Kinder wollen keine Krippen

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Fremdbetreuung
Kinder wollen keine Krippen

Von Daniela Niederberger

Landauf, landab werden Loblieder auf Kinderkrippen gesungen. Zu Recht? Psychiater melden Zweifel an der Fremdbetreuung an. In den ersten drei Lebensjahren seien Kleinkinder unbedingt auf ihre Mütter angewiesen.

Eine der häufigsten Fragen, die eine werdende Mutter zu hören bekommt, lautet: «Hast du schon einen Krippenplatz?» Früher mochte man eine Schwangere gefragt haben, ob sie sich aufs Baby freue, die Kleidchen schon parat habe. Heute sind sich alle einig, dass das Neugeborene nicht nur einen Stubenwagen und Strampler braucht, sondern auch die Anmeldung für die Krippe. Mit «Ungeborene in der Warteschlaufe» überschrieb der Tages-Anzeiger in anklagendem Ton einen Artikel, in dem es um die vielen Babys ging, die vergeblich auf einen Betreuungsplatz warteten.

In der Schweiz herrscht seit den neunziger Jahren eine wahre Krippen-Euphorie. Jede Gemeinderätin und jeder Firmenchef fordert mehr Krippenplätze, das gilt als «familien- und frauenfreundlich». Die Kinder ein paar Tage die Woche weggeben stellt mittlerweile schon fast den Normalfall dar. Eine Frage liest man so gut wie nie: Ist es gut, wenn Babys und kleine Kinder fremdbetreut werden? Oder schadet es? Finden Kinder die Krippe toll?

«Krippen sind etwas, was Kinder nicht wollen», sagt der deutsche Verhaltensbiologe Joachim Bensel. Er forscht seit vielen Jahren zu den Themen «kindliche Entwicklung» und «Kinderbetreuung». «In den ersten drei Jahren sind Krippen nicht sinnvoll», glaubt Otto Eder. Er ist ehemaliger Co-Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie. Natürlich gebe es Notfälle, wo es nicht anders gehe. Aber grundsätzlich sei es gut, wenn die Mutter mit ihren Kindern sein könne oder der Vater. Dieter Bürgin war lange Jahre Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik in Basel. Heute hat er eine Praxis als Psychoanalytiker. Ein Kleinkind sei ausgerichtet auf wenige Bezugspersonen, die Mutter, den Vater, aber auch die Grosseltern. Mit diesen «möbliere» es seine Innenwelt. «Wenn es ein Kind zu Hause gut hat, dann ist die Krippe schlechter.» Es gebe aber Eltern, die nicht vertrauensbildend seien oder sich nicht richtig um ihr Kind kümmern könnten. «Für solche Kinder ist die Krippe besser als das Nichts, das sie daheim haben.»

«Es ist hundertmal besser, sich einzuschränken und beim Kind zu bleiben», sagt die Psychologin Ursula Büchli. Kinder in Krippen binden sich eng an die Betreuerinnen. Jedes Mal wenn eine den Job kündigt, muss sich das Kind lösen von einer Person, die es gernhat. Büchli empfindet es als «brutal, wie man die Kinder dem aussetzt».

Die Psychoanalytikerin Ann Kathrin Scheerer aus Hamburg befasst sich speziell mit dem Thema «Fremdbetreuung im frühen Kindesalter». Sie sagt, in der DDR hätten heute viele Patienten Probleme mit Gefühlen und tiefen Beziehungen. In der DDR wurden Kinder grossflächig in Horte gesteckt. Auch wenn die Symptome nicht eindeutig auf die staatlich verordnete Fremdbetreuung zurückzuführen seien, gebe es doch Hinweise dafür. Heutige Krippen sind zwar nicht vergleichbar mit den von Zucht und Ordnung geprägten Kindertagesstätten von damals. Doch aus der Säuglingsforschung wisse man, dass jede Trennung von der Mutter ein Stressfaktor sei. «Kleinkinder brauchen exklusive Beziehungen», sagt sie. «Deshalb sind wir Psychoanalytiker sehr skeptisch, was Kinderkrippen angeht.»

Ist das Mami für immer weg?

