Ich kann ihn nicht mehr ständig tragen

Hallo,

Menschen sind Traglinge, ich weiß. Aber ich kenne kein Kind, bei dem das so stark ausgeprägt ist wie bei unserem Sohn.

Er ist 20 Monate alt und phasenweise lässt er sich kaum absetzen. Er war fast den ganzen Tag in der Bauchtrage und hat zwischendurch auf meinem Schoß sitzend gespielt. Versuche, ihn auf den Boden zu setzen, sind gescheitert. Er lässt sich dann ganz fallen oder klammert sich an mich und kreischt, bis ich ihn wieder nehme.

Oft darf ich mich nicht mal hinsetzen, sondern soll mit ihm in der Trage rumlaufen.

Von 19 bis 2 Uhr schläft er alleine, danach möchte er eine halbe Stunde durch die Wohnung getragen werden und schläft danach nur auf meinem Bauch weiter. In dieser Position kann ich aber nicht schlafen.

Er ist immer sehr anhänglich, aber zwischendurch gibt es bessere Phasen, in denen er auch super alleine spielt, solange ich in seinem Sichtfeld bin.

Die aktuelle Tragephase dauert bereits über einen Monat an und ich kann nicht mehr. Körperlich ist es einfach zu anstrengend geworden, durchgehend so ein "großes" Kind durch die Gegend zu tragen. Natürlich möchte ich ihm Nähe geben und seine Bedürfnisse nicht missachten, aber gibt es keine andere Möglichkeit?

Ich wollte die Trage schon wegpacken, mit dem Resultat, dass ich ihn dann ohne Trage die ganze Zeit auf dem Arm hatte.

Ich bin für jeden Tipp dankbar.

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Hallo!

Ja, Menschenkinder sind Trauringe, aber alles hat mMn auch Grenzen.
Meine Tochter ist 21 Monate alt und die Kleine 7 Monate. Körperlich bin ich nach dem 4. Kind "hinüber". Ich hab eine Senkung 3. Grades trotz regelmäßiger Rückbildung, Rückenprobleme und starke Schmerzen in Symphyse und Kreuzbein.

Ich denke, es ist eine Sache von Grenzen setzen. Wenn ich meine große auf dem Arm habe, kann ich sie nur schlecht tragen. Wenn sie durch die Gegend getragen werden möchte, muss sie zu Papa oder Onkel auf den Arm. Ich kann sie nicht schleppen, und setze mich mit ihr auf dem Arm hin. Mittlerweile ist sie mir einfach zu schwer geworden.

Das du dabei rumläufst, ist kein Bedürfnis. Das ist ein Wunsch, ein Ritual und wenn ein Ritual nicht mehr passt, dann musst du es anpassen. Was passiert denn, wenn du sagst "Nein, ich bleibe jetzt sitzen. Wir können gerne im Sitzen kuscheln. Du bist Mittlerweile zu groß und zu schwer geworden!"

Brüllt und jammert er dann? Dann hat er gelernt, "wenn ich brülle und jammere, dann macht Mama das, was ich will!"

Statt aufzustehen, kannst du ihm erklären, dass er so mit dir kuscheln darf oder auch vom Schoß wieder runter kann. Er findet das blöd und schreit? Dann halte das aus! Wut- und Trotzanfälle gehören dazu.

Hier prallen seine Wünsche auf deine körperlichen Grenzen. Da musst du deine Bedürfnisse im Blick behalten und eine Grenze ziehen. Fang klein an. Als erstes z.B. nachts. Findet eine andere Methode. Ein Schaukelstuhl vielleicht, auf dem ihr kuschelnd schaukeln könnt? Oder ein Pezziball, auf dem du sitzt und wippst? Oder ein Bett, in das ihr euch gemeinsam legen könnt - nebeneinander?

Wenn du etwas nicht möchtest, musst du Grenzen setzen. Je konsequenter du bist, umso schneller ist das Thema Wutanfälle durch. Du musst und sollst ihn ja nicht alleine lassen. Du kannst ihn begleiten, aber ob du nachts um 2 Uhr oder mittags 3 std mit ihm auf dem Arm rumläufst, entscheidet nicht er, sondern du.
Regeln abstecken ist nicht leicht. Aber notwendig, wie du merkst.
Viel Erfolg!

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Ja, er brüllt und jammert dann. Bis ich doch irgendwann mit ihm aufstehe. Aber du hast Recht, wenn wir das nie aushalten, wird es sich auch nicht ändern.

