Mütter und Rentengedanken?

Hallo zusammen,

mitunter inspiriert von einem Beitrag hier im Forum zum Thema Finanzierung der Familie, aber auch meinen generellen Gedanken wollte ich mal wissen, wie ihr zu dem Thema steht. Es gibt ja viele Frauen, die nicht mehr arbeiten gehen, wenn Kinder kommen. Also auch weit über die Elternzeit mit Elterngeldbezug hinaus. Oder arbeiten nur einen Bruchteil in Teilzeit. Das muss ja jeder selber entscheiden, darum soll es also nicht gehen. Was ich mich allerdings immer frage, ist. wie die Frauen sich ihr Leben im Alter vorstellen. Denn gar nicht zu arbeiten, bedeutet eben auch, dass man nichts in die Rentenkasse einzahlt. Zumindest nicht in die Gesetzliche. Machen sich die Frauen keine Gedanken über später oder verdrängen es? Oder verlassen sich darauf, dass sie für immer und ewig mit ihrem Mann zusammen sind und von ihm Rentenpunkte erhalten? Oder sparen doch alle irgendwie privat?

Das ist wirklich null ketzerisch gemeint, sondern ich frage mich das ernsthaft. Man liest und hört ja immer mehr von der Rentenlücke und der Altersarmut- Vor allem bei Frauen, die gar nicht arbeiten oder eben in die sogenannten "Teilzeitfalle" tappen.
Ich selber bin 40 und habe eine 3,5 jährige Tochter. Ich gehe in Teilzeit arbeiten seit sie 1 Jahr alt ist. Seit sie 3 ist, arbeite ich 30 Stunden. Mir ist es wichtig, finanziell mehr oder weniger unabhängig zu sein und auch für später vorzusorgen. Das tue ich auch, in dem ich noch privat vorsorge. Ich muss allerdings auch sagen, dass mich manche belächeln, dass ich mir "jetzt schon" mit meinen 40 solche Gedanken mache.

Ich denke mir halt immer, man weiß ja wirklich nie, ob man immer mit seinem Ehepartner zusammen ist oder ob mal irgendetwas passiert. Von der allgemeinen negativen Rentenentwicklung mal ganz zu schweigen.
Es wäre schön, wenn ihr eure Gedanken/Meinungen dazu mit mir teilt. Und bitte nochmal: meine Frage soll keinerlei Angriff auf Frauen sein, die sich für das "Nicht Arbeiten" entschieden haben!

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Also mir ist schon "irgendetwas" passiert.
Mein Mann hat seinen Job verloren und danach keinen mehr gefunden. Dann irgendwann die Trennung.

Ich habe immer in Teilzeit gearbeitet und tue das auch immer noch. Immer so viel, wie eben ging alleinerziehend mit zwei Kindern. Mein jährlicher Rentenbescheid treibt mir trotzdem die Tränen in die Augen. Private Vorsorge ist mit aufgrund der Umstände nur in bescheidenem Rahmen möglich.

Man weiß eben nie, was passiert.

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Hallo,

ich gehöre zu den Frauen, die 14 Jahre aus dem Berufsleben ausgeschieden waren. Wir haben uns bewusst für den Schritt entschieden, da mein Mann nur am Wochenende Zuhause ist. Finanziell war dies genau durchkalkuliert. Natürlich macht man sich darüber Gedanken. Nicht nur um die Altersvorsorge, sondern auch um die Absicherung im Trennungsfall. Meine erste Absicherung ist ein abbezahltes Eigenheim, wo nur ich im Grundbuch stehe und dazu eine gewisse Summe an Barvermögen und einen Bausparer um das Haus im Trennungsfall unterhalten zu können. Das Barvermögen kommt aus einer Erbschaft, dementsprechend ist es kein Zugewinn in der Ehe. In den 14 Jahren, in denen ich komplett Hausfrau war, haben wir monatlich eine gewisse Summe in die private Altersvorsorge gesteckt und auch einen Teil freiwillig in die gesetzliche Altersvorsorge eingezahlt. Mein Mann hat mir quasi die Altersvorsorge gezahlt, ich hab ja nix verdient.
Ich denke, dass sich die meisten Frauen darüber Gedanken machen, bevor sie vollständig Zuhause bleiben. Es ist ja nicht nur wichtig, dass man fürs Alter abgesichert ist, sondern auch für den Moment, falls es zur Trennung kommt. Meinem Mann war es sehr wichtig, dies alles genauestens zu planen und mich abzusichern. Es ist ja kein unerheblicher Schritt, den man wagt, wenn man aus dem Berufsleben aussteigt. Ebenso sollte man rechtzeitig den Wiedereinstieg planen. Man ist ja schon einige Zeit aus dem Job draußen und man sollte up to date sein, wenn man wieder anfangen will.

