Die Arbeit, das Leben, zu viele Gedanken...

Hallo,

ich muss mir mal was von der Seele schreiben und euch fragen, ob ihr vllt. auch schon in einer ähnlichen Situation wart und was ihr mir raten würdet?

Ich bin 33, unsere Tochter ist 1 geworden... die Elternzeit habe ich mit Elterngeld/Kindergeld und meinen Ersparnissen finanziert. Mein Mann hat eine Arbeit, verdient aber nicht ausreichend, um alles alleine zu finanzieren; wir wären auch ohne Kind auf mein Gehalt angewiesen.

Die Elternzeit endet am Jahresende, ich muss dann wieder arbeiten gehen und ich habe dazu überhaupt keine Lust... nicht, weil ich 24/7 unser Kind beglucken möchte, sondern weil ich keine Lust mehr auf das Arbeitsumfeld habe.

Ich arbeite seit fast 11 Jahren in dem Beruf [Bereich Labor/Medizin], habe direkt nach der Ausbildung in dem Unternehmen angefangen und bin da immernoch.

Ich hätte sehr gerne schon früher dort gekündigt... leider war mein Ausbildungs-Abschslusszeugnis nicht so gut und ich hatte noch keine lange Berufserfahrung, so dass ich beim ersten Anlauf auf die vielen Bewerbungsschreiben nur Absagen erhalten habe.

Nach ca. 3 Jahren konnte ich durch einen glücklichen Zufall innerhalb des Unternehmens in eine andere Abteilung wechslen.
Immernoch Laborbereich, aber andere Arbeiten und so an sich fand ich es super.

Kleine Abteilung, nette Leute, interessante Arbeit... leider auch massenweise Überstunden und ich war stets fix und fertig nach der Arbeit, teilweise lag ich Zuhause auf dem Bett und habe einfach nur geheult, weil ich damit einfach nicht zurecht kam.

Ich habe mich erneut beworben; hatte dann schon 3-4 Jahre Berufserfahrung... wurde zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen.. in Bayern... und nach einem halben Jahr kam tatsächlich eine Zusage... ich war so glücklich und drauf und dran direkt zu meinem Chef zu rennen und zu auf der Stelle zu kündigen... doch ich habe gekniffen...

Mein Gehalt in Bayern wäre niedriger gewesen, als hier... die Miete und andere Kosten wären hingegen höher gewesen...
Mein Freund war zu dem Zeitpunkt außerdem aufgrund Stellenstreichungen arbeitslos und es gab keine Garantie, dass er dort unten einen Job findet... und ich alleine hätte nicht den Umzug und alles andere finanzieren können.

Ich hatte Angst, dass unsere Beziehung in die Brüche gehen würde, dass mein Freund weiterhin arbeitslos sein würde, dass wir da unten nur arbeiten würden, um zu über-leben, etc..
Ich bin jemand, der pro- und contra- Listen macht und bei Veränderungen erstmal an alles denkt, was schief gehen kann.

Tja, da hätte ich also die Chance auf einen Neuanfang gehabt (dieselbe Arbeit, nur eben woanders)... und habe gekniffen...

Also blieb ich bei meiner alten Arbeit... wenige Jahre später war es dann endlich soweit, dass mein Freund und ich endlich zusammengezogen sind.

Er hatte eine Arbeit und wir waren soweit, das wir uns ein Kind gewünscht haben. Bis zum Kind hat es bis zum letzten Jahr gedauert, da vorher einfach noch nicht das finanzielle Polster da war, um die Elternzeit zu packen.

Tja.. während man also für die Elternzeit spart, sucht man keinen neuen Job; wenn das Kind da ist, sucht man sich ebenfalls keinen neuen Job, weil alles Neue befristet ist und man es sich nicht leisten kann, arbeitslos zu werden.

Hinzu kommt, dass ich in meinem Berufsbereich hier in der Nähe kaum eine neue Stelle finden würde... wir haben kein Auto, ich bin auf Bus & Bahn angewiesen, das Kind geht ab August in die KiTa, also muss mein Job hier in der Stadt sein...

Und es kommt auch hinzu, dass ich auf diese Laborarbeit eigentlich keinen Bock mehr habe... ich kann mir nicht vorstellen, bis zur Rente in diesem Beruf zu arbeiten. Zumindest nicht da, wo ich jetzt bin.

Gerne würde ich was anderes machen, aber was? Wo kann man schon mit 33 Jahren als Quereinsteigern direkt anfangen und auch noch vernünftig verdienen?
Die Antwort kann ich mir selber geben: Den Job gibt es nicht... ich habe keinerlei Erfahrung in Büroarbeiten, ich bin eher ein introvertierter Mensch und möchte keine Vorträge halten oder viel telefonieren oder Kundengespärche führen...

Ich bin also irgendwie "gefangen" in meinem Job.