Abends funktioniert es, dass ich mich mit ihm aufs Bett setze und dann mit dem Oberkörper hin und her schaukel. Sonst besteht er immer mit Geschrei darauf, dass ich aufstehe.

Wir teilen uns ein Bett. Er darf sich natürlich auch immer an mich kuscheln, aber das reicht ihm meistens nicht.

Danke für deine Antwort.

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Tolle Antwort! Unterschreibe jedes Wort 👍

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Bei mir kam dieser Punkt schon viel viel früher. Meine Tochter hat tagsüber nur auf mir drauf geschlafen. Irgendwann tat mir der Rücken IMMER so weh, dass ich ohne Ibuprofen nicht mehr schlafen konnte. Das war der Punkt, an dem sie tagsüber in ihr Bett umgezogen ist. Ja, sie hat die ersten Tage geweint beim Einschlafen, aber ich bin einfach bei ihr geblieben und dann war das Thema irgendwann erledigt. Mittlerweile (21 Monate) will sie von selbst ins Bett und schläft nur noch alleine ein. 😂
Was ich sagen will, wenn deine Schmerzgrenze erreicht ist, musst du ihn an eine ander Gewohnheit gewöhnen. Die Antwort vorher zeigt ja schon gute, rückenschonendere Alternativen auf. 🙂 Ihr findet sicher was was jeden glücklich macht.

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Danke für deine Antwort. Ich hoffe, deinem armen Rücken geht es wieder gut. Ich habe auch schon Rückenschmerzen. Super, dass deine Tochter mittlerweile alleine einschläft. Hoffentlich kommen wir auch bald an den Punkt. Ich fürchte, dafür müssen wir das Weinen aushalten.

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Ich dachte ja zuerst, dass du noch ein Baby hast, aber ein Kleinkind muss man tatsächlich nicht mehr ständig herumtragen, selber wenn das sein Bedürfnis ist.
Du hast Schmerzen dadurch und deshalb musst du ihn ganz bestimmt nicht mehr durch die Gegend tragen. Ist ja Wahnsinn. Du machst dich ja komplett kaputt dadurch.
Es gibt viele Möglichkeiten, deinem Kind Nähe zu geben. Auf dem Schoß nehmen, im Liegen kuscheln, umarmen...
Ich würde die Trage verkaufen und ihm erklären, dass er schon so ein großer Junge ist, dass er selber laufen kann und sagen, dass die Mama durch das ständige Tragen viel Aua hat.
Ich denke nicht, dass das so schwer sein wird.
Als ich schwanger mit dem 2. war, war mein Kind 2. Ich habe ihr erklärt, dass sie nun schon so groß ist, dass sie selber ins Auto oder den Buggy einsteigen kann und nicht mehr ständig hoch genommen werden muss und dass ich Aua im Rücken bekomme.
Auch Trösten ging wunderbar in der Hocke mit Kind auf einem Oberschenkel sitzend. Gleiche Nähe, nur kein Hochheben.

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Danke für deine Antwort.
Er läuft noch nicht, aber könnte wunderbar überall hinkrabbeln. Ich bemühe mich immer, ihm anders Nähe zu geben, aber dann schreit er, bis ich doch wieder aufstehe und mit ihm rumlaufe.
So wie eine andere Userin weiter oben geschrieben hat, müssen wir durch dieses (natürlich begleitete) Schreien wohl erst mal durch, bis er sich umgewöhnt hat.

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<<...aber ein Kleinkind muss man tatsächlich nicht mehr ständig herumtragen, selber wenn das sein Bedürfnis ist.
ist.
Du hast Schmerzen dadurch und deshalb musst du ihn ganz bestimmt nicht mehr durch die Gegend tragen. Ist ja Wahnsinn. Du machst dich ja komplett kaputt dadurch.
Es gibt viele Möglichkeiten, deinem Kind Nähe zu geben. Auf dem Schoß nehmen, im Liegen kuscheln, umarmen...
Ich würde die Trage verkaufen und ihm erklären, dass er schon so ein großer Junge ist, dass er selber laufen kann und sagen, dass die Mama durch das ständige Tragen viel Aua hat.
Auch Trösten ging wunderbar in der Hocke mit Kind auf einem Oberschenkel sitzend. Gleiche Nähe, nur kein Hochheben.>>#pro#pro
Das alles unterschreibe ich ganz dick und fett! Sehe ich nämlich ganz genauso und anders und besser hätte ich es auch nicht schreiben können.:-)
Denn zum einen hat ein älteres Kind (wenn auch noch sehr, sehr jung, aber trotzdem) Beine, kann laufen und die Mutter/Eltern ist/sind auch kein(e) Packesel. Jepp, so sehe ich das. Und es gibt sooo viele - zig - Möglichkeiten, um Geborgenheit zu geben und Zuneigung zu zeigen - siehe Deine Tipps weiter oben, die ich zitiert habe. Und das kann man auch schon jüngeren/sehr jungen Kindern so erklären. Denn Traglinge hin oder her (jedes Lebewesen ist übrigens ein Tragling - Menschen und Tiere), aber was nicht (mehr) geht, geht nicht (mehr). Man kann sich ja deswegen nicht den Rücken und das Kreuz vollkommen ruinieren.

