Drohende Abmahnung/Kündigung vs. Aufhebungsvertrag

Hallo zusammen,

Ich stecke beruflich gesehen aktuell ziemlich in der Bredouille ehrlich gesagt und brauche mal eine objektive Meinung. Eventuell gibt es hier im Arbeitsrecht bewanderte Leser, die ggf. eine Ersteinschätzung geben können zu folgendem Sachverhalt:

Arbeitsverhältnis besteht seit 2011 und ist derzeit noch ungekündigt.

Arbeite aktuell in Teilzeit/30 Wochenstunden, da ich zwei Kinder im Alter von 6 und 3 habe. Tätig bin ich im Sales, also jeden Monat Ziele/Zahlen erfüllen müssen und am Monatsanfang wieder genullt werden. So far so good - zumindest so lange es läuft und man schön Umsatz rankarrt...

Die Pandemie, Home-Schooling und lange fehlende/unstete Kinderbetreuung, persönliche Umstände, wie z. B. depressive Schwiegermutter, die Hilfe braucht anstatt ist..., haben mein Jahr 2020 beruflich leider nicht besonders erfolgreich gestaltet, weshalb man mir Anfang Oktober mündlich in einem Teams-Meeting einen Aufhebungsvertrag (3 Monate Abfindung) angeboten hat. Diesen habe ich direkt in diesem Termin abgelehnt. Schriftlich habe ich nie etwas vorgelegt bekommen oder gezeichnet.
Direkt nach der Ablehnung wurde mir gesagt, dass ich nun feste Ziele gesteckt bekomme und bei Nichterreichung dies eine Abmahnung sowie ggf. dann Kündigung nach sich zieht.

Ende November sahen die monatlichen Zahlen schon wieder besser bzw. steigend aus, als mir von meiner Chefin aus dem gehobenen Management in einem weiteren Teams-Meeting O-Ton u.a. gesagt wurde, "dass sie sich verarscht fühle" und sie mich "bei der nächsten Gelegenheit abmahnen und dann rausschmeißen werde".

Da ich eigentlich bisher mit meinem Arbeitgeber seit 10 Jahren überwiegend glücklich war, habe ich mich daher bisher ehrlich gesagt nicht mit einem Plan B beschäftigt. Ohne einen neuen Job möchte ich eigentlich nicht kündigen oder einen Aufhebungsvertrag eingehen.

Versuche nun krampfhaft, meine Zahlen zu bringen und entsprechend weiter zu arbeiten. Merke jedoch immer mehr, wie es mich psychisch und physisch belastet. Ich bin dünnhäutig, auch meiner Familie gegenüber, schlafe seit Wochen sehr wenig und dann schlecht, fühle mich dauererschöpft und auf dem besten Weg in einen Burnout. Gute Zahlen sind für diesen Monat noch in weiter Ferne, eine drohende Abmahnung für diesen Monat erhöhen den persönlichen Druck gerade zusätzlich stark.

Bin, seit meinem Schulabschluss im Juli 2002, seit September 2002 im Berufsleben und habe bisher nie eine große Pause/Lücke im Lebenslauf gehabt. Bin somit z. B. auch noch nie mit dem Arbeitsamt in Berührung gekommen und habe diesbezüglich auch keine Ahnung, was ich machen oder nun beachten muss. Online habe ich mich schon mal arbeitsuchend gemeldet und schreibe natürlich bereits eigene Bewerbungen.

Ich komme mir aktuell einfach vor, wie ein Hamster, der nicht aus dem blöden Rad findet und weiß nicht, was nun der richtige, nächste Schritt ist.

Kann jemand helfen? Vielleicht hilft schon etwas Input von Außenstehenden. Ich hoffe, ich habe es nicht zu verwirrend geschrieben, aber ich bin momentan wirklich durch den Wind und weiß seit langem mal nicht, wo vorne und hinten ist.

VG und schon mal Danke fürs Lesen!

