Ich war wirklich kein Kind von Traurigkeit und habe mich vieles getraut, aber was das andere Geschlecht angeht war ich ziemlich zurückhaltend, was ich mittlerweile ziemlich bereue.
Viel zu anständig und lieb war ich, denn ich hatte eine gute Kinderstube und habe eine erstklassige Erziehung genossen. Mir wurde beigebracht, dass man sich in Gespräche von Erwachsenen nicht störend einmischt. Mir wurde beigebracht, dass man fragt, wenn man etwas haben möchte. Mir wurde beigebracht, dass man Mädchen und Frauen nicht schlägt, nicht schubst und sie anständig behandelt. Mir wurde beigebracht, dass ordinäre und vulgäre Ausdrücke tabu sind. Mir wurden noch viele andere Regeln beigebracht und ich war eigentlich immer ein vorbildliches Kind. Selbst als ich im frühen Jugendalter anfing die Regeln zu brechen und gegen unzählig viele Regeln beim Experimentieren mit meiner Umwelt und meinen Mitmenschen zu verstoßen, habe ich dies immer mit Anstand und Stil getan, oft hatte ich sogar ein schlechtes Gewissen.
Ich habe so viele Grenzen ausgetestet und so vieles in meiner Jugend probiert, auch sehr früh, was andere erst weit später probiert haben. Beispielsweise hatte ich gleich mit meiner ersten Freundin Sex, denn wir dachten wir seien so ziemlich die letzten aus der Klasse und dem Jahrgang, die es noch nicht getan haben - wie sich später herausstellte hatten die anderen nur geblufft und wir waren die ersten im Jahrgang, die ihre Unschuld verloren und am Ende wollten alle anderen Tipps haben. Die Anzahl meiner festen Beziehungen über die Jahre lag auch deutlich über dem Durchschnitt. Mittlerweile bin ich glücklich verheiratet. Es gibt jedoch eine Sache, über die ich mich wirklich ärgere ... verpasste und verpatzte Chancen beim anderen Geschlecht.
Ich war trotz meiner festen Freundinnen immer zu schüchtern. Einer meiner besten Freunde hat immer zu mir wegen meiner Gelassenheit, meiner Ruhe und meinem Mut aufgeblickt und umgekehrt habe ich immer zu ihm aufgeblickt, weil ihm seltsamerweise immer alle Frauen zu Füßen lagen und seinem Charme verfallen sind, naja ... nicht alle, aber sehr viele. Irgendwann, es war mit der Partnerin, die ich vor meiner Frau hatte, habe ich endlich verstanden die Flirtsignale von Frauen zu lesen und ich war trotzdem noch sehr schüchtern, zumindest bis der erste Kuss und der erste Sex vorbei waren. Als dann Schluss war, wollte ich erst mal keine Beziehung, habe meine Frau kennengelernt, habe der Dinge geharrt die da kommen und dann nach gut 10 Jahren haben wir geheiratet. Mittlerweile ärgere ich mich, denn ich werde recht häufig angeflirtet, wieso das passiert weiß ich nicht, aber mir fiel auf, dass es immer ein Verhalten ist, dass Frauen in meiner Umgebung schon früher gezeigt haben, aber ich konnte diese Signale irgendwie nie entschlüsseln und war immer viel zu schüchtern. So sind mir etliche amouröse Begegnungen und potenzielle Beziehungen durch die Lappen gegangen.
Ein guter Freund von mir, dem es ähnlich geht, hat es neulich mal auf den Punkt gebracht. Er sagte, dass wenn wir als junge Kerle im Alter von 18 bis 25 die Erfahrung und das Selbstbewusstsein von heute gehabt hätten, uns die Frauen nur so zu Füßen gelegen hätten. Er hat recht und ich ärgere mich einmal mehr ob etlicher verpasster Chancen. Besonders in zwei Fällen. Ich hatte zwei gute Freundinnen, die ich auch sehr attraktiv fand, nach beiden haben sich andere Kerle alle Finger geleckt und wären froh gewesen in deren Nähe zu sein. Ich war zu blöd es zu kapieren, zu blind und viel, viel, viel zu anständig, und am Ende war außer beidseitiger Mühen nichts gewesen. Die vielen Videoabende mit Kerzenschein und Wein, das Vorlesen an lauen Sommerabenden mit Räucherstäbchen auf dem Bett, sich aneinander gekuschelt über Gott und die Welt unterhalten und unendlich viele Massagen, diese teils sogar mehr oder minder bekleidet. Einige Male wurden aus den Massagen sogar Streicheleinheiten und Petting, aber nie mehr, ich habe mich leider nie getraut. Eine der beiden Freundinnen schob meine Hände sogar mal sehr offensiv auf ihre Brüste und in tiefere Regionen, aber getraut habe ich mich dann auch nicht mehr. Heute bereue ich all diese Verpatzten und verpassten Chancen sehr. Geht das nur mir so?
Ärger über verpasste Chancen
<< Geht das nur mir so? >>
Das weiss ich nicht. Mir geht es nicht so.
Die erste Chance hätte ich mir lieber erspart. Aber das weiss man erst, wenn es zu spät ist.
Ich bin bald 40 Jahre mit meiner zweiten (wahrscheinlich letzten) Frau zusammen. Sie hat mir keine anderen Chancen mehr gelassen.
Don't waste your time searching for the wasted years (Iron Maiden)
Sei weiter Du selbst und Du wirst noch so viele Chancen haben.
UP THE IRONS!!!!!!!
Nein
Dein Text hat bei mir nur eine einzige Reaktion hervor gerufen.
