Ficken, Herzeln und die allgemeine Verklemmtheit

Liebe Gemeinde,

eine Frage ergab sich bei mir aus untenstehender Diskussion, und wie ich dort schon schrub, bin ich verwundert angesichts der mangelnden Toleranz gerade derjeniger, denen man wegen ihrer gezeigten Offenheit bei der Verwendung dieser Begriffe diese Toleranz am ehesten zuschreiben würde.

Die Essenz vieler Aussagen war: wenn man im Bett nicht sagt "Fick mich" ist das gleichbedeutend dass man nicht gefickt wird oder gefickt werden will, im Sinne von leidenschaftlichem Sex - anders gesagt: vor Verklemmung kaum die Beine auseinander kriegt. So hatte ich zumindest den Eindruck.

Also bitte: Ist denn die Verbalisierung, das Benennen einer Tätigkeit gleichbedeutend mit der körperlichen Leidenschaft, die man zeigt? Muss man das? Sollte man das?

Vielleicht sollte ich im Titel statt der allgemeinen Verklemmtheit die allgemeine Intoleranz nennen.

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Hm, ich bin da ehrlich gesagt hin und her gerissen. Denn es stimmt: ich habe tatsächlich noch nie "Fick mich" zu meinem Liebsten gesagt. Ich mag das Wort einfach nicht. Es ist mir zu "vulgär", zu "ordinär"; wahrscheinlich würde sich - würde ich mich dazu überwinden, es auszusprechen - meine verführerische Miene in ein vor Lachen verkrampftes Etwas verzerren.

Sprich: es liegt mir einfach nicht, dieses eine Wort zu benutzen. Das hat nix, aber auch gar nix, mit Verklemmtheit im Bett zu tun (auch wenn ich, demnach zu urteilen, was die User hier so verbreiten, wohl eher zu der Fraktion "Blümchensexbevorzugerin" zähle).

Ich muss schlicht nicht mit mehreren Personen gleichzeitig im Bett liegen / sitzen / stehen. Ich muss auch meinem Partner nicht meine sämtlichen Körperöffnungen zur Verfügung stellen, wenn mir das keinen Spaß macht. Ich muss keine akrobatischen Höchstleistungen vollbringen, um befriedigt zu sein. Ich muss mir keine Schmerzen zufügen lassen oder sie meinem Partner zufügen, wenn uns beiden das nicht liegt.

So. Okay, vielleicht bin ich doch verklemmt. Aber was solls? Wir haben dennoch ein äußerst befriedigendes, experimentierfreudiges und offenes Sexualleben. Und - das Wichtigste - wir sind und da einig. Denn auch wenn wir nicht alles durchexerzieren, so sind wir doch in der Lage, darüber miteinander zu sprechen und so unser Leben für uns zufriedenstellend zu leben.

Insofern: jedem so wie es ihm beliebt. Ich bin die Tolerenz in Person #cool#freu

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Danke für das Feedback. Ich glaube nicht, dass eine sprachliche Verklemmtheit eine solche ist. Sondern dass es sich eher über das körperliche äußert.

Zu Deinem dritten Absatz, den ich mit Interesse gelesen habe: Es geht ja nicht darum, was man nicht tun und lassen muss, um befriedigt zu sein. Sondern nur um die Befriedigung an sich, das Notwendige. Oder?

Wenn 2 Partner mit 3-Minuten-Blümchensex glücklich und zufrieden wären, würde ich das nicht als verklemmt, sondern als erfüllte Beziehung deuten.

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"Denn auch wenn wir nicht alles durchexerzieren, so sind wir doch in der Lage, darüber miteinander zu sprechen und so unser Leben für uns zufriedenstellend zu leben."

Und allein darauf kommt es an, liebe Nina. :-)

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Hallo Daddy,

ich hatte dir ja schon bei dem anderen Thread geschrieben, dass bei mir schon ein Zusammenhang besteht.

Ich kann mir jemanden der nicht über Sex oder sexuelle Dinge offen sprechen kann/möchte auch nicht offen im Bett vorstellen. Vielleicht bin ich intolerant, mag sein, aber bei uns wird einfach alles offen angesprochen und auch gelebt. Da wird kein großes Geheimnis draus gemacht, es ist ja nichts Verbotenes, nichts Perverses, nichts Abartiges... es ist einfach nur Sex.

