Emotionale Achterbahn

Ich muss mich jetzt einfach mal irgendwo auskotzen, weil mir im privaten Umfeld so wenig Verständnis entgegen kommt...

Ich bin 27 - also quasi in einem super alter um Kinder zu bekommen - habe meinen Master erfolgreich abgeschlossen und bin mit meiner großen Jugendliebe zusammen. Jetzt bin ich zum ersten Mal schwanger, ungeplant und hätte man mich vor einem Jahr gefragt hätte ich noch hoch und heilig geschworen, dass ich mir eher ins Knie schießen würde als selber Kinder zu bekommen. Jetzt in der Woche 16+3 habe ich mich zwar irgendwie an den Gedanken gewöhnt, dass in mir ein Lebewesen heranwächst und die Tatsache, dass mein Partner sich so darüber freut macht es auf jeden Fall ein wenig einfacher und manchmal lasse ich mich sogar ein wenig davon anstecken, aber dennoch gibt es einige Dinge, die mich immer wieder runter ziehen.

Ich habe einen Job, allerdings nur bis Ende März. Normalerweise sollte danach ein neues Projekt anlaufen, auf dem ich weiter beschäftigt werden sollte, da ich aber im Bereich Chemie tätig bin, fällt das erst einmal flach für mich. Mein Partner versichert mir zwar regelmäßig, dass er gerne zu Hause bleiben möchte, damit ich danach wieder arbeiten kann, allerdings versteht er nicht, dass ich nur deswegen sehr große Sorgen mache, weil nicht klar ist, ob ich bei meinen alten Arbeitgeber wieder in ein Projekt rein rutschen kann, oder ob ich bis dahin überhaupt wieder eine Stelle finden kann. In Zeiten von corona ist es nicht unbedingt leichter eine Stelle zu finden und durch das neue Lebewesen und die Familie wäre ich zudem noch eingeschränkt im Umkreis bezüglich der Arbeitsstelle, was die Suche nicht unbedingt erleichtert.

Ein weiteres Problem ist das große Unverständnis, dem ich regelmäßig begegne. Ich möchte sehr gerne weiter arbeiten, ich liebe und lebe für meinen Job und ich finde, dass wir in einer Zeit leben, in der das ganze kein Thema mehr sein sollte, aber viele Leute sind geradezu entsetzt, wenn ich sage dass ich wenn möglich so schnell wie möglich wieder arbeiten möchte. Immerhin bin ich die Mutter und die gehört nun mal nach Hause zum Kind - oder so ähnlich. Ich bin aber auch eine junge Frau, die hart für ihre Karriere gearbeitet hat und ich will mein Kind ja nicht vernachlässigen, aber ich möchte auch nicht so unendlich lang aus der Arbeit gerissen werden, wo ich dich gerade erst dabei bin so richtig durchzustarten. Die Pause auf Grund der Schwangerschaft ist ja eh schon unumgänglich. Kinder lieben ihre Väter ja auch, so lange die Qualität der gemeinsamen Zeit eine gute ist.

Ein anderer Punkt ist die Tatsache, dass mein Partner und ich nicht verheiratet sind - er ist sogar noch verheiratet und befindet sich derzeit noch in der Scheidung. An sich war das für mich nie ein Problem, ich habe aber fürchterliche Angst, dass er nach der Scheidung plötzlich dieses Gefühl der Freiheit zu fassen bekommt und ich am Ende alleine dastehe. Dass er das Kind lieben wird, daran zweifle ich absolut keine Sekunde, aber ich habe ein wenig Angst, dass ich in der ganzen Geschichte am Ende keinen Platz mehr habe. Durch die Tatsache, dass ich ab Ende März arbeitslos und damit mehr oder weniger abhängig bin facht diese Angst noch ein wenig mehr an, vor allem weil ich ein wirklich großes persönliches Problem damit habe abhängig von anderen zu sein. Ich bin es nicht gewohnt nicht zu arbeiten und habe schon überlegt mir einen 450€ Job zu suchen, damit ich wenigstens etwas machen kann, bin mir aber auch der Tatsache bewusst, dass mich in dem Stadium der Schwangerschaft wohl kaum irgendjemand beschäftigen wird.

Ich weiß manchmal nicht mehr wo mir der Kopf steht. In meinem privaten Umfeld sagen immer nur alle, dass es mir doch gut geht und ich aufhören soll mir sorgen zu machen, das wird schon alles werden. Aber ich kann die Sorgen einfach nicht abstellen, immerhin betreffen sie in erster Linie mich und meine Zukunft. Daran, dass es dem Kind und dem Partner dann gut geht, zweifle ich kein bisschen, aber was mit mir passiert macht mir einfach Sorgen und ich habe Angst am Ende nur noch die zu sein, die „arbeitslos mit Kind“ ist. Das wäre für mich das aller schlimmste. Aus mehreren gründen.

