Neuer Job trotz SSW 15.

Hallo zusammen,

Oft lese ich hier anonym mit und viele der Beiträge haben mir auch schon geholfen. Nun habe ich ein Problem und auch sehr große Gewissensbisse dadurch und würde gerne mich austauschen und habe mich deswegen hier angemeldet.

Ich arbeite seit ich 16 bin ununterbrochen durch und war auch noch nie arbeitslos. Nun bin ich 29 und habe letztes Jahr im Juli gekündigt, da mir meine Arbeit nicht mehr Spaß gemacht hab und ich Depressionen bekommen habe (Firma war in Insolvenz und auch mein Arzt hat mir geraten zu kündigen). Im September fand meine Hochzeit statt und es kam mir gelegen, dass ich etwas Zeit hatte mich dafür endlich zu freuen und vorbereiten zu können.

Ab Oktober habe ich mich regelmäßig beworben da ich nicht länger arbeitslos sein wollte doch irgendwie hat es nicht geklappt, obwohl ich oft eingeladen wurde.

Im November erfuhr ich dann, dass ich schwanger bin und es war eigentlich ein kleiner Schock und sehr unerwartet, da ich niemals damit gerechnet hatte so schnell schwanger zu werden obwohl wir es nicht aktiv probiert hatten. Ich weiß jetzt, dass das sehr leichtgläubig war von mir doch in meinem Umfeld gab es so viele Paare die seit Jahren es probierten und es nicht geklappt. Aber es ist ein absolutes Wunschkind. Nun bin ich in der 15.ten SSW und habe eine Zusage bekommen und könnte am 03.02. anfangen zu arbeiten.

Allerdings plagen mich Gewissensbisse. Ich habe bei Vorstellungsgesprächen gelogen damit ich überhaupt ein Job bekomme, denn ich wurde jedesmal gefragt ob ich denn bald Kinder möchte, da das ja ungewollt ist und die Firmen das nicht sofort wollen etc.

Mein Mann sagt, dass es mein Recht ist zu lügen und ich bräuchte mir nichts vorzuwerfen. Doch er ist ja nicht derjenige der gelogen hat und er muss ja auch nicht sich Gedanken machen wie er es seinem Arbeitgeber schnellstmöglich dann sagen muss, dass ich schwanger bin.

Zu allem Übel scheint es mein Traumjob zu sein was auch für ein Jahr befristet ist. Ich habe mir sogar überlegt direkt nach dem Mutterschutz anzufangen und keine Elternzeit zu nehmen. Doch dann dachte ich mir, was mache ich wenn ich trotzdessen nicht übernommen werde und es bereue die ersten Monate meines Babys verpasst zu haben?

Ich bin ziemlich rat- und freudlos im Moment und würde gerne mit Frauen die vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben mich austauschen.

Vielen Dank schonmal.
Kandis

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Ich kenne das Problem aus Arbeitgebersicht. Ich würde es zeitnah nach Arbeitsbeginn mitteilen.

Dann kommt es darauf an, was du daraus machst.

Möglichkeit 1: du erledigst deine Arbeit wie jeder andere auch, bemühst dich um Integration und versuchst Krankheitstage so gering wie möglich zu halten (vom BV reden wir überhaupt nicht erst) Dann hast du eine gute Chance auch nach der Elternzeit eine Vertragsverlängerung zu bekommen.

Möglichkeit 2: du sagst es erst spät und hangelst dich mit Krankmeldungen und BV durch. Dann brauchst du keinen Fuß mehr in die Firma setzen.

Sowas passiert immer wieder, ob ungeplant oder nicht. Entscheident ist, was du daraus machst.

P.S.: Freudensprünge würde ich nach deiner Verkündung nicht erwarten! Da ist kein Chef begeistert, was verständlich sein sollte! Das nur zur Info. Es gab hier schon User, welche enttäuscht waren, dass mit der Verkündung kein Konfettiregen einsetzte.

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.... und die dann alsbald ein BV aus psychischen Gründen gefordert haben. Schließlich war der Schwangeren nicht zuzumuten, mit Chef und Kollegen weiter zu arbeiten, die sich nicht mindestens je ein zweites Loch in den Po gefreut haben.

