Ist meine Arbeitsstelle eine Einbahnstraße ?

Hallo Ihr Lieben,

ich würde euch gerne zum Teil ein bisschen von meinen Sorgen berichten und zum anderen hoffe ich auf eure Meinung. Ich habe nämlich das Gefühl, dass ich nicht klar denken und somit auch nicht entscheiden kann.

Ich arbeite als Immobilienkauffrau (Verwaltung) und habe nach längerem Anstellungsverhältnis Anfang 2020 in ein kleineres Unternehmen gewechselt. Im vorigen hatte der Chef seine Exfrau und seine neue ins gleiche Büro gesetzt und die Spannungen waren kaum noch auszuhalten. Naja. Im jetzigen Betrieb sind wir 4 Leute. Mein Chef (Vollzeit), Kollegin 1 (Nebenjob für Ablage), Kollegin 2 für das Sekretariat (Teilzeit) und ich (Vollzeit, WEG Verwalterin).
Kollegin Nr. 2 hat sich 2020 immer mal wieder von Ihrem Partner getrennt und hat 2 große Kinder (16 und 19 Jahre). Sie hat unserem Chef Mitte Dezember 2020 gesagt entweder sie bekommt eine Vollzeitstelle ab Januar oder sie muss gehen, da sie nach der Trennung eine neue Wohnung will und da das höhere Gehalt braucht. Ok also ich kam wieder ins Büro und habe erfahren, dass sie nun 40h im Büro ist. Wohlgemerkt die gleichen Aufgaben wie in Teilzeit.

Ich bin die einzige in dem Büro, die diesen Beruf gelernt hat und einen entsprechenden Abschluss hat. Was mir also jetzt sauer aufstößt ist u.a. die Tatsache, dass Kollegin 2 zum einen weniger Aufgaben/Verantwortung hat und dennoch einen höhren Stundenlohn bekommt und zudem auch noch mehr Urlaubstage hat. Ich hingegen habe einen 7 Jährigen Sohn und meine Arbeitsleistung ist deutlich höher zu bewerten. Dies wurde mir auch von seitens des Chef bestätigt.

Homeoffice habe ich angefragt, da durch Corona gerade wirklich viel abverlangt wird. Nach langem hin und her habe ich im Herbst 2020 Montag und Dienstag die Zustimmung erhalten. Mein Chef bzw der Betrieb war davor absolut nicht digitalisiert. Nichts eingescannt und keine gute Serverleistung etc. Ich bin kein ITler aber ein paar Sachen versuche ich seit Beginn irgendwie zu etablieren. Ohne Erfolg.

Ich fühle mich absolut nicht wertgeschätzt und eine Gehaltsanpassung wie damals versprochen gab es nun auch nicht, da Kollegin Nr. 2 ja nun Vollzeit arbeitet und das Geld dort rein fließt. Weihnachtsgeld oder Coronabonus gab es auch nicht.

Ich habe trotz geschlossener Schule nicht einen Tag gefehlt. War immer erreichbar und habe sogar über Weihnachten und Neujahr die Stellung gehalten. Kein Dank und keine Wertschätzung. Ich bin diejenige, die morgens früher kommt um der Putzfirma aufzumachen. Ich kümmere mich um die Kleinigkeiten wie Büromaterial nachbestellen, Post wegbringen und holen, Wasser nachbestellen, etc. Da sind so viele Kleinigkeiten.

Ich würde gerne mehr für meinen Sohn da sein, kann aber keine Stunden reduzieren, weil niemand da ist, der die Arbeit auffängt. Kollegin Nr. 2 kann es leider auch nicht, weil sie nicht mal die wichtigsten Gesetze kennt, geschweigedenn den Arbeitsablauf. Sie möchte es auch nicht. Das wurde bereits klar kommuniziert.

Ich muss zugeben, dass ich nicht weiß, was ich machen soll.

