Lebensmittelpunkt - wir kommen einfach nicht weiter

Hallo liebes Forum,
ich brauche mal unabhängige Meinungen zu unserer Situation:
Mein Partner und ich sind Anfang des Jahres Eltern geworden. Wir wohnen aktuell 600km von unseren Familien entfernt. Ich will seit Jahren zurück, mein Partner nun auch seit unsere Tochter auf der Welt ist. Nun hat er die Zusage bekommen remote arbeiten zu dürfen, ich habe bei meiner Firma angefragt, aber nun nach langem Diskutieren eine Absage dafür bekommen. Ich soll nach meiner Rückkehr aus meiner Elternzeit mehr Verantwortung übernehmen und werde in einem etwas anderem Bereich als vorher arbeiten. Außerdem wären im Team schon zu viele Mitarbeiter im Home Office. Jetzt stellt mein AG natürlich in Frage, ob ich die neue Position überhaupt machen kann, wenn ich jetzt schon so "ankomme" ... Ich bin bereit den Job zu wechseln und habe auch schon Bewerbungen verschickt, jedoch bekomme ich wenig bis gar keine Rückmeldung. Dass ich aktuell in Elternzeit bin, steht nirgends.
Seit unsere Tochter auf der Welt ist, merken wir leider immer mehr wie wenig Unterstützung wir hier vor Ort haben und dass für unsere Kleine keine anderen Bezugspersonen vorhanden sind. Seine Schwester hat zwei Kinder und wohnt quasi bei den Eltern im Haus. Die Kinder haben eine enge Bindung zu ihren Großeltern. Wenn wir da sind, bekommt unsere Kleine kaum Aufmerksamkeit, es wirkt als hätten seine Eltern Berührungsängste und beschäftigten sich lieber mit den Kindern seiner Schwester. Bei meinen Eltern ist es ähnlich, bzw. sind die einfach unsicher im Umgang, weil sie jahrelang kein Baby mehr auf dem Arm hatten. Wir sehen uns regelmäßig, aber irgendwie ist da die Hoffnung, dass es sich besser entwickelt, wenn wir näher dran sind.
Mir graut es vor der Zeit, wenn wir beide wieder arbeiten, da wir hier vor Ort kein richtiges Netzwerk haben. Wir haben zwar einige Freunde hier, aber so Themen wie gegenseitiges Unterstützen mit Betreuung ist nie Thema. Einen Babysitter lehnt mein Partner ab mit der Begründung wir müssen uns da jemand Vertrauten suchen. Wen weiß er allerdings auch nicht.
Ich frage mich wie es weitergehen soll. Ich werde in den alten Job zurückgehen und plane weitere Bewerbungen zu verschicken, aber habe natürlich Angst vor negativen Reaktionen meines aktuellen AG, wenn ich dann sagen wir mal ein halbes Jahr nach Rückkehr kündige.
Wie beurteilt ihr die Situation? Wie kann man sich ein familienähnliches Netzwerk aufbauen? Und was würdet ihr an meiner Stelle wegen des Jobs machen?

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Beiträge wie den deinen, habe ich schon häufig hier gelesen. Meist aus Enttäuschung, weil man etwas anderes erwartet habt.

Den beruflichen Aspekt mal außer Acht gelassen, geht es euch ja hauptsächlich um Entlastung bei der Kinderbetreuung. Da würde ich tatsächlich im Vorfeld mit der Familie sprechen, ob diese überhaupt gewillt sind regelmäßig einzuspringen und es nicht voraussetzen.
Es mag ja sein, dass andere Enkel schon zeitweise betreut werden, aber irgendwann kann es zuviel des Guten werden.

Denn das ist meist der Hauptgrund für Enttäuschungen, nicht mit Absagen der Großeltern zu rechnen und zu meinen, sie passen auch noch gerne auf die Enkel 3, 4, 5 und 6 auf.

Ihr solltet schon bedenken, dass sie ihren Part der Kindererziehung schon geleistet haben, nicht verpflichtet sind Randzeiten, Ferien oder Wochenenden abzudecken und vielleicht andere Ziele für sich verfolgen.

LG

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Hallo Palme,

wenn die die Nähe zur Familie wichtig ist, bewirb dich. Der Jobmarkt (ja nach Branche natürlich :)) ist ja meist super und die Ansage deines AG, wenn du so "ankommst" finde ich unmöglich. Scheint ja auch kein zukunftsorientiertes Unternehmen zu sein.

Ich arbeite im digitalen Bereich, da ist "remote" was das Unternehmen wünsch. Aber mein Partner ist in einem großen traditionellen Konzern und selbst dort wird remote immer mehr gepusht.

Wäre es denn möglich zu kündigen? Umzuziehen und dann einen neuen Job zu suchen? Arbeit findet man als Arbeitswilliger mit Erfahrung in Deutschland immer!

Vg
Dot

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Betreffend des Jobaspekts würde ich an deiner Stelle kein schlechtes Gewissen haben. Jedem ist es bewusst, dass die Familie vor dem Job kommt. Du hattest um ein gangbares Modell in der Arbeit gebeten, jedoch konnte man dir hier nicht entgegenkommen und keine Lösung anbieten. Dass du mittelfristig etwas anderes suchst, sollte auch für den Arbeitgeber nicht überraschend sein.