Wer weiß, vielleicht wird es nach der Elternzeit auch besser, weil sich momentan verdammt viel bei der Arbeit tut; aber dennoch werde ich mich mit den Kolleginnen um Urlaubszeiten kloppen müssen, weil mein Freund sich nicht alle KiTa- Ferien freinehmen kann (er hat nunmal auch KollegInnen) und ich werde auch keine einzige Überstunde machen können weil ich mein Kind aus der KiTa abholen muss.

Das sind zwei Punkte, die bisher immer bemängelt wurde... einerseits heißt es immer, dass Familie vor geht, aber wenn sich die Mamis die Ferienzeiten geschnappt haben, pünktlich Feierabend machen mussten oder wegen krankem Kind Zuhause geblieben sind, dann war Schluss mit dem Verständnis für Familien.

Bin ich die einzige, der es so geht?

1

Nein, du bist nicht die Einzige. Ich glaube es ist sogar gar nicht so selten, dass man in der Elternzeit an seinem Beruf zweifelt, erst recht wenn es vorher schon so war. Ich kenne Einige, die sich danach komplett verändert haben und irgendetwas mit Kindern arbeiten, zur Erzieherin umschulen, Tagesmutter werden oder von der ausgebildeten Tänzerin auf einmal Babykurse angeboten werden. Wäre die Richtung etwas für dich?

Mir selbst ist es auch in beiden EZ so gegangen. Aber Fakt ist, 1 Jahr nach Rückkehr aus der 2. EZ hänge ich immernoch im selben Beruf in der selben Firma fest. Ich komme nirgends zu gleichen (oder besseren) Konditionen rein, erst recht nicht in Teilzeit (da 3 kleine Kids). Im Gegenteil: Mein AG hat mich sogar runtergestuft und lässt mich nur Zuarbeitrn machen. Glücklich bin ich ganz und gar nicht. Ich tue es meinen Kindern zuliebe!!!

Ich habe mir jetzt einen groben Plan gemacht, genauer gesagt Plan A und Plan B. Ich habe ja noch ein wenig als Teilzeit in Elternzeit laufen. Gegen Ende werde ich entweder eine Qualifizierung selbst finanzieren und nebenher machen oder danach komplett den Seiteneinstieg als Lehrer wagen (ich habe ein naturwissenschaftliches Studium als Grundlage).

Ich selbst wäre übrigens sooo froh in die medizinische Richtung gehen zu können. Als ich aber damals vor der Berufswahl stand, war weder eine Ausbildung zur Krankenpflegerin noch Medizinstudium hier möglich. Das gab es schlichtweg vor 20 Jahren hier nichts. Nun hat man den Salat und es mangelt überall. Eigentlich Irrsinn! Ich fange aber mit 40 und 3 Kindern kein Medizinstudium mehr an.

2

Danke für deine Antwort.

Da meine Elternzeit endet, sobald ich wieder arbeiten gehe (30 Std./Woche) werde ich leider kaum was "nebenher" lernen können.

Nach der Arbeit werde ich das Kind aus der KiTa holen, mein Mann kommt erst gegen 19 Uhr von der Arbeit, da sehe ich momentan keine Zeit für eine Umschulung nebenbei oder ein Fernstudium, zumal ich für diese Sachen ohnehin erstmal eine Weile arbeiten müsste, um sie mir finanzieren zu können.

Ich denke dass ein Berufswechsel einfacher ist, wenn man bereits eine Ausbildung oder ein Studium in einem Bereich gemacht hat, der auch für den neuen Job etwas bringt.

Als "Labormäuschen" werde ich schwerlich in einen Beruf mit z.B. Kindern einsteigen können; du mit einem Studium wirst den Quereinstieg in einen Lehrberuf sehr wahrscheinlich besser packen.

Hinzu kommt auch, dass ich, wenn ich einen Quereinstieg wage, einen sicheren Job brauche... und unbefristete Verträge sind vermutlich in allen Bereichen selten geworden.

Wäre ich single oder hätten wir kein Kind, also wie "damals", als mein Mann und ich frisch zusammen waren, , wäre ich vermutlich mutiger. Aber jetzt ist nunmal ein Kind da und somit mehr Verantwortung. Mein Mann kann von seinem Gehalt alleine nicht Miete, etc. bezahlen... da kann ich nicht "einfach so" was Neues wagen.

Irgendwas werde ich aber machen, auch wenn es noch dauert.

3

Ganz real...
Wir sind täglich erschöpft,da wir auf uns alleine gestellt sind und auch arbeiten müssen. Mir bleiben nach der Arbeit genau 30 min um mein Kind abzuholen . Aus Bequemlichkeit und Gewohnheit habe ich meine alte Stelle wieder abgenommen und es war wahrscheinlich nicht die beste Entscheidung. Finanziell sind wir auch auf zwei Gehälter angewiesen.