Die Mama der Frechdachse

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Eine Abmahnung und eine Kündigung wegen Schlechtleistung sind arbeitsrechtlich durchaus möglich.

Du hättest eigentlich schon beim Angebot des Aufhebungsvertrags hellhörig werden müssen: Das Unternehmen will Dich loswerden.
Die entscheidende Frage ist: Willst Du wirklich auf Gedeih und Verderb dort weiter arbeiten? Nach meiner Erfahrung ist es so, dass wenn man auf der Abschussliste steht, dann wird man abgeschossen - es ist nur eine Frage der Zeit.

Was ich machen würde: Den Aufhebungsvertrag nochmal ansprechen und hochpokern. Kommt es bei Arbeitsgerichten zu Vergleichen, setzt das Arbeitsgericht i.d.R. Abfindung in Höhe von einem halben Monatsgehalt pro Beschäftigungsjahr an. Das wären 5 Monatsgehälter, also verlange 6. 3 Monatsgehälter sind ein Witz bei 10 Jahren Betriebszugehörigkeit.

Das verschafft Dir zwar keinen Job, aber einen Puffer. Für den neuen Job würde ich (auch) berufliche Netzwerke nutzen.

Grüsse
BiDi

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Hi, ja ganz ausschließen würde ich es nicht.

Die Frage ist halt ,auf welcher Basis beziehen sich die Umsätze?

Bei uns liefert sie IMS. Es gibt Apotheken die ihre Rezeptverordnungen melden an IMS und Apotheken die übermitteln ihre Rezeptverordnungen nicht.

Privatrezepte werden so auch nicht erfasst. Von daher sind die Zahlen nicht 100% Aussagekräftig, da man nicht als Außendienst weiß, in welche Apotheke der Kunde geht.

Du kannst einen Topverordner haben und darunter einer Apotheke die nicht meldet.

So hast du viele Umsätze, die sich, aber nicht in deinen Zahlen niederschlagen. Von daher hält eine Kündigung nicht stand, da keine aussagekräftigen Zahlen zu Grunde liegen!!!!!

Von daher ist die Frage, wie diese Zahlen“gezogen“ werden.

Aber das ist halt auch die Frage, was die TE vertreibt und wie die Umsätze zu bewerten sind

Majonjon

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Hi,

hört sich sehr unschön bei dir an.

Ich bin selber Sales rep bei einer großen Pharmafirma.

Abmahnung/Kündigung wegen nicht erreichter Umsätze? Das soll durch gehen? Glaube ich nicht so recht.

Bei uns geht der Betriebsrat dagegen-kein Abmahngrund/ Kündigungsgrund.

Habt ihr ein BR? Dann wär das mein erster Weg, auch um alles festzuhalten.
Warum fühlt sich deine Chefin verarscht?

Majonjon

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Hi Mama,
in welcher Branche bist Du tätig? Je nachdem sieht es sogar gar nicht so schlecht aus...
Arbeitssuchend melden war viel zu früh, Du hast aktuell einen Job! Ruf da mal vll die Hotline der Arbeitsagentur an, ob man das zurückziehen müsste.
Überleg Dir, ob Du darauf Bock hast, dort weiterzuarbeiten. Erstmal gilt: Nerven behalten! Und: Dickes Fell zulegen! Nach 10 Jahren Vertrieb in einer Firma wärst Du sowieso mal "reif" für einen Wechsel. Wenn Du Dich entscheidest zu gehen: Sprich Aufhebungsvertrag nochmal an und pokere... Im Vertrieb wird oft ganz okay bezahlt, bei 10 Jahrn wären es minimum 5 Monatsgehälter, da würde ich vll mal mit 12 Monatsgehältern reingehen.. Oder zB x Monatsgehälter plus noch bis Ende der Kündigungsfrist auf Payroll bleiben bei einer Freistellung.