Liebe Grüße
Ariane

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Hallo Ariane,

man schweigt ja vielleicht über Sex, weil es der Erziehung geschuldet und es eine Gewohnheitssache ist? Und diese Menschen sind sich auch im Klaren dass es nicht Verbotenes ist, sonst würden sie es nicht tun.

Ich kann doch auch ein gutes Essen genießen und muss nie ein Wort darüber verlieren ;-)

LG

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aber ich kann auch sagen "hm, das Essen war sehr gut, aber vielleicht etwas zu scharf....beim nächsten mal etwas weniger Pfeffer, dann würde die Soße besser schmecken..." oder so... ;-)

Genauso kann man auch über sexuelle Dinge sprechen ohne dass es einem peinlich ist.

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Hm... also ich bezeichne mich selbst tatsächlich als intollerant.

Allerdings ist es mir total schnuppe ob jemand zu Sex, ficken, herzeln, bumbsen, vögeln, liebe machen, oder sonstiges sagt und das lässt meiner Meinung nach auch nicht auf die Qualität des Sexlebens schließen.

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Ich muss gerade echt lachen...über diese Personen.

Es gibt natürlich unterschiedliche Arten von Sex, aber die zwei "bekanntesten" sind wohl

-miteinander schlafen;Liebe machen;den anderen spüren...
- leidenschaftlicher Sex; "Ficken"; sich der Lust unkontrolliert hingeben...

Mir kann kein Mensch der Welt erzählen (außer er ist a-sexuell oder anderweitig sexuell "außergewöhnlich" orientiert), dass er noch nie gespürt hat, wie die pure Lust in ihm hoch gekocht ist, das Gefühl gefickt werden zu wollen bzw. zu ficken.

Ja, man kann dann auch sagen, ich möchte mich der Lust unkontrolliert hingeben und leidenschaftlichen Sex haben aber warum so umständlich, wenn man es mit einem Wort ausdrücken kann?

Ich denke die meisten denken bei dem Wort "Ficken" an die Schulzeit, wo dieses als Beleidigung benutzt wurde.

Eine Art Trauma welches nicht verarbeitet wurde und nun weiterhin als 'böses' Wort gilt.

Tja, das andere klingt eben unschuldiger, aber der Akt ist es dadurch nicht weniger ;-).

LG meine Lieben #hicks

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Ich möchte den Spiess eher umdrehen.

Warum ist man billig und obszön, wenn man als Frau im Bett sagt: "Fick mich!"

Ich denke, du hast Recht, man kann durchaus die Klappe halten und dennoch wilden, ausgelassenen Sex haben.

Ich verstehe nur nicht, wie man diejenigen verurteilt, die ihren Sex auch verbal zum Ausdruck bringen, wenn du verstehst, was ich meine.

Warum möchte ein Mann (nur so als Beispiel), dass seine Frau im Bett ALLES mit sich machen lässt, findet es aber billig, wenn sie darüber redet?

Wird das Tun an sich verändert, wenn man es ausspricht? Können Worte eine Tat verändern?
Das wird dann fast schon philosophisch, das Thema, oder?

Ausserdem hoffe ich, dass du verstehst, was ich sagen will.

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Du musst den Spieß doch nicht umdrehen, ich habe doch nicht behauptet, dass eine Frau obszön wirkt, wenn sie das sagt.

Und ich verurteile auch nicht diejenigen, die das tun.

Mich stört, dass propagiert wird, dass zu wildem, hemmungslosem Sex auch das Reden darüber gehört. Darauf gründet meine Frage.

"Wird das Tun an sich verändert, wenn man es ausspricht? Können Worte eine Tat verändern?"

Sie können das Tun verändern, zum Guten und zum Schlechten. Und genauso gut kann alles so bleiben wie es ist.

Für das Schweigen gilt dies genauso. Vor allem bei etwas körperlich - intimen.

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Ja, da weiche ich wohl zu sehr von deiner Ausgangsfrage ab, entschuldige.

