Ich hasse mein Kind!

Hallo!

Vorab: natürlich "hasse" ich mein Kind nicht! Der Titel ist so extrem gewählt um möglichst viele Menschen zum lesen und dann auch zum antworten zu bekommen...

Ich bin 26, mein Freund fast 30. Wir haben 2 Söhne. Der eine ist 4 Jahre und der zweite 2 Monate alt.

Bei unserem ersten Sohn liegt das Problem. Er ist von Anfang an sehr extrem gewesen (stündlich an die Brust, sehr schnell und laut am weinen ...). Er ist vom Wesen sehr aktiv, offen und frech. Er bewegt sich unglaublich gerne und viel. Ist dabei kaum müde zu bekommen. Ich bin damals auf dem Zahnfleisch gelaufen.

Mittlerweile ist er 4 und hat die ein oder andere Trotzphase durch gemacht. Es wurde immer mal besser und schlechter aber im Grunde war immer alles gut "aushaltbar".

Zu uns als Eltern kann ich sagen das wir sowohl liebevoll als auch streng sind. Wir sind konsequent und haben klare Regeln und lassen doch immer mit uns verhandeln.

Nun zur jetzigen Situation. Mein älterer Sohn ist bereits seit 3 Monaten (also kurz vor der Geburt seines Bruders) fast unausstehlich.

Es ist einfach nichts genug. Nicht genug kuscheln, nicht genug vorgelesen, nicht genug Gummibärchen, nicht genug auf dem Spielplatz gewesen usw.

Ich muss aber dazu sagen das sein jüngerer Bruder sehr pflegeleicht ist. Er lässt sich gut ablegen, weint so gut wie nie und schläft extrem viel. Wir haben also massig Zeit um uns ausgiebig mit unserem Grossen zu beschäftigen und das tun wir auch. Alle zusammen oder auch mal nur "Mama" oder "Papa" Zeit.

Bildlich ausgedrückt habe ich den Eindruck er zerrt an mir. Er zerrt mich beinahe kaputt. Er fordert und fordert und es ist einfach nichts genug. Es gibt wenig schöne Stunden.

Das schlimme ist das es meine Gefühle verändert. Ich kann nichts dagegen tun aber ich habe wirklich Probleme ihn überhaupt nur in den Arm zu nehmen.

Da ich sehr selbstreflektiert bin ahne ich wo das Problem liegt. Ich denke er fühlt sich vom Thron gestoßen und versucht durch negatives Verhalten noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Ich habe nur absolut keinen Schimmer wie ich die Situation verbessern kann.

Gibt es Familien die dieses Problem auch haben?

Entschuldigt für diesen unglaublich langen Text. Danke fürs durchhalten :-)

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Hallo,

Erstmal vorab gesagt, du bist nicht allein. ich wette die meisten Eltern von vierjährigen aufgeweckten Kindern kennen deine Situation und zweifeln das ein oder andere Mal an ihrer Fähigkeit gute Eltern zu sein.

Euer Sohn ist ein munteres und aktives Kind. Darüber dürft ihr euch freuen. Er ist wahrscheinlich auch ein sehr selbstbewusster Junge. Und natürlich testet er mit seinen vier Jahren Grenzen aus. Mit Eltern, die liberal und verhandlungsbereit sind, ist das auch eine lohnenswerte Geschichte. Daher fordert er euch sicherlich immer wieder neu heraus..bleibt Mama bei den fünf Gummibärchen oder rückt sie eventuell doch noch zwei raus..

Ich rede aus Erfahrung und glaube, dass er ganz klare Grenzen braucht. Irgendwann wird er merken, dass er seine Energie sparen kann und wird sich mit den fünf Gummibärchen zufrieden geben.

Bestimmt kommt auch noch die neue Situation zuhause mit dem kleinen Babybruder dazu. Das macht es nicht leichter. Gerade weil er mit vier auch noch nicht so deutlich seine Gefühle formulieren kann.