Wenn sie Dir einen Aufhebungsvertrag schon angeboten haben (der meist eine Abfindung inkludiert - denn einfach so kann man nicht gekündigt werden) wäre es ungünstig selbst zu kündigen, weil man einen neuen Job hat. Demnach: Aktuellen Arbeitmarkt mal sondieren, aber vll noch nicht allzu fleissig bewerben...

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Arbeitssuchend kannst du dich immer melden und hat nichts mit Arbeitslos zu tun.

Wichtig ist 3 Monate vor Ende der Beschäftigung beim AA anzutanzen (oder 3 Tage glaube ich nach Kündigung) um ALG 1 zu bekommen.

Unterschreibt sie nen Aufhebungsvertrag gibt's erstmal ne Sperre!!

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okay, d.h. Du möchtest vom AA vermittelt werden? Ich halte es dennoch in einem bestehenden Arbeitsverhältnis für verfrüht, aber wer weiss, vll kommt ja über die AA was interessantes rein..
Und ne Sperre kann es geben, muss aber nicht. Ich würde mich da vom AA beraten lassen - da sie ja offiziell schon da gemeldet ist kann es auch positiv ausgelegt werden. Und je nach Abfindungshöhe kann es trotz Sperre positiv sein.

Egal wie, die Frage ist. Wie gesund ist noch das aktuelle Betriebsklima? Abmahnung wegen zu schlechter Zahlen sind fast unmöglich (ich bin selbst Vertriebsleiter - Du kannst zB einen Personal Improvement Plan aufsetzen und Dich danach mit dem MA einigen, aber auf Basis dessen kann man nicht kündigen - sonst hätte es die Firma hier ja schon getan udn würde nicht versuchen, über irgendwelche Argumente Abmahnungen zu verteilen, damit sie irgendwann kündigen können.

@TE: Bist Du rechtsschutzversichert?

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Als erstes würde ich mal meinen Arbeitsvertrag lesen und checken, was da genau zu den zu erreichenden Zielzahlen steht,... Vermutlich ist eine Kündigung oder Abmahnung da gar nicht ohne weiteres möglich.

Und ist das was du vertreibst denn überhaupt coronaunabhängig oder können die schlechten Zahlen auch mit einer verringerten Nachfrage aufgrund von Corona erklärt werden?

Ansonsten würde ich nicht passiv darauf warten, dass jemand eine Stellenanzeige schaltet, sondern würde mich aktiv bei den direkten Mitbewerbern initiativ bewerben. Eure Konkurrenten durftest du ja kennen, Firmen, bei denen das gleiche Know-How gefragt ist.

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Hallo.

Ganz unabhängig von der rechtlichen Lage, würde ich DORT nicht mehr arbeiten wollen.

Würde zwar meine Arbeit noch so gut wie möglich machen, mich aber parallel um eine andere Stelle umsehen.

Vielleicht kannst du sogar noch ne Abfindung rausholen, wenn sie dich scheinbar so gerne loswerden würden....;-)

Viel Glück u. alles Gute!

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Hey

Du sagst: "Bin, seit meinem Schulabschluss im Juli 2002, seit September 2002 im Berufsleben und habe bisher nie eine große Pause/Lücke im Lebenslauf gehabt."

Man muss heutzutage nicht erbittert um einen lückenlosen CV kämpfen. Viele haben gewisse Lücken, auch ich. Das war, natürlich plausibel erklärt wie z. B. Auszeit/Sabbatical, nie ein Problem für meine Arbeitgeber. Durch Corona haben mittlerweile auch - verständlicherweise!- einige mehr eine Auszeit erleben müssen. Wenn du deine bisherigen Leistungen kennst, dann schau, dass du nun diese hervorhebst und verkaufst. Du bist fast 20 Jahre im Business, da gibt's mindestens ein Dutzend Erfolgserlebnisse und du hast ein solides Netzwerk.

Gar nicht gross an die momentane Misere denken, sondern immer nur vorwärts schauen. Du wirst in einigen Wochen oder Monaten aus dem Loch sein, da bin ich bei dir sehr zuversichtlich.