Neben den weiteren Bewerbungen gibt es die Möglichkeit auch im privaten Umfeld umzuhören wo deine Eltern herkommen. Über die Empfehlungen im privaten Umfeld kommt man teilweise an Stellen, die noch garnicht ausgeschrieben sind.

Übrigens aus meinen eigenen Erfahrungen heraus habe ich das Gefühl, dass Frauen sich viel mehr Gedanken machen "was denkt mein AG, wenn ich kündige" als Männer. Ich hatte oft Gespräche mit Frauen, ob es in Ordnung ist, dass sie kündigen, wenn sie unzufrieden sind - während Männer einfach mal zum Konkurrenten wechseln und paar Jahre später wieder zurück, weil mehr Geld gezahlt wird, hier wird beim Jobwechsel nicht kompliziert gedacht.

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Außer das ihr euch Entlastung bei der Kinderbetreuung wünscht, lese ich hier gerade keinen Punkt, warum ihr in die Heimat wollt.
Wenn ihr euch da wo ihr gerade seid wohl fühlt, dann baut euch lieber ein Netzwerk auf.
Wer weiß wie lange/wie oft die Großeltern euch unterstützen können/wollen?
Wie wohl ihr euch dort fühlt?
Wenn man will, gibt es viele Möglichkeiten, die man Probieren kann. Au Pair, Leih Oma, Erzieherazubis, in der Kita nachfragen oder andere Muttis in diversen Kursen anquatschten, familienbildungsstätten, oder auch durch Inserate (da muss man natürlich offen gegenüber Fremden sein, aber man kann sich das Vertrauen auch aufbauen)

Ich kann dir aus eigener Erfahrung berichten. Mit der Geburt meiner Tochter sind wir in die Heimat meines Mannes gezogen. Er fand eine neuen Job, Ich hatte gekündigt und hier bin nach der zweiten Elternzeit einen neuen Job gefunden. Die Unterstützung der Großeltern ist nicht so wie erwartet, sie sind ständig krank und kaputt, da kann man nichts machen. Mein neuer Arbeitgeber bietet aber Notbetreuung an und das ist super. Allerdings habe ich nur Betreuung, wenn ich auch arbeite.
Auch die Freundschaften auf die man gehofft hatte, blieben aus. Alle haben sich weiterentwickelt und man hat nicht auf uns gewartet.

Aber inzwischen haben wir uns ein komplett neues Netzwerk aufgebaut. Ich habe hier eine Freundin mit zwei Kindern im gleichen Alter und wir helfen uns gegenseitig aus. Ich finde es auch toll, dass Die kleinen regelmäßig Kontakt zu Oma und Opa haben.
Ich bin froh, dass wir diesen Weg gegangen sind, aber es hat gedauert bis wir soweit waren.

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Genau das selbe wollte ich ich schreiben. Wir sind auch weit weg von Familie, die mal einspringen kann. und ja, es ist anstrengend. Aber ich würde es nicht eintauschen wollen gehen die (zu starke) Nähe und all die Verpflichtungen die das dann auch mit sich bringt.

Mein Kind wird jetzt 3 und hat schon 4 Freunde, zu denen es auch ohne Eltern am Nachmittah zu spielen geht, von der Kita mitgenommen wird,.. Wir unterstützen uns also. Klar, das Thema „krankes Kind betreuen“ das kann man nur alleine regeln und das schlaucht schon manchmal, wenn es dicke kommt. Aber sonst kriegen wir eigentlich alles gut abgedeckt.

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Im Familienleben Forum gibt es regelmäßig Beiträge, dass die Eltern/Schwiegereltern nicht alle Kinder und Enkelkinder gleich behandeln und dass jemand deshalb nicht zufrieden ist.
Ganz ehrlich, ich würde nicht umziehen mit dem Gedanken dann Hilfe zu bekommen. Vielleicht bekommt ihr sie, vielleicht nicht. Wenn ihr umziehen möchtet, dann sollte das nicht unter dieser Voraussetzung oder besser Erwartung sein.
Meine Eltern wohnen nur ein paar 100 Meter weiter, wenn ich frage, helfen sie wenn nicht, kommt auch nichts. Wenn ich mich 4 Wochen nicht melde kommt von ihnen auch keine Nachricht und kein Anruf. Ich bin kurz vor ET allein mit Kleinkind zu Hause, mein Mann arbeitet, meine Mutter hatte jetzt Urlaub, meinst du, sie hätte sich Mal gemeldet und gefragt ob sie den Zwerg Mal ne Stunde nehmen soll?! Ich frage wirklich nur, wenn ich Termine habe wo ich ihn nicht mitnehmen kann. Ansonsten muss ich da halt durch. Genau so sieht es mit der Verwandtschaft meines Mannes aus. Die wohnen 10 min entfernt und da kommt auch nichts von seinen Geschwistern, seine Eltern sind schon tot.
Aber so ist es halt, ich laufe niemandem hinterher. Es sind unsere Kinder, wir wollten sie und wir werden uns auch darum kümmern.

Überlege dir also gut, ob du wirklich deshalb umziehen willst und vor allem wie du damit klar kommen wirst, wenn die Hilfe nicht so angeboten wird, wie du es dir erhoffst.

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Und es gibt dort haufenweise Beiträge "die Oma mischt sich ein" ...
Weil dann die Eltern/ Schwiegereltern zu nah sind, man sich zu oft sieht und es dann aus diesen Gründen knallt. Ist auch nicht besser.