Meine Erfahrungen mit Mifegyne

Ich war ungeplant und auch ungewollt schwanger. Für mich stand ziemlich schnell fest, dass ich medikamentös abtreiben werde, ich habe im Internet allerdings nur Horrorgeschichten zu Mifegyne gelesen und war irgendwann so unsicher, dass ich mich gar nicht mehr zum Termin der Tabletteneinnahme getraut habe. Deswegen möchte ich euch mal hier meine Geschichte und Erfahrungen erzählen.

Ich habe vor einem halben Jahr einen (für mich zu dem Zeitpunkt) ganz tollen Mann kennen gelernt. Wir haben anfangs immer mit Kondom verhütet, Anfang des Jahres haben wir dieses aber weggelassen, weil er mir erzählte, dass er zeugungsunfähig sei. Vor 5 Wochen hatte ich meinen Eisprung, wir schliefen zwei Tage später miteinander. Nochmal 2 Tage später hatte ich leichte Unterleibsschmerzen, die irgendwie ab da auch nicht mehr verschwanden. Ich hatte ein wirklich komisches Gefühl dabei, da mein Zyklus super regelmäßig ist und ich Punkt 5 Tage vor der Mens lediglich starke Brustschmerzen bekomme. Diese frühen Unterleibsschmerzen waren mir bis dahin fremd. Als dann etwa drei Tage später (also viel zu früh) auch noch starke Brustschmerzen dazu kamen, hatte ich schon einen blöden Verdacht. Ich erzählte ihm, dass ich vermute, schwanger zu sein. Er stand heulend vor mir, vor Freude. Er beichtete mir, dass er nicht zeugungsunfähig sei aber sich unbedingt ein Kind wünschte. Für mich brach eine Welt zusammen. Schwangerschaft passte mir grade zu diesem Zeitpunkt gar nicht und erst recht nicht von einem Mann, der mich so dermaßen anlog. Vor genau zwei Wochen machte ich einen Test, obwohl ich wusste, dass dieser positiv ausfiele... Und so war es dann auch. Montagfrüh machte ich einen weiteren Test, natürlich wieder deutlich positiv. Daraufhin rief ich bei meiner Gyn an und ließ mir einen Termin zwei Tage später geben. Dort platzte er dann auch noch ins Behandlungszimmer als die Ärztin grade schallte und benahm sich ziemlich daneben. Spätestens da war mir eindeutig klar, dass ich abtreiben werde. Die Ärztin sagte, dass ich noch sehr früh bin, lediglich eine kleine Fruchthöhle zu sehen ist und man immernoch abwarten könne, ob die Frucht überhaupt bleibt oder von selbst wieder abging. Ich wollte aber definitiv sofort abtreiben. Einen Tag später hatte ich dann dieses Beratungsgespräch beim DRK, ich wurde sehr nett behandelt auch wenn minimal versucht wurde, mir das auszureden und ich wirklich eine halbe Stunde lang meine Meinung vertreten musste. Gleich nach dem Termin war ich bei dem Frauenarzt, der den Abbruch vornehmen sollte. Auch dieser war sehr verständnisvoll.

