Hilfe! Kleinkind ohne Grenzen heult Mama durch den Tag

Liebe Herzens- und Verstandsmenschen,
ich wende mich Rat suchend an euch, die mit Herz und Kopf erzieht und vielleicht schon einmal soetwas erlebt habt oder sonst etwas dazu geben könnt.
Meine Frau macht eine schlimme Entwicklung mit (Gewichtsabnahme, körperliche Grenzzustände), seit sie im dritten Jahr unser Kind stillt.
Die eigentliche Beanspruchung kommt aber hauptsächlich aus ihrem Erziehungsverhalten. Das Kind bestimmt den Tagesablauf, die Mahlzeiten, die Beschäftigung und bekommt grundsätzlich immer den Willen.
Das hat schon dazu geführt, dass das Kind anfängt, das Spielzeug herum zu werfen, dann das Essen  alles ohne Konsequenzen, dann die Mutter zu beissen auf der Suche nach den Konsequenzen und den Grenzen. Doch wie reagiert Mutter? Fragt das Kind flehend, was es denn nur möchte. Wird in der Folge herumkommandiert vom Kind, das seine Grenzen sucht, doch Mutter macht einfach alles mit, und das kleine Wesen schreit immer mehr, kommandiert, Brei! Dann Nein, kein Brei! bekommt einfach alles... es gibt keine Grenze, das Kind greift immer wieder ins Leere. So geht das einen ganzen Abend, bis das Kind sich in den Schlaf geweint hat und nicht eine einzige Grenze gezeigt bekommen hat.
Die Ernährung ist nun wieder bei Milch und Brei angekommen, die festen regelmäßigen Mahlzeiten lehnt das Kind mittlerweile wieder ab, sonst würde es schreien, was die Mutter als grausam empfindet.
Entsprechend belastet es die Partnerschaft sehr, weil sie keine Hinweise von mir annimmt. Egal, was ich sage, das Kind muss bestimmen, bekommt aber nie etwas gezeigt sondern wird ständig mit Fragen gelöchert: möchtest du dies, möchtest du das? Ein Kleinkind zwei(!) wohlgemerkt.
Entsprechend schreit das Kind uns nun durch den Tag und die Nacht und schuld daran sei Papa, was sie dem Kind nun auch schon immer beibringt, Papa ist böse, Papa ist grausam, usw. All die Selbständigkeit baut das Kind langsam wieder ab, zugunsten des Herumtragens und Klammerns an der Mutter.
Das Kind hat inzwischen gelernt, aus heiterem Himmel ein Geschrei wie unter Schmerzen zu machen, damit Mutter angerannt kommt, was der böse Papa wieder gemacht hat.
Ich habe keine Chance, es zu erklären, die Mutter möchte so weitermachen, aus Scham heraus, Hilfe anzunehmen, wie ich hoffe, oder wirklich aus Dummheit, was ich mir nicht vorstellen kann.
Sie verhätschelt das Kind und gibt sich selber dabei auf und merkt nicht, welchen enormen Schaden sie dem Kind zufügt. Das Kind bekommt jegliche Eigeninitiative im Keim erstickt (eigeninitiativ, selbständig usw. denkt das Kind mittlerweile ist böse wie Papa), macht eine Zurückentwicklung, klammernd bei Mama im Teufelskreis.
Ich bin so verzweifelt, weil meine Frau eigentlich ein so lieber Mensch ist und wegen des Kindes nur noch unter Adrenalin steht und nicht zuhören oder verstehen kann, dass sie es nur noch immer schlimmer macht.
Wie kann sie verstehen lernen, dass man liebevoll und gut ist, wenn man das Kind auch mal heulen lässt und Grenzen zeigt?
Wie kann sie verstehen lernen, dass gute Eltern dem Kind zeigen, was gemacht wird, und nicht umgekehrt??
Es wird immer katastrophaler. Was mache ich nur?

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Ganz spontan würde ICH vermuten, dass es sich um einen (bei so manchen Erstlingseltern vorkommenden) Fall von falsch verstandener/falsch umgesetzter bedürfnis-orientierter Erziehung handelt.
Dabei geht es nicht nur alleine um die Bedürfnisse des Kindes, sondern um die Bedürfnisse ALLER Familienmitglieder.
Deine Frau scheint sich offenbar komplett aufzuopfern, des lieben Friedens Willen. DAS geht nicht auf Dauer gut.

ICH würde jemand Externen zu Rate ziehen. Erziehungsberatung, Familientherapeuten/Familienhilfe etc pp.

Aber das ist nur MEINE Meinung zu diesem Thema.

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Vielleicht auch in Kombination mit Unerzogen. Zumindest klingt es so für mich.

