An die Hundebesitzer mit Kind(ern) - was kam anders als erwartet nach Anschaffung eines Hundes?

Hallo ihr Lieben :)

Wir haben 2 Kinder und überlegen, uns so in 1-2 Jahren einen Hund zuzulegen.
Meine Kids sind aktuell knapp 2 und knapp 4. Wir wohnen in einem kleinen Dorf, im eigenen Haus mit großem Garten. Wir haben viel Zeit, da mein Mann flexibel selbständig arbeitet und ich aktuell nicht arbeite und auch später dann flexibel sein werde, sodass der Hund definitiv nie lange alleine sein muss :)

Ich mache mir viele Gedanken und da es eine sehr große und wichtige Entscheidung ist, möchte ich auf möglichst viele Dinge vorbereitet sein.

Mich würde einfach interessieren, auf welche Probleme ihr als Eltern mit Kind(ern) bei der Aufnahme eines Hundes gestoßen seid. Kam viel so wie ihr es erwartet habt oder gab es Dinge, die man nicht wissen konnte und die dann schwierig waren zu meistern?
War es gut, dass euer Kind/eure Kinder noch relativ jung waren oder war das ein Problem?
(mir ist schon klar, dass es auch sehr auf die Hunderasse ankommt ;) ).

Wir haben bisher noch gar keine Erfahrung mit Hunden deshalb freue ich mich über ein paar Anregungen :)

So grundlegende Dinge wie z.B. wo kann der Hund hin wenn wir mal eine Nacht nicht zuhause sind, wären schon geklärt, da wir in der Familie 2 hundefreundliche Familien haben, die sich kümmern könnten".

Natürlich wäre es auch interessant ob euer Hund vom Züchter kam oder aus dem Tierheim etc. und wie da die Erfahrungen so waren.

Herzlichen Dank schon mal und liebe Grüße :)

1

Hallo!

Meine Erfahrung mit Hund UND Kind ist noch gering, da bei mir der Hund schon da war, als das Kind kam. Meine Hündin ist drei Jahre alt, mein Sohn 7 Monate. Ich erzähle dir einfach mal, wie das bei uns bisher lief.


Züchter oder Tierheim, Welpe oder erwachsener Hund?

Unsere Wahl fiel auf einen Züchter, weil wir einen Welpen wollten, wir wollten wissen, wo der Hund herkommt, wie die Elterntiere sind usw. Bei Tierheimhunden weiß man ja nicht immer, was die so erlebt haben. Da ich mit dem Hund die Ausbildung zum Therapiebegleithundeteam absolvieren wollte, wollte ich möglichst viel über die Persönlichkeit und die Herkunft des Hundes wissen.
Ein Welpe sollte es sein, damit man ihn schrittweise an seine zukünftige Aufgabe heranführen kann.
Überlegt euch, wie viel Zeit und Energie ihr in die Basiserziehung stecken wollt und könnt. Ein Welpe bedeutet mehr Arbeit, aber er fügt sich vielleicht besser in euer System ein. Ein erwachsener Hund ist stubenrein, hat aber vielleicht ein paar Macken, die in eurer Familie nicht tragbar sind. Das muss man abwägen.


Welche Rasse?

Wir haben uns für einen Golden Retriever entschieden. Sie gelten als gelehrig, gutmütig, geduldig und verspielt. Unsere erfüllt das Klischee absolut, die guten und die negativen Seiten :-D Sie ist eine Wasserratte, die in jede Pfütze springt, sie frisst alles und haart viel.
Außerdem haben sie helles Fell, also wirken sie erstmal freundlicher als dunkle Hunde. Sie sind weder zu groß, dass meine Patienten Angst haben könnten, noch zu klein, dass insbesondere Kinder keinen Respekt mehr vor dem Hund haben und ihn eher als Kuscheltier sehen.

Was soll euer Hund denn für Eigenschaften haben? Ein Herdenschutzhund hat andere Eigenschaften als ein Jagdhund. Optik ist das eine, aber informiert euch, wofür die Rassen ursprünglich gezüchtet wurden, damit ihr einschätzen könnt, welche Vor- und Nachteile der Hund wahrscheinlich haben wird.