Ich unterschrieb einen Zettel und ließ mir einen Termin zur Gabe der Mifegyne 4 Tage später geben. Morgens nahm ich dann 3 Tabletten Mifegyne ein. Direkt danach bis etwa 5 Minuten danach war mir etwas schwummrig und schlecht. Die Schwester meinte, dass ich minimale Blutungen haben könnte. An diesem Tag passierte gar nichts mehr. Den Tag darauf nahm ich lediglich eine Slipeinlage, weil ich nicht von einer Blutung und wenn, dann von einer minimalen ausging. Morgens traten dann ganz leiche Unterleibsschmerzen auf. Gegen Mittag hatte ich auf einmal solche Schmerzen, dass ich richtige Schweißausbrüche bekam. Das dauerte etwa eine halbe Stunde. Auf der Toilette dann der Schreck. Ich hatte eine ziemlich starke Blutung und Gewebe im Slip. Dies blieb dann auch den ganzen Tag so. Über Nacht war die Blutung wieder verschwunden. Am nächsten Tag musste ich dann morgens zur Gabe der Cytotec wieder zum Frauenarzt und nahm 3 Tabletten ein. Ich musste 4 Stunden da bleiben, im Wartezimmer. Das war recht unangenehm. Die Schmerzen waren nicht schlimmer als Mensschmerzen, Blutungen hatte ich wirklich minimal. Mittags durfte ich dann endlich nach Hause. Etwa 5 Stunden nach Einnahme bekam ich stärkere Schmerzen, immer so schwallartig, denke das waren "Wehen". Ich machte einen langen Spaziergang um die Blutung zu fördern, sie blieb aber weiterhin minimal. Ich hatte die Befürchtung, dass das Medikament bei mir nicht anschlug. Tags darauf hatte ich einen Ultraschalltermin. Das war mir schon unangenehm weil ich ja doch blutete, wenn auch nur leicht. Der Arzt nahm mir meine Angst und bestätigte mir, dass die Frucht bereits abgegangen sei. Ich habe gar nicht mitbekommen, wann das gewesen sein soll. Er gab mir nochmal 2 Cytotec mit nach Hause um die Plazenta auch noch los zu werden. Die Schmerzen hielten sich bei Einnahme dieser Tabletten in Grenzen. Seitdem blute ich so stark, wie an starken Tagen meiner Mens. Also seit 3 Tagen. Schmerzen habe ich so gut wie gar keine mehr. Übernächsten Montag habe ich noch einmal einen Ultraschalltermin um zu schauen, ob alles raus ist. Darauf hoffe ich natürlich. Gewebe geht komischer Weise nämlich kaum ab.

Bisher habe ich genau 472,56 € bezahlt. Ich muss das alleine zahlen, da ich recht gut verdiene. Hinzu kommt dann wahrscheinlich noch die Kosten für den Ultraschall.

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass die ganze Sache für mich halb so schlimm war. Ich hatte es mir nach all den Horrorgeschichten wesentlich schlimmer vorgestellt.

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Ich habe auch überlegt, einen medikamentösen Abbruch machen zu lassen. Der Grund dafür ist, dass ich ziemliche Angst vor Spritzen habe und die Narkose umgehen wollte. Allerdings hat mir der Arzt von der medikamentösen Behandlung abgeraten, weil A x-mal Blut abgenommen wird, um alles zu überwachen und sich das Prozedere ziemlich lange ziehen kann. Bei der Absaugung muss ich eine Tablette nehmen, bekomme den Zugang im Arm und 10 min Vollnarkose.

Danach hat sich das Thema erledigt.
Trotzdem danke für deinen Erfahrungsbericht

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Also mir wurde kein einziges Mal Blut abgenommen... #cool

Für mich ist die Beziehung seit seiner Reaktion beendet, jemand der mich so sehr "Vera*rscht" hat in meinem Leben nichts zu suchen.

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Ich muss sagen, dass ich es absolut gerechtfertigt finde, dass du dafür bezahlen musst... es ist naiv auf die Aussage des Partners zu vertrauen, wenn man 1. Noch nicht lange zusammen ist und 2. Absolut kein Kind will!

Trotzdem ist der Bericht für einige bestimmt interessant.

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Ich finds zwar auch naiv, aber Männer verlassen sich auch de facto auf die Ansage einer Frau, dass sie die Pille nimmt.

Ein halbes Jahr ist nicht viel, aber es sind auch keine 3 Wochen.

So. Ich finde es mies, dass sie aufgrund einer Lüge soviel Geld zahlen muss und die Tortur auf sich nehmen muss eines Abbruchs.
Klar, finanziell ihr Job, aber ungerecht weil sie aufgrund falscher Tatsachen schwanger wurde und nicht wollte.

An die TE; ist diese Beziehung jetzt beendet?

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toll, und jetzt?! geht's dir jetzt besser? und dann auch noch in schwarz...