Ich habe bei der Diskussion unten eigentlich nur deinen Austausch mit ariane so gesehen, als dass da ariane "intolerant" war und du es nicht verstanden hast.
Ich habe irgendwie keine andere Aussage dazu gefunden, die belegt, dass viele User hier finden, dass wer NICHT darüber spricht, im Bett einer trockenen Rosine gleichen muss.

Vielmehr hat mich aber eben die Aussage gestossen, aus der hervorging, dass wer die Worte nun einmal nennt, eine Hure sei, billig und obszön. Sozusagen die Intoleranz in die andere Richtung.

Es gibt Menschen, die sprechen über Sex, mit anderen Menschen in einem Forum oder/und mit ihrem Partner. Und es gibt andere Menschen, die tun dies NICHT oder anders.

Es sollte eine gegenseitige Toleranz geben, oder nicht?

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"Ist denn die Verbalisierung, das Benennen einer Tätigkeit gleichbedeutend mit der körperlichen Leidenschaft, die man zeigt? Muss man das? Sollte man das?"

Nope!

Denn: Was machen Stumme? Schreiben die dann Plakate, wo die entsprechenden Äußerungen als Ansage draufstehen?!

Oder wie sang Prince mal so treffend: "You got to not talk dirty, baby
If you want to impress me"

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Dafür gibts jetzt ein Sternchen.

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Schieb's Dir unter die Vorhaut! :-)

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Meinst du wirklich "schrub"? #rofl

"Also bitte: Ist denn die Verbalisierung, das Benennen einer Tätigkeit gleichbedeutend mit der körperlichen Leidenschaft, die man zeigt? => Für mich: Nö.

Ich benutze selbst normale Worte für den GV. Und Ficken ist ja irgendwie auch schon gängig und nicht wirklich mehr obszön. Herzeln ist für mich befremdlich. Das würde ich erst sagen, wenn ich im tiefsten Bayern auf einer Alm wohne.

Und wenn ich während des GVs "Fick mich" sagen würde zu meinem Mann, dann würde ich anfangen zu lachen. Zu dolles Stöhnen, zu viel Gequatsche finde ich einfach nur störend und überflüssig. Wir reden vorher und auch offen.

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Nachtrag:

Ich könnte auch die Gegenfrage stellen: Muss ich denn bei so etwas körperlich-intimen überhaupt reden? Wenn die Worte sowieso nicht annähernd das wiedergeben können, was ich fühle?

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"Wenn die Worte sowieso nicht annähernd das wiedergeben können, was ich fühle? "

Zu dem Ergebnis, nicht ausdrücken zu können, was man empfindet, kamen auch viele Autoren von großartigen Liebesgedichten und -versen.

Gott sei Dank haben sie es trotzdem versucht.

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Hallo!

"Also bitte: Ist denn die Verbalisierung, das Benennen einer Tätigkeit gleichbedeutend mit der körperlichen Leidenschaft, die man zeigt? Muss man das? Sollte man das?"

Wenn Du mich fragst - nein. Für mich sind das in der Tat zwei Paar Schuhe. Ich finde es auch absolut unangebracht, Leute verklemmt oder spießig zu nennen, weil sie bestimmte Sachen nicht sagen oder hören wollen. Da finde ich es weitaus bedenklicher, allen Scheiß mitzumachen, weil man denkt, dass das jetzt so sein muss.

Im Moment bin ich froh, mein Liebesleben dahingehend geregelt zu haben, dass es überhaupt wieder stattfindet, auch wenn viele das, was wir tun, wohl als Blümchensex herabwürdigen würden. Mir egal.
Deshalb kann ich trotzdem völlig angstfrei 'vögeln' und 'ficken' sagen.

Andersrum kann ich in entspannteren Phasen ohne Weiteres deutlich leidenschaftlicheren Sex haben ohne dies beim Namen nennen zu *müssen*.

Generell kann ich problemlos darüber reden - währenddessen rede ich eher gar nicht, weder anständig noch obszön, aber das ist wohl Geschmackssache.

Ob sich was ändern würde, wenn ich die Dinge beim Namen nenne, also dabei? Keine Ahnung, wahrscheinlich schon. Ist aber gerade nicht mein Ding.

Viele Grüße!