Hundeschule:
Unsere Hündin war eine Woche bei uns, da sind wir bereits in die Hundeschule mit ihr. Wir waren ein Jahr lang wöchentlich in der Hundeschule. Und das war absolut sinnvoll! Im Welpenalter wurde viel gespielt, die Kleinen lernen die "Hundesprache", sie wurden an verschiedene Gegenstände und Materialien herangeführt. Im Verlauf wurde weniger gespielt und mehr trainiert.
Im Anschluss hab ich dann noch die Ausbildung zum Therapiebegleithundeteam dran gehängt.
In den ersten paar Wochen sind Welpen besonders lernfähig. Dinge, die sie positiv kennen lernen, bleiben mit hoher Wahrscheinlichkeit positiv, bzw. es braucht mehr, bis etwas ursprünglich positiv besetztes, negativ bewertet wird. Umgekehrt sind negative Ereignisse schwer wieder wett zu machen.
Ich habe mir damals eine Liste gemacht und die abgearbeitet. Da standen Sachen drauf wie:
- andere Tiere sehen/kennen lernen (Pferde, Kühe, Hühner, Katzen...)
- verschiedenste Menschen (jung, alt, groß, klein, dünn, dick, mit Brille, Bart, Hut, humpelnd, spielende, kreischende Kinder)
- Auto, Aufzug, Zug, Bus fahren
- neben dem Fahrrad, Rollstuhl, Kinderwagen herlaufen
Usw.


Regeln aufstellen (gilt für die Familie und evtl. Hundesitter)
- was darf der Hund, was nicht?
- immer das gleiche Wort für einen Befehl benutzen (nicht mal "komm" mal "hier" für den Rückruf)
- Rückzugsort für den Hund einführen und respektieren (wenn der Hund auf seiner Decke liegt, wird er in Ruhe gelassen!)


Mein Fazit aus drei Jahren mit Hund: Das Leben mit Hund ist viel schöner als ohne. Die paar Einschränkungen, die ein Hund mit sich bringt, spielen für mich keine große Rolle.
Fazit aus 7 Monaten mit Hund und Kind: Man muss organisieren können, damit keiner zu kurz kommt.
Meine Hündin ist da einfach toll. Sie ist so geduldig und gechillt. Mein Sohn will immer zu ihr, hat sie keine Lust, geht sie einfach. Die Regel, dass der Rückzugsort des Hundes zu respektieren ist, hat mein Sohn noch nicht verstanden #rofl
Ich freue mich auf die Zukunft mit den beiden und bin gespannt, wie sie beide es meistern.

Ich wünsche euch viel Erfolg bei der Hundesuche!

Liebe Grüße
Orchifee

4

Hey wow!! Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort!!
Das hat mir echt geholfen und mir auch ein paar Denkanstöße gegeben👍☺️ Super!
Ich denke, dass wir definitiv noch mind. 1,5 Jahre warten. Dann ist mein kleiner auch wirklich soweit, dass er z.B. versteht, dass der Hund nicht vom Tisch gefüttert wird oder auf seinem Platz seine Ruhe will etc. ☺️ Das wäre wahrscheinlich unnötiger Stress sonst und davon haben wir mit unseren Rabauken grad noch genug 😅
Wenn beide im Kindergarten sind sieht die Welt auch wieder anders aus ☺️

Danke dir und alles Gute!! 🍀

8

„Bei Tierheimhunden weiß man ja nicht immer, was die so erlebt haben.“

Naja nicht alle Hunde im Tierheim werden irgendwo von der Straße gekratzt. Ganz viele werden abgegeben, weil sich die familiäre Situation geändert hat, weil jemand gestorben ist, weil der neue Vermieter keine Hinde erlaubt etc. Auch werden Welpen vermittelt.

Ich möchte deine Ansicht nicht kritisieren, ich möchte nur mit dem Tierheim-Klischee aufräumen. 😉

weitere Kommentare laden
2

Ich habe und werde ausschließlich Hunde aus dem Tierschutz ein Zuhause geben.

Da ich ein Mensch bin, der durch einen Hund eine verbesserte Lebensqualität empfindet, hat sich die Frage nach unvorhergesehenen Vorfällen nicht so stark gestellt. Sie passieren einfach. Aber ich hinterfrage sie nicht weiter.

