Wann habt ihr euren Kindern gesagt, dass sie adoptiert sind?

Hi
meine Freundin hat ihre Tochter (3) adoptiert. Die Familie fragt sich jetzt, wann wohl der beste Zeitpunkt ist, es dem Kind zu sagen. Bevor sie im Sommer in den Kindi kommt, erst später auch auf die Gefahr hin, dass evtl. andere Kinder sie ansprechen könnten oder Bemerkungen darüber fallen würden... Im Grunde wissen es nur die Familien der Eheleute und Freunde. Sie hat ein Bilderbuch zu diesem Thema gefunden und möchte es vielleicht so angehen. Wie habt ihr dieses Thema behandelt, ohne das Kind zu überfordern, ängstigen...
Carmen

1

hallo
ich habe kein adoptivkind, aber ich würde es sagen, jetzt.
je früher und je normaler damit umgegangen wird, umso einfacher ist es.
einfach immer mal erzählen, also nicht ein aufklärungstag machen, sondern schon einfach immer mal nach einigen monaten erzählen, damit neue fragen die dann kommen könnten, beantwortet werden können.
l.g.

2

Hi

auf keinen Fall "zu spät".. also damit meine ich, bis 18 warten oder so!

Ob es wirklich schon mit 3 sein muss, kommt meiner Meinung nach aufs Kind an! Wie sensibel es ist, WANN es zu seinen Adoptiveltern kam usw.

warum sollten andere Kinder sie darauf ansprechen, wenn es niemand weiß?

lg

Melli

3

Hallo,

meine Freundin hat es erst als Erwachsene erzählt bekommen und war schockiert. Sie hat da echt dran zu knabbern gehabt.

Meine Kusine ist auch adoptiert, sie wußte es von Anfang an, es wurde da kein Thema draus gemacht. Sie ist aber auch aus China, spätestens wenn sie die äußerlichen Unterschiede bemerkt hätte, hätte sie gefragt.

Spreche doch mal mit dem Kinderarzt darüber.

Gruß Luna

4

Da gibt es eine ganz einfache Antwort:

es gibt KEIN zu früh......aber viele zu späts!

Wir sprechen mit unserer Tochter schon seit ihrer Ankunft hier darüber, dass es da noch eine Bauchmama gibt, wir erzählen ihr, wo sie war bevor sie zu uns kam, wie wir uns gefreut haben etc.

Schlecht ist es immer dann, wenn man daraus ein großes "ich muß dir was sagen"-Event macht.

Spätestens wenn die Kleinen fragen, wo die Babys herkommen, oder wenn jemand im Umfeld schwanger ist, bietet sich eine Erklärung an.
Ganz ehrlich, irgendwann fragen alle Kinder "und wie war das als ich bei dir im Bauch war". Und entweder man redet dann über die Adoption- oder man fängt an zu lügen. Und das ist das schlimmste, was man den Kindern antun kann.

Viel WEisheit wünsche ich euren Bekannten,
Lucy

5

Hallo Carmen,

wir haben unsere Tochter im Alter von 18 Monaten adoptiert und nie ein Geheimnis draus gemacht (wobei das bei uns eh nicht gegangen wäre, weil sie aus Afrika stammt).

Wir haben mit ihr von Anfang an über die Adoption geredet, ihr immer wieder die Bilder aus ihrer Geburtsheimat gezeigt, Bilder aus dem Heim, ihr erzählt wie sie dort gelebt hat, wie es war, als wir sie adoptiert haben.

Wir haben ihr Bilder von dem Adoptionstermin gezeigt, von der Kinderschwester, die sie betreut hat usw.

Sie weiss, dass sie im Bauch ihrer Afrikamama gewachsen ist usw.

Ich kann Deiner Freundin ein gute Seite von einer wirklich erfahrenen Expertin empfehlen, die gute Bücher zum Thema schreibt:

http://www.biografie-arbeit.info/biografiearbeit/grundlagen-und-praxis.htm


Die Kinder sind mit dem Thema nicht überfordert, ganz sicher!
Was die Kinder wirklich überfordern kann ist die Angst der Adoptiveltern, sich ihnen gegenüber zu öffnen und ehrlich mit dem Thema umzugehen.

LG
Claudia

6

Guten Morgen !
ICH bin ein Adoptivkind und möchte meine Geschichte dazu erzählen. Gleich vorweg, es ist eine sehr schöne Geschichte. Denn meine Adoptiveltern habe es genau richtig gemacht, meines Empfindens nach.
Ich kann mich noch genauestens an diesen Tag erinnern. Es muss ein Sonntag gewesen sein, denn mein Papa war auch zu Hause.
Ich war 5 Jahre alt und bin morgens zu meinen Eltern ins Bett gekrabbelt, das war Sonntags immer so üblich, Familienkuscheln, wenn alle da sind. Einfach schön !
Ich hatte am Abend zuvor ein Bilderbuch gesehen, von einer Frau, in deren Bauch ein Baby wuchs.
Ich fragte meine Mama, ob ich denn auch, wie im Buch, bei ihr im Bauch gewachsen sei.
Sie war offen und ehrlich zu mir, und erzählte mir, dass ich nicht in IHREM Bauch gewachsen sei, ich wäre im Bauch einer anderen Frau gewachsen, sie aber kein Geld gehabt hätte, mir Essen und Kleidung zu kaufen, da ihr Mann nicht mehr bei ihr wäre. Sie hätte sich so mit ihrem Mann gestritten, wie auch ich im Kindi mit einer damaligen Freundin, dass der Mann sie nicht mehr mögen würde, und sie sich nicht mehr sehen würden. Wenn sie sich alleine um mich hätte kümmern müssen, hätte sie ja nicht arbeiten gehen können (meine A.Mama war, seit ich bei ihnen war, nicht mehr arbeiten) und somit auch kein Geld verdienen würde.
Sie sagte mir auch, dass die Frau sehr sehr traurig war, dass sie mich hat hergeben müssen, aber sie hätte auch gewusst, dass ich bei meiner neuen Familie alles bekommen würde, und auch ganz viel Liebe.
Sie erzählte mir auch, dass sie früher mal ganz arg krank war und deswegen kein Baby in ihrem Bauch wachsen kann, sie sich, und ihr Mann, sich sehr sehr ein Baby gewünscht haben. Und so haben sie mich zu sich geholt, als ihr eigenes Kind.
Ich habe es mit meinen 5 Jahren bereits sehr gut verstanden. Was ich nicht verstanden habe war, dass meine Ma die ganze Zeit hat weinen müssen, als sie mir das alles erzählt hat.
Ich habe sie gefragt, warum sie denn weint.
Das sei doch nicht schlimm und ich hab sie doch lieb, sie muss doch gar nicht traurig sein. Dass man vor Glück und Rührung weinen kann, das wusste ich noch nicht.
Ach ja, ich war bei der Adoption 4 Wochen alt...

Ich hatte niemals ein Problem damit und meine Verwandtschaft weiß davon, wir alle sind uns sehr nahe.
Als es vor 5 Jahren hieß, ich könne keine Kinder bekommen, war mir sofort klar, dass ich FÜR eine Adoption eines Kindes wäre. Jedoch trennten mein Partner und ich uns kurze Zeit darauf. Er wollte keine Adoption... aber das ist eine andere Geschichte.

Ein Jahr später lernte ich einen Mann kennen, erzählte ihm von meiner Diagnose - fand er nicht so schlimm - und..... ich war kurze Zeit später schwanger. Er verlangte, dass ich abtreibe. Was ich getan habe, könnt ihr euch denken. No never ever !
Der Mann ist natürlich nicht mehr mein Partner !!!
So bin ich bis heute allein erziehend und wir alle lieben Sebastian über alles !! Es klappt alles wunderbar und ich könnte mir nichts schöneres vorstellen !

So - jetzt ist es ganz schön lang geworden !!!!
Vielleicht könnt ihr aus meiner Geschichte einfach ein positives Gefühl für Adoption bekommen.

Liebe Grüße
Andrea

7

#liebdrueck

Danke für deinen Beitrag!
Mir sind vor Rührung die Tränen gekommen!
Ich wünsche dir mit deinem Buben eine ganz schöne glückliche Zukunft!

lg karin

8

Vielen lieben Dank !
Mit meinem Beitrag wollte ich den Paaren, die noch Zweifel haben, ihre Ängste nehmen, Mut zu diesem Schritt geben.

Ich wünsche auch dir alles Liebe und #liebdrueck
Andrea

9

Ich habe es meinem Sohn gesagt, als er 6 Jahre alt war. Er hat es sehr gut aufgenommen. Er konnte mich in diesem Alter gut verstehen und er war auch noch nicht zu alt dafür. Ich denke wir haben für uns den richtigen Zeitpunkt gefunden. Allerdings haben wir uns psychologische Hilfe einer Kinderpsychologin eingeholt. Sie hat uns tolle Tips gegeben wie wir das einer kleinen Kinderseele am besten beibringen können.

LG

Ivonne

10

Hallo Carmen,

Ich bin auch adoptiert und so richtig realisiert habe ich das mit 4 im Kindergarten und vor allem bei der Ankunft meines kleinen Bruders, das leibliche Kind meiner Eltern. Denke das diese Kombination mehr als ungünstig war und ich hatte jahrelang Probleme damit. Muss dazu sagen, habe ein sehr inniges Verhältnis zu meinen Eltern und Familie, jedoch wurde immer sehr verkrampft über dieses Thema geredet... :-(

Am besten man ergreift die Gelegenheit und erzählt ihr das ganz spielerisch... mache ich, seitdem ich meine Herkunftsfamilie getroffen habe, auch mit meiner Tochter 3 Jahre alt.. (auch wenn das nicht vergleichbar ist!) sie weiss dass sie 3 "Omas" hat, eine davon weit weg in Korea und freut sich darüber... ;-)

Wenn sie mehr nicht wissen will, dann ist es auch noch nicht an der Zeit aber man sagt wenn Kinder weiter Fragen stellen, sie auch bereit dafür sind die Antwort zu hören! :-) ich würde das Thema aber unbedingt anschneiden!!

Ist ja auch so, wenn der Vater des Kindes abgehauen ist vor oder direkt nach der Geburt, denke dass das genauso eine blöde Situation sein kann um das zu erklären... aber je lockerer damit umgegangen wird, desto besser. Vielleicht fühlt sie sich dann als etwas Besonderes, kann ja auch etwas positives sein!


LG
Pimkie