An dieser Stelle entschuldige ich mich erst einmal, dass es so lang geworden ist, aber ich musste es einfach mal los werden und vielleicht finde ich ja Gleichgesinnte oder zumindest ein bisschen Verständnis.
Zum Schluss auch noch etwas positives: bisher verläuft die Schwangerschaft sehr unbemerkt und unkompliziert. Ich habe keine Wehwehchen, man sieht auch noch absolut gar nichts und ich hoffe, dass das auch noch ein wenig so bleibt.

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An deiner Stelle würde ich mir einen 450 Euro Job suchen.
Wieso denkst du, dass dich keiner einstellt?
Aktuell sieht man sich noch gar nicht so eindeutig, dass du schwanger bist, oder?
Der Vorteil bei einem Minijob waren, dass du dann zumindest wieder mit einem Bein sich auch nach März im Berufsleben stehst und den nach der Elternzeit auch sehr sicher weitermachen kannst, vielleicht ja sogar aufstocken, je nachdem ob du das auch willst.

Du machst dir aktuell sehr viele Sorgen über Dinge, die noch nicht passiert sind und auf die du zum großen Teil keinen Einfluss hast. Bisher hast du wahrscheinlich vieles gut geplant und der Kontrollverlust jetzt ist natürlich doppelt schwer.
Aber jetzt musst du es auf dich zukommen lassen.

Hast du einen Plan C für den worst Case - Vater lässt dich arbeitslos sitzen, zum Beispiel temporär zu deinen Eltern ziehen o. Ä.?
Sicher gibt es da eine Lösung und es wird sicher nicht so schlimm werden.

Ich denke auch bis du nach der Geburt wieder arbeiten willst sieht der Arbeitsmarkt in Sachen Corona wieder anders aus.

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Über das mit dem kontrollverlust habe ich noch gar nicht nachgedacht.
Ich werde mich auf jeden Fall mal erkundigen, ob ich irgendwo noch einen 450€-Job nebenbei bekommen kann, der sich mit meinem Job vereinbaren lässt, immerhin arbeite ich ja vorerst noch bis Ende März Vollzeit.

Meine Eltern leben getrennt, bei meinem Vater wäre keine Möglichkeit unter zu kommen, aber ich glaube nicht, dass meine Mutter mich sitzen lassen würde, dafür haben wir ein zu enges und starkes Verhältnis.

Ich hoffe auf jeden Fall du hast recht was den Arbeitsmarkt betrifft, damit ich schnell wieder reinkommen kann. Vielen Dank erst einmal für deine lieben Worte.

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Du bist 2 Wochen weiter als ich also ist dein ET der 4.6.21 und dein Mutterschutz beginnt am 23.4.21
Wenn dein Vertrag bis 30.3. geht dann willst du für 23 Tage dir noch einen 450€ Job suchen? Glaube da würde jeder AG nein sagen

Desweiteren leben wir in einem Zeitalter, wo auch Männer das Elternjahr machen können und du die 2 Monate Mutterschutz nach der Geburt noch zu Hause bist...so machen wir das übrigens.

Aber ihr könnt auch es zb so machen, dass du die ersten 4 Monate zu Hause bist und er zb 10 Monate (ihr könnt zusammen 14 Monate das volle Basis Elterngeld beziehen, einer aber höchstens 12 monate)

Desweiteren spüre ich deine Panik, aber die ist unbegründet. Vergleich die kurze Zeit der Elternzeit mit dem Rest deines Lebens...Wieviel Prozent machen diese paar Monate zum ganzen Leben aus? Also um dich mal zu beruhigen ^^wusaaaaaa

Weiterhin...wenn deine Jugendliebe dich liebt, dann wird er nicht plötzlich Single sein wollen...ich meine er ist doch schon mit dir zusammen. Nur auf dem Papier ist er noch verheiratet.