In den ersten drei Lebensjahren wird das sogenannte Urvertrauen (siehe Seite 50) gebildet. Wer es besitzt, hat eine stabile psychische Struktur. Wir werden damit nicht geboren, wir müssen es erwerben. Dazu brauchen wir eine affektregulierende Mutter, wie dies die Psychologen nennen. Sie schützt das Kleinkind vor zu grossen Erregungszuständen. «Egal, wie gut eine Pflegeperson ausgebildet ist, sie kann aus Sicht des Babys nur eine Notlösung sein», sagt die Psychoanalytikerin Scheerer. Das kommt daher, dass Babys noch kein inneres Bild der Mutter aufrechterhalten können, um sich zu trösten. Wenn das Baby sein Mami nicht sieht, ist das Mami für immer weg.

Wie sicher ein Kind gebunden ist, lässt sich in einem beobachten: Die Mutter verlässt den Raum, das Kind bleibt mit einer fremden Person allein. Ein Kind, das über Urvertrauen verfügt, ist zwar irritiert, wenn die Mutter geht, beruhigt sich aber schnell. Es begrüsst das Mami bei dessen Rückkehr und ist leicht zu beruhigen. Unsicher gebundene Kinder sind irritierter, wenn die Mutter geht, sie schreien und klammern sich an sie. Sie verweigern sich der Mutter möglicherweise, wenn sie wiederkommt, und sind nur schwer zu beruhigen. Eine dritte Reaktion ist die «unsicher vermeidende». Das Kind wirkt unbeeindruckt beim Gehen der Mutter und ignoriert sie beim Wiederauftauchen.

Es muss also kein gutes Zeichen sein, wenn das Kind morgens an der Krippentür nicht protestiert. «Viele Eltern denken, mein Kind macht das wunderbar», sagt Joachim Bensel. Dabei leidet es still.

Kinder mit einem stabilen emotionalen Boden sind kooperationsbereiter, sie ertragen Frustrationen besser und spielen länger konzentriert. Dieter Bürgin behandelt in seiner psychoanalytischen Praxis in Basel auch krippengeschädigte Kinder. «Die sind ein Jahr in der Krippe, dann nimmt man sie heraus, sie werden von den Grosseltern betreut, dann sind sie wieder für zwei Jahre in einer anderen Krippe. Das ist Alltag und kommt in allen Schichten vor.» Die Folge sind sogenannte Deprivationsmerkmale: Die Kinder haben Mühe, Bindungen aufzubauen, sind hyperaktiv, ablenkbar, aggressiver und haben wenig Vertrauen in sich oder andere.

Bürgin beschäftigt das Thema «Krippen», seit er als junger Arzt einen Film gesehen hat, der ihm nie mehr aus dem Kopf ging. Die englischen Psychoanalytiker James und Joyce erforschten Trennungsreaktionen bei Kindern. Unter anderem in einer Krippe in London. Damals war es üblich, die Kinder während zehn Tagen dorthin zu bringen, wenn die Mutter ein weiteres Kind bekam und im Wochenbett lag. Das Ehepaar Robertson filmte den Buben John. Drei Tage hält er es gut aus, der Vater besucht ihn täglich. Er will immer mit dem Vater mit, kämpft, protestiert. In einer nächsten Phase kann er nicht mehr spielen und ist verzweifelt. Der Vater merkt das, sagt es der Mutter, die ihr Kind am neunten Tag abholt. Der Bub wendet sich schreiend ab. «Es tut so weh, das anzuschauen, dass man es fast nicht aushält», sagt Bürgin. Er hat den Film rund fünfzig Mal seinen Medizinstudenten gezeigt, immer waren alle sehr berührt.

Als die Robertsons den Film zum ersten Mal vorführten, war das Fachpublikum sehr erzürnt. «Ihr seid Verbrecher», riefen sie, «dazustehen, zu filmen und nichts zu unternehmen!» — «Dabei findet das statt, jeden Tag, überall», sagt Bürgin. John kriegte jahrelang Wutanfälle gegen seine Mutter, seine liebste Bezugsperson, die ihm damals ein solches Leid zugefügt hatte. Bensel sagt: «Wer sein Kind zu viel weggibt, nimmt sich selber etwas und muss sich später über Distanz in der Beziehung nicht wundern.»