LG
Lotta

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Hallo,
Ich finde das ein sehr wichtiges Thema! Ich bin 31 und mache mir darüber schon Gedanken.
Ich bin mit 30 Stunden zurück in den Job als meine Tochter 1,5 Jahre alt war. Aktuell bin ich wieder in Elternzeit. Geplant ist, dass ich diesmal zwei Jahre zu Hause bleibe weil unsere Kinderplanung abgeschlossen ist. Danach möchte ich wieder mit 30 Stunden arbeiten, mehr wird sich nicht ausgehen, da wir ländlich wohnen und sich die Kinderbetreuungszeiten dann mit dem Anfahrtsweg nicht ausgehen.
Mein Mann arbeitet selbstständig, da können wir uns nicht immer darauf verlassen, dass er immer über der Versicherungsgrenze ist. (Anmerkung: wir leben in Österreich)
Deshalb haben wir vor 3 Jahren eine private Vorsorge abgeschlossen, obwohl wir grundsätzlich beide der Meinung sind, dass das keine gangbare Lösung sein kann.
Meiner Meinung nach müsste politisch viel mehr getan werden um Kindererziehungszeiten anzurechnen.
Ich weiß nicht genau wie die Berechnung in Deutschland aussieht, aber in Österreich werden soweit ich weiß vier Jahre pro Kind (weniger wenn die Kinder einen geringeren Altersabstand haben) auf die Pension angerechnet. Es vor einigen Jahren auch so, dass für die Pensionsberechnung die 15 stärksten Berufsjahre gezählt wurden. Leider wurde diese Berechnung vor ein paar Jahren als „zu teuer“ eingestuft und jetzt wird der Durchschnitt aus alles Beitragsjahren berechnet. Das trifft natürlich in erster Linie Frauen mit vielen Kinderbetreuungsjahren und Teilzeit arbeitende. Aber auch alle (älteren) die mal längere Zeit arbeitslos werden.
Ich glaube politisch gibt es da noch einiges zu tun, generell und auch auf Ebene Kollektiv- bzw. Tarifvertrag.

Also mit deinen „schon“ 40 bist du sicherlich nicht alleine mit deinen Gedanken und Sorgen..

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"Ich muss allerdings auch sagen, dass mich manche belächeln, dass ich mir "jetzt schon" mit meinen 40 solche Gedanken mache. "

Und wenn Du dann mit 60 in Rente gehst und es dir gut gehst, dann kannst Du genau die Leute dann belächeln. Die stehen dann nämlich meist ohne nichts da oder sehr wenig.

Finde Deine Gedankengänge super und absolut richtig, denn so hat man ein entspanntes Rentenalter.

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Ich frag mich das auch oft und sehe es aktuell an Mutter und Schwiegermutter. Beide haben das Glück, noch mit ihren Ehemännern mit lebenslangem Wohnrecht in bereits an Kinder verschenktem Eigentum zu wohnen. Meine Mutter könnte sich ihr Leben ggf. grad eben so selbst leisten, obwohl ihre Pension dank langer Kinderpause und Frühpensionierung eher klein ist. Meine Schwiegermutter wäre ohne die Rente meines Schwiegervaters wohl nur knapp überm Existenzminimum. Das ist halt die andere Seite der "Meine Mutti war Mittags immer zu Hause, wenn ich aus der Schule kam"-Medaille.