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Hm, ja das ist schon eine schwierige Situation.
Zuerst einmal hat dein Mann recht, es war dein gutes Recht zu lügen und eigentlich hätten die dich sowas auch überhaupt nicht fragen dürfen.
Im Prinzip hast du ja nur zwei Möglichkeiten: anfangen und nach ein paar Wochen mit der Wahrheit rausrücken - man wird nicht begeistert sein, aber dein Einkommen wäre für die nächsten Monate erstmal gesichert. Gut möglich dass sie deinen Vertrag auslaufen lassen, muss aber nicht sein (habe das bei mir auf der Arbeit schon 2x erlebt und beide Kolleginnen wurden dennoch behalten).
Oder jetzt damit rausrücken, dann werden sie ebenso nicht begeistert sein. Du wirst die Stelle womöglich gar nicht antreten (weiß ja nicht ob du schon unterschrieben hast) und somit wird es auch keinen Vertrag geben, der verlängert werden könnte.

Wenn ihr es finanziell so locker habt, könntest du natürlich auf den Job verzichten. Aber ein schlechtes Gewissen hättest du dann vermutlich trotzdem. Ich würde wohl die erste Variante wählen und Schadensbegrenzung betreiben, also möglichst bis zum Mutterschutz arbeiten, kurze Elternzeit machen, immer dein bestes geben. Es wird bestimmt Arbeitgeber geben die dich dafür versuchen rauszuekeln. Aber dann kannst du immernoch gehen und hast es wenigstens versucht. Es gibt definitiv Arbeitgeber, die dich trotzdem halten wollen ☺️

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Ich würde den Job antreten. Einen Monat später Bescheid sagen.
Mit klarer Planung.
Und ich würde nicht in Elternzeit gehen.
So lange wie möglich vor Entbindung hin und zügig zurück.
Dein Mann kann ja zu Hause bleiben

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Vermutlich hat die TE Recht und unter diesen Voraussetzungen wird der Vertrag nicht verlängert oder entfristet.

Daher würde ich den Job jetzt antreten, in der Schwangerschaft ein gescheites Einkommen generieren, dadurch akzeptables Elterngeld erwirtschaften und dann beruhigt in EZ gehen, ggf. TZ in EZ arbeiten.

Wenn der Vertrag dann nicht verlängert wird, hat man für die nächste Bewerbung immerhin mehr Berufserfahrung vorzuweisen.

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Ich verstehe dich, dass du ein schlechtes Gewissen hast, ehrt dich, offensichtlich bist du jemand mit hohen Moralvorstellungen und integrem Charakter. Rechtlich hättest du nicht gefragt werden dürfen und du hattest das Recht zu lügen.
Versuche den Lösungsweg zu finden, der deinem Wesen und deiner Situation am ehesten entspricht, unabhängig davon, was andere täten.

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Hallo Kandis,

das könnte gerade von mir sein. :-)

Mir ging es ganz ähnlich wie dich. Ich habe Ende September gekündigt, da ich kurz vor dem burnout stand, mein Kollege schon ausser Gefecht, da ihn die Arbeit schon fast erledigt hat und meinen Chef hat es 0 interessiert... Mir hat der Doktor auch geraten zu kündigen. Da ich eine ewig lange Frist hatte, konnte ich am 01.01. Beim neuen AG anfangen. Habe auch gedacht, dass ist doch kein Problem in der Zeitspanne was zu finden... Naja es wurde doch zu einem. Mitte November habe ich auch festgestellt, dass ich schwanger bin, hab aber trotzdem nach wie vor weiter gesucht. Hatte dann eine feste Zusage als ich gesehen habe, dass mein alter Arbeitgeber sucht, hab mich sofort beworben, wurde eingeladen und, dass man mir nicht gleich den Vertrag an dem Tag hingelegt hat war alles. Man wollte mich dann nochmal Probe arbeiten lassen damit die neuen Kolleginnen mich kennenlernen. Habe mich aber so sicher gefühlt, dass ich die andere Stelle abgesagt habe, da die ja auch unbedingt Bescheid wissen mussten. Auch das probearbeiten war gut, alte Gäste und Kollegen haben mich auch wieder erkannt und sich riesig gefreut. Danach funkstille, dann hab ich nachgehakt und am nächsten Tag kam die Absage. Ich kann es mir nicht erklären für mich ist eine Welt zusammen gebrochen, man hat mir auch keine Begründung geliefert trotz Nachfrage... Ich bin damals übrigens im Guten gegangen, da wir wegen meinem Mann umgezogen sind.

