Betreuung und Beruf - gibt es hier auch Leute, die sich zwischen schwarz und weiß bewegen?

Liebe Foristen,

Seit gestern geht es hier ja mega ab zum Thema Fremd- oder Eigenbetreuung i.V.m. früher oder später/gar kein beruflicher Einstieg.

Ich war versucht, in beiden Threads zu schreiben, hab es aber gelassen. Ich passe weder in die eine noch in die andere Ecke. Und das ist es auch, was mich sehr stört: es gibt hier wohl nur noch schwarz und weiß.

Mich interessiert, wie es die Mütter und Väter machen, die eben nicht eine der beiden "Extreme" leben, die weiter unten ausgiebig skizziert wurden und noch werden.

Wie teilt ihr euch die Betreuung auf, wann ist für euch der richtige Zeitpunkt um wieder zu arbeiten und wie viel? Hättet ihr es gerne anders gehabt oder passt eure Regelung für euch perfekt? Wie geht es euch beim Wiedereinstieg in den Beruf - seid ihr nach der Elternzeit auch in Teilzeit beruflich vorangekommen?

...bestimmt gibt es da noch viele andere Fragen, die mir gerade nicht einfallen - berichtet bitte gerne von euren Erfahrungen und was euch bewegt.

Und zu guter Letzt noch einmal: mich interessieren hier tatsächlich in erster Linie alle, die hinsichtlich Betreuung und Beruf eine der vielen Varianten zwischen Berufseinstieg spätestens nach 1 Jahr + Krippe und über mehrere Jahre komplett zu Hause bleiben gewählt haben.
Ich freue mich auf eure Erfahrungsberichte und Anregungen.

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Oh Gott ja, ich habe es auch verfolgt.

Ich wollte bei meiner Tochter damals 2 Jahre zu Hause bleiben. Wir haben ein Haus in einer anderen Stadt gekauft, hier kannten wir kaum jemanden. Mir fiel die Decke auf den Kopf. Ich habe dann zufällig die Weltbeste Tagesmutter gefunden und sie ist mit 18 Monaten zur Tagesmutter und ich 50% Prozent arbeiten. Das war die Beste Entscheidung für uns alle.
Jetzt ist die Große 5 und ihr kleiner Bruder 17 Monate und auch er geht zur selben Tagesmutter seit August. Beide sind also mit 1,5 Jahren zur Tagesmutter. Direkt mit einem Jahr wäre mir beiden zu früh gewesen. Aber so hatten wir unkomplizierte Eingewöhnungen. Beide gehen/gingen gerne.
Ich habe das große Glück noch bis Januar zu Hause sein zu können. Ich genieße gerade nach anstrengenden Babymonaten, unser Sohn war kein Anfängerbaby, ein wenig Zeit für mich oder kann mich einfach mal wieder mehr der Großen widmen. Die einfach mal nen Tag Kitafrei macht und wir unternehmen was schönes.
Ich halte meinem Mann der gerade Karriere macht den Rücken frei und kümmere mich um Haushalt und Co......
Ab Januar werde ich wieder 20 Stunden arbeiten gehen auf 4 Tage verteilt.
Im Sommer wenn die Große in die Schule kommt werde ich noch einmal 2 Monate zu Hause bleiben um einfach mehr für sie da zu sein und sie zu unterstützen.

Wir konnten uns zum Glück die Elternzeit von 21 Monaten leisten, so dass wir eine gewisse Wahl hatten, die andere einfach auch nicht haben, das weiß ich sehr zu schätzen.


Ansonsten kann ich zu der ganzen Diskussion nur sagen. Ich arbeite im Jugendamt und egal ob nach 12 Monaten oder erst nach 3 Jahren Fremdbetreuung. Viele Kinder aus den Familien die ich betreue, wären über beide Varianten froh, da sie ganz andere Sorgen haben. Ich kenne beruflich auch kein Kind, dass psychische Auffälligkeiten entwickelt hätte nur weil es mit einem Jahr in Fremdbetreuung war. Da gehört so viel mehr dazu. Leute unseren Kindern geht es gut, sie werden geliebt, sie bekommen die Aufmerksamkeit und Wertschätzung die sie verdienen.
Ihr glaubt gar nicht wie Kinder teilweise Groß werden und was sie in ihrem täglichen Alltag erleben.

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Oh ich kann dich verstehen, mein Sohn war ganz sicher auch kein Anfängerbaby. Umso mehr genieße ich die jetzt unkompliziertere Kleinkindzeit mit ihm. Schön, dass du dir jetzt bewusst Exklusivzeit mit deiner Tochter nimmst.

Deine Erfahrungen im Job mit traumatisierten Kindern sind allerdings schon eher extrem. Es schadet sicher nicht, mal zu sehen, wie schlimm es vielen Kinderm geht, aber für mich persönlich gehen Argumente a la "anderen geht's viel schlimmer" in die Richtung Totschlagargument und das wäre jetzt für mich nicht das ausschlaggebende Argument pro Krippe. Ich orientiere mich am liebsten an den für mich besten Möglichkeiten, nicht an den schlechtesten.

