Regeln, Grenzen, Konsequenzen - aber wie durchsetzen?

Hallo,
eine Frage verfolgt mich schon lange. In Erziehungsratgebern (und auch hier im Forum) ist immer die Rede von "Regeln aufstellen", "Grenzen setzen" und "konsequent bleiben". Ja, verstehe ich ja alles, ist auch richtig, aber was tut man, wenn der Dreijährige einfach nicht mitmacht? Sagt "ne mach ich nicht" oder "ich hör nix" und alle Regeln und Grenzen ignoriert? Was macht man dann?
Strafen?
Einsperren?
Prügeln?
Egal was ich mache, meinen Sohn juckt das alles wenig. Gestern drohte er MIR sogar, dass er auszieht - zu seiner Kindergärtnerin... #augen
Luna

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HallonLuna,

da bin ich mal auf die Antworten gespannt. Egal was ich sage, interessiert ihn nicht.

'Nö, mache ich nicht.

Und ich weiß echt nicht weiter.

Seine "Strafen" intersierren ihn überhaupt nicht.

#kratz Jule #kratz#kratz

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Hallo Luna,

Vielleicht beschreibst Du näher in welchen Situationen er das sagt?

LG

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Gut, zwei Beispiele:
Er kaspert beim Essen rum und ich sage, er soll sich benehmen oder das Essen ist für ihn beendet. Antwort "Gut, dann ess ich bei der Oma!" (obwohl die gar nicht hier wohnt!)
oder
Er hat einen Wutanfall und ich schicke ihn in sein Zimmer, damit er sich "abkühlt". Er sagt "Nö, geh ich nicht" und wenn ich ihn hintrage, kommt er sofort wieder raus. (nix mit "stiller Treppe" oder so - ha ha ha)
Luna

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also das Essen würde ich beenden und ihm sagen, dass er ann bei der Oma halt essen soll. Wenn er wieder ums Essen bittet weil er Hunger hat, kriegt er noch 1 Chance. Matscht er wieder rum, ist die Mahlzeit endgültig beendet.
Ins Zimmer schicken finde ich prinzipiell problematisch. ich bleibe bei einem Wutanfall saneben sitzen udn warte ab, gehe aber auch nicht näher drauf ein. Erst wenn er sich soweit beruhigt hat, dass er von sich aus zu mir kommt, tröste ich ihn.

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Hallo!

Ich denke auch, um dir wirklich einen Tip geben zu können, mußt du ein paar Beispiele nennen.

Grundsätzlich glaube ich, wenn einem Kind gar nichts juckt, sind das die falschen Konsequenzen.

LG janamausi

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Es muss doch Dinge geben, die er gern mag/gern macht. Was sagt er denn, wenn Du ihn damit bestrafst, dass er diese Dinge für eine gewisse Zeit nicht haben darf? Das kann ihm doch nicht egal sein, oder?

Bei meinem Sohn reicht eigentlich fast immer nur die Androhung einer Strafe. Z.B. "Wenn Du jetzt nicht Deinen Schlafanzug anziehst, lesen wir kein Gute-Nacht-Buch mehr." oder "Wenn Du jetzt nicht aufhörst, mit dem Essen zu spielen, nehme ich es Dir weg." Ich hatte da eigentlich noch nie Probleme...

Lg,
fine

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Das Problem ist, dass er immer genügend Alternativen hat. Stell ich seine Feuerwehr weg, spielt er mit seinen 100 anderen Autos, sage ich einen Besuch ab, weiß er schon, wir gehen dann halt ein anderes Mal hin, schließe ich das Fahrrad ein, fährt er Kettcar, mach ich abends seine Musik nicht an, singt er eben selber... oder er macht ein Riesengeschrei und die ganze Sache noch schlimmer, denn konsequent bin ich schon und habe mir schon etliche Male selber eins ausgewischt, indem ich eine Strafe verhängt habe (Besuch bei Freunden abgebrochen, Eisdiele gestrichen, bei schönem Wetter reingegangen ...)
Luna

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Mmhhh...da hast Du ja wirklich einen Schlawiner zu Hause sitzen ;-) Aber wenn Du so konsequent bist, wie Du schreibst, dann ist das doch o.k. Man darf auch nicht erwarten, dass die Kinder nach "Bestrafung" bei jeder "Untat" reumüdig um Entschuldigung bitten :-p Ich würde seine Reaktionen (Geschrei, "macht mir doch nix"-Aussagen) einfach ignorieren. Vielleicht stört es ihn ja mehr, als er zugeben mag.