Kontaktfreudige Krippenkinder

Was nun aber mit den Argumenten für Kinderkrippen, die Eltern und «Familienpolitiker» ins Feld führen? Etwa, die Krippe tue Kindern gut, weil sie Sozialisation und Kontaktfreude fördere? In den ersten drei Jahren sind Kinder auf wenige Personen ausgerichtet. Auch in Krippen nehmen sie vor allem auf die Erwachsenen Bezug. «Anderthalbjährige Kinder spielen nur einen Bruchteil der Zeit mit anderen Kindern», sagt Joachim Bensel. Das kann jede Mutter beobachten: Kleine Kinder spielen meist nebeneinander her. «Sozialisation» in der Gruppe ist noch gar nicht möglich.

Was die Kontaktfreude angeht, so ist ein Krippenkind sicher eher an andere Kinder gewöhnt und geht direkter auf diese zu. Ein Kind mit einem guten Boden, einem guten Selbstwertgefühl, das sich geliebt fühlt, wird dies aber von alleine lernen, ist Psychologin Ursula Büchli überzeugt. Ist der Boden aber nicht gut, fühlt sich ein Kind herumgeschoben, hält der Schaden ein ganzes Leben. Dann mag jemand zwar kontaktfreudig sein und dennoch unfähig, tiefe Bindungen einzugehen.

Natürlich ist es auch schlecht, wenn ein Kind isoliert und alleine mit der Mutter aufwächst. Der Zürcher Kinderpsychiater Claudio Moretti trifft in seiner Praxis immer wieder auf ängstliche Kinder, die in seinen Augen zu viel Zeit mit ihren ebenfalls ängstlichen Müttern verbringen. Ein früher Krippeneintritt, so denkt er, wäre die ideale Remedur.

Als weiteres Argument für Kinderkrippen wird manchmal die kognitive Entwicklung vorgebracht. Krippenkinder haben schneller ein grösseres Vokabular. Doch auch hier gilt: Wörter kann man später noch lernen, das beschädigte Selbstwertgefühl lässt sich nicht reparieren.

Nicht wenige Mütter bringen ihre Babys schon mit sechs Monaten in die Krippe. Von ihnen hört man gern die Aussage, je früher, desto besser. Babys in dem Alter nähmen noch kaum wahr, wer sie betreue, Hauptsache, der Schoppen komme auf Verlangen. Das Argument hilft sicher, das eigene Gewissen zu beruhigen. Doch stimmt es? Dieter Bürgin, der viele Jahre die Kinder- und Jugendpsychiatrische Universitätsklinik in Basel leitete, sagt nein. Wer behaupte, dem Baby sei es egal, wer seine Bedürfnisse befriedige und wie dies erfolge, sollte einen Kurs nehmen in Beziehungspsychologie. «Nehmen wir an, ein Kind war sechs Monate daheim bei der Mutter und kommt dann zu 50 Prozent in die Krippe. Da verliert es diese Beziehung zu 50 Prozent.»

Joachim Bensel, der deutsche Krippenforscher, wiederum sagt, es sei ein «Trugschluss», zu glauben, ein Säugling merke nicht, was um ihn herum geschehe. Bloss seien die Signale feiner als bei ein- bis zweijährigen Kindern. Babys lächeln weniger, machen ein ängstliches Gesicht und verkrampfen sich. Es verändert sich auch die Stirntemperatur, wie Forscher herausfanden, was ein Zeichen für Stress sei.

Die Ansicht, dass es egal sei, wer einen Säugling füttert und wickelt, war früher weit verbreitet. Sie hält sich auch heute noch da und dort. Der Kinderpsychiater Claudio Moretti sagt, kleine Babys seien noch nicht auf die Mutter fixiert. Für Baby-Krippenplätze bestehen lange Wartelisten.