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Ich bekomme bei deinem Text ein ganz merkwürdiges Bauchgefühl, von daher habe ich vorab eine Frage, bevor ich mir hier in einer Antwort verrenne:

Was sind aus deiner Sicht denn angemessene Konsequenzen und Grenzen für ein 2 jähriges Kind?
Wieviel Zeit verbringst du real am Tag mit eurem Kind?

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Puh. Ich finde es wie meine Vorschreiberin nicht ganz leicht auf deinen Text zu antworten, weil man vieles aus der Ferne einfach nicht weiß.

Ein paar wenige Dinge fallen mir aber schon auf und ich hoffe, dass ich euch dabei helfen kann.

1. Erziehungsstil
Ihr habt ganz offensichtlich sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, was der richtige Erziehungsstil für euer Kind ist und mir scheint, dass jeder von euch recht überzeugt ist, dass seiner der richtige ist. Erstmal das Gute: Es gibt nicht den einen richtigen Erziehungsstil. Kinder von strengen Eltern können genauso wunderbare Menschen werden wie Kinder von Eltern die alles sehr locker nehmen. Das heißt, es muss nicht rein dein oder rein ihr Erziehungsstil sein, sondern auch eine Mischung könnte toll für euer Kind sein.
Mein Rat an euch wäre: Versucht euch in der Mitte zu treffen. Mir scheint eure Lage recht festgefahren, deshalb fangt vielleicht mit unwichtigen Themen an, versucht Kompromisse zu finden und arbeitet euch langsam vor.

2. Es ist nicht deine Aufgabe, deine Frau zu erziehen und auch nicht dein Recht. Sie ist eine erwachsene Frau, da sollte die Lösung auf einem anderen Wege (wie mehr Kommunikation und Kompromisse) zu finden sein.

3. Der Gesundheitszustand deiner Frau
Da scheint etwas im argen zu sein und ich bezweifle, dass es nur an eurem Kind und ihrem Erziehungsstil liegt. Körperliche und Psychische Gesundheit ist so komplex und die Gründe oft so vielfältig, dass man schnell wichtige Aspekte übersieht, wenn man sich nur auf einen Grund konzentriert. Mein Rat hier wäre, dass sie mit ihren Beschwerden mal zum Hausarzt geht und sich beraten lässt.

4. Partnerschaft und Kommunikation
Wenn es alles wirklich so festgefahren ist, wie ich vermute, würde ich euch eine Paartherapie oder Familienberatung empfehlen. Das klingt schlimmer als es ist und kann sehr dabei helfen, zu sehen wo man gegeneinander und aneinander vorbei redet und den anderen missversteht. Im besten Fall führt es dazu, dass deine Frau versteht, was du ihr eigentlich sagen willst und ihr zusammen eine funktionierende Lösung findet.

5. Das Verhalten von eurem Kind
Von außen kann ich ehrlich gesagt nicht sagen, warum sich dein Kind so verhält oder ob das normal ist.
Deshalb würde ich euch auch hier wieder eine Familienberatung raten. Es kann sein, dass das Kind Grenzen sucht, es kann aber genauso gut sein, dass es gerade einen Schub durchmacht und deswegen so viel Aufmerksamkeit braucht. Auch solche Rückschritte, wie du sie beschrieben hast, sind nicht ungewöhnlich, wenn das Kind gerade einen Entwicklungsschub macht. Kinder haben außerdem sehr feine Antennen und reagieren darauf, wenn es der Mama nicht gut geht oder der Papa unglücklich ist, wenn die Eltern sich uneinig sind.

Ich würde dir sehr ans Herz legen die Überzeugung, dass der Erziehungsstil deiner Frau das Problem ist, erstmal abzulegen und nochmal mit offenen Augen die Gesamtsituation zu betrachten. Damit will ich nicht sagen, dass der Erziehungsstil deiner Frau richtig ist, es ist nur selten so einfach und ich glaube ihr kommt so auch nicht weiter.

Ich hoffe, meine Ideen helfen euch, ich wünsch euch auf jeden Fall alles Gute.

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Hallo,

ich würde mir an eurer Stelle externe und professionelle Hilfe holen.
Sag ihr, du möchtest ein besserer Vater werden. Und daher suchst du Hilfe bei einer Beratung. Frag sie, ob sie etwas ändern will, dann geht sie vielleicht mit.

LG

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Das ist ja ein Teufelskreis. Sie geht am Zahnfleisch und wenn man da angekommen ist, dann will man nur noch, dass das Geschrei aufhört, egal wie.

Deine Rolle in dem Ganzen hab ich noch nicht verstanden. Du schreibst immer „das Kind“, es ist doch dein Kind, oder? Du siehst, dass deine Frau körperlich und geistig am Limit ist, aber so richtig handeln tust du auch nicht. Nimmst du dein Kind einfach mal am Wochenende und gehst mit ihm 3 Std. auf den Spielplatz und lässt deiner Frau mal ihre Ruhe? Fährst du mal mit dem Kind allein übers Wochenende zu deinen Eltern? Für mich klingt das als bräuchte deine Frau dringend eine Verschnaufpause. Im Zweifel eine Kur.

