Ist das noch Trotzen? Extreme Wutanfälle

Hallo, ich mache mir etwas Sorgen um unsere 2 Jährige Tochter. Sie hat ein sehr starkes Ich. Sie versucht natürlich gerne ihren Willen durchzusetzen, auch lautstark und mit Protest und wir kommen damit auch gut zurecht bzw. wissen dem etwas entgegenzuwirken, wären da nicht diese schlimmen Wutanfälle.
Sie bekommt manchmal aus heiterem Himmel Schrei- und Wutattacken. Nachts wacht sie auf und schreit! Tagsüber kann es eigentlich immer passieren, meist ist sie dann schon eher etwas müde. Es gibt dabei keine Regelmäßigkeit, oft in Folge starker Veränderungen im Umfeld. Sie ist z.B. vor kurzem in eine andere Kitagruppe gekommen, sodass die Anfälle momentan fast täglich Tags wie auch nachts aufgetret. So stark, dass nichts, wirklich nichts hilft. Wir dürfen sie nicht anfassen, auf sie einreden, auch in sanfter Tonlage bringt sie nur noch mehr in Rage. Wir dürfen nicht zu nah an sie heran, aber auch nicht zu weit weg. Sie schreit dann nach ihren Schnuller, sobald sie ihn bekommt, wird er wieder mit aller Kraft weggeworfen, um gleich danach über ihr eigenes Verhalten noch wütender zu werden, um dann erneut nach ihrem Schnuller zu verlangen - Es ist eine regelrechte Endlosschleife. Je mehr man anbietet, auch um sie ggf. damit abzulenken, umso schlimmer wirds und der Gegenstand oder was auch immer, wird dann wie der Schnuller behandelt. Gibt man es, ist es nicht ok, nimmt man es wieder weg, dann ist es auch wieder falsch. Wirklich alles was wir versuchen ist in dem Moment falsch und sie wird noch wütender und lauter. Das ist besonders in der Nacht überhaupt nicht lustig.
So ein Anfall dauert bis zu 1h. Momentan lösen wir das so, dass wir bei ihr sind, sie nicht zu sehr bedrängen, und sobald sie bereit dafür ist, ihr Schnuller, Nähe und Fürsorge geben. Es tut nur so weh sei leiden zu sehen. Sie hat bestimmt eine Menge Eindrücke zu verarbeiten und schafft es nicht allein. Sie wirkt dann richtig apathisch und hilflos und sooo unendlich wütend. Das macht uns so traurig. Danach ist sie eigentlich ziemlich schnell die alte lacht und tut eigentlich so, als wäre nichts gewesen. Nur uns liegt der Moment dann noch in den Knochen.

Vielleicht hat hier jemand ähnliche Erfahrung machen müssen, den so ausgeprägt hat es keins der Kinder in unserem Familien-/Bekanntenkreis und Tipps laufen eigentlich immer ins Leere.

Geht das jetzt die nächsten Jahre so weiter oder wird es mit drei schon besser?

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Hallo,

Könnte es sich vielleicht nachts nicht eventuell um einen Nachtschreck handeln? (Pavor nocturnus?) .

Klingt für mich stark danach.

Lg cacciopaia

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Ja, das dachten wir auch. In der Nacht wird es auch so sein, aber kann sich das auch auf tagsüber übertragen? Die Anfälle sind sich sehr ähnlich. Nachts hat sie zu Anfang noch die Augen zu, ansonsten ist es exakt der selbe Ablauf.

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Hey, unsere ist auch so. (Oft) aus heiterem Himmel passt etwas nicht mehr und sie eskaliert völlig. Teilweise auch bis zu einer Stunde und/oder sie steigert sich so sehr rein bis sie erbricht.
Sie ist jetzt 2,5 und umso mehr sie versteht und sich verständlich machen kann umso besser wird es. Trotzdem bleiben die "Anfälle" nicht aus.
Wir warten auch ab und bleiben dabei.
Starke Nerven euch

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Ok, wow, so schlimm ist es zum Glück noch nicht, obwohl ich schonmal davon gelesen habe, dass manche Kinder sogar in Ohnmacht fallen.