Ein Stress für alle

Hat es ein Kind zu Hause gut, dann bedeutet die Krippe eine Verschlechterung. Sehr viele Voraussetzungen müssten erfüllt sein, damit eine Krippe dem Kind nicht schadet. Solche Krippen würden sehr teuer: Es braucht viel Personal, und zwar nicht Praktikantinnen, sondern ausgebildete Kleinkind-Erzieherinnen. Das Kind muss seine feste Bezugsperson haben, die zu einer Art Ersatzmutter oder Tante wird. Sie muss die Bedürfnisse des Kindes lesen können. Es dürfen nicht zu viele kleine Kinder in der Krippe sein, sonst bleibt zu wenig Zeit für die grösseren. Die Eingewöhnung muss langsam vor sich gehen. Das ist die ideale Krippe.

Die Realität sieht anders aus. Jede Krippe wird mit dem Minimum an Personal auskommen wollen. Vorgeschrieben ist, dass immer zwei Frauen (eine ausgebildet, eine nicht) eine Gruppe betreuen, das können bis zu zehn Kinder sein. In den Bring- und Abholzeiten morgens und abends, dann, wenn die Kinder am meisten Trost brauchen, sind bis zu sieben Kinder pro Erzieherin erlaubt. Dieter Bürgin fragt sich, ob dies «angemessen» sei. Er rät jenen, die das Hohelied der Kinderkrippen singen, sich frühmorgens neben den Eingang einer solchen zu stellen. «Da kommen übermüdete Mütter, übermüdete Kinder, die Kinder schreien, die Betreuerinnen müssen sie übernehmen. Kurz: Es ist für alle Beteiligten ein Stress.»

Als elementar wird die fürs Kind zuständige Bezugsperson bezeichnet. Sie tröstet das Kind und gibt ihm Geborgenheit. Doch wer kann einer Erzieherin verbieten, ihren Job zu wechseln oder aufzugeben? Wird sie bleiben, nur weil Lea oder David sie brauchen? Vermutlich nicht. Lea und David wird die Trennung traurig machen, sie werden sich an eine neue «Ersatzmutter» gewöhnen müssen.

Bei mehreren Kindern pro Betreuerin wird diese kaum in der Lage sein, auf jedes so einzugehen, wie es nötig wäre. Es gibt Kinderärzte, die der Meinung sind, Kinder könnten sich ihre Emotionen für zu Hause aufbewahren. Nimmt sich die Mutter am Abend viel Zeit und steckt das Kind nach dem Nachtessen nicht gleich ins Bett, weil sie selber k.o. ist, könne viel nachgeholt werden.

Rita Schuler ist Mutter von drei Kindern und mit dem vierten schwanger. Sie hätte ihre Kinder «nie, nie, nie in die Krippe geben wollen», sagt sie. Es ist interessant, dass sie das sagt, denn sie ist gelernte Kleinkind-Erzieherin und arbeitete früher in Kinderkrippen. «Was hinter den Türen abging, das hat mir nicht gefallen», sagt sie. Kinder seien kalt abgeduscht worden, wenn sie aus Versehen in die Hosen brünzelten. Oder sie mussten auf Kommando aufs Häfeli. Was man natürlich den Eltern nie erzählte. Gut, das sei vor zwanzig Jahren gewesen. Aber immerhin: Mitte der achtziger Jahre und nicht irgendwann in den dunklen Dreissigern. Als ihre beiden Buben klein waren, ging Rita Schuler oft am Zürichsee spazieren. Sie sah regelmässig junge Mädchen mit ihren Krippenschützlingen im Park: jede mit Wagen, links ein Kind, rechts ein Kind, unmotiviert und abgelöscht. Und viel zu jung. Jedes Mal habe sie bei sich gedacht: «Es kann doch nicht sein, Mütter, dass ihr das toll findet!» Und dann trügen sie Jeans, bei denen man den Füdlispalt sieht. Rita Schuler ist der Ansicht, Kindererzieherinnen hätten ein Minimum an Vorbildfunktion.

Gerade Betreuerinnen sehen die Mütter, die ihre Kinder in der Krippe abgeben, oft mit kritischem Blick und finden dies persönlich nicht gut. Wiederholt habe sich das in Befragungen gezeigt, sagt Ann Kathrin Scheerer.