Es wird sicher bald wieder besser. Ihr seid reflektierte Eltern und auch die dürfen das ein oder andere Mal ihre eigenen Kinder nicht leiden. Das ist menschlich. Man hat auch nur begrenzte Ressourcen. Also Kopf hoch. Ich drück die Daumen, dass die PHASE bald rum ist.

Liebe Grüße Conny

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Deine Situation beschreibt genau das was meine Schwester gerade durchmacht. Ich kann dir zwar nicht helfen, aber ich wollte nur sagen das du nicht alleine bist. So etwas ist wohl gan normal.

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Bekommt er denn immer, was er 'einfordert'? Wie nachgiebig bist Du/seid Ihr?

Versuchst Du es ihm in schwierigen Situationen möglichst schnell "Recht zu machen", damit der Friede hergestellt wird oder muss er auch mal aushalten?

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Unsere Zweijährige verhält sich im Moment sehr ähnlich, sie bockt, ningelt,testet und alles scheint blöd zu sein. Das geht ebenfalls seit der Geburt des kleinen so, also seit 9 Wochen. Ich denke da hilft nur liebevolle Konsequenz oder in dem Fall konsequente Liebe ;-). Sie müssen ihren neuen Platz erst finden ( und wir auch!).

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Hallo,

ich kann dich gut verstehen #liebdrueck. Wir haben einen Sohn (6 Jahre) und eine Tochter (2,5 Jahre). Dieses von allem nicht genug zu haben ist bei uns auch gerade hoch im Kurs.

Ich muss dazu sagen, währedn der Babyzeit unserer Tochter musste er schon ganz schön zurückstecken, da sie sehr anstrangend war und immer noch ist #schwitz. Trotzdem haben wir auch da immer Mama und Papa Zeiten eingebaut. Mal ging es gut, mal nicht. Aktuell können wir nun auch mit beiden mehr machen, also Tagesausflüge etc. aber es ist ihm nie genug. Och nee, können wir nicht da und da hin, oder nicht schon wieder dies und jenes. Ich denke es ist eine Phase, so wie bei euch auch,

So wie du es schreibst, macht ihr es doch richtig. Bleib weiter auf dem Kurs, der kleine ist erst 2 Monate ;-). Es wird noch eine Weile dauern, bis es sich auch für euren "großen" eingespielt hat. Natürlich fühlt er sich zurückgestellt, da kannst du noch so viel machen. Und ich denke, je mehr man macht, also mit dem großen desto mehr bekommt er das Gefühl ihr habt was gut zu machen wegen dem baby, weißt du was ich meine?
Das heißt nicht, dass du dich nur auf das Baby konzentrieren sollst, aber biete ihm nicht zuviel an, dass kann ihn auch überfordern. Bleibt bei euren Regeln / Konsequenzen und eurer liebevollen und strengen Erziehung zugleich :-).

Lg

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Auch i h habe leider keinen Tipp. Bei uns ist es gerade genauso. Tochter ist zwei und ihr Bruder 5 Monate. Alle sind grad nur noch angenervt, weil wirklich alles mit nörgeln und jammern kommentiert wird. Sogar alles, was man nur für sie macht. Extreme Trotzphase und Eifersucht, tolle Kombination... Da hilft nur tieeef durchatmen und nicht losbrüllen. Ich sage dann still, nur in meinem Kopf alles, was ich meiner Tochter in dem Moment gern an den Kopf werfen würde und das hilft zumindest mir, nicht auszuflippen.