Na dann hoffen wir auch, dass es sich bei uns mit der Zeit bessert. Sie hat jetzt auch wieder einen enormen Sprung in ihrer Entwicklung gemacht. Ich vermute, dass sie einfach noch nicht reif genug ist, das sauber für sich zu verarbeiten. Jedenfalls ist es momentan wieder besonders schlimm. Angefangen hat es mit etwa 1 1/2. Immer Mal wieder Phasen, wo nix war.

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Unsere hat eine sogenannte "Regulationsstörung" war also von Anfang an immer etwas "drüber". Aber es wird besser. Und wenn ihr Phasen habt wo nichts ist würde ich auch darauf tippen, dass sie gerade mit ihren neuen Entwicklungsschritten überfordert ist und diese verarbeitet.

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" Momentan lösen wir das so, dass wir bei ihr sind, sie nicht zu sehr bedrängen, und sobald sie bereit dafür ist, ihr Schnuller, Nähe und Fürsorge geben. Es tut nur so weh sei leiden zu sehen. Sie hat bestimmt eine Menge Eindrücke zu verarbeiten und schafft es nicht allein. Sie wirkt dann richtig apathisch und hilflos und sooo unendlich wütend."

Bei meiner war es selten, wenn dann aber heftig.

Bei mir selbst ist es heute noch extrem.
Das ist dann aber keine Wut, sondern Überforderung.

Bei meinem Kind wurde es besser, seit sie reden kann.
Seit sie Gefühle ausdrücken kann mit Worten.
"du sollst mich trösten"
"ich bin müde" ("ich bin mü...." und schläft)
"ich habe Hunger"
"das tut mir weh"

Eines ihrer ersten Sätze war "mach das aus, das ist zu laut" (nur bei Musik, vor allem Kinderlieder, leise gestellt)

Kindergarten hat sie geliebt. Nachts wachte sie aber oft auf und stellte Fragen.
Sie konnte ausdrücken, was sie bedrückte. U.a. die Frage, ob wirklich alle Kinder (einzeln aufgezählt!) auch wirklich abgeholt wurden. Fragen zum nächsten Tag.
Das war dann aber kein interaktives Unterhalten, wie wenn man ein Gespräch führt, sondern viel mehr eine Art Checkliste, die sich selbst nachts abarbeitete und einfach Rückmeldung brauchte, dass es so stimmt....

Sie wollte jeden Tag mit großer Freude in den Kindergarten.
Mittags schrie sie dann die Lautstärke und die aufgesaugten Reize erst mal raus.
Schreien und rennen.

Mir selbst geht es teilweise heute noch ähnlich.
Bei Veränderungen oder Lautstärke oder Reizüberflutung brauche ich dann Zeiten für mich. Bei Festen genieße ich 10 Minuten auf der Toilette oder mich als völliger Nicht-Raucher auch mal zu Rauchern ins Kalte nach draußen zu stellen. Raus aus den Reizen.
Mein Vorteil: ich kann es verbalisieren und sagen "lass mich in Ruhe, ich komme gerade selbst nicht mit mir klar"

"lass mich in Ruhe, ich komme gerade selbst nicht mit mir klar"
Sagt mein Kind heute in der Pubertät auch mal, schreit es eher. Aber jetzt ist sie sich eher dessen bewusst, dass da etwas in ihr vorgeht.

Als Kleinkind war sie von ihren eigenen Gefühlen überfordert.
Das ist sie jetzt wieder! (Pubertät), aber mit mehr Erfahrung, mit dem Wissen, dass es vorübergeht.
Sie kann auch gut unterscheiden zwischen Überforderung, Wut und alles ist zu viel.


So wie du, habe ich es auch gemacht.
Warten, Geduld, eigenes Mantra, durchatmen, Zeit nehmen, da sein ohne aktiv zu sein und da sein, wenn sie es wieder braucht.