Es ist zu spät.
Und genau das musst du begreifen.
Die Zeit ist vorbei, Vergangenheit und kommt nie zurück. Je eher du das akzeptierst um so schneller kannst du dich auf die Zukunft konzentrieren.
Halte dich nicht auf mit dem was Vergangenheit ist.
Stelle dir die Frage ob das was du jetzt hast, dass ist was du willst.
Wenn nicht - ändere es!
Nur eines geht nie, die Vergangenheit zurück zu holen.
Gestalten kannst du nur die Gegenwart und die Zukunft.
Alles gute
"Ein guter Freund von mir, dem es ähnlich geht, hat es neulich mal auf den Punkt gebracht. Er sagte, dass wenn wir als junge Kerle im Alter von 18 bis 25 die Erfahrung und das Selbstbewusstsein von heute gehabt hätten, uns die Frauen nur so zu Füßen gelegen hätten. "
Nunja, hätte ich zu Beginn meines Studiums gewusst, was ich jetzt weiss, hätte ich mit 23 promoviert.
So ist es nun mal im Leben, man macht seine Erfarhungen, macht vielleicht auch mal Fehler und lernt daraus und beim nächsten Mal macht man es besser.
Der eine lernt sein handwerk und zerdeppert dabei ein paar teile, der andere legt seine Schüchhternheit ab und hinterlässt ein paar Frauen ungeküsst.
Und am Ende hat es einen genau dahi gebracht,wo man heiute ist.
Wenn du zufrieden bist mit deinem Leben und deiner Beziehung, dann ist doch jede Schüchternheit, jeder verpasste Gelgenheit ein richtiger Schritt dorthin gewesen.
Viel schlimmer finde ich Geschehnsise, die einem zum negativen beeinflusst haben, die einem geschadet haben, schlimme Fehler, die unwiderbringliche Folgen hatten
Damit zu leben ist schwer, mancher kennt diese Momente vielleicht in denen man mit sich und/oder seiner Geschichte hadert.
Wobei ich aber auch sagen möchte, dass ich die Geschichten mit den beiden Mädchen eher ganz romantisch und schön finde als dass sie Fehler gewesen wären.
Weißt Du was ich mich manchmal frage? Wieviele Frauen mich attraktiv fanden und sich mehr hätten vorstellen können und ich habs nicht gemerkt (oder weiss es halt nur nicht, da die Mädels hier auch zu schüchtern waren). Aber egal, Leben geht weiter, das sind zwar Erinnerungen, mehr aber auch nicht. Man lebt im Jetzt und nicht im Gestern. Hab ich was verpaßt? Ich glaube nicht unbedingt, da man die Zeit ja anders genutzt hat, in dieser Zeit andere Erfahrungen gemacht hat, Erfahrungen, die uns zu dem gemacht haben was wir jetzt sind. Ohne diese Erfahrungen hättest Du evtl. Deine aktuelle Frau NICHT an Land gezogen ;)
<<Heute bereue ich all diese Verpatzten und verpassten Chancen sehr<<
Warum? Ändere deinen Blickwinkel und schon gibts nix mehr zu bereuen.
Gruss
agostea
Was glaubst du denn, was anders wäre, wenn du "all die verpatzten und verpassten Chancen" wahrgenommen hättest?
Meinst du, du wärst heute glücklicher?
Und bist du sicher, dass deine Ehe und dein Leben heute wirklich glücklich sind? Aus deinem Text spricht so eine große Sehnsucht, so eine Gier nach neuen Erfahrungen.
Wärst du mein Mann und du würdest mir von deinen Gedanken erzählen: Ich würde dich noch mal ein bisschen auf die Wiese zum Grasen schicken. Kein Mensch sollte mir einem derartigen Hunger im Bauch herumlaufen und ich glaube auch nicht, dass das gut für deine aktuelle Beziehung ist.
Vielleicht finden sich ja sogar Wege, wie du gemeinsam mit deiner Partnerin Neues erleben kannst?
Zu deiner Sehnsucht will ich auch noch etwas sagen, auch wenn es dir nicht helfen wird, weil du schlecht von meinen Erfahrungen zehren können wirst.
Ich war kein Kind von Traurigkeit und habe unzählige Chancen in meinem Leben beim Schopfe gepackt und ich kann dir sagen: Kaum eine davon hat zu meiner Glückseligkeit beigetragen. Im Gegenteil: In bleibender Erinnerung sind mir eigentlich die Gelegenheiten geblieben, die ich nicht genutzt habe. Oft sind die spannendsten und erotischsten Geschichten doch die, wo alles in der prickelnden Schwebe bleibt. Der Vollzug ist dann doch oft irgendwie gleich und manchmal auch ernüchternd.
Zu den scheinbar willigen Frauen:
Ich flirte gerne und viel und am liebsten mit Männern, die gebunden sind und von denen ich weiß, dass sie wissen, dass ich nur spielen will. Flirten hat für mich rein gar nichts damit zu tun, ob ich mit jemanden schlafen will. Es ist eher so eine "Feel-Good-Sache": Ich freue mich, jemanden das Gefühl zu geben, attraktiv zu sein und mich selbst attraktiv zu fühlen. Insofern glaube ich, dass es ein Trugschluss ist zu glauben, dass sich die Frauen reihenweise in dein Bett werfen würden, wenn du nur ungebunden bist.
Alle Gute dir und vergiss bei deiner Sehnsucht nach dem "anderen" nicht völlig das, was du hast. Dazu neigt man nämlich erfahrungsgemäß, wenn der Kopf ständig in den Konjunktiv abschweift.