Das mit dem Tragen war hier schon mal vor etwas längerer Zeit ein Thema. Und da bekamen die/(wir - ich war/bin da ja auch dabei) Nicht-ewig-tragen-Verfechter/innen von den Möglichst-lange-tragen-Verfechter/innenverbale Haue - nur, weil wir anderer Meinungen waren/sind und diese halt auch vehement vertraten.#augen#schein Fand ich wirklich auch überhaupt nicht gut. OK; man kann und darf seine eigene Meinung ja auch sagen und vertreten, aber das kann man auch nett(er) tun. Aber sei's drum... deswegen schwenke ich trotzdem nicht um und ändere meine Meinung trotzdem nicht. Und es ist ja auch nicht so, dass ich komplett gegen das Tragen bin - nein, das nicht - aber dann halt (deutlich) selten(er) und eben nicht mehr ständig und zu oft. Denn was spricht denn dagegen und was ist daran anders, das Kind auf den Schoß zu nehmen, sich mit ihm zusammen auf die Couch zu setzen und zu schmusen?! Ist doch ein und dasselbe in Grün wie Tragen. #pro#pro Aber die extremen Verfechter/innen des ständigen Tragens verstehen das jedoch nicht. Aber auch hier: Sei's drum.

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Mein Sohn ist 25 Monate alt und möchte auch noch viel getragen werden bzw sitzt viel auf meinem Schoß 🤷‍♀️
Ich finde es sehr schön und sehr anstrengend zugleich.
Er ist zwar mit seinen 12,5kg kein Brocken, aber dennoch auf Dauer gesehen echt schwer....

Er kann generell kaum bis gar nicht alleine spielen. Ich denke es wird ab August besser wenn er in die Kita geht :)

Aktuell geht er max 3 Tage zur Tagesmutter, da ist er komischerweise wie ausgewechselt. Da ist er aber auch der "größte" und macht vieles selbstständig...
Auch ruft er dort NIE nach mir oder Papa🤷‍♀️
Ich denke zu Hause sind wir einfach greifbarer und das wird natürlich gerne angenommen :) 😁

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Danke für deine Antwort. Ich finde die Nähe auch schön, aber das dauernde Tragen mittlerweile zu anstrengend. Wenn wir unterwegs sind, finde ich es ok, ihn in die Bauchtrage zu packen. Aber zuhause braucht mein Körper als Ausgleich dann auch mal Entlastung.

Interessant, dass es bei der Tagesmutter so gut klappt. Bei uns hat sich die Eingewöhnung über Monate gezogen und dann haben wir sie wegen des Lockdowns abgebrochen.

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Unterwegs ist es auch mal so mal so. Mal trage ich ihn nur, wobei ich dann auch schnell umdrehe und abbreche. Ich tue mir das nicht an... Buggy und Trage findet er auch blöd.
Und heute zb lief er hervorragend an meiner Hand, es war echt süß 🤩🤩

Das mit dem lockdown ist natürlich total für den A... :(
Das ist auch bei den Omas so.. Er weint einfach nie nach mir, als würde es mich gar nicht geben :D nach dem Motto aus dem Auge aus dem Sinn!!
Aber wehe ich gehe zu Hause ohne zu fragen auf die Toilette 🤷‍♀️😂😂

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Meins Sohn wird auch mit 3 heute noch gerne getragen. Aber wenn es mit zu viel wurde habe ich mich mit ihm auf den Boden gesetzt und dann konnte er bei mir bleiben aber halt nicht auf mir.