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Oh ich glaube da hast du mich etwas falsch verstanden. Ich wollte damit nicht ausdrücken, anderen gehts noch schlimmer.
Sondern wollte einfach lediglich ausdrücken, dass es so viele verschiedene Faktoren gibt weswegen Kinder schaden nehmen können oder was das Leben von Kindern negativ beeinflussen kann.
Darunter sehe ich Krippe/Kindergarten/Tagesmutter als so einen minimalen Faktor an.
Da muss Kindern schon mehr widerfahren, damit sie Schaden davon tragen.

Hab ich´s jetzt gut genug umschrieben.

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Wir sind nach 14 Monaten beide in Teilzeit gegangen. Der eine hat 2 Tage die Woche gearbeitet, der andere 3 Tage die Woche. Was als Notlösung für 8 Monate zur Überbrückung bis zum Kitaplatz entstand war letztlich die allerbeste Lösung. Mit fast 2 begann dann die Kita. Wir hätten gerne die "beide Teilzeitlösung" weitergeführt, aber das war finanziell dann wirklich nicht mehr möglich :(
Die Zeit danach (100% und 75% mit sehr langen Arbeitswegen) entsprach überhaupt nicht dem womit wir uns wohl fühlten. Habe ich auch nur genauso lange durchgehalten, bis das Elterngeld wieder ausreichend für die nächste Elternzeit war....
Karrieregedanken spielten für uns beide gar keine Rolle, aber der finanzielle Zwang (als bewusst unverheiratete Familie in der die Frau mehr verdient als der Mann, wird es einem in unserer Gesellschaft schon noch kompliziert gemacht, verheiratet -mann verdient mehr als Frau- wäre die Aufteilung wiederum auch bei uns eindeutig gelaufen). Wir haben versucht einen Kompromiss zu finden.

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Hallo
Ich bin zwar jedes mal wieder nach einem Jahr arbeiten gegangen. Die Betreuung war aber jedes Mal anders. Je nach Kind und Möglichkeiten.
Bei der Großen haben wir uns durch die Schichten größtenteils abgewechselt und den Rest mit einer Freundin überbrückt.
Der mittlere ging mit einem Jahr 2x die Woche zur Tagesmutter, da er ein Kind ist der umso glücklicher ist, je mehr um ihn rum los ist. Da sein Papa Arbeitszeiten hat die nicht mit meinen vereinbar sind war das sie beste Lösung.
Jetzt beim Kleinen hab ich zum Glück die Möglichkeit nur Freitag und Samstag Nacht zu arbeiten bis er 3 Jahre alt ist. Er wird komplett von uns betreut.

Also bei jedem Kind individuell geregelt

LG Andrea

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Also um die Schichtarbeit bin ich nicht neidisch, aber toll dass ihr für euch als Familie den Vorteil nutzen könnt mit der Betreuung.

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Ja, da sagst du was... Momentan ist es echt praktisch. Aber ehrlich gesagt möchte ich nicht bis zur Rente schichten

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Ich bin nach 12 Monaten mit 30 Std. wieder eingestiegen und fand es für uns sehr passend. Inzwischen ist das Kind 6 Jahre alt, ich arbeite wieder Vollzeit und finde, dass die Betreuung unserer Bindung und dem Heranwachsen unseres Kindes in keiner Weise geschadet hat. Insbesondere in der Krippe waren die anfangs Fremden schnell keine Fremden mehr - besonders nicht für das Kind, aber auch nicht für mich.

Für uns war die Wahl so optimal und jeder muss es doch so machen, wie er es mit sich und seiner Familie vereinbaren und bewerkstelligen kann.

In Teilzeit bin ich allerdings beruflich nicht voran gekommen, das wäre in meinem Beruf nicht möglich gewesen.

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Ich habe wieder in Teilzeit (75%, knapp 30 Stunden) gearbeitet als die Kleine 15 Monate alt war. Dann hat mein Partner noch 3 Monate Elternzeit genommen und jetzt mit 1,5 Jahren geht sie in die Kita.
Mittelfristig ist geplant, dass auch mein Partner auf 30 Stunden reduziert, das geht aber im Moment noch nicht weil er gerade erst eine neue Aufgabe übernommen hat.

Ich sehe das ganz undokmatisch weil ich finde, dass es halt individuell passen muss. Ich habe lange studiert, liebe meinen Beruf und verdiene sehr gut. Eine längere Pause vom Job hätte ich mir darum nicht vorstellen können. Andererseits bin ich nicht sehr karriereorientiert und habe darum nichts gegen Teilzeitarbeit. Auch mit 30 Stunden habe ich anspruchsvolle Aufgaben und wenn irgendwann Kind Nummer 2 da ist werde ich wohl eher nurnoch 25 Stunden arbeiten.
Außerdem ist mein Kind sehr verliebt in andere Kinder und sehr aufgeschlossen. Mit mir alleine wird ihr schnell langweilig und sie liebt es, in die Kita zu gehen. Für uns passt es darum perfekt.
Ehrlich gesagt ist es mir aber egal wie andere es machen und finde immer furchtbar, wenn man für den einen oder anderen Weg verurteilt wird...