Alles absichern für die Tage, an denen sie sich selbst in Gefahr brachte.
Wenn sie so derart überfordert war, bekam sie von ihrem Umfeld kaum etwas mit. Da lebte das Gefühl sie, nicht sie lebte mit dem Gefühl.

Wenn ich merkte, dass sie müde wurde, gingen wir nach Hause. Geringe Verletzungsgefahr.
Was zu erledigen war, machten wir vor der Müdigkeit (hat vieles vereinfacht! machen wir heute noch so)

Abendessen, umziehen, Zähne putzen ..... dann beginnt der Abend. Dann gehen wir ins Bett. wenn dann die Müdigkeit kommt, sind wir schon vorbereitet.


Oft kam es nicht vor.
Wenn, dann bei Entwicklungsschüben (wenige Tage, diese umso heftiger, viiiiiiel schlaf und übellaunig bis .... durch Überforderung)
Kindergarten (mit 3 Jahren). Nachts Checkliste erzählen, tagsüber direkt nach dem Kindergarten Reize rausbrüllen (keine Wut, nur reize rausbrüllen - Wut kam nur dazu, wenn sie das nicht konnte/Termin anstand oder einfach keien Möglichkeit war, das rauszulassen), dann war aber auch wieder gut und der Nachmittag super.

In Gedanken habe ich mir eine heiße Tasse Schokolade gegönnt. So als würde ich sie wirklich trinken. Nur nicht sichtbar.


Da ich irgendwann ein Gespür hatte, wann es eher vorkam, habe ich auch das mit eingeplant.

In Entwicklungsschüben (wenige Tage) möglichst wenige Termine gemacht. Nicht so wichtige Termine habe ich auch mal verschoben. Anzeichen: sie schlief mehr.

Nach dem Kindergarten plante ich eine Stunde für Schreien ein. Wirklich so, dass sie Platz hatte zum Rennen (ohne sich zu verletzen) und rausschreien. Danach alles easy.

Abends so, dass wir erst alles fertig haben und dann kann der Abend kommen. Nicht kurz vor dem Schlafen! Sondern alles in Ruhe in wach und mit Zeit und wenn dann der Schlaf kommt, ist alles bereit. Keine Veränderung, kein Umziehen....

bei Urlauben und Aktivitäten plane ich heute noch so: Zeit für Action und Zeit für nichts tun. Einfach so 2-3 Erlebnisse die toll sind und dazwischen bewusst Tage wo wir nichts erleben (sondern nur das verarbeiten, was wir erlebt haben). Gaaaaanz wichtig und tut uns beiden gut.


Und während der Situation..... so wie du es beschreibst.
Ganz wichtig: in Gedanken selbst entspannen. Nicht bei meiner ToDo Liste sein, sondern die Zeit für mich mit einem Entspannungsritual belegen. Auch wenn es schwer fällt. Ein bisschen selbst aus der Aktion ausklinken. Da sein und doch "woanders". Bewusst.... und bewusst wieder da sein, wenn mein Kind mich anspricht.

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Vielen Dank für deinen Beitrag. Ich werde mir mir einige deiner Worte und Beschreibungen zu Herzen nehmen. Ich finde es super wie ihr damit umgegangen seid. Im Urlaub ist uns auch aufgefallen, dass es wahrscheinlich ein wenig zu viel Action war. Wir haben ihn auch vorzeitig abbrechen müssen. Das bedeutet auch für uns eine große Umstellung. Aber mit Kind ist dann halt alles anders. Vielleicht sollten wir auch auf Strandurlaub umstellen.

Wir hoffen so sehr, das es mit dem sprechen alles etwas besser wird.

"Sie konnte ausdrücken, was sie bedrückte. U.a. die Frage, ob wirklich alle Kinder (einzeln aufgezählt!) auch wirklich abgeholt wurden. Fragen zum nächsten Tag."