So hat er sich auch schnell dran gewöhnt

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Motte ist 23 Monate und wird auch noch viel getragen. Aber eigtl ausschließlich auf dem Rücken. Ist viel angenehmer und besser für den Beckenboden.

Ansonsten setze ich mich zu ihr auf den Boden und sie darf zu mir. Also ich trage sie nicht immer rum, da hat sie Pech 😅

Ich denke man muss die Balance finden, den Wünschen nachzukommen und den eigenen Grenzen gerecht zu werden 🤷‍♀️ Wenn du nicht mehr kannst, kannst du nicht mehr. Ende! Dann MÜSST ihr andere Wege finden. Das ist okay 😊

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Danke für deine Antwort. Wie ich ihn auf den Rücken schnallen kann, habe ich noch nicht herausgefunden 😅
Wie machst du das draußen? Ich lasse immer meine Jacke auf. Aber wie funktioniert das, wenn das Kind auf dem Rücken ist?

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Eine gute Tragejacke schafft da Abhilfe.

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Ich würde nicht unbedingt auf den Rücken umsteigen, weil es das Problem ja nur verlagert - dann gewöhnt er sich eben daran, und dann wirst du ihn nie von dir runterkriegen :-D

Unsere Tochter will phasenweise auch in jeder unmöglichen Situation getragen werden, aber das geht einfach nicht. Sie wiegt 10 Kilo, ich hab schon nach dem Einkaufen mit Trage (manchmal geht es nicht anders) die Nase total voll :-D Wir sind zuhause dazu übergegangen, dass wir sie in den kritischen Momenten kurz auf den Arm nehmen, ein bisschen Quatsch machen, bis sie lacht, und dann absetzen und ablenken. Von "Hol mir mal das oder jenes!" bis "Such mal den Papa!" geht alles. In den allermeisten Fällen funktioniert das.

Man merkt auch, finde ich, sehr gut, wenn das Kind wirklich mal länger Nähe braucht und darum auf den Arm will. Das wird bei uns aber konsequent im Sitzen gemacht, entweder lesen wir im Sessel zusammen ein Buch oder sie sitzt beim Spielen auf dem Schoß.

Letztlich wird das hart werden, es ihm abzugewöhnen, aber es bringt ja nichts. Bei uns gibt es die Trage oder Kraxe nur noch zum Einkaufen oder Wandern. Zuhause wird sie verbannt, in ein unerreichbares Fach gelegt. Mir fällt da auch noch ein, dass es viel geholfen hat, wenn sie in der Trage war und man spannende Sachen angesehen hat - da war man so erbost, weil man wenig sehen konnte, dass man freiwillig raus wollte. Es wurde richtig schmerzhaft, weil sie sich mit den Händen wie verrückt von meinem Oberkörper wegdrückte. Vielleicht hilft das bisschen, ihn zu motivieren?

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Danke für deine Antwort. Das mit der Problemverlagerung stimmt natürlich.

Das mit den spannenden Sachen kann ich mal ausprobieren, bin aber nicht sehr optimistisch. Obwohl er Autos zum Beispiel ganz toll findet, hebt er nicht mal den Kopf, wenn er sich in die Trage gekuschelt hat und die Straße hört. Er sagt dann nur fröhlich: "Auto."

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Okay, das macht es natürlich schwierig, wenn er schon so abgeklärt und weise ist :-D

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Hi,
Du musst Dein gesagtes NEIN auch aushalten können.

Meine riesen Babys habe ich ab dem Moment wo sie krabbeln konnten nicht mehr getragen.

Sie hatten jeweils mit 12 Monaten 11 und 12 Kilo.

Draußen waren sie im Buggy oder sind gelaufen, fertig.

Drinnen sind sie gekrabbelt, haben gespielt, oder haben auf meinem Schoß gesessen, wenn ich auch gesessen habe.

Und nachts, versuche das Momentane "Ritual" zu unterbrechen. Es wird nicht herumgelaufen, sondern..................leise Musik, leise ein Hörbuch oder so angemacht. Und das Kind schläft neben Dir.

Hast Du noch ein Stillkissen oder so ein Zuglufttier? Ein 40 x 80 Kissen? Soll er sich darauf zu recht räkeln.

Das geht nicht von heute auf morgen, aber Du musst Dir sicher sein, was Du willst.

Alles gute

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Danke für deine Antwort.
Ja, das mit dem Aushalten stimmt.
Sein Stillkissen haben wir noch.