Die Stimmung ist irgendwie «tuuch»

Frühmorgens in der Krippe Schmiedhof in Zürich. Die Kinder werden eins ums andere angeliefert. Die grösseren Kinder rennen zu den Spielsachen. Bei den kleinen sieht es anders aus: Leandra* weint sehr und klammert sich an ihren Papi, die 15-monatige Seraina* hängt dem Mami am Hals. Die neunmonatige Milena* kriecht davon, der Vater erzählt, er habe noch bis Ende Woche Urlaub, schön, sagen die Betreuerinnen und wünschen ihm einen erholsamen Ferientag. Moritz* kommt mit dem Eseli und dem Schäfchen unterm Arm. Er steht verloren da, sein Vater geht rasch zur Tür. Die Betreuerin sagt: «Lueg, Moritz, willst du dem Papi noch tschau sagen?» Dieser antwortet: «Schon gut», und ist weg. Moritz ist weinerlich, die forsche Emma* schubst ihn, ein Bub nimmt ihm die Stofftiere weg. Ein paar Kinder sitzen um die parat gelegten Lego-Steine. Zu Leo* sagt eine Betreuerin fast tröstend: «Du musst heute nur bis zum Mittag bleiben.» Dann gibt es Zmorge, später einen kurzen «Morgenkreis» mit Musik ab CD, dann einen Ausflug vor dem Mittagessen.

Die jungen Frauen sind lieb mit den Kindern, es gibt weder kalte Duschen noch andere Schikanen. Und doch ist etwas eigenartig. Die Reporterin hat Kinder im gleichen Alter. Genau, das Lachen fehlt. Sie hört den ganzen Morgen kaum ein Lachen. Die Stimmung ist irgendwie «tuuch». Die Kinder nehmen hier ein Spielzeug in die Hand, sitzen dort zu einer Betreuerin hin, aber richtig froh scheinen sie nicht. Dafür haben es die Grösseren recht lustig, dem Lärm nach zu urteilen.

Warum vernimmt man die Kritiker nicht? Weshalb sagen sie nicht stopp? Zum Beispiel der pensionierte Chefarzt Dieter Bürgin? «Weil es ein Politikum ist und eine vorurteilslose Diskussion tabu.» Wer sich auf die Fahne geschrieben habe, alle Frauen sollten arbeiten können, der könne nicht darüber reden, weil dies ohne Krippen nicht gehe. Wer finde, Frauen sollten zu Hause bleiben, hüte sich, dies zu sagen, weil er nicht als Reaktionär dastehen will. Auch Ann Kathrin Scheerer machte die Erfahrung, dass man «in die frauenfeindliche Ecke gestellt wird». Das Wohlbefinden der Kinder zu thematisieren, sei «unpraktisch». (Auch in Deutschland werden auf Teufel komm raus Kindertagesstätten errichtet.) Der Wert der Arbeit, sagt Dieter Bürgin, werde bei uns «20-mal höher gewichtet» als das Kinderaufziehen. Letzteres sei für die Dummen, die Nichtarbeitsfähigen. Mütter leisteten emotionale Schwerarbeit, bloss sehe man am Abend nichts davon. «Dabei ist das höchste Gut einer Gesellschaft das, was sie kleinen Kindern mitgibt.» Scheerer sagt, bei einer Lebenserwartung von rund 80 Jahren seien drei Jahre für das Kind nicht zu lang. «Mutter und Kind sollte diese Zeit gegönnt werden.»

*Namen geändert
Quelle: http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=17434&CategoryID=91
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Was sagt ihr dazu??? #gruebel#kratz

LG Biggi

1

Hi

puhh#schwitz viel zu viel zum lesen sorry.....habe nicht alles gelesen

aber ich finde das schadet Kinder nicht, man muss halt gucken wie sich das Kind verhält. Jonas geht seit er 4 Monate alt ist zur Tagesmutter und ich muss sagen, er macht es gerne und ist auch nicht verhaltensauffällig, kann sich gut und gerne lange alleine beschäftigen und haut und schubst auch nicht...also ob das alles so stimmt#kratz...egal.....heute ist es nunmal so, das Mütter und auch Väter beide arbeiten, wovon soll man denn heute leben#kratz. Heute kann man es sich nicht leisten zu Hause zu bleiben..und ganz ehrlich ich bin froh, wenn ich arbeiten gehen kann und auch mal andere Leute sehe....naja