Private Altersvorsorge finde ich schwierig. Gerade in den unteren Einkommensgruppen, in denen später eine kleine Rente droht, ist doch vielfach gar nicht das Geld da, um noch wirklich vorzusorgen. Ich war mal bei einem Berater (lange vor fester Partnerschaft und Kindern, aber auch lange vor gutem Einkommen), der hat mir einen eins a Plan ausgearbeitet, wie ich meine gesetzliche Rente pimpen kann. Super Sache. Ich hätte in der Rente genug gehabt, dafür aber fürs aktuelle Leben nicht mehr genug. Ich glaube auch nicht, dass die Mehrzahl der Mütter, die länger ganz aussteigen oder Teilzeit arbeiten, das vom Partner ausgeglichen bekommt. Bei uns ist das so, aber tatsächlich eher "aus Versehen". ich steh allein im Grundbuch, mein Mann zahlt aber mit ab.

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Ich kenne es ehrlich anders. Ich kenne es so dass gerade die Zusatzleistungen vom gemeinsamen Konto überwiesen werden und sich im schlechtesten Fall nichts ändert wenn die Frau reduziert, im besseren Fall wird an den Wegfall der gesetzlichen Punkte gedacht und sogar erhöht. Ich kenne KEINE Mutter die bewusst ihre Zusatzabsicherung reduziert hat als sie reduziert hat! Im Gegenteil. Bei fast allen die ich kenne wurde genau dieser Punkt meist schon vor Kinderwunsch genau besprochen und geplant. Jeder Versicherunsgvertreter den ich kenne weist meist sogar von Anfang an darauf hin dass "später" eventuelle Lücken entstehen und wie man sich absichern kann.

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Pro Kind gib es ja für 3 Jahre Erziehungszeit Rentenpunkte. Für viele Frauen sind die sogar höher als wenn sie in dieser Zeit gearbeitet hätten, da ein fiktives Durschschnittseinkommen zur Berechnung herangezogen wird.
Dann werden bei Scheidung ja die Rentenpunkte während der Ehe geteilt, so dass BEIDE das Armutsrisiko betrifft.

Effektiv leben aber viele (natürlich nicht alle) Frauen die selbst nur wenig Rente erhalten noch mit ihrem Mann zusammen, so dass die Statistik hier täuscht da wenige allein von dieser Rente leben.

Ich war in der Ehe Alleinverdienerin, mein Exmann in Elternzeit. Bei der Scheidung war die Teilung der Rentenpunkte fast (ich muss etwa 100 Euro Ausgleich zahlen wenn wir mal beide in Rente sind) ein Nullsummenspiel, obwohl ich gut (ca. 3400 Euro netto als Beamtin, ich schreibe netto weil man brutto schlecht vergleichen kann mit Beamtenstatus) verdient hatte, da er die Punkte für die Kindererziehung hatte.

Ich würde mich NIE auf ein Alleinverdienermodell einlassen sobald die Erziehungszeiten (wie gesagt 3 Jahre pro Kind, also recht großzügig, hat nichts mit Elterngeld zu tun) abgelaufen sind, da dass für BEIDE Parteien ein Ticket zur niedrigen Rente ist wenn man sich trennt.

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Das Gute heutzutage ist doch, dass wir heute die Wahl haben, in Vollzeit oder in Teilzeit zu arbeiten oder Hausfrau zu sein. Jede Familie kann doch so leben, wie sie möchte.
Allerdings sollte man die Konsequenzen kennen. Man sollte sich durch einen Vertrag absichern lassen und privat Vorsorge leisten.
Und wer heute jeden Cent ausgeübt, der kann im Alter auch nicht sparsam leben und muss irgendwann eventuell doch von Sozialhilfe leben.

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Dieses "in der Rente" finde ich schwierig. Das ist für mich komplett abstrakt. Ich bin 36 und leider sind einige meiner Freundinnen zwischen 35 und 55 die letzten Jahre an Krebs gestorben, eine hat Selbstmord begangen. Zwei bei Unfällen gestorben. Es wird leider nicht jeder lange in Rente sein können von uns und da ich einen Gendefekt habe, der eine bestimmte Krebsart sehr wahrscheinlich macht, schätze ich die Wahrscheinlichkeit selbst alt werden zu dürfen als gering ein. Demnach ist für mich persönlich diese Rentendiskussion ein schwieriges Thema.