Hätte mir jemand einen Rat? Ich selbst sehe den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.
Mein Kind steht an erster Stelle, aber ich habe Angst, ihm nicht gerecht zu werden.
Mein Partner hat auch gesagt, ich soll Stunden reduzieren. Er steht da absolut hinter mir. Finanziell wäre es auch kein Problem, aber mein Chef macht da nicht mit.

In der jetzigen Zeit einen neuen Job suchen (vor allem nach so kurzer Zeit) ist absolut nicht meine erste Wahl. ..
Mir war auch bereits vorher bewusst, dass ich in diesem Unternehmen keine Weiterbildungsmöglichkeiten habe wie in vielleicht größeren, aber dafür war klar, dass ich die Flexibilität für meinen Sohn habe. Nun das ist nun nicht so...

Vielen Dank fürs Zuhören und euch allen liebe Grüße

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hm, ich verstehe, dass dir das missfällt. Aber dagegen machen kannst du nichts. Außer mit den Bedingungen, die du dir vorstellst, einen anderen Job suchen. Bzw. nur noch *Dienst nach Vorschrift* zu machen.
Die Dame hat wohl gutes Verhandlungsgeschick.

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Vielen Dank für die Rückmeldung.
Ich habe lediglich Bedenken, dass es im Lebenslauf absolut nicht gut aussieht, wenn man nach einem Jahr direkt woanders Bewerbungen hinschickt.

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Wenn man mal nach 1 Jahr wechselt, ist das völlig ok im Lebenslauf. Wichtig ist nur, dass du bei Nachfrage darauf eine neutrale, unemotionale Antwort gibst. Dass du z. B. weg von Adminarbeiten viel mehr gemäß deinen Qualifikationen arbeiten willst, eine Perspektive sehen möchtest usw. Immer schön zukunftsgerichtet. Was willst du? Das ist für deinen neuen AG nachvollziehbar. Und gleichzeitig steckst du dort schon deine Wünsche ab, damit die am neuen Ort nicht auch auf die Idee kommen, dich auszunutzen als Adminkraft. Win-win.

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Weshalb ist es für dich nicht erste Wahl, einen neuen Job zu suchen? Wenn dein Beruf gesucht wird, wieso nicht. Zumindest würde ich an deiner Stelle den Markt absuchen und schauen, wie es kommt.da fühlst du dich gleich besser.

Das mit dem Lohn wird nicht umsonst an den meisten Orten intransparent gehalten. Man weiss genau, wie ungerecht das Ganze ist. Wobei, was heisst ungerecht: deine Kollegin hat sich teurer verkauft! Weshalb es jedoch Ungereimtheiten bei den Urlaubstagen gibt, das ist nicht nachvollziehbar. Ist das nicht fix geregelt?

Stunden reduzieren und dort weiterarbeiten würde ich als letzte Möglichkeit sehen. Denn ich würde dort weg wollen, wo man meine Arbeitskraft nicht wertschätzt. Dort mit weniger Stunden noch dranhängen und noch weniger verdienen käme mir nicht in die Tüte.

Also, neuen Job suchen und weg ODER so weitermachen, nochmals das Gespräch suchen und Arbeitsaufteilung überarbeiten, damit alle gerecht von wegen HO und Urlaub behandelt werden. Ich würde immer wieder das Gespräch suchen. Meine Erfahrung ist, dass 1x keinmal ist. Die Chefs checken erst nach dem 3. Anlauf, dass man ein Anliegen hat (muss man nicht verstehen, ist aber so).

Und ein weiterer Tipp: Entscheide für dich, welche Arbeiten nicht in deinen Bereich gehören und kommuniziere das klar und genau, ziehe es auch durch. So wie es die Kollegin auch getan hat! Leute, die ihren Mund aufmachen, werden oft noch mehr belohnt als die Gutmütigen, die aufgeben und gehen oder alles dran setzen, dass man sie 'sieht'. Hab keine Angst, denn was kann dir schon passieren, solange du nur für dich einstehst und dich weiterhin professionell verhältst.