LG Ute mit Jonas fast 2.5 Jahre

2

Habs jetzt nicht ganz durchgelesen weil mir zu lang, aber grundsätzlich denke ich dass es von Kind zu Kind verschieden ist.
Mein Sohn z. B. ist jetzt 1,5 Jahre und wird ab Ende Oktober 45 Stunden zu einer Tagesmutter gehen weil wir keinen Krippenplatz bekommen haben. Wir haben das schon ausprobiert und ich muss sagen, ihm gefällt es. Mein schlechtes Gewissen und die Tatsache dass es mir sehr leid tut ihn solange herzugeben ist das was Probleme macht, aber nur mir nicht ihm.
Es gibt Eltern, die haben keine andere Chance als ihr Kinder früh "abzugeben" weil sie z. B. arbeiten müssen. Es gibt Kinder die es toll finden wenn sie woanders sind und da Spass haben mit anderen Kindern.
Ich bin alleinerziehend und mein Sohn geniesst es schon wenn er auch mal andere Ansprechpartner als nur mich hat.
Ich denke wenn ich weiss es geht ihm dort wo er hingeht gut, man kümmert sich um ihn usw. dann muss ich nur noch mit dem Problem dass ich habe, nämlich ihn solange nicht zu sehen, klarkommen.
Hätte ich die Chance würde ich bei ihm bleiben, denn gerade jetzt habe ich das Gefühl dass er wahnsinnige Entwicklungssprünge macht die ich nicht verpassen will. Aber es geht nicht anders.
Eltern müssen für sich und anhand ihrer Kinder entscheiden ob es gut für alle Beteiligten ist oder nicht.

So seh ich das

LG lab_trinity

3

Hallo,

komisch, meine Tochter (21 Monate) ist seit Montag krank und darf nicht in den Kindi.
Sie ist nur am jammern und steht schon morgens mit der Jacke in der Hand an der Haustür und ruft: Kindergarten gehen!!!#kratz

Und mein Sohn (11 Jahre) war früher beleidigt, wenn er mal nicht in die Kita oder Schülerhort durfte.

Aber vielleicht sind meine Kinder ja nicht normal????

Ich wurde neulich von einer Mutter mit 2 großen Kindern (11 und 13 Jahre) belehrt, dass man wenn man Kinder hat, zuhause bleiben MUSS.
Sie selbst arbeitet nur 3x morgens wenn die "Kleinen" in der Schule sind. Die anderen 2 Vormittage hat sie dann für den Haushalt, den sie ja Nachmittags nicht machen kann, da sie sonst ihre Kinder vernachlässigt.#kratz#kratz


LG Corinna+ Dennis+ Jessica, die total gerne und freiwillig in die Kita geht

4

Hallo Biggi,

also ich kann diesem Artikel nicht zustimmen. Es gibt immer wieder Studien die mal für und mal gegen Kleinkinbetreuung sprechen.

Ist jemand gegen Kleinkindbetreuung wird er diesem Artiel sicher toll finden und schreien: "Hab ich's nicht immer gesagt, das arme Kind".

Ich dagegen müsste nach Ansicht dieser Autorin und der viel zitierten Psychologin o.ä. eine gestörte Rabenmutter sein, denn 1. bin ich mit 3 Monaten in die Krippe gekommen (da ich im Osten aufgewachsen bin) und 2. habe ich meinen Sohn mit 14 Monaten und meine Tochter gerade mit 18 Monate in die Krippe gegeben.

Ich muss allerdings dazu sagen, dass meine Tochter seit Monaten in den KiGA meines Sohnes stürmt und ein Heidengeschrei macht, wenn ich sie mit nach Hause nehme. Dort muss sie nämlich den langweiligen Einkauf und das Essen kochen mitmachen. Ich gewöhne sie seit einer Woche ein und was soll ich sagen, das Kind kann es gar nicht erwarten in die Krippe zu kommen. Ich bin bereits nach 2 Tagen für 20 min aus dem Raum und meine Tochter hat mir fröhlich hinterher gewunken. Heute und gestern ebenfalls, wobei sie heute absolut nicht mit mir nach Hause wollte, sondern bei den Kindern bleiben wollte.