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MMMM. das Ganze haengt von sovielen Faktoren ab. Bei meinem 1. Gab es ein Elterngeld. Mir wurde 4 Wochen nach der Geburt eine super Befoerderung angeboten. So habe ich nachdem Mutterschutz wieder amgefangen zu arbeiten. Ich hatte aber auch eine super Krippe. Privat. Toller.Betreuungsschluessel. Koechin. 2 kleine Gruppen. Reine Krippe. Ruhig. Meine Muttermilch wurde im Essserbad erwaermt und gegeben. Immer beim Abholen genauer bericht was war. Ich war fertig, als mein Kind in der Kindergarten kam. Was fuer eine Umstellung. 24 kinder 3 Betreuer . Mein 2. Kam mit 9Monaten in dieselbe krippe. Mein 3. Mit 11Monaten. Mein 4. Mit 11Monaten. Mach es so wie es dein Bauch sagt, dass es richtig ist. Gehen in die Krippen. Wenn dein Bauch sagt es passt, dann passt es.

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Meine Frau und ich arbeiten je 80%, drei Tage geht unsere Tochter in die Kita. Vom vollendeten sechsten Monat bis zum Ende des ersten Jahrs hatte meine Frau 60% und unsere Tochter zwei Tage in der Kita. Die Lage in der Schweiz lässt sich aber nicht auf Deutschland übertragen. Dass Männer einen Vatertag haben, ist in unserem Betrieb und in ähnlichen Betrieben nicht ungewöhnlich, für das Gros der Arbeitnehmenden dagegen schon. Faustregel: Je geringere Anforderungen an das Fachwissen eines Mitarbeiters gestellt werden, desto weniger Entgegenkommen gibt es vom Arbeitgeber.

Ich denke, wir fahren sehr gut. Unsere Tochter kennt beide Welten, profitiert vom Spiel mit anderen Kindern, oder auch generell davon, dass eine Kita Dinge machen kann, die wir privat halt nicht bieten können, andererseits hat sie auch Familienzeit mit uns und jeweils mit jedem von uns einen Tag für sich.

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Tolle Aufteilung bei euch! So ähnlich wird es bei uns auch laufen, nur mit weniger Tagen.

Deine Faustregel kann ich auch bestätigen.

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Ich arbeite seit 2010 nach einem Jahr Elternzeit im Homeoffice. Der Große ist in der dritten Klasse, die Kleine 12 Monate.
Keine Fremdbetreuung bis zur Vorschule.

Beruflich habe ich mich weiterentwickelt, auch finanziell. Im Durchschnitt arbeite ich derzeit so an die 15-20h die Woche bei freier Zeiteinteilung, die Stunden habe ich nach der Geburt der Kleinen reduziert, davor habe ich seit der Große in die Schule gekommen ist immer weiter aufgestockt bis Vollzeit (freie Zeiteinteilung).

Die Kinderbetreuung teilen wir uns mit meinem Mann, der ebenfalls im Homeoffice arbeitet. Haushaltshilfe kommt 2 Tage/Woche.

Für uns ist es absolut perfekt so wie es ist :)

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Toll! Für mich wäre nur Homeoffice zwar nichts, aber genial, dass du die Möglichkrit hast und dich auch noch weiterentwickeln könntest! Darf man die Branche oder den Beruf wissen?
Ich finde eine Haushaltshilfe auch toll, wenn man es sich leisten kann. Spart einfach Zeit, dir man dann mit den Kindern verbringen kann.

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Hallo!

Bei Kind1 bin ich nach 2 Jahren und 8 Monaten wieder 30 Std. arbeiten gegangen.
Da der KiGa nur Betreuung bis 14.00 angeboten hat, haben die Großeltern ausgeholfen. Ab Schulalter ging mein Kind 2x/Woche in den Hört.

Bei Kind2 bin ich genau 3 Jahre zu Hause geblieben. Kind2 hat leider eine Behinderung, und es ist oft schwierig. Wir haben an 3 Nachmittagen Therapien, viele Arztbesuche. Und Kind1 hat an den anderen 2 Nachmittagen Schule /Musikunterricht und muss gefahren werden.

In meinen gelernten Beruf kann ich so nicht zurück, da es 3 Schichtbetrieb wäre (Pflege).
Ich habe aber meinen absoluten Traumjob gefunden!! Arbeite Teilzeit und habe alle Ferien frei! 👍 Anders wäre es nicht machbar. Dazu habe ich einen 450€ Job am Wochenende.

Wenn Kind2 in die Schule kommt, müssen wir schauen. Evtl. muss ich nochmal 1 Jahr zu Hause bleiben.

Liebe Grüße!