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Hallo,

Ich möchte euch von meiner Geschichte zum Abbruch und von meinen Erfahrungen mit Mifegyne berichten. Ich habe bereits drei gesunde Kinder (8, 6 und 2 Jahre alt), alle mit meinem Mann und alle gewollt.

Nun war es so, dass ich seit einem Jahr eine Art Fremdkörpergefühl in der linken Leiste hatte. Da alle Ärzte, bei denen ich bisher war, sich keinen Reim darauf machen konnten, empfahl meine Gynäkologin schließlich, die Kupferspirale für drei bis vier Monate zu entfernen, um herauszufinden, ob es doch irgendwie daran liegt. So ließ ich die Spirale ziehen und kaufte sofort Kondome. Fünf Tage später fand eine Internistin heraus, dass ich an meinem Muskel in der Leiste eine Wucherung habe (2x4cm groß), nichts schlimmes wohl, habe eine Überweisung zum MRT . Endlich war zumindest die Ursache für meinen Leistenschmerz geklärt. Wir verhüteten ein einziges Mal nicht (Fragt mich bitte nicht warum; man kann es jetzt nicht ändern). Ich war leider sofort schwanger. Ich habe die Spirale also komplett umsonst ziehen lassen. Das war bitter.

Ehrlich gesagt, waren die zwei Wochen VOR dem Abbruch die schlimmsten, denn ich war wirklich verdammt unsicher, ob ich es nicht doch behalten sollte. ABER: Es gab so viel, was dagegen sprach: Ich habe endlich seit September einen Job (nachdem ich wegen meiner drei Kinder neun Jahre lang studiert habe) und die Arbeit macht mir großen großen Spaß. Nicht zu unterschätzen ist auch der Aspekt, dass wir nun endlich Doppelverdiener sind, denn wir brauchen zu fünft auch eine gewisse Summe im Monat.

Zudem kam, dass ich mit meinen dreien Kindern wirklich gut ausgelastet bin und natürlich auch mal am Rand der Machbarkeit bin, denn ich arbeite Vollzeit. Ach, es gab viele rationale Argumente dagegen. Mein Mann hat mich wirklich ganz grandios unterstützt bei der Entscheidungsfindung ohne mich unter Druck zu setzen.

Ich konnte mich also auch dafür entscheiden, wusste aber auch, dass er dagegen war. Ich hatte auch Angst vor den Reaktionen (Arbeit, Umfeld, Eltern). Dazukommt, dass ich auch Angst hatte vor der Mehrbelastung. Ich habe seit der Geburt unserer dritten Tochter schon viel weniger Zeit für meine Großen. Jedenfalls hatte ich Angst, dass es eine Nummer zu groß für mich ist. Vier Kinder, wir schießen uns komplett ins Aus, dachte ich. Denn ich bin erst 29, habe ein abgeschlossenes Studium und der Plan war, dass jetzt endlich mal ICH dran bin. Ich möchte gern auch mal verreisen mit Freundinnen; machen, worauf ICH Lust habe und nicht eine noch größere Verantwortung tragen als sowieso schon. Ich wollte also einfach wirklich nicht... nicht schwanger sein, nicht in Elternzeit gehen, nicht noch weniger Zeit für meine drei Mädels haben, nicht die Kraft aufbringen müssen für vier Kinder. Denn jedes Kind kostet Zeit und Kraft und jedes Kind hat auch ein Recht auf diese Zeit mit den Eltern.

Nun habe ich dir Tablette am Freitag genommen und brauchte wirklich nochmal drei Stunden, um sie runterzuschlucken (ich durfte sie mit nach Hause nehmen und in Ruhe entscheiden). Sobald ich sie genommen hatte, ging es mir auf der Stelle besser. Mein Kopf fing sofort an: Du hast die richtige Entscheidung getroffen, es ist in Ordnung, dass du das machst. Ich war erleichtert, denn ich wollte wirklich kein weiteres Kind. Ich bin trotzdem sehr traurig, dass ich diesen Menschen jetzt niemals kennenlernen darf. Und es ist meine Schuld. Aber ich komme klar damit, weil ich mich dafür entschieden habe und mich keiner dazu gedrängt hat. Ich habe rational entschieden, was vielleicht an der Stelle nicht gut ist und deswegen habe ich auch meine Zweifel. Nur weiß ich, dass ich es jetzt nicht rückgängig machen kann und deswegen denke ich positiv und versuche mich an meine Situation davor zu erinnern, denn ich war auch bei dem Gedanken an ein weiteres Kind absolut verzweifelt und vieles in mir sagte nein.