Rückblickend kann ich sagen, dass es wesentlich einfacher ist, einen Hund zu besitzen, wenn man keine (kleinen) Kinder hat. Es ist schlichtweg Fakt das die menschlichen Bedürfnisse oft nicht kompatibel mit den tierischen Bedürfnissen sind. Und dann habe ich als Mutter ja auch noch Bedürfnisse oder Wünsche. Das kann ganz schön anstrengend sein, alles unter einen Hut zu bringen.

Meine Kinder wollten oft gerne mal in den Urlaub fliegen. Einfach weil die Freunde das auch so machten. Ging bei uns aber nicht, das wir den Hund nicht fremdbetreuen lassen.

Oder ein Tag im Freizeitpark ging nur dann, wenn der Hund auch gut untergebracht war.

Unsere aktuelle Hündin ist extrem schwierig mit fremden Menschen. Wollten meine Kinder Besuch haben, musste auch das gut organisiert werden.

Grundsätzlich ist es sehr schwer, ein Hundeleben (was ca. 15 Jahre dauern kann) mit dem eigenen Privat- und Berufsleben dauerhaft zu planen. Das Leben ist immer dynamisch und Dinge ändern sich. Du musst viele Kompromisse eingehen.

Aber dennoch ist ein Leben ohne Hund für mich und uns nicht denkbar.

#blume

3

Sehr schön geschrieben.

5

Danke auch dir für deine ausführlichen Erläuterungen ☺️
Sehr interessant was du geschrieben hast 👍☺️
Danke dass du dir die Zeit genommen hast mir zu antworten 😊

Liebe Grüße und alles Gute 🍀

6

Ich hatte in 20 Jahren sowohl Hunde vom Züchter als auch aus dem Tierheim.

Ich stehe einfach nicht auf Welpen und den ganzen Stress damit und würde jedem Hundeneuling raten, sich Zeit zu nehmen und den richtigen Tierheim-Hund zu finden.

Nach dem Tod meiner beiden Felldamen, zog ein Hundefrâulein aus dem Tierheim hier ein ( Sohn war 3 Jahre). Sie war bereits 2 Jahre vermittelt und hatte schon ordentlich Erziehung genossen, war stubenrein, konnte alleine bleiben. Mag Katzen und ist völlig vernarrt in Kinder. Diese Dinge lassen sich bei einem erwachsenen Hund der bestenfalls in einer Pflegestelle sitzt, leicht voraus sagen.

Der Nachteil am Tierheimhund ist, dass sie erst nach einigen Wochen ihre Macken offenbaren. Die waren für uns kein Problem, könnte aber für einen Neuling schwierig sein.

Beim Welpen vom Züchter ist natürlich der Vorteil, dass er in die Familie leicht rein wächst, er noch keine Biographie hat und man ihn selber versauen kann, erziehungstechnisch ;)

Es muss einem klar sein, dass der Hund Bedürfnisse hat und man diese neben, den Kinder, Arbeit, Haushalt, Mann und sich selbst gegenüber erfüllen muss.

3-4 x am Tag spazieren macht zeitlich mit einer großen Runde drin 2-3 Stunden täglichen Aufwand bei jedem Wetter.

Wenn es erzieherische Baustellen gibt oder ein Welpe einzieht, macht Hundeschule Sinn, macht je nach Anfahrtsweg ca. 2 Stunden i.d.W

Ihr solltet euch von dem Gedanken verabschieden, dass du und dein Mann sich die Aufgaben rund um den Hund teilen. Irgendwann kristallisiert es sich schnell heraus, dass sich primär nur einer um den Hund kümmert ( worst case).

Ich finde es heute mit Kind immer wieder schwierig wenn wir Ausflüge mal ohne Hund haben, ihn vorher ordentlich aus zulasten.

Könnte jetzt noch ewig weitermachen :)

10

Danke auch an dich für deine Tipps. Ich seh mich ehrlich gesagt auch eh schon als die Hauptperson, die sich ums gassigehen usw kümmert ☺️
Dadurch, dass wir es nicht eilig haben mit der Anschaffung eines Hundes, kann ich mir in den nächsten Jahren auch in bestimmten Situationen überlegen wo wir den Hund z.B. bei einer Hochzeitsfeier etc. unterbringen würden.