Ich denke, Du solltest Dir noch einmal in aller Ruhe Gedanken darüber machen, welche Strafe ihn wirklich "treffen" könnte. Diese Strafe darf dann natürlich nicht Dich gleichzeitig bestrafen. Ich weiß, das ist hin und wieder echt schwierig. Manchmal greife ich in der Situation auch nicht immer zum besten Mittel #gruebel Deshalb ist es gut, einige "Antworten" auf bestimmte Situationen parat zu haben.

Lg,
fine

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Es geht nicht um Strafen und auch nicht um Regeln um der Regeln willen. Es geht darum, sinnvolle Grenzen zu setzen und da sie sinnvoll sind haben sie in der Regel auch eine logische Konsequenz.

Beispiel:
Das Kind sollte zu einer bestimmten Zeit ins Bett gehen, weil es morgens früh raus muss (Kindergarten). Das ist eine sinnvolle Grenze.
Wenn es nun also abends Verzögerungstaktiken einsetzt, nicht duschen, Zähne putzen und den Schlafanzug anziehen will, dann fällt eben die heiß geliebte Gute-Nacht-Geschichte weg.

Das Kind möchte seine Schuhe nicht anziehen. Dann geht es eben mal ohne Schuhe raus, vorzugsweise im Regen. Mit 3 Jahren kann man sowas schon mal machen ohne dass Junior erfriert.

Es möchte sich morgens nicht anziehen. Tja, dann gehts halt mal im Schlafanzug in den Kindergarten.

Usw.

Ursache - Wirkung, ganz einfach eigentlich. Und weil das alles so einfach ist, leuchtet es früher oder später auch einem Dreijährigen ein.

Es ist natürlich klar, dass wir Großen manchmal auch willkürliche Regeln aufstellen wie z. B. "Sitz gerade" "Gibt kein Eis" "Nerv nicht rum" ;-) Solche Regeln sind nicht wirklich nachvollziehbar und werden daher von Dreijährigen in Frage gestellt. Das ist gut und richtig so, denn wir wollen ja wohl alle keine Ja-Sager großziehen oder?!? Ich würde allerdings zur Wahrung deiner Autorität niemals eine aufgestellte Regel in dem Moment rückgängig machen, wo sie hinterfragt wird. "Gibt kein Eis" heißt "Gibt kein Eis" und fertig. Merkst Du, dass diese Regel immer wieder hinterfragt wird und es zunehmend anstrengender wird, damit zu leben, würde ich jedoch mal über eine andere Formulierung "Gibt nach dem Abendessen ein Eis!" nachdenken. Evtl. mit dem Zusatz "..aber nur, wenn Du jetzt aufhörst!" Kurz gesagt: Regeln sind dazu sie da, sie ständig anzupassen und zu überdenken, das sollte man dann aber abends mal in Ruhe tun und eine Regeländerung erst am nächsten Morgen einführen.

Außerdem würde ich niemals Liebesentzug als Konsequenz einsetzen. Trost sollte immer drin sein, denn manchmal ist es für ein Kind einfach nur ärgerlich. Und ärgerlich darf es ja nun schon noch sein. Im Beispiel oben mit dem Schlafengehen heißt das, ich würde die Geschichte streichen, niemals aber das Einschlaflied (falls Ihr sowas habt).

Und was tun, wenn es dem Kind alles egal ist? Sich nicht provozieren lassen und die Sache weiter durchziehen.

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also ich finde ein kind kann das nicht entscheiden ob es ohne schuhe oder kleidung in den kiga geht, in meinen augen hat das der erwachsene zu entscheiden, egal wie blöd das kind es findet.
t.