Cool down. Atme tief durch und erkenne, dass alles gut werden wird^^sagen wir du wirst 100 Jahre dann ist dieses eine Jahr oder wenn du die Elternzeit nur für wenige Monate machst grad mal unter 1% deines ganzen Lebens...also denke ab jetzt positiv

1. Wer bleibt schon ein ganzes Leben bis zur Rente beim selben AG? Kaum einer..falls dein aktueller dich wegen der paar Monate dich nicht wieder nimmt dann gibt es noch andere die dich mit deinen Qualifikation definitiv nehmen werden. Also arbeitslos wirst du nicht lange sein wenn dann ;-)

Und jetzt Krönchen richten und die Zukunft positiver sehen😃

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Hallo!
Bist du nicht im Beschäftigungsverbot, weil du mit Chemie arbeitest? Da du schwanger bist, bist du doch im Kündigungsschutz und kannst im März doch gar nicht gekündigt werden?! Und danach befindest du dich im Mutterschutz sowie in Elternzeit und bist auch somit unkündbar. Wenn du beispielsweise 1 Jahr in Elternzeit gehst, ist bis dahin dein Betrieb vielleicht auch wieder stabil nachdem Corona sich bis dahin wieder beruhigt hat und muss dich gar nicht mehr kündigen. Gerade in Zeiten mit Corona ist eine Schwangerschaft das beste was einer Frau passieren kann, weil sie unkündbar ist. Oder liege ich da falsch? Vielleicht kennt sich hier jemand besser aus, was die Gesetzeslage betrifft.
Ich befinde mich gerade im Beschäftigungsverbot, weil ich direkt am Patienten in der Zahnmedizin arbeite. Mein Arbeitgeber kann und darf dies nicht verantworten- Patientenkontakt ist für Schwangere und Stillende Frauen gerade in diesen Zeiten absolut verboten.

Zu deinem Partner:
Gibt er dir genug Sicherheit?
Denn du zweifelst gerade an ihm und das ist kein gutes Zeichen.
Wenn man wirklich zu hundert Prozent liebt und vertraut, kommen keinerlei Zweifel auf. Ebenso spielt Eifersucht ebenso keine Rolle mehr.
Leider leben nur wenige Paare solch eine Liebe.

Zu deiner beruflichen Zukunft:
Ich kann dich sehr gut verstehen, dass du unbedingt wieder arbeiten gehen möchtest und dich schwer davon trennen kannst. Gerade wenn man solch einen Werdegang hinter sich hat. Ging mir nicht anders. Ich musste lernen los zu lassen. Mein Arbeitgeber und meine Kollegen gaben mir Sicherheit und nahmen mir meine Sorgen. In uns wächst ein Wunder heran. Wenn du es in deinen Armen halten darfst, sieht dein Leben komplett anders aus. Selbstverständlich nur im positiven Sinne. Du wirst dann eine tolle Mama sein und trägst Verantwortung. Du wirst ganz sicher einen sehr guten Weg finden, wieder in deinem Job zurückzukehren oder triffst andere Vereinbarungen. Mit deinem Werdegang wirst du sicher keine Probleme haben. Dennoch sollte Euer Nachwuchs immer an erster Stelle stehen.
Jetzt genieß erstmal deine Schwangerschaft und gebäre dein kleines Engelchen. Nimm dir die Zeit die du mit deinem Baby zusammen braucht und genieße sie. Du wirst sehen, alles andere kommt dann von ganz alleine... Du denkst dann, als Mutter. ;)
Ich wünsche dir alles Gute!

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Ich bin im Studium schwanger geworden, nach sechs Jahren Beziehung. Meine Familie hat rum geheult, ich hätte mir die Zukunft verbaut, finanziell sah es mies aus, mein Partner (sehr gebildet, hatte schon mal Depressionen als Jugendlicher) fing wieder an in so eine Phase zu rutschen, ich wollte eigentlich auch mal im Ausland arbeiten.....

Kurz....so wirklich gepasst, hat es nicht. Meine Beziehung hat es auch nicht überlebt.

Aber: Mit dem Wissen von heute, sage ich Dir das eine. Es hat in meinem ganzen Leben keinen einzigen Zeitpunkt gegeben, wo alles gepasst hätte. Es gibt immer irgendeinen Preis, den man dafür zahlt. Du bist in einem guten Alter, hast einen tollen Abschluss, erste Berufserfahrung und Unterstützung durch Partner/Familie. Eines Tages wirst du zurück blicken und sehen dass das völlig in Ordnung so war, dass es nun passiert ist.

