Dreisprachige Erziehung...zu spät dafür?

Huhu!
Ich habe 2 Kinder (1,5 und 3,5) und im Herbst kommt ein 3 dazu. Bisher rede ich mit den Kindern spanisch wenn wir alleine sind.
Meine Partnerin hat neben deutsch eine weitere Muttersprache. Bisher hat sie mit den Kindern nur deutsch geredet. Sie ist kein leiblicher Elternteil. Wir sind zusammen gekommen, als ich mit meinem jüngeren Kind schwanger war. Die Elternrolle übernimmt sie voll.
Warum auch immer, erst jetzt kommt uns der Gedanke, dass sie ja mit den Kindern auch in ihrer Muttersprache reden könnte.
Jetzt überlegen wir, ob es zu spät dafür ist? Oder gibt es kein zu spät?
Das spanisch war eben von Anfang an da, ganz natürlich. Der Große kennt die Sprache schon ein bisschen von der Oma. Aber auch da war es bisher nur ein bisschen erzählen, vor allem Geschichten.
Wie sind eure Erfahrungen damit?

GLG

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Ich hab mal kurz über sowas mit einer Logopädin gesprochen. Ich weiß das Resultat leider nicht mehr genau, da es uns nicht direkt betraf. Aber vielleicht kannst du mal bei einer einen kleinen Beratungstermin machen, um zu erfahren, wie man am besten mit 3 Sprachen umgeht.

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Guter Tipp, vielen Dank! Ich kenne sogar eine Logopädin ziemlich gut privat. Bei dem Thema, habe ich jedoch überhaupt nicht an sie gedacht.

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Also ich finde "mischen" immer schwierig. Wir haben eine Person für jeweils eine Sprache, dass klappt ganz gut. Meine Eltern sprechen russisch, ausschließlich und wir deutsch. Seine Mama sollte ausschließlich polnisch sprechen, hat sie nicht gemacht weil sie meinte dass wäre Zuviel, ich bin überzeugt dass es kein Problem gewesen wäre wenn man sich an seine Sprache hält. Ich finde mit 3 Jahren auch noch gar nichts "zu spät" man lernt ja z.b später auch Englisch und ist viel älter. Ich würde die dritte Sprache mit einfließen lassen und z.b Gegenstände immer mal auf Deutsch und auf den zwei anderen Sprachen benennen. Wir machen das so mit Englisch, da die Oma kein Interesse daran hat polnisch zu reden haben wir jetzt halt Englisch dazu genommen und benennen halt Gegenstände, Tiere, Farben usw aber russisch und deutsch funktioniert beides ohne Probleme (im September 3 Jahre alt) wird aber halt schon seit Geburt so gemacht.

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Hi
Die Sprachen die in der Schule dazu kommen, sind für mich schon etwas anderes, als eine Muttersprache.
Nehmen wir die Sprache dazu, würde wir auch da eine klare Linie fahren. Bisher rede ich alleine ausschließlich spanisch mit den Kindern, als Familie ist es bisher ausschließlich deutsch. Mit der Sprache würde meine Partnerin und die Oma, die in unserem Fall sicher mitziehen würde, alleine mit den Kindern ausschließlich die Sprache nutzen. Als Familiensprache würden wir weiterhin deutsch reden.
Dass jede Person immer bei einer Sprache bleibt, wäre bei uns schwer bis nicht umsetzbar. Bisher klappt es auch so ganz gut. Wobei die Kinder in meiner Anwesenheit spanisch bevorzugen. Aber wenn ich dann ausschließlich deutsch spreche und mindestens eine weitere Person auch, bleiben sie schnell auch dabei.

GLG

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Mein Sohn wird von Anfang an 3sprachig erzogen. Wobei zu Hause 2sprachig. Deutsch beschränkt sich auf die Fremdbetreuung.

Es ist wichtig absolut authentisch zu bleiben. Ich würde die Sprache nur einführen, wenn es wirklich zur Familie gehört und es auch eure Muttersprache ist.
Ich finde es ganz schlimm, wenn Eltern meinen man müsste zig Sprachen einführen, nur weil man paar Wörter kann.
(Ich selbst spreche auch 5 Sprachen, würde trotzdem nicht auf die Idee kommen es meinem Sohn "bei zu bringen".)

Mein Mann und ich sprechen konsequent nur die eine Sprache mit meinem Sohn. Immer, ohne Ausnahme.
Kein ich benenne Mal Dinge in drei Sprachen, damit er es lernt. Einfach im Alltag konsequent sprechen.

Zu deiner Frage, ich glaube nicht, dass es zu spät ist. Wenn ich es richtig verstehe, bist du schwanger. Vielleicht könnt ihr es bei dem 3. Kind konsequent machen und die zwei anderen kommen automatisch nach.

Ich würde es aber nicht erzwingen, wenn es nicht zu euch gehört.

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Genau das hatte die Logopädin auch gesagt, jetzt erinnere ich mich wieder. Man sollte die Spache nur sprechen, wenn man sich damit sicher fühlt. Es hilft den Kindern nicht, wenn man es selber nicht richtig kann. Die Kinder müssen ja ein Sprachgefühl entwickeln, für Grammatik und Klang der Sprache. Und das klappt eben nicht, wenn man es nicht richtig vormacht.