7

Hallo!

Bei kleineren Kindern müssen sie halt immer mit, wenn der Hund Gassi gehen will. Das macht einen Welpen irre anstrengend, wenn du da jedes mal zwei Kinder anziehen und mitschleppen musst im Rekordtempo. Da ist ein erwachsener Hund, der 3x am Tag Gassi will, deutlich einfacher - aber auch da kann die Hundekompatible Strecke nicht eben spannend für Kinder sein. Spielplatz mit Hund geht halt auch nicht. Da kennst du deine Kinder besser als ich.

Hund und Arbeit: wenn Du vorhattest wieder zu arbeiten, wenn die Kinder in die Kita gehen, hast du dann halt noch einen Hund zusätzlich einzuplanen. und das zieht sich durch, später müssen dann Hausaufgaben und ausreichend Bewegung für den Hund unter einen Hut geplant werden, und das bleibt viele Jahre so.

Betreuung durch die Familie hängt immer davon ab, ob sich dein Hund mit deren Haustieren auch gut versteht und da alles glatt geht. Gräbt dein Hund da den Garten um, kann die Begeisterung für die Hundebetreuung drastisch nachlassen. Und einen offensichtlich trauernden Hund eine Woche betreuen, während ihr Urlaub macht, ist auch nochmal eine andere Hausnummer.

Ich würde versuchen einen erwachsenen Hund aus dem Tierschutz zu finden, der aber nicht schon zu viel mitgemacht hat. Also eher ein Scheidungshund oder wenn es von der Arbeit her nicht mehr gepasst hat, aber eher kein spanischer Tierschutzhund, der noch nie stubenrein oder leinenführig war.

9

Hi!
Danke für deine Anregungen! Sehr interessant was du alles schreibst ☺️

14

Hund und Kind klappt hier wirklich toll.
Was uns wirklich gewurmt hat und immer noch sehr nervt, ist, dass man im Urlaub den Hund nirgendwo mit hineinnehmen kann.
In Dänemark kann man generell ja super Urlaub mit Hund und Kindern machen, aber dort konnten wir den Hund z.B. auch nicht mit ins Freilichtmuseum nehmen.
So musste im Urlaub immer einer von uns draußen bleiben, während der andere mit den Kiddies drinnen war. Im fliegenden Wechsel.
Das war und ist seeeehr nervig.Denn man will ja nun nicht den ganzen Tag nur am Strand hocken. Am Hundestrand.


Das war's auch schon.
😊

LG

Eryniell & Elli (Podenco Andaluz, 5 Jahre alt)

15

Wir hatten Hunde als unsere Kinder geboren wurden. Da waren sie aber schon alt.
Als sie starben waren die Kinder noch so klein, dass wir uns keinen neuen Welpen zugetraut hatten. Aber es fehlte uns total!!
Dann würden die Kinder 3+5 und sind sehr sehr lieb im Umgang mit Hunden (Tieren) Null übergriffig oder rüpelig, akzeptieren klare Grenzen und sind sehr empathisch.
Wir haben uns im Vorfeld Gedanken über die richtige Rasse gemacht. Also ein Hardcore Arbeitshund wie der Australien Sheppard oder ein Vizsla würde uns überfordern.
Die Kinder sind vormittags in einem Wald-Kiga. Zum Bringen und Abholen nehme ich den Hund mit und habe schon einmal eine kleine Runde gedreht! Nachmittags und abends gibt es lange Runden.
Ein Hund muss in das Familiengefüge passen.
Wir sind eher Wanderer und Nordseeurlauber. Freizeitparks und co. meiden wir und wir sind noch nie in den Urlaub geflogen! Das ist uns einfach zu teuer!
Wir sind gerne und viel draußen! Streifen durch die Wälder. Bevor wir auf den Spielplatz gehen , gehen wir lieber an den Bach und suchen Tiere um sie zu beobachten.
Alles Dinge wo der Hund auch Spaß dran hat!
Also du merkst, in unser Leben passt ein Hund gut rein und fällt nur deshalb auf weil wir noch mehr Spaß an solchen Aktivitäten haben und es einfach schön ist die Kinder zu beobachten wie sie mit dem Tier umgehen und wie sehr wir alle davon profitieren!