Die Zeit nach der Einnahme der ersten Tablette, in der der Embryo abstribt, ist die schlimmste Zeit. Wenn man weiß, dass es tot ist und dann Cytotec nimmt, um die Blutung auszulösen, dann geht es schon wieder. Ich hoffe, dass ich weiter mit meiner Entscheidnung leben kann. Ich finde die Entscheidung für meine persönliche Situation auch reif, denn in unserer Situation wäre vier Kinder eins zuviel (so das Gefühl), denn wir brauchen beide Gehälter für unseren Lebensstil und ich kann auch nicht reduzieren, was die Arbeitszeit angeht. Und dann gehören auch zwei dazu. Das dritte Kind war mein absolutes Wunschkind und den Wunsch hat mein Mann mir erfüllt und alle sind happy so. Ich weiß, dass ihm auch zwei Kinder gereicht hätten. Das war auch ein Grund, sich nicht für ein viertes zu entscheiden, denn wir sind zu zweit und müssen weiter gute Teamplayer sein, wenn wir unseren Familienalltag zu fünft wuppen wollen.

Körperlich hatte ich keine großen Problem (bis auf Kopfschmerzen und Überlkeit). Ich war bei der Einnahme am Freitag bei 6+1 SSW.

Danke für's Zuhören. Das musste mal raus. :-)
Eine Mama mit leicht lädiertem Herzen, aber klarer Entscheidung.

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Hallo
Alles Gute.
Ich habe meine Wunschanzahl von Kindern komplett und auch wenn ich nicht arbeite, hätte ich kein Weiteres bekommen.
Ich kann daher alle con's absolut nachvollziehen.

Ein pro hätte es nicht gegeben. Hätte mein Mann ja gesagt, hätte ich trotzdem es nicht behalten. Die 100% Belastung obliegt naturgemäß der Frau.

Ich hatte und werde keinen Unfall haben, da ich körperlich keine Kinder mehr bekommen kann, aber 1-2x davor hatte ich mega Herzrasen, weil hätte könnte....

Ich sah mich, obwohl keiner Panne schuldig bereits auf dem Op Tisch und zum Glück wars negativ letzlich. Dies bestärkte mich, dass ich defintiv nie mehr Kinder wollte

Meine gesunden Wunschkinder reichen mir total aus und jeder braucht irgendwann eine Grenze.

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Danke für deine Antwort! Genau, ich hatte wirklich Angst, dass es der Tropfen ist, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ich habe in den letzten Jahren sehr zurückgesteckt, was meine Hobbys, meine Freiheit angeht. Ich möchte gerne jetzt mal ein bisschen davon profitieren, dass ich so früh (mit 21, 23 und 27) Kinder bekommen habe. Ich möchte mich mal in die Sonne setzen und alle Fünfe gerade sein lassen. Meine Jüngste ist fast zwei und wir haben gerade wieder Luft zum Atmen. Vor drei Wochen haben alle drei das erste Mal bei meinen Eltern übernachtet. Das ist so gold wert und ich brauche diese Momente jetzt!

Es geht mir auch wieder besser, seit ich meine Geschichte hier reingetippt habe. Mein Mann ist gerade mit allen drei Kids auf einem Geburtstag und allein sein ist hart gerade, aber ich wollte unbedingt zuhause bleiben und mich ausruhen. Ab morgen geht der ganz normale Trubel wieder los, da habe ich dann auch keine Zeit, ständig drüber nachzudenken.

Dir auch alles Gute! :-)

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