Ich kenne eine Mutter, die ab und zu Englisch mit ihrer fast 3 Jahre alten Tochter spricht. Aber auch nur einzelne Sätze, einfach so zwischendurch. Finde ich jetzt nicht sonderlich förderlich. Dann kann man auch bis zur Schule warten.

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Gerade mit 3,5 Jahren finde ich noch eine dritte Sprache schwierig. Mit 1,5 Jahren noch machbar. Allerdings würde ich persönlich es bei zwei Sprachen belassen. Ich kenne mehrere Kinder die zweisprachig aufwachsen und da schon alles durcheinander werfen. Mit 3 Sprachen stelle ich mir alles sehr durcheinander vor noch dazu wenn die 3-Jährige jetzt erst damit anfangen soll, wird es schwer für sie. da es einfach nicht selbstverständlich ist.

Wenn Sie älter werden und verstehen, dass es drei unterschiedliche Sprachen gibt, würde ich immer einzelne Worte lernen, Kinder sind von Natur aus neugierig auf so etwas und finden vielleicht allein das Interesse an der 3. Sprache. Sie sind dann zwar nicht 3-sprachig, aber lernen vielleicht die 3 Sprache zu verstehn, kleine Sätze zu sagen und einzelne Worte zu sagen.

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So sehe ich das auch. Zweisprachig aufwachsen ist sicherlich toll, aber drei Sprachen können auch sehr verwirrend sein, das kommt aufs Kind an und seine jeweilige Sprachbegabung. Es bringt ja nichts wenn ein Kind mehrere Sprachen halbwegs spricht, aber keine Sprache wirklich gut.

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Also über Sinn und Unsinn kann ich nichts sagen nur von mir selbst berichten. Ich war bis ich 9 Jahre wurde immer im Sommer über mehrere Monate bei meiner Oma auf dem Dorf (in einem Land der ehemaligen UDSSR, dort hat man 3 Monate Sommerferien). In diesem Dorf wird eine andere Sprache gesprochen als im Rest des Landes.

Ich hab also das ganze Jahr über Sprache A gehört und gesprochen und im Sommer Sprache B. Hat zwar immer ein wenig gedauert, bis ich reinkam aber dann wars gut. Heute spreche ich Sprache B nicht mehr bis auf ein paar Floskeln aber ich verstehe viel.

Daher denke ich nicht, dass es "zu spät ist"

Ich selbst schaffe es im Alltag leider kaum mit meiner Kleinen Sprache A zu sprechen, so wie ich es mir vorgenommen habe...Ich kann sie zwar fließend sprechen aber irgendwie brauche ich dann jemanden, der antwortet. Monologe führen (meine kleine wird in ein paar Tagen erst 1 Jahr alt) kann ich besser auf Deutsch.
Wenn ich allerdings meine Oma besuche (1×/Woche) und meine Mama zu uns kommt (1×/Woche) wird nur meine Muttersprache gesprochen.

Mal sehen wie es wird, wenn die kleine sprechen kann, vielleicht klappt es auch zwischen uns beiden ohne Anwesenheit meiner Familie mit meiner Muttersprache.

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Huhu :-)

Nein, zu spät ist es nicht, aber mit drei Sprachen aufwachsen stelle ich mir schon sehr anstrengend und fordernd vor.

Kennst Du das Immersionsprinzip? (Eine Person, eine Sprache) Wenn ihr das so umsetzen könnt, sehe ich zwar immer noch eine recht große Herausforderung, aber auch die einzige Möglichkeit, die Kinder nicht vollkommen zu überfordern.

LG :-)

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Liebe Amistad,

dazu eine kleine Erzählung meiner Großmutter. Sie ist Spanierin aber im Bürgerkrieg kam sie als Kind in ein russisches Kinderheim. Daher ist sie in Rußland aufgewachsen und hat dort, während des Studiums ihren Sohn, meinen Onkel, geboren. Mit ihm sprach sie sowohl Spanisch als auch Russisch. Sie lernte später ihren deutschen Mann kennen, der damals in Leningrad studierte, meinen Großvater. Die beiden beschlossen in die DDR nach Leipzig zu ziehen, wo mein Großvater herkam. Dort wohnten sie zu Anfang bei den Eltern meines Großvaters. Meine Oma mußte dann für die Prüfungszeit nochmal für 4 Monate nach Leningrad zurück. Als sie wieder nach Leipzig kam, hatte ihr damals 4jähriger Sohn sowohl Spanisch als auch Russisch komplett! vergessen und sprach ein wunderbar breites, perfektes Sächsisch.

Ich will sagen, 3,5 Jahre ist nicht zu spät. In meiner Familie wird aufgrund unserer Geschichte überall mehrsprachig erzogen. 4 Sprachen auf einmal ist das Maximum, das ich kenne (meine Cousins). Es wär doch auch total traurig, wenn Deine Partnerin sich mit ihren (angenommenen) Kindern nicht in ihrer Muttersprache unterhalten könnte.

Alles Gute Euch 😊

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Gerade wollte ich eine allgemeine Antwort verfassen und sehe deine Antwort. Wow, was eine Geschichte!
Wir haben weiter recherchiert und sind auch zu dem Entschluss gekommen. Es geht! Deshalb haben wir direkt damit angefangen. Je jünger das Kind, desto einfacher. Auch mit 3 kann es noch klappen und zu muttersprachlichem Niveau führen. Angenommen man zieht es über Jahre durch natürlich.
Ich bin gespannt wie es sich entwickeln wird. Die Kinder haben es jedenfalls gut aufgenommen.