LG

7

Hallo,

ich glaube, dass dein Sohn deine negativen Gefühle spürt und dann eins das andere ergibt. Ein Teufelskreis sozusagen.
Unsere Tochter ist 3,5 Jahre und ihr Bruder 6 Monate alt. Sie musste die letzten Monate zurück stecken und ich kann nicht in Worte fassen, wie stolz ich auf sie bin. Sie hat das phantastisch gemacht! Nun ist sie im Kindergarten seit September, hat eine Erkältung nach der anderen, mein Mann arbeitet viel,.... Auf jeden Fall merke ich, dass sie seit Kurzem wieder sehr fordernd ist. Sie weint schneller, quängelt viel, alles ist manchmal doof, usw.
Ich fahre eine komplett andere "Strategie" als meine Vorschreiberinnen. Ich versuche ihr NOCH MEHR zu geben. Ich versuche noch aufmerksamer und geduldiger zu sein. Ganz einfach, weil sie mich in diesen Phasen viel mehr braucht.

Das heißt nicht, dass sie alles darf oder bekommt. Ich habe ganz natürliche Grenzen. Die achtet sie im Normalfall aber auch. Sie bekommt aber durchaus mal ein, zwei, zehn Gummibärchen mehr oder ein Spielzeug, obwohl sie erst kürzlich eines bekommen hat.

Es wird wieder Zeiten geben, da werden bestimmte Dinge kein Thema mehr sein. Sie durchläuft halt einfach ihre Phasen.
Ich fahre so wirklich ganz gut. Trotzdem ist es manchmal wahnsinnig anstrengend und ich bleibe auch nicht immer geduldig.
Ich denke mir immer, es wird auch wieder einfacher..... Irgendwann ;-)

LG

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Hallo!

Same here! Nur hier ist es die fast vierjährige große Schwester. Sie ist sehr pfiffig, das kann sehr anstrengend sein. Insgesamt hab ich das Gefühl, wir kümmern uns noch mehr als vor der Geburt des Bruders ( fast 5 Monate alt) um sie, aber wenn es nach ihr ginge, ist es nie genug. Dann kommt oft "Leg ihn doch in den Laufstall!".

Und auch ich muss gestehen: Ich habe seit der Geburt des Kleinen das erste Mal negative Gefühle für meine Tochter. Und das tut ziemlich weh. Manchmal ist sie so anstrengend und herausfordernd, dass ich sie nicht in den Arm nehmen mag. Aber ich denke, dass ist nur menschlich. Auch ich bin sehr reflektiert. Und ich denke solange wir noch merken, dass sich was verändert und auch daran arbeiten wollen, ist noch alles in Ordnung.

Ich kann von uns sagen, dass es wieder besser geworden ist. Die Großen brauchen Zeit um sich an ihre neue Position zu gewöhnen. Sie hat nun verstanden, dass wir sie nicht weniger lieben. Und doch kämpft sie manchmal um unsere Aufmerksamkeit. Das darf sie, aber es heißt für mich nicht, dass ich sie vernachlässige. Nachdem ich das verstanden hatte, ging es mir besser. War es auch das schlechte Gewissen und der ( von mir so aufgefasste) Vorwurf der Grossen, ich würde mich nicht genug um sie kümmern, der mich hat negativ fühlen lassen. Ich denke jedoch es ist eine normale Entwicklung bei Erstgeborenen, die sie durchmachen müssen.

Ich hoffe du verstehst, wie ich das meine.
Kopf hoch, es wird besser!

LG
Quadratlatsche

9

Was du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor. Ob in der Kindergartengruppe oder damals, als mein Sohn im ähnlichen Alter war. Ich versuche dann innerlich bis zehn zu zählen und zu den Kinder/n besonders lieb zu sein. In diesem Alter machen sie sehr große Entwicklungssprünge und wachsen enorm. Für die Umgebung ist es unglaublich anstrengend, für die Kinder aber auch. Wenn dann noch die Reaktion des Erwachsenen darauf negativ ist, dann verstärkt sich das Verhalten der Kinder und sie fühlen sich unverstanden. Frag deinen Sohn, was er braucht. Zeige Verständnis, benenne seine Gefühle. Sag ihm aber auch, wie du dich fühlst.

Zeige ihm Grenzen auf, wenn es dir zu viel wird. Erkläre ihm aber nachträglich, warum du so gehandelt hast. Und starte wieder neu, ohne nachtragend zu sein.

Viel Glück!