Hallo zusammen,
ich habe im Moment Sorge um die Entwicklung meines Sohnes. Er ist 2,5 Jahre alt und geht in die Kita. Heute wurde ich von der Erzieherin, die ich sehr schätze zum Gespräch gebeten. Unser Sohn sei in letzter Zeit mit sehr aggressivem Verhalten den Erziehern und den anderen Kindern gegenüber aufgefallen. Sowohl verbal, als auch körperlich. Zuhause haut oder tritt er zum Teil auch. Aber ich habe es eigentlich immer als altersgerecht empfunden. Nur ist es das ja sicher nicht, wenn es in der Kita so auffällt. Das Problem ist, ich weiß zum Teil nicht wie ich richtig damit umgehen soll. Ich beschäftige mich häufig mit bedürfnisorientierter Erziehung und empfinde das meiste aus diesem Bereich als einleuchtend. Gleichzeitig habe ich Zweifel und Angst einen kleinen Tyrannen heranzuziehen. Meine Mann meint unser Sohn erfahre nicht genug Konsequenzen.
Des Weiteren habe ich Angst, dass unser Sohn den Stempel "Rowdy" bekommt und ihn nicht mehr los wird.
Wie geht ihr mit solchem Verhalten um? Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Aggressives Verhalten in der Kita (und Zuhause)
Was sagte sie denn genau, aggressives Verhalten kann ja viel bedeuten. Tut er den anderen weh? Was sagt er denn verbal so schlimmes mit 2,5 Jahren? Wie reagieren sie denn in der Kita darauf? Vielleicht kannst du das ja dann übernehmen.
LG
Es ist nicht so sehr das, was er sagt, sondern wie. So habe ich es verstanden. Er sagt z.B. hier oft. "Du bist kaputt." (oder alle möglichen Varianten davon). Dann benutzt er oft Pipi und Kaka im Moment, aber das ist ja auch eher normal. Die Erzieherin sagte, sie nehmen ihn aus der Situation raus.
Ich hoffe ihr findet eine Lösung. Unserer ist aber mit knapp 3 momentan auch soo unhöflich. Er schickt Besuch weg, sagt einfach sie sollen doch bitte wieder heimgehen und zeigt auf die Haustüre 🙈
Ich bin mir auch unsicher in wie weit in dem Alter schon verstanden wird was sie da eigentlich sagen
Pauschal kann ich schwer was raten. Bedürfnisorientiert macht keine Tyrannen. Gar keine Konsequenzen oder ständiges nachgeben vielleicht schon.
Bedürfnisse sind: Hunger, Schlaf, Hygiene und Nähe. Das darf gerne immer gestillt werden.
Wenn das Kind aber den 5. Riegel Schoki will oder 8 Stunden Fernsehen -> kein Bedürfnis ;) ist natürlich überspitzt dargestellt. Aber Kinder dürfen durchaus Grenzen und Konsequenzen erfahren. Zum Beispiel, dass aggressives Verhalten nicht schön ist.
Wobei man natürlich gucken kann, woher es kommt. Fühlt er sich nicht wohl im Kindergarten? Ist dort was vorgefallen? Ist es wirklich so schlimm?
Ich lasse ihn ja nicht gewähren, wenn er aggressiv ist. Ich hole ihn aus der Situation, spiegel ihm, was er bei anderen damit auslöst. Aber es gibt eben keine Strafe. Ich würde aber auch sagen, dass es noch andere Bedürfnisse gibt, als diese Grundbedürfnisse, die du nennst. Zum Beispiel, dass er sich wahrgenommen und verstanden fühlt, dass er sich zugehörig fühlen darf, dass er sich sicher sein kann, dass sein Verhalten nicht zum Liebesentzug führt, dass ich ihm mit Würde begegne und ihm nicht das Gefühl gebe klein und schwach zu sein. Das sind eigentlich die Dinge von denen ich überzeugt bin. Leider lasse ich mich oft verunsichern und diese Unsicherheit führt leider manchmal zu inkonsequentem Verhalten. Das ist mit Sicherheit nicht gut für ihn. Bei uns gibt es im Übrigen kein Fernsehen und selten Schokolade 😉
Natürlich soll dein Kind sich verstanden und gehört fühlen. Das bedeutet manchmal trotzdem, dass man „dagegen“ arbeiten muss. Aber dann kann man es erklären.