Und: Ich bereue es nicht. Meine Tochter ist großartig. Sie war anstrengend als Baby. Sie war nicht mal ganz gesund. Es war sehr schwer. Aber das war es alles wert. Ich kenne keinen Menschen auf diesem Planeten mit dem mehr verbunden bin. Es ist einfach so eine große Sache. Man kann nicht dafür "bereit" sein in allen Aspekten. Gerade wenn Du intelligent bist, wirst du dir wahrscheinlich noch mehr Gedanken machen, aber es bringt eigentlich nichts sich den Kopf zu zermadern. Mit Kindern lernt man zu improvisieren, sich durchzuwurschteln, dass auf den theoretischen Plan A der praktische Plan B, äh doch C mit Kompromiss X folgt, dass das Leben sehr viele unplanbare Grauzonen hat und auch sehr schön sein kann, wenn es mal sehr schwer ist.

Du - wirst - da - rein - wachsen! Glaubs mir! Und jetzt kennst du es noch nicht anders. Klar, dass Du nicht für etwas Unbekanntes etwas Bekanntes aufgeben willst. Aber auch da: Du wirst deinen Weg finden. Vielleicht wird es nicht der Traumjob, aber Zuhause bis das Kind schreiben kann, musst du doch auch nicht bleiben. Die Realität liegt meist irgendwo dazwischen.

Ich hab ein paar miese Jobs mit wenig Stunden gemacht fürs Kind, einen besseren gefunden, der aber auch vereinbar ist. Alles tutti. Woanders könnte ich sicher noch mehr verdienen, aber so bin ich im Gleichgewicht mit beiden Rollen. Es hat Zeit gebraucht. Es war nicht gleich perfekt, aber es hat sich alles gefunden, weil ich einfach dran geblieben bin.

Corona ist kacke, aber die Demografie spricht für dich. Im Labor suchen die doch Leute ohne Ende. Es ist klar, dass du dir Sorgen machst, aber es ist unwahrscheinlich, dass du tatsächlich dauerhaft in Hartz mit deiner Ausbildung hängst. Du wirst wieder etwas Neues finden.

Und das Bedürfnis etwas von deinem Kind mitzubekommen, kommt von ganz alleine, wenn ihr erst mal Freundschaft geschlossen habt. Mir sind die Nachmittage in Familie echt heilig. Kein Job der Welt, nicht mal mein absoluter Traumjob kommen daran diese private Ebene zu ersetzen. Ich will mich nicht mehr entscheiden - Kind oder Karriere. So ein Schwachsinn! Ich will beides und beides soll funktionieren. Und dafür kämpfe ich Tag für Tag. So wie Millionen andere Frauen auch. Und du wirst das vermutlich auch bald raus bekommen ;)

Gib dir Zeit. Solche großen Dinge lösen sich nicht von heute auf morgen. Sei einfach nicht so streng mit dir und lass die Leute reden....sobald du ein Kind hast, haben immer alle eine unreflektierte Meinung. Und die passt meist gar nicht individuell auf euch. Da muss man lernen auf Durchzug zu
schalten und sich nicht zu stressen.

Diese Sache haben schon ganz andere geschafft. Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen. Warum solltest du das nicht schaffen? Es wird halt nicht bequem und einfach.....ist das Leben mit Kindern aber nie.

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Hi,

ich kann deine Gedanken verstehen. Ich habe in dem Alter auch so gedacht.
Ich habe etwas zulange gewartet, da ich erst an meiner Karriere gearbeitet habe. Und dann hat alles gepasst. Perfekter Job, Haus und Mann. ;-) Und ich wurde nicht schwanger. Ich war irgedwann sehr verzweifelt. Die Vorstellung irgendwann alt zu sein und kein Kind zu haben, fand ich gruselig. Dann hat es endlich nach 3 Jahren Kiwu geklappt.

Einen perfekten Moment gibt es nicht. Du kannst auch das ElterngeldPlus beantragen. Dann kannst du nach dem Mutterschutz bis zu 30h während der Elternzeit arbeiten.
Du schaffst das! Wenn viele Frauen ab 30 anfangen mit der Kinderplanung, hast du es schon geschafft und kannst dich wieder mehr auf den Job konzentrieren. 😊

Alles Liebe und Kopf hoch! 💐

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Sieh es als Lehre für dein Leben an.
So schnell kann es gehen, dass man abhängig ist. Dass man nicht frei und unabhängig das tun kann, was man will. Du lernst jetzt, wie es ist, auf andere angewiesen zu sein. Von anderen abhängig. Dass du nicht alles alleine aus eigener Kraft schaffst.

Das kann auch demütig machen und toleranter gegenüber den Menschen, denen es im Leben vielleicht schon öfter so ging.
Da kann man auch eine Menge draus lernen. Empathie und so.

Du kannst es mir dem Nebenjob versuchen, aber realistischer ist es wohl, dass du lernen musst, die Situation anzunehmen.