Ich halte viel von Krippen, auch wenn im Artikel bemängelt wurde oder die Theorie aufgestellt wurde, dass die Kinder in dem Alter weder Abwechslung noch neue Kontakte brauchen. Mein Kind braucht das schon, sie genießt es sichtlich und mein Mann, der ein absoluter Krippengegner war bevor unser 1. Kind kam, ist heute ein großer Fan.

LG

Ilka

5

Hallo Ihr :-)

Also, mir ist das ebenso wie meinen Vorrednern ein bisschen zu pauschal. #augen
Lana-Marie geht seit einem guten Jahr in den Kindergarten (ein ganz normaler stdt. Kindergarten mit integrierter altersgemischter Familiengruppe) und ich kann nur sagen, dass wir es keinen Tag bereut haben. #freu
Ebensowenig bin ich NICHT der Meinung das mein Kind gestört ist, oder irgendwelche Schäden davon trägt.
Sie hat ein gesichertes, geregeltes Umfeld und ich denke das ist die Hauptsache. ;-)

Außerdem zwingt uns ja der Staat förmlich dazu #kratz!

Grüße

Tanja + Lana-Marie (23.01.2006)

6

1.) ein großteil der psychologen unseres landes sind selbst in behandlung... oder wie einer mal zu mir sagte: die grenzen zwischen behandeltem und behandelndem sind fließend. soviel zu meiner meinung über die meinung irgendwelcher psychologen.

2.) mein sohn geht in die krippe, er geht voll auf, er braucht die gesellschaft, den trubel, die spiele auch. ich könnt mir schwer vorstellen dass er sich auf dauer zu hause nur mit mir so wohlfühlen würde wie untertags mit seinen spielkollegen. die bilden trotz ihres geringen alters (1,5-2,5) ne eingeschworene gemeinschaft und begrüßen sich schon immer überschwenglich in der garderobe, da geht mir das mutterherz vor freude auf.

das o. g. ist für mich größtenteils gewäsch, veraltete ansichten von größtenteils zu alten leuten. man muss es perspektivisch betrachten, jedes kind ist anders.ich erleben nur fröhliche ausgelassene kinder in der kita, die durchweg eine sehr sehr enge bindung und großes urvertrauen in ihre eltern haben.

7

Was ich dazu sage?

Jedes Kind ist anders und man muss ganu individuell schauen.

Ich kann dir nur sagen wie es bei uns ist.
Niko ist bei einer Tagesmutter seit er 10 Monate alt ist.
Seitdem geht es UNS, das bedeutet mir UND dem Kleinen besser.
Er ist mehr ausgelastet mit Seinesgleichen, hat jeden Tag seine feste Zeit mit mir, schläft seitdem durch und am WE auch länger. Schreit nicht sofort wenn er morgens wach wird, ist ruhiger und ausgeglichener und einfach nur ein fröhliches Kind.
MIR geht es deutlich besser seitdem ich arbeiten gehe und kann die Zeit MIT meinem Kind viel mehr geniessen.

Ich würde es immer wieder so machen...

LG Mannu + #nikolas (15 Monate)

8

Ich muß gestehen ich hab es auch nicht alles gelesen#hicks, aber ich denke es ist von Kind zu Kind und von Situation zu Situation verschieden. Ich war nun notgedrungen 3 Jahre zu Hause weil ich keinen Betreuungsplatz gefunden habe, seid letztem Montag geht mein Sohn nun ( bis jetzt) völlig problemlos ohne Eingewöhnung 7 Stunden in den Kiga und ich werde ab nächsten Monat wieder arbeiten. In der Gruppe sind aber auch Kinder die schon wochenlang in der Eingewöhnung stecken und es immer noch nicht klappt. Ich halte nichts davon wenn Eltern ihre Kinder, vor allem die unter 2 jährigen, in die Krippe stecken obwohl sie eh zu Hause sind. Wenn eine Mutter auf den Job angewiesen ist und das Kind sich wohl fühlt finde ich es ok.
Ob es nun wirklich stimmt das Krippenkinder aggressiver sind weiß ich nicht, die Kinder die ich kenne, die seid sie ca 7 Monate sind in eine Krippe gehen, sind sehr aggressiv ob das aber an der Krippe liegt weiß ich nicht, ich kenne auch einige Geschwisterkinder die untereinander extrem aggressiv sind obwohl sie in keinen Einrichtungen waren.
Ich gehe von mir aus, wenn ich es nicht muß, würde ich ein Kind mit 3-4 Monaten nicht in eine Krippe geben sondern wenn möglich mindestens 18 Monate bei dem Kind bleiben.
Ich weiß das ich mir für den nächsten Satz Kritik einfangen werde aber egal. Ich finde wer so extrem auf das Gehalt der Mutter angewiesen ist das diese sofort nach dem Mutterschutz arbeiten gehen muß, der sollte bei der Nachwuchsplanung vielleicht lieber noch etwas warten bis es finanziell besser aussieht, man will ja schließlich auch was von seinem Kind haben und es nicht am Morgen abgeben und am Abend wieder abholen.