Davon abgesehen finde ich es aber ein enorm wichtiges Thema! Wir haben immer beide gearbeitet, aber nicht wegen der Rente. Davon abgesehen zahlen wir seit ich 18 + mein Mann 20 ist monatlich einen inzwischen höheren 4stelligen Betrag in Depots ein, anfangs waren es 300€. Wir haben zudem Immobilien, deren Mieteinnahmen uns absichern. Die gehören uns alle gleich, aber eben weil wir auch gleich arbeiten etc. . Meine Schwiegereltern besitzen mehrere Immobilien, die auf den Namen meiner Schwiegermutter, die in ihrem Leben nie gearbeitet hat, laufen und somit im Alter für sie die Rente bezahlen würden bzw. sie verkaufen könnte und dann aufgrund der günstigen Preisentwicklung ein paar Millionen hätte für ihre Rente. Mein Schwiegervater arbeitet normal und zahlt auch in Depots ein. Meine Eltern haben beide immer gerarbeitet, behandeln das Thema aber etwas stiefmütterlich, was mir als Tochter Sorgen bereitet. Sie haben wie wir und meine SE zwar eine abbezahlte Immobilie, die werden sie sich aber mit ihrer gesetzlichen Rente nicht im Unterhalt leisten können. Die gesetzliche Rente war ja auch nicht als alleinige Versorgung gedacht sondern eben als Zuschuss. Meine Eltern sehen das jedoch anders und denken, mit der lebenslangen Einzahlung in die Rentenkasse wäre das schon gegessen, hätte ja beide immer gearbeitet. Naja, die haben haben noch gut 10-15 Jahre zur Rente und evtl. müssen sie dann eben ihr Haus verkaufen, ich habe oft genug ihnen versucht zu erklären wie wichtig das ist im Alter angespart zu haben.

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Ich finde das eine sehr interessante und auch wichtige Frage.

Ich selbst tue mich mit dem Thema Rente und Vorsorge sehr schwer, da es einfach so abstrakt ist und man trotz privater Vorsorge überhaupt nicht abschätzen kann, was später tatsächlich zum Leben übrig bleibt.

Da mein Studium leider nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte, bin ich erst relativ spät ins Berufsleben gestartet. Ich habe mit 27 angefangen, Teilzeit zu arbeiten und bin dann nach Abschluss des Studiums in eine Vollzeittätigkeit gewechselt.
Im Vergleich zu meinen Altersgenossen fehlen mir also schon einige Jahre, in denen ich nicht in die Rentenkasse eingezahlt habe.

Ich habe allerdings das Glück, im öffentlichen Dienst zu arbeiten, wo ich zum einen nicht schlecht verdiene und zum anderen automatisch in die Zusatzversorgungskasse einzahle. Das ergibt zwar später ein nettes Sümmchen, aber zusammen mit der gesetzlichen Rente wird es trotzdem nicht reichen, um den aktuellen Lebensstandart beizubehalten. Zusätzlich habe ich also noch eine priv. RV abgeschlossen.

Trotz allem frage ich mich, ob das alles so sinnvoll ist und ob man dann später nicht über irgendeine EK-Grenze kommt, sodass die Rente gekürzt wird und man im Endeffekt schlechter dasteht, als hätte man nicht privat vorgesorgt.

Nun erwarten wir nächstes Jahr unser erstes Kind und ich plane, ein Jahr zu Hause zu bleiben. Anschließend werde ich zunächst Teilzeit wieder einsteigen und, sofern es bei dem einen Kind bleibt, in absehbarer Zeit auch wieder Vollzeit arbeiten gehen.

Mir persönlich ist die finanzielle Unabhängigkeit einfach sehr wichtig und ich möchte mich nicht darauf verlassen müssen, später vom Mann finanziert zu werden. Zumal man sowieso nie weiß, was später ist und was für Höhen und Tiefen das Leben bereit hält.