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Sie hat mir einige Denkanstöße gebracht.
Mein Job ist gesucht und auch trotz Corona sicher, aber leider nicht direkt bei mir in der Umgebung. Das würde bedeuten ich muss in die nächst größere Stadt pendeln. Das wollte ich nach Möglichkeit vermeiden. Hier in der Umgebung gibt es leider nur noch eine weitere Hausverwaltung, welche absolut verrufen ist.

Meinen Mund aufgemacht habe ich bereits, aber die Aussage vom Chef war, dass ich doch Verständnis aufbringen soll für die Kollegin und es momentan wirtschaftlich nicht geht.
Ich weiß es klingt egoistisch und eigentlich ist es auch nicht meine Art, aber ich werde einen Teufel tun und ihr weiter den Rücken stärken und ihr bei Arbeiten helfen o.ä.

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Trotzdem würde ich mich nicht einfach so abspeisen lassen. Wenn er deinen Lohn nicht anheben kann, dann kann er fairerweise deine Urlaubstage erhöhen (mehr als die Kollegin, bspw.) und dir genau so viel HO ermöglichen.. Oder andere Goodies wie z.B. Kurs/Webinar, Busabo-Kosten übernehmen, etc. Erinnere ihn an deine ursprünglichen Wünsche beim Vorstellungsgespräch letztes Jahr. Diese darf er nicht einfach unter den Teppich kehren. Ansonsten wäre ich tatsächlich weg.

Alles Gute, du schaffst das.

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Such dir einen neuen Job. Hast du eine Zusage, setzt du deinem Chef sozusagen die Pistole auf die Brust (im übertragenen Sinne).
Entweder er zahlt dir Gehalt X und gibt dir X Urlaubstage oder du musst dich leider für eine andere Firma entscheiden....
Denn wenn du nicht wechseln möchtest, kann es so schlimm dort auch nicht sein.

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Leider geht es (laut seiner Aussage) aus rein wirtschaftlicher Sicht nicht das Gehalt anzuheben, nachdem die andere Kollegin bereits eine Erhöhung erhalten hat. Dh Pistole klappt nicht.
Ich werde mal die Fühler ausstrecken nach anderen Angeboten. Habe zwar eines bekommen, aber das ist nur auf 450Euro Basis.

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Klar sagt er das, du glaubst es ja auch.

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Für Büromaterial, Post und Wasser braucht man keine spezialisierte Ausbildung. Mach' eine Liste, was Deine Kollegin übernehmen kann, geh' damit zum Chef und diskutiere das nochmal. Kollegin ist dann Vollzeit beschäftigt, Du hast 'ne Stunde weniger Arbeit am Tag, Chef spart Personalkosten. Win -Win-Win.

Grüsse
BiDi

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Hallo.

Woher weißt du, dass die einen höheren Stundenlohn und mehr Urlaubstage hat wie du?
Hat SIE dir das erzählt?

Wenn dem so ist, dann würde ich das Gespräch mit dem Chef suchen und nachverhandeln oder mich tatsächlich anderweitig bewerben.

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liegt daran, dass ich auch in dem Sinne die "Personalabteilung" bin. Dh es läuft alles über meinen Tisch. Sei es den neuen Vertrag erstellen oder die Meldungen bei der Krankenkasse

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Hast du den Chef drauf angesprochen, warum die Kollegin mehr Vorzüge genießt als du?

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Wenn keine Gehaltsanpassung und keine Stundenreduzuerung drin ist und du aber auch keine harten Konsequenzen ziehen willst, dann gibt es vorerst aus meiner Sicht:

Du musst dich allem entledigen, was nicht wirklich dein Job ist und wofür du überqualifiziert bist. Und das sagst du deinem Chef auch:
- Putzfirma kriegt nen Schlüssel
- Bestellungen, etc. macht die Aushilfe oder Kollegin Nr. 2


Warum hast du das jemals angefangen? Spätestens jetzt, wo du weißt, dass jemand mit geringerem Bildungsabschluss und geringerer Verantwortung mehr verdient, musst du damit aufhören Mutti für alles zu spielen. Such dir lieber inhaltlich verantwortungsvolle Aufgaben, erarbeite in deiner Zeit Dinge die für deinen Chef wertschöpfend sind, entwickle gute Prozesse,... Irgendwas womit du dich etwas unentbehrlich machst und er irgendwann checkt, dass du dafür auch mehr Gehalt verdient hast.