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hallo,

ich finde du hast das ganz toll beschrieben und ich sehe das genauso. wir erziehen unser kind genaus so und es klappt wunderbar.

gruß reini

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Ich muss mich immer dran erinnern, dass das Ziel wichtig ist und weniger der Weg dazu. Beispiel von heute: Ich sag ihm, er soll die Legos wegräumen, die überall in der Wohnung rumliegen und dass ich ihm dabei helfe. Er sagt nein. Ich wiederhole die Aufforderung. Resultat: Er knallt mir eine Lego an den Kopf. Gut, Diskussion beendet. Ich setze ihn in unser Schlafzimmer, lasse die Store HALB herunter und sage ihm, dass er in zwei Minuten wieder raus kann. Riesendrama im Schlafzimmer, er reisst die Tür auf, bleibt aber drin. Ich ignoriere ihn. Nach zwei Minuten geh ich hin und sage ihm, dass er rauskommen kann und dass wir jetzt die Legos zusammenräumen werden. Er wieder: "Nein" Und schmeisst sich heulend auf unser Bett. ich geh raus. Nach einer Minute frag ich ihn wieder, er kommt raus. Nun machen wir ein Spiel aus dem Ganzen: Ich stürze mich auf das nächst beste Lego und schreie: ich hab eins! Wir machen ein Wettrennen, wer am schnellsten Legos findet. Nach fünf Minuten sind Wohnzimmer UND Kinderzimmer aufgeräumt, wir machen Gimme five und sind wieder Freunde.

LG thyme

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Vielen Dank Euch allen.
Wie oben schon gesagt, wäre es mir am liebsten, ich müsste überhaupt nicht strafen. Mein Sohn ist nun aber ein Typ, er immer an seine Grenzen gehen muss und immer den Weg des größtmöglichen Widerstandes sucht. Er ist von seinem Temperament her wild, ungezügelt, hitzköpfig. Trotzdem ist er ein kleiner Junge, den ich sehr liebe. Es ist auch nicht so, dass bei uns gar keine Regeln eingehalten werden und es zugeht wie im Affenstall. Wir müssen allerdings viele Dinge mühsam ausfechten, die in anderen Familien gar nicht erst zum großen Thema werden, weil da die Kinder einsichtiger oder sanftmütiger sind. Ich kann das so sagen, da ich noch einen weiteren Sohn habe, und der ist ganz anders: freundlich, ruhig und verschmitzt. Es ist also nicht NUR eine Frage der Erziehung.
Luna

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Dass du deine Kinder liebst, steht ausser Frage. Dass Kinder Grenzen testen auch. Aber wirkungsvoller als lange Strafen sind kurze Timeouts: Statt einen Besuch gleich abzubrechen kannst du ihn für zwei, drei Minuten zu dir nehmen und ihn z.b. nicht mit den anderen Kindern mitspielen lassen. Dannach ist aber wieder gut.
Wichtig ist, dass du deine Handlungen begründest: "Du hast dem andern Kind ein Spielzeug an den Kopf geschmissen, obwohl wir dir gesagt haben, dass du das lassen sollst. Darum bleibst du jetzt für fünf Minuten hier bei mir."
Strafen sollen ja nicht eine Rache sein, sondern dem Kind zeigen, dass sein Verhalten nicht toleriert wird. Das erreichst du besser mit zeitlich begrenzten Massnahmen.

Unser Sohn ist auch ziemlich wild, aber mit solchen oder ähnlichen taktiken kriegen wir meist alles ganz gut in den Griff.
Ich kann dir einen Tripple-P-Kurs empfehlen, bei uns hat sich das Familienleben sehr entspannt.

LG thyme

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Was ist ein Triple-P-Kurs?

... kannst du ihn für zwei, drei Minuten zu dir nehmen und ihn z.b. nicht mit den anderen Kindern mitspielen lassen...
Der kommt aber nicht zu mir, er sagt "Nö, mach ich nicht!" Ich müsste ihn einfangen und festhalten, also wieder Gewalt anwenden.

Und wenn wir reingehen oder nicht auf den Spielplatz, wird der Kleine immer gleich mit bestraft, und das kann's ja auch nicht sein...

Luna

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