Berufliche Situation macht mich fertig

Hallo, mich macht meine Berufliche Situation immer mehr fertig. Ich arbeite im Einzelhandel mit 130 std. im Monat, ich fänge spät an zu arbeiten und bin meistens erst gegen 19 Uhr zu Hause. Früher mit der Arbeit anfangen geht bei uns nicht. Ich habe einen 4 Jährigen Sohn. Ich bringe ihn morgens zum Kindergarten und Abends wenn ich nach Hause komme geht es um 20, 21 uhr auch schon ins Bett. Ich hab das Gefühl ich hab gar nichts von meinem Sohn, mir geht es psyisch immer schlechter und ich fühle mich wie eine Rabbenmutter. Mein Mann arbeitet im Frühdienst, er kann das Kind morgens nicht zum Kindergarten bringen. Das Problem ist ich finde einfach keinen passenden Job, entweder soll ich schon sehr früh anfangen (6 uhr) oder es sind nur 80 std. Stellen oder sowas. Ich weiss nicht wie das weiter gehen soll, mir gehts immer schlechter, ich hab angst das mein Kind später sagt "Mama war nie da, die war immer arbeiten". Ich weiss auch gar nicht was ich mir hier erhoffe, muss mal meinen ganzen frust los werden. Gibt es hier Mütter die auch immer so spät zu Hause sind? Wie geht ihr damit um?

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Du verbringst den Morgen mit ihm, abends eine wichtige Zeit und das Wochenende?

Es ist wichtig, sich zu sagen was man hat, nicht was man nicht hat.

Ich hänge auch manchmal den Gedanken nach, dass ich 50% vom Leben meines Kindes verpasse, da mein Ex und ich das Kind im Wechselmodell betreuen, aber es ist wie es ist. Ich habe trotzdem nicht das Gefühl was zu verpassen.

Und die Gedanken, was dein Kind dir mal vorwerfen könnte, sind typische Erwachsenengedanken ;-) für dein Kind ist es völlig normal und es ist lediglich wichtig, dass du in wichtigen Momenten da bist, wenn er dich braucht. Sowas bleibt doch hängen, oder? Machst du dir Gedanken darüber wie deine Eltern verfügbar waren? Ich nicht.

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Ich nehme an, Dein Mann holt das Kind von der Kita und betreut den Rest des Tages, bis Du von der Arbeit kommst? Dann ist doch alles schick. Kind hat beide Elternteile je eine Zeit des Tages exklusiv.

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Ja mein Mann holt das Kind ab. Er sagt auch immer das er nach dem Kindergarten hundemüde ist und meistens sowieso schläft. Ich fühle mich trotzdem so schlecht, mein Kind fragt mich fast jeden Tag ob ich morgen wieder arbeiten müsse und wann ich es mal abhole. Mich macht das so traurig alles. Auch wenn ich manchmal höre was mein Mann dann mit ihm unternommen hat und ich konnte nicht dabei sein.

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Aber ihr könnt doch am WE was zusammen machen.
Wenn du morgens erst später anfängst, müsstet ihr doch dann Zeit haben um in Ruhe zu frühstücken und ggfalls noch was kurzes zu spielen.
Ich kann verstehen, dass du dir mehr Zeit mit dem Kind wünscht, aber ich würde den Fokus eher drauf legen was du hast, und nicht darauf, was du nicht hast. Dann würde es dir schon viel besser gehen.

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Hast Du eine Ausbildung oder Studium, die einen Wechsel der Branche ermöglichen?

Einzelhandel ist halt immer schwerpunktmäßig nachmittags und abends.

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Nur als Info nebenbei: Rabenmütter sind ganz vorbildliche Mütter ;-)
Ich habe lebenslang Vollzeit gearbeitet, bis 16.30 Uhr, und meine Kinder haben mir nie vorgeworfen, dass ich arbeitete, da sie sehr schnell wussten, dass wir uns vieles hätten ansonsten nicht hätten leisten können - und damit meine ich absolut keinen Luxus.
Sie gingen um 17.00 Uhr, als sie von der Nachmittagsbetreuung heimkamen, zuerst sowieso mal zu ihren Freunden, bis es dunkel wurde.
Es scheint mir eher, dass Du in Deinem Job bzw. allgemein unzufrieden bist und das nun auch auf das Kind überträgst bzw. die Versorgungssituation.
Meine Tochter kam übrigens die ersten beiden Kitajahre ihrer Tochter auch erst mit dem Zug um 19.00 Uhr nach Hause, da holte ich Leonie um 17.00 Uhr ab - und nein, es hat ihr nicht geschadet und sie macht ihrer Mutter ganz sicher keinerlei Vorwürfe, sie hat die 2 Stunden mit mir und ihrem Opa immer sehr genossen.
Das ist wirklich Erwachsenendenken. Der Papa kann euer Kind genauso gut versorgen und ihr beiden habt auch noch die Wochenenden, Urlaube usw.
LG Moni