LG visilo+Lukas (16.11.04)

30

Hallo,

ich bin jetzt etwas irritiert#kratz
Hast Du nicht gestern geschrieben, dass Ihr keine Gebühren für den KiGa-Platz zahlt, da ihr so wenig verdient!?
Dann kann da etwas nicht stimmen. Ich kenne die Gebührenordnung der Stadt München.

Ich gehe arbeiten seit unsere Tochter 6 Monate ist, da wir vor allem das GEld brauchten. Wir haben für die Tagespflege 416 €/MOnat gezahlt, für die Krippe dann 360 €/Monat. Da wir ja so ein "hohes" Einkommen haben.

Wäre ich nicht arbeiten gegangen hätten wir Wohngeld beantragen müssen!

Da frage ich mich doch, wie finanziert Ihr Euch???
Das würde mich brennend interessieren!

Aber mir fällt gerade ein, dass die Gebühren immer auf der Grundlage des Einkommens vom Vorvorjahr berechnet werden. Dann ist ja klar, dass ihr jetzt - obwohl Du ein Einkommen haben wirst - nichts zahlt.

eine rabenmutter

38

Wir haben uns Geld zurückgelegt und davon leben wir nun schon 3 Jahre, zusätzlich hatten wir knapp 100 Euro Wohngeld für 6 Monate bekommen ( für die 6 Monate in denen wir kein Erziehungsgeld bekommen haben). Wir hatten versucht einen Krippenplatz zu bekommen das hat aber nicht funktioniert, eine vom JA vermittelte Tagesmutter hätte über 1000 Euro im Monat kosten sollen das war mir die Sache nicht wert da ich nichtmal annähernd soviel verdienen werde.

LG visilo

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9

ich stimme dem artikel vollkommen zu. man sollte wenn irgendwie möglich auf jedenfall die ersten drei lebensjahre des kindes zuhause bleiben.

klar gibt es notsituation das beide eltern arbeiten gehen müssen, aber im tiefsten herzen wissen diese eltern auch, dass keine noch so gute erzieherin die mama ersetzen kann.
nach den drei jahren ist das natürlich was ganz anderes. die kinder brauchen dann gleichaltrige zum spielen, austauschen, lernen etc... aber nicht mit ein paar monaten, wenn es sein muss dann frühestens ab 1 jahr.

meine meinung, lg niki

10

#kratz

klar, mit dem 3. geburtstag setzt beim kind das bewußtsein ein: cool, ich bin drei, ich brauche gleichaltrige zum spielen...oder wie?

mein sohn ist 1,5 und kräht schon in der früh nach "eta" (greta), eili (elli) und "baaaa" (max)...soviel zum thema.

so ehrlich muss man mal sein und sich eingestehen, das man den kindern nicht annähernd das an abwechslung und förderung bieten kann wie es eine gute kita tut, sie haben dort ihresgleichen, werden sozialisiert, aggieren in der gruppe, was ist daran schlecht?!

eine erzieherin soll die mama nicht ersetzen, die mama bleibt mama und trotz kita bleibt der löwenanteil an ihr hängen, was ja richtig und gut ist.

13

Tja wer sichs leisten kann und die Nerven hat 3 Jahre lang zuhause zu bleiben - bitte !!
Ich bin nicht dazu geboren nur Hausfrau und Mutter zu sein, aber das sind Ost-/West-Unterschiede die man ewig diskutieren könnte ...

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