Das gibt mir echt zu denken. Ich kann mir vorstellen, dass es bei unsere Tochter ähnlich ist. Das sie viellezauch nach der Kita noch mit der Kita beschäftigt ist. Sie ist nämlich sehr aufmerksam und besorgt um andere Kinder. Laut den Erzieherern erkundigt sie sich oft nach Kindern, die neu, krank etc sind. Das könnte echt ein Ansatz sein. Leider kann sie es noch nicht ausdrücklich, was sie beschäftigt. Momentan vermisst sie auf jeden die Erzieher aus der alten Gruppe. Da wird sie allerdings ganz traurig, nicht wütend. Aber gestern war ein guter Tag. Die Nächte werden auch wieder besser.

Mit dem Wissen werden wir auf sie achten und können ja auch gezielt nachfragen, was sie beschäftigt. Das wird sicher eine Menge sein. Ich hoffe sie kann es bald besser mitteilen.

Das mit der Ruhe am Abend haben wir schon umgesetzt. Oft kann es jedoch kurz vor dem Abendessen brenzlig werden. Da kippt die Stimmung oft. Wir müssen uns echt angewöhnen früher nach Hause zu gehen. An ihrer Stimmung kann man es vorher nie ausmachen. Sie spielt freudig mit den anderen Kindern und zeigt keinerlei Anzeichen. Da müssen wir unsere Tochter noch besser kennen lernen. Wir sind da beide nicht so sensibel und haben eigentlich immer gerne Menschen um uns und unternehmen viel.

Ist halt scheinbar auch für uns ein Prozess..aber vielleicht sagt sie uns ja bald, dass es ihr eigentlich zuviel ist.

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Als ich das gerade gelesen habe, dachte ich du hast meinen Sohn bei dir zu hause. Meine Zwillinge sind jetzt 2,4 Jahre und Junior gerade auch mitten in so einer Phase. Von jetzt auf gleich geht es von ich bin fröhlich über zu ich bin ein gefühlstornado und es wird geschrieen und alles um her geworfen

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Guten morgen

Meine mama hatte das als kind, sie hat auch bis zur ohnmacht geschrien und meine jüngere hatte das auch, zwar nicht bis zur ohnmacht, aber blaue lieppen und und auf dem boden liegen und keine luft bekommen. Musste ihr immer ins gesicht pusten, hat aber nicht immee genützt. Dann musste ich einfach abwarten.

Was uns geholfen hat: ich selber gehe immer wieder zum reden zu einer psychologin, ist für erwachsene und kinder/kleinkinder.
Sie hat mir zu herzen gelegt, beo solchen kindern darf wenn möglich nichts überraschend kommen, da sie dann überfordert sind mit der situation. Ich muss sie auf veränderungen vorbereiten sie darüber informieren, mit ihr darüber sprechen. Bei uns hat es wirklich was gebracht. Unsere hat keine wutanfälle mehr, sie weint manchmal noch aber sie hört zu und kann sich in dem moment äussern was sie stört, warum sie traurig ist. Man kann sie trösten in die arme nehmen. Das konnten wir alles nicht vorher.

Was wir nicht hatten war das schreien in der nacht. Da kann ich keine tipps geben.

Alles gute euch glg alyal

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Das ist uns auch schon aufgefallen, dass es mit Vorbereitung besser funktioniert. Am Abend besprechen wir mittlerweile, was am nächsten Tag ansteht, vor allem wenn dieser vom normalen Ablauf abweicht. Aber sie kann uns leider noch nicht mitteilen, was bei ihr so tagsüber los war und was sie beschäftigt. Ich hoffe dann wird es auch wieder ein Stück weit besser.

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Hallo, war letzte woche in einer weiterbildung zwar beruflich aber mehrheitlich wegen meinem eigenem sohn.


Da hab ich viele antworten auf das verhalten meines sohnes bekommen und kann ihn besser verstehen.

Informier dich mal über das thema hochsensible kinder

Bei meinem passt es zu 100 prozent