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Huhu,

ich glaube Qualität geht über Quantität. So wie bei vielen arbeitenden Papas. Solange du die Zeit, die du mit ihm hast gut ausfüllst, denke ich, dass es in Ordnung ist und du rational gesehen kein schlechtes Gewissen haben musst. Vor allem weil er ja dadurch Zeit mit seinem Papa hat.
Dass dich die Situation trotzdem belastet verstehe ich aber auch.

Als Frage für dich selbst fällt mir da nur ein, müssen es finanziell bzw karrieretechnisch 130 Stunden sein oder käme es in Frage für ein bis zwei Jahre auf die erwähnten 80 Stunden zu reduzieren? Bespreche doch deine Gefühle und Gedanken mal mit deinem Mann und überlegt, ob es sich unterm Strich nicht mehr lohnt die Zeit weniger Geld zu haben und dafür eine glücklichere Frau und Mutter zu haben. Das geht ja leider nicht immer einfach so, aber eben als Denkanstoß.
Im Kleinen überlege ich mir manchmal, woran denke ich mehr zurück, an den schönen Samstag draußen mit Kind/ Freunden oder zwingend heute die frische Bettwäsche. Und dann verschiebe ich sowas auch mal. Die Arbeitszeit ist da natürlich ne andere Hausnummer, aber du hörst dich unglücklich an und da würde ich das eventuell wirklich abwägen mit der Zeit.

Liebe Grüße

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Kann das total verstehen. Am Wochenende hast du sicher auch mal zu Hause zu tun oder bist selber müde. Mein Umfeld arbeitet auch kaum Vollzeit mit Kind. Aber es nützt nichts - eure Situation ist so, weil du arbeiten gehst. Ein guter Grund. Würdest du es ganztags im kiga lassen und selber zu Hause sein sehe es anders aus. Aber fürs arbeiten muss man sich nicht schämen. Und dein Mann ist ja auch da fürs Kind.

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Ich kann dich schon verstehen. Natürlich ist Arbeit ein guter Grund, warum du erst so spät nach Hause kommst. Natürlich geht es vielen Menschen auch so.

Aber was bringt dir das persönlich?

Entweder du kannst wirklich für dich sagen, dass es einfach absolut nicht anders geht und nimmst die Situation an. Oder du hälst die Augen offen nach einem anderen Job! Irgendwo öffnet sich schon eine Tür.

LG

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Hallo.
Ich kann dir nicht wirklich einen Rat geben, möchte dir aber gern erzählen, wie es für mich als Kind war.

Mein Vater hat in einem Kuhstall gearbeitet. Er musste um 3 Uhr aufstehen, kam dann gegen 11 nochmal nach Hause. Musste um 14Uhr wieder hin und dann bis 18 Uhr. Logischerweise auch am WE und an Feiertagen, das interessiert ja die Tiere nicht. Im Monat hatte er vielleicht 4 Tage frei. Dass das nicht rechtens ist muss man nicht erwähnen, aber es interessierte einfach keinen. Dementsprechend war er auch immer ziemlich müde und ist sehr zeitig ins Bett.
Meine Mutter arbeitete auch im Einzelhandel. Sie arbeitete 30 Stunden die Woche, früh und Spätschicht. Nach der Spätschicht war sie auch manchmal erst 21 Uhr zu Hause.

Ich habe als Kind nicht viel Freizeit mit meinen Eltern gehabt. War viel bei Oma oder im Hort, später oft allein zu Hause. Aber soll ich dir was sagen? Unser Verhältnis ist und war immer super. Die Zeit, die wir zusammen hatten, haben meine Eltern sehr intensiv mit mir genutzt. Sie haben immer alles für mich gemacht, sich bemüht, dass es uns gut geht und wir trotzdem eine schöne Zeit zusammen haben.
Ich glaube, wenn man die freie Zeit, die man hat, mit den Kindern nutzt, dann braucht man sich keinen Kopf machen.

Trotz allem soll es dir mit deiner Arbeit ja nicht schlecht gehen. Versuche einfach weiter eine passende Stelle zu finden und nutze Die Zeit mit deinem Sohn einfach so gut wie möglich.