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Seit ich dort angefangen habe hat sich schon viel geändert. Er sieht auch, dass es mein Verdienst ist. Allein die Digitalisierung. Das ist ein riesen Schritt gewesen. Vor allem aktuell durch Corona.
Mir bereitet eher sorgen, dass er es sieht, aber es nicht hornorieren will.
Die andere Kollegin nimmt sich so viel raus und ich möchte nicht diejenige sein, die schlechte Stimmung verbreitet. In so einem kleinen Team ist das tödlich.
Aber so weiter machen geht auch nicht.
Ich werde nochmal das Gesrpäch mit Ihm suchen und Klartext reden. Falls das nichts bringt muss ich mir überlegen, wohin mein Weg gehen soll und ob er dort weiter geht oder eben nicht.

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Die Kollegin hat halt besser verhandelt als du.

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Sehe ich auch so!

@TE: Ich finde den Vorschlag der oben kam nicht schlecht. Du gehst jetzt zu deinem Chef und sagst ihm ganz klar, dass du zwar nachvollziehen kannst, dass er grad nicht mehr zahlen kann, aber dass du mit der zugesagten Gehaltsanpassung gerechnet hast. Du kannst auch ohne ins Detail zu gehen sagen „Und Ihnen ist ja bewusst, dass ich den Arbeitsvertrag der Kollegin kenne“. Und dann vereinbarst du, dass bei gleichbleibenden Gehalt deine Stunden reduziert werden, so dass es letztlich einer Gehaltsanpassung gleich kommt.

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Hallo,

mittelfristig ist es zwar sicher das Beste, sich wegzubewerben. Aber um aktuell ein wenig Entlastung zu erhalten, würde ich versuchen, der Dame die nicht so qualifizierten Aufgaben zu übertragen (Büromaterial, Post, Wasser etc.). Sie dürfte doch reichlich Zeit dafür haben.

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Du verkaufst dich deutlich unter Wert. Warum übernimmst du typische Sekretariatsaufgaben, wenn ihr doch dafür eine Sekretärin habt?

Ich bin zu Berufsbeginn nach meinem Studium auch in einer kleinen Firma mit nur 4 Mitarbeitern inkl. Chef eingestiegen. Die Post habe ich MAL weggebracht, wenn es sich ergab. Im Übrigen war das Zuständigkeit der Sekretärin, ebenso das Nachbestellen von Materialien usw.

Mein Chef war ein A und Choleriker. Gewürdigt hat er natürlich auch nicht, dass ich mit meiner Arbeit das Geld reingeholt habe (auch die Sekretärin und unsere Hilfskraft hatten natürlich ihren Anteil, aber ich habe die Akten bearbeitet und jede Woche bis zu 20 unbezahlte Überstunden geschoben).

Beide Mitarbeiterinnen hatten einen höheren Stundenlohn als ich. Das habe ich nur mitgemacht, weil ich Berufsanfängerin war. Jetzt mit einigen Jahren Berufserfahrung würde ich mich nicht mehr so billig verkaufen.

Aus dem Büro war ich übrigens nach 1 1/2 Jahren weg. Ich wäre schon früher gegangen, aber ohne Berufserfahrung ist man bei den Firmen leider nicht der Favorit in den Bewerbungen.

Es ist überhaupt nicht schlimm, sich nach kurzer Zeit was neues zu suchen. Nicht nur die Firma muss dich kennenzulernen, sondern du auch sie. Nicht wenige Arbeitnehmer wechseln daher freiwillig schon in der Probezeit.
Es hat halt nicht gepasst und das sagst du auch so im Bewerbungsgespräch. Du musst (und solltest) ja keine Details nennen.
In der Firma bleiben würde ich nicht, auch nicht mit den Stunden runtergehen. Im Ergebnis schneidest du dir damit nur ins eigene Fleisch.