Naja hab dann mit dem Arbeitsamt gesprochen und die waren echt nett. Mir ging es wie dir und ich hab mich da so schlecht gefühlt, habe immer gearbeitet und wollte nicht über einen Kamm gescherrt werden... (fühle mich auch jetzt noch scheiße) Dann habe ich mich aber damit abgefunden und meine Frauenärztin hat mir auch die Bescheinigung gegeben für das Amt.

2 Wochen später schreibt mir der AG sie hätten jetzt noch eine andere Stelle ob die für mich in Frage kommen würde (ähnliche Position). Habe dann lange überlegt und auch mit meinem Mann darüber geredet und weißt du was? Ich war einfach ehrlich und habe gesagt ich bin schwanger, würde aber trotzdem gerne arbeiten, da mir zuhause die Decke auf den Kopf fällt und ich fit bin. Sie hat mir gratuliert und sich riesig gefreut, aber wieder zurück genommen hat sich mir leider erstmal nicht. :-D Aber so kann ich reinen Gewissens weiter leben und ich bin mir sicher, dass sie sich nach der elternzeit freuen mich wieder zu sehen.
Jetzt bist du halt auch schon so weit und ich persönlich finde, dass man zu dem Zeitpunkt mit offenen Karten spielen sollte, da das nachher ja auch keine guten Voraussetzungen sind für ein gutes Arbeitsklima. (bei Woche 11 oder 12 hätte ich es noch nicht so eng gesehen).

Aber wie gesagt, dass muss jeder selbst mit sich ausmachen.

Wünsche dir alles Gute, egal wie du dich entscheidest.

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Was für ein Job wäre das? Könntest du dort auch schwanger arbeiten?
Ich hatte in der 13.SSW einen neuen Job angefangen und keine Probleme vom Arbeitgeber bekommen. Hatte dann bis zum Mutterschutz gearbeitet.
Direkt ab Arbeitsbeginn gleich in ein BV zu gehen, fände ich allerdings unfair.

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Dein Mann hat völlig recht und ich würde das schon gar nicht als „gelogen“ bezeichnen. Du hast von deinem Recht Gebrauch gemacht nicht
über solche privaten Dinge zu sprechen, mehr nicht.

Ich hätte kein schlechtes Gewissen, vor allem weil die Stelle befristet ist und sie dich also leicht los werden, nicht TZ in EZ nehmen müssen,...

Also einfach zusagen und anfangen.
Ich gehe davon aus, dass du in der Schwangerschaft auch noch eine vollwertige gute Mitarbeiterin sein kannst und dir kein BV erkämpfst. Das fänd ich dann tatsächlich unfair.

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Keine besonders guten Voraussetzungen für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Mit der Nummer wirst du mit Sicherheit keinen unbefristeten Vertrag bekommen. Im übrigen Traumjob hin oder her, mir wäre es kein Job der Welt wert auf die Elternzeit zu verzichten.

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So weit würde ich jetzt gar nicht denken. Ich würde den Job jetzt antreten, gerade um nicht auf Elternzeit verzichten zu müssen, weil ich akzeptables Elterngeld beziehen kann!

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Ich würde auch nicht, gerade auf die erste Zeit, mit meinem Baby verzichten wollen wenn es finanziell zu stemmen ist. Anders als eine erste Zeit im Job ist diese erste Zeit mit dem Baby nie wieder da, vielleicht bereut man das, wenn man später zurückblickt.

Ich kann absolut verstehen wenn Du den Job antrittst.
Ich bin aber ehrlich, selber trauen würde ich mich das wohl nicht und mit offenen Karten spielen. Wirtschaftlich schlauer wäre es definitiv die Klappe zu halten und dort arbeiten zu gehen, sich darauf einzustellen dass beim verkünden der Nachwuchs-Nachricht die Begeisterung sehr mäßig ausfallen wird und eine Vertragsverlängerung unwahrscheinlich ist.

Ich wünsche Dir den Mut dazu.

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Da es ein befristeter Vertrag ist, wird die Wahrscheinlichkeit einer Verlängerung bzw. Übergang in unbefristetes Arbeitsverhältnis sicher gering sein.

Geh hin und 4 Wochen später sagste, Du bist schwanger. Nützt ja jetzt nichts mehr, aber um bissel Elterngeld zu bekommen, musst Du die Stelle schon antreten.