Und danach solltet ihr dann dringend mal darüber reden wie ihr erziehen wollt, wie der Alltag ablaufen soll, damit sie nicht wieder in so ein Loch fällt und das Kind seine Grenzen testen kann. Vielleicht solltet ihr mal mit der Fremdbetreuung starten, das fördert die Selbständigkeit ungemein.

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„Wie kann sie verstehen lernen, dass man liebevoll und gut ist, wenn man das Kind auch mal heulen lässt und Grenzen zeigt?
Wie kann sie verstehen lernen, dass gute Eltern dem Kind zeigen, was gemacht wird, und nicht umgekehrt??“
Ich denke ihr könntet beide voneinander lernen und solltet euch auf einem Mittelweg treffen!

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Du suchst euch eine professionelle Beratungsstelle. Hilfe vermitteln Caritas, Diakonie und Jugendämter gleichermaßen. Anders werdet ihr vermutlich keinen Weg finden, denn eure Ansichten sind komplett unterschiedlich. Hier wird euch niemand wirklich helfen können, und so wie dein Text klingt, gibt es da einige Baustellen - vielleicht auch in eurer Beziehung. Deswegen ist der einzig vernünftige Rat, dass ihr euch Profis heranholt. Und zwar sehr schnell.

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Also zunächst Mal: nein das Kind "einfach Mal heulen lassen" hat so wie du es formulierst nix liebevolles. Ein Kind, dass die Grenzen der Eltern überschreitet oder überschreiten will, darf durchaus lernen dass diese Grenzen da sind und das diese nicht zu überschreiten sind. Das Kind darf auch mit weinen und schreien darauf reagieren. Das sind vollkommen normale und gerechtfertigte Reaktionen. Allerdings sollte man ein Kleinkind auf jeden Fall liebevoll bei diesen Emotionen begleiten und eben den Kind helfen damit umzugehen. Das Kind in den Arm nehmen etc.
Weniger anstrengend für die Eltern ist dieser Weg nun nicht unbedingt. Kleinkinder können sehr anstrengend sein. Gerade in der Autonomiephase.
Gleichzeitig sollte man halt eben auch möglichst eine Ja Umgebung Schaffen. Solange es dem Kind nicht schadet und keine Grenzen von anderen Menschen überschritten werden, kann man ruhig Ja sagen. Und das Kind machen lassen.

Also ich vermute, du hast einen eher etwas veralteten Blick auf Kindererziehung. Noch die gute alte Disziplin und Ordnung.
Gleichzeitig möchte deine Frau vielleicht das Kompensieren. Oder sie versteht Bedürfnisorientierte Erzieherung tatsächlich falsch. Richtige Bedürfnisorientierte Erziehung schaut auf die Bedürfnisse ALLER Betroffenen. Und versucht einen Kompromiss zu finden.
Gleichzeitig gibt es eben den Unterschied zwischen Bedürfnissen und Wünschen.

Ich Frage mich weiterhin, wie andere hier auch: was ist deine Rolle bei dem ganzen? Wie hilfst du deiner Frau ihre Grenzen zu wahren? Wie hilfst du deiner Frau Mal zu entspannen? Es scheint irgendwie alles an deiner Frau zu hängen. Du hältst dich anscheinend ziemlich raus, bzw schiebst es auf die Laune des Kindes wenn du dich nicht engagierst. Deine Frau ist doch nicht alleine zuständig.

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Ich bin fest davon überzeugt, dass euer Kind sich so benimmt weil in eurer Beziehung einiges nicht stimmt. Das kommt so deutlich aus deinem Text hervor. Das Kind braucht auch Grenzen ..klar. aber es braucht Eltern die auch auf paar Ebene funktionieren.
Daher würde ich euch eine Paartherapie empfehlen und natürlich auch eine Therapie bei einem Kinder Therapeuten.
Ich bin auch ein Mensch dem es sehr schwer fällt Grenzen zu setzen. Ich Frage mein 14 Monate altes Kind andauernd was sie möchte. Ich gebe ihr auch Milch anstatt essen wenn sie es will. Aber ich weiß auch dass ich an vielen arbeiten muss. Daher gehe ich zur Therapie und auch zu einer Kinder Therapeutin die mir mit der Erziehung sozusagen hilft indem sie Tipps gibt etc. Das hilft sehr. Aber wenn mein Mann dauernd auf mich einreden würde dass ich strenger sein soll würde es mich auch nerven.
Vielleicht kann sie es von profesioneller Hilfe akzeptieren.