nicht gemacht...


lg
Sunny

7

Hallo,

natürlich würde ich als Mutter nie ernsthaft einen Gegenstand ausschimpfen, aber für 3Jährige ist es tatsächlich so, dass Gegenstände an solchen Unfallen schuld sind (auch ohne, dass ihnen eine komische Mutter das suggeriert).

Das nennt sich "die magische Phase":
http://www.kindergesundheit-info.de/fuer-eltern/kindlicheentwicklung/entwicklung/magischephase/

Mein Sohn hatte eben auch diese Phase, wo er geschimpft hat "du blöder Stuhl, warum hast du mich angegriffen" (wenn er gegen diesen gelaufen ist) etc.

Die Erzieherinnen meines Sohnes haben erklärt, dass das in "der magischen Phase" vollkommen normal ist.

Vielleicht wollte diese komische Mutter die Empfindungen ihrer Tochter, die eben in der magischen Phase steckt, ernst nehmen und hat es dabei eben sehr übertrieben.

"Seht ihr einen Sinn in dem Schimpfen mit Gegenständen? "

Ich habe - wie eine Vorrednerin - auch schon mal ironisch gesagt "du böse Wand, was stehst du auch im Weg rum". Da mein Sohn Ironie nicht versteht, hat er mein Schimpfen sicher ernst genommen #schein

So wie du die andere Mutter beschrieben hast, ist ihr Verhalten wirklich ziemlich albern und übertrieben, aber man sollte schon wissen, dass es die magische Phase bei Kindern gibt.

Im Übrigen glaube ich nicht, dass Kinder deswegen glauben, dass sie nie an etwas Schuld haben. In dem Moment des Schmerzes ist es einfach ein Trost die eigene Schuld auf den (in der magischen Phase) "angreifenden" Gegenstand schieben zu können. Mein Sohn war sich trotz seiner Schimpfereien auf die "angreifenden" Gegenstände immer bewusst, dass er Schuld hatte und nicht irgendein "magischer" Gegenstand.

LG,
J.

33

Nun mal ehrlich: ob man weiß, dass es eine "magische Phase" gibt oder ob man es nun nicht weiß: die Mutter ist sicher nicht mehr in der "magischen Phase".

Ich habe mir diese ganzen Phasen und Schübe auch schon literarisch angetan. Und sicher finde ich diese Ratgeber, die einem jede Phase und jeden "Schub" erklärlich machen, interessant, aber manchmal auch nur lustig. Weil es mir manchmal so scheint, als werden immer mehr Phasen erfunden, um besorgten Eltern Gründe für das absonderlichste Verhalten ihrer Brut zu geben. Darum hatte mein zweites Kind auch keinen einzigen "Schub" mehr - weil ich schlichtweg nicht immer darin eine Ursache gesucht habe ;-)

Ich wette, das Kind wäre auch ohne dass man mit der Tür geschimpft hätte, in einer magischen Phase gewesen, wenn es dafür Zeit gewesen wäre. Und wenn man dem Kind gesagt hätte, dass es halt das nächste Mal die Finger schneller aus der Tür ziehen muss, damit sie nicht wieder geklemmt werden, wäre eine magische Phase trotzdem da gewesen (und das mag ja auch gut sein).

LG
cori

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#rofl bei mir würde eher noch der Spruch folgen "hoffentlich ist die Tür ganz geblieben, wollen wir mal nachsehen?"

Tja, manche Mütter haben das mit Tür-Erziehung noch nicht ganz raus!

Grüße
Lisa#winke

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#rofl
das mache ich auch manchmal :-p

lg

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Ja, das wäre vermutlich auch eher mein Kaliber gewesen. Aber das Mädchen ist eher etwas zart besaitet, auch was etwas "derbere" Sprüche angeht. Vermutlich wäre sie dabei schon in Tränen ausgebrochen ;-)

LG
cori

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hallo cori

ich habe das schon öfters gemacht und nein, es gibt keinen tieferen sinn dahinter. aber mein sohn lacht sich kaputt wenn ich das mache. :-)

lg

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... das Mädel war todernst dabei... ich glaube, die Ironie, die dahinter steckt, die verstehen die mit 3 Jahren einfach noch nicht. Mein Sohn (5) ist da schon etwas weiter, der findet Ironie zuweilen (wenn sie deutlich ist) auch schon sehr spaßig und wendet sie selbst schon an. Aber mit 3 Jahren überfordert es doch die meisten Kinder noch...

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Hallo Cori,

vielleicht wollte sie mit dem "Türe schimpfen" die Kleine aufmuntern und ablenken?

Ich halte es eher für bedenklich, unnötigerweise Medikamente zu geben (hier die "Globulis"). Gekühlt hätte ich auch, aber Pillen bei einem eingeklemmten Finger??? Selbst wenn wirklich etwas gequescht wäre, ist das wohl (medizinisch) sinnlos und suggeriert dem Kind: "Wenn ich ein Problem / Schmerzen habe, hilft ein Medikament." - Auch wenn es "nur" hömöpatisch ist.

Trösten und Kind in den Arm nehmen, halte ich für viel wichtiger.

Liebe Grüße

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Eine Tür zu schimpfen ist völlig lächerlich!


Ich stimme dir zu.