Beispiel: wickeln ist bei uns grade Drama. Wenn Motte groß gemacht hat, sagt sie IMMER, sie möchte keine frische Windel und ganz deutlich nein. Ich muss mich aber darüber hinweg setzen, weil sie eh schnell einen wunden po bekommt (aufs Klo/ins Töpfchen möchte sie auch nicht machen). Das tut mir natürlich leid, weil es etwas sehr intimes ist und ich mich über ihr sehr deutliches Nein hinweg setze. Aber ich MUSS es tun. Ich kann ihr nur signalisieren „ich hab dein nein wahr genommen und verstehe absolut, dass du es richtig blöd findest, dass ich es trotzdem mache“.
Von Liebesentzug oder Ähnliches als „Strafe“ sprach ich ja auch niemals. Gibt es hier auch nicht. Das einzige: wenn ich wirklich sauer bin, dann fordere ich durchaus Abstand. Ich kann dann nicht kuscheln und küssen, sondern brauche 5 Minuten alleine/Abstand. Ich finde das ist menschlich und Motte erfährt so, dass es umgekehrt auch ok ist. Wenn sie sauer ist und dann keinen Körperkontakt will, respektiere ich es ja auch ;)
Im Prinzip denke ich, dass du sehr gut auf das Verhalten reagierst. Bei uns hörte das Hauen nach 4 Wochen komplett auf wieder.
Hallo
mein Sohn ist zwar schon etwas älter, aber ich antworte dir mal trotzdem:
Mein Sohn hatte eine seeeeeeeeeehr lange und anstrengende Kacki und Pupsi Phase, die er in der Kita und zuhause für mindestens ein halbes Jahr fast tourette- artig durchgezogen hat. Die Betreuer*innen haben mit ihm jeden Weg versucht (wir natürlich auch), sogar Kacki Bilder haben sie mit ihm gemalt.
Irgendwann sind wir gemeinsam dazu übergegangen, das zu ignorieren.
Es hat sich inzwischen total ausgeschlichen. Er sagt es noch manchmal, aber extrem selten. Er ist, das muss man auch immer sehen, ein Kind, was verbal und von den Fähigkeiten her den anderen Kindern teils weit überlegen ist und das nutzt er auch aus. Er ist ein „fürchterlicher“ Schlaufuchs. Zum Hauen: er haut uns hier zuhause momentan sehr viel und beinahe ständig. Extrem anstrengend. In der Kita geht es aber nicht übers „normale“ Mass hinaus, bzw. er haut sehr wenig oder nie.
Er geht aber gern in Konfrontationen mit anderen Kindern.
Auch hier versuchen wir, wie du, ohne Strafen zu reagieren, mit Spiegeln, Hände festhalten, ihm sagen, was das mit uns macht, wenn er haut.
Leider gelingt es uns nicht immer, ruhig zu bleiben, da wochenlanges körperliches „Ringen“ mit ihm wirklich an die Substanz geht. Bei uns steht aber auch eine grosse Veränderung an in Form von Nachwuchs und ich glaube, er ist sauer und eifersüchtig.
Wenn wir laut werden (was immer wieder mal vorkommt), dann entschuldigen wir uns hinterher.
Am Besten gelingt es uns den Kreislauf zu durchbrechen durch Ablenkung. Also, wenn ein, zweimal Nein, Stopp, Aua usw nicht helfen, Nachfrage: bist du sauer, was ist los.. komm, wir machen das und das.
Inzwischen scheint die Hochphase des Hauens vorbei zu seins auch wenn jeden Tag noch kleine „Angriffe“ kommen. Aber ja, ich finde diese „Phase“ furchtbar anstrengend und schlimm. Trotzdem möchte ich ihm das nicht mit gleicher Münze heimzahlen oder mit Strafen, da ich einfach nicht möchte, dass wir da in so eine Bestrafungsspirale rutschen und er das Vertrauen zu uns verliert. All in all sind sie noch klein und haben noch sehr viel Zeit, Selbstbeherrschung zu üben und unsere Aufgabe ist es, ihnen dabei zur Seite zu stehen. Aggression an sich ist ja ein Zustand oder eine Empfindung, wie jede andere auch und sollte nicht unterdrückt, sondern kanalisiert werden. Das fällt auch den meisten Erwachsenen schwer.
Danke dir! Dein Zuspruch tut mir gerade gut, weil du ähnliche Erfahrungen gemacht hast wie wir. Zudem kommt mir vieles bekannt vor. Auch unser Sohn hat vor einem guten halben Jahr, also mit knapp zwei ein Schwesterchen bekommen. Das spielt natürlich auch rein. Er ist auch ziemlich weit sprachlich. Das führt ja auch evtl. zu der Erwartung, dass seine Impulskontrolle ebenso weit entwickelt ist. Aber die hinkt halt hinterher. Ich wünsche euch alles Gute für die restliche Schwangerschaft und die Zeit zu viert☺️