Hebammenausbildung - ja oder nein?

Hallo ihr Lieben,
Meine Frage richtet sich an die Hebammen unter euch. Ich habe schon lange den Wunsch Hebamme zu werden, habe bereits eine kaufmännische Ausbildung und zwei kleine Kinder. Ist eine Ausbildung mit kleinen Kindern als Hebamme machbar? Lohnt es sich finanziell überhaupt noch Hebamme zu werden? Ist das von der Arbeitszeit vereinbar?
Ich freue mich über ein paar Erfahrungen.

Liebe Grüße,

Jolie :)

Hebammenausbildung anfangen

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Wird das nicht bald ein Studium? Ich weiß nicht welche Zugangsvoraussetzungen dann gefordert sind.

Ich bin keine Hebamme, freue mich aber über jede, die es werden möchte oder ist. So ein wichtiger Beruf, nur leider wie viele andere auch schlecht bezahlt...

LG

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Nächstes Jahr ist wohl der letzte normale Ausbildungsgang und danach nur noch Studium. Ja ich denke auch, dass der Beruf wichtig ist und zu schlecht bezahlt, für die Wichtigkeit. Ich hoffe hier ist noch jemand mit ein paar Erfahrungen...

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Naja bzgl. Vereinbarkeit der Arbeitszeit: Babys richten sich sicherlich nicht nach den Betreuungszeiten deiner Kinder.

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Hallo,

ich könnte dir jetzt einen langen Text über die Pros und Kontras schreiben, wahrscheinlich viel mehr Kontras, da Hebammen zur Zeit systematisch ausgeblutet werden. Dieser Beruf wird in Deutschland nicht mehr den Status haben, wie noch vor einigen Jahren.
Anscheinend kommen ja einige mit kaufmännischer Ausbildung oder ähnlichen Bürotätigkeiten, nachdem sie Kinder bekommen haben, auf die Idee, ihre familenfreundlich Arbeit und relativ gutes Gehalt gegen das komplette Gegenteil auszutauschen.
Dazu empfehle ich einfach mal ein mehrmonatiges Praktikum im Kreißsaal oder Geburtshaus im Schichtdienst!!! Inklusive Nachtdienst bitte. Somit bekommt man einen guten Einblick, was es bedeuten kann, in diesem Beruf zu arbeiten. Vereinbarkeit des Schichtdienstes mit Familie ist möglich, die Lebensqualität aber für mein Empfinden gleich Null. Spätdienst am Wochenende und vor allem zu Weihnachten macht super viel Spaß! Gehalt ist wenig, für die Verantwortung und Qualität, aber für zufriedene Eltern und Kinder und ein Lächeln macht man ja alles gerne, Bezahlung wird völlig überbewertet 🙄. Jetzt habe ich doch viel geschrieben. Wünsche dir alles Gute bei der Entscheidungsfindung.

Liebe Grüße

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Zum Gehalt habe ich das hier gefunden:

"Hebammen werden in die Gehaltsgruppe „Pflege“ eingeordnet, sie verdienen also genauso viel wie Krankenschwestern und Pfleger. Als Hebamme im öffentlichen Dienst liegt dein Gehalt daher durchschnittlich zwischen 2000 und 2400 Euro bei Berufseinstieg und kann sich bis auf 2800 Euro brutto steigern."

Dann solltest du berücksichtigen, dass es sehr schwer ist, eine Hebamme zu finden - sie sind also sehr gefragt. wenn du dich selbständig machen willst und auf freiberuflicher Basis arbeiten willst, ist das sicher ein wichtiger Punkt.

Nur: wie willst du kleine Kinder mit unvorhersehbaren Arbeitszeiten vereinbaren?

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Wo hast du denn diese Zahlen ausgegraben 🤔? Die TVÖD P Tabelle von 2019 bzw. 2020 sieht zwar auch traurig aus, aber so schlecht nun auch wieder nