Mein ewiger Kryptonit

Hallo,

ich(w, 29) habe im Winter 2015 jemanden kennen gelernt. Zu der Zeit, war ich bereits seit 6 Jahren in einer Beziehung. Leider nicht mehr so glücklich.
Ich merkte relativ schnell, dass mir die Bekanntschaft nicht mehr aus dem Kopf geht und sprach es bei meinem Freund an. Er akzeptierte es und gab mir Zeit, mir Gedanken darüber zu machen und für uns bzw für mich einen Weg zu finden.
Nun, nach 2 Wochen trennte ich mich. Kurz darauf traf ich mich mit der Bekanntschaft auf ein Date, wir harmonierten vom ersten Tag.
Nun, die Liebelei(Beziehung möchte ich es nach so kurzer Zeit nicht nennen) endete nach 3 Monaten, als er mir mitteilte, dass eine Fernbeziehung (zukünftig 300km) nichts wäre und er so nicht wirklich an meinem Leben teilhaben könnte. Natürlich war ich verletzt und enttäuscht. Hatte ich damit nicht gerechnet, da immer von der gemeinsamen Zukunft gesprochen wurde. Von uns beiden.

So, im Herbst 2016 kamen mein Ex, den ich damals verlassen hatte, und ich uns wieder näher, wir verliebten uns erneut und relativ schnell war auch unser erster Sohn unterwegs. Währenddessen nahm auch die damalige Bekanntschaft aus dem Nichts Kontakt zu mir auf und fragte, wie es mir so ergangen ist was ich mache etc. Er teilte mir auch mit, dass er seit einem Jahr ständig darüber nachdenkt, ob die Entscheidung damals nicht doch die falsche war. Selbstverständlich war ich ehrlich und so hatte sich das ganze erledigt. Seitdem haben wir auch keinen Kontakt mehr gehabt.

Mittlerweile bin ich verheiratet, habe einen zweiten Sohn bekommen und wir leben endlich in unserem Häuschen. Dennoch geht mir seit 4 Jahren dieser Mann nicht aus dem Kopf.
Ich vermisse ihn nicht, habe jedoch immer ein warmes angenehmes Gefühl, wenn ich an diese 3 wirklich schönen Monate denke. Manchmal frage ich mich, wo ich jetzt stehen würde, hätte er sich nicht "getrennt" oder was hätte ich gemacht, wäre ich ein eineinhalb Jahre später nicht schwanger gewesen.

Im Großen und Ganzen finde ich diese Gefühle auch in Ordnung aber manchmal überkommt mich ein Gefühl, dass es nicht fair meinem Mann und meinem jetzigen Leben gegenüber ist. Ich bin auch so ehrlich, dass ich froh bin, 300km entfernt zu sein, denn ich wüsste in diesen kurzen Phasen nicht, ob ich bei einem Treffen mir selbst und meinem Mann treu bleiben würde... Das erschreckt mich.

Kennt jemand dieses Gefühl? Ist es ok, so zu fühlen und es jedoch einfach für sich zu behalten?

Liebe Grüße
Die Frau mit dem Kryptonit-Mensch

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Ich glaube nicht an Kryptonit, dem man machtlos ergeben ist. Wohl aber glaube ich an die Macht der Projektion, die manchmal sogar Frösche wie Prinzen aussehen lässt.


Ich würde mich also fragen, was für ungelebte Seiten von dir und welche Sehnsüchte du auf den Typen projiziert, dass du nicht von ihm los kommst. Schau dir dein Kopfkino an: welche Art von Frau bist du darin? Welche Art von Mann ist Der Krypto-Man? Welche Art von Beziehung führt ihr?

Insofern sind die Krypos eigentlich ein Geschenk. Sie helfen zu erkennen, was einem vielleicht fehlt. Und wenn man weiß, was das ist kann man was an dem Mangel ändern.

Nur eins darf man nie tun: eine Projektionsfläche mit der Realität verwechseln. Der Typ will dich doch gar nicht und hat sich auch nicht sonderlich nett dir gegenüber verhalten.

Wieso also solltest du ihm also nachtrauern? Das ergibt nur Sinn, wenn er irgendetwas verkörpert, dass dir wichtig ist. Slso: Schau hin aus welcher Materie Kryptomen tatsächlich ist.

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Hallo, danke. Dein Kommentar hat mir sehr geholfen.

Das ist wirklich eine gute Idee mich selbst und meine Emotionen zu hinterfragen.
So allgemein wüsste ich wirklich nicht, was es geben könnte, da ich glücklich bin, so wie es ist aber es klingt logisch, dass es, wenn man tiefer blickt, doch etwas geben könnte.

Danke dir! 😊

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Klingt für mich irgendwie seltsam, würde ich persönlich besser für mich behalten

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Mir geht es ganz genauso. Ich habe vor 10Jahren einen Mann kennengelernt und mich total verliebt. Bin damals kurze Zeit später umgezogen und er hat mich verlassen, eben auch wegen der Distanz. Hat sich dann immer wieder gemeldet und ich hab um ihn gekämpft, weil ich an uns geglaubt hab. Ich kam dann nach nem Jahr zurück in meine Heimatstadt (war von Anfang an geplant) und schwups war er in einer Beziehung. Ich war total traurig und enttäuscht aber musste mit leben. Er wusste, dass ich noch Interesse habe, aber sie war dann anscheinend wichtiger. Also hab ich auch weitergemacht und mich neu verliebt. Bin jetzt seit 4 Jahren glücklich verliebt und seit 2Jahren verlobt. Wir sind aktuell im Kinderwunsch.

Ich dachte auch oft an ihn und die Zeit, wie lustig es war und wie es wohl gekommen wäre, wenn wir zusammengeblieben wären.

Vor 2Jahren konnte ich es dann nicht lassen und hab ihn mal angeschrieben. Seine Beziehung war vorbei (ich hab mich innerlich gefreut. Nicht weil ich ihn wieder wollte sondern dass sie es nicht wert war - gemein, ich weiß) und er trauriger Single, depri und dem Alkohol nicht abgeneigt. Er war gar nicht mehr der, den ich kannte. Hab ein paar Fragen geklärt und ihm von meinem neuen Leben erzählt (wollte es ihm reindrücken, dass ich jetzt glücklich bin). Er ist total ausgeflippt und sagte, ich sei seine große Liebe.

Naja Blabla. Ich bin total glücklich mit meinem Verlobten, aber manchmal träume ich von „ihm“ und dann geht es mir den nächsten Tag wie dir. Hab ein schlechtes Gewissen und bin durcheinander, was mir mein Kopf sagen will.

Ich glaube es ist ok so. Er war Teil meines Lebens und wird es immer sein. Ich werde nie erfahren was gewesen wäre und das ist ok. Ich werde meinem Verlobten nie von den Gedanken erzählen. Das würde was zwischen uns zerstören und das wäre es mir nicht wert.

Mein Ex ist mittlerweile wieder in einer Beziehung und ich freue mich wirklich für ihn. Ich hoffe, dass er endlich glücklich wird und zu sich findet und den Scheiß, den er mit mir verzapft hat, nie wieder bei einer Frau abzieht.

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Also ich denke es gibt sowas... wobei das Kommentar hier über mir mich auch sehr zum nachdenken angeregt hat - tolle Sichtweise!

Ich denke dennoch, dass hier Gefühle mitspielen, man denkt ja natürlich immer nur an das positive, das tolle, das aufregende, das Kribbeln, das man hatte.... und ich denke sowas darf man bis zu einem gewissen Punkt erlauben.
Wo ich mich aber ganz klar abgrenze: ich wünsche es mir nicht zurück, ich trauere nicht nach, ich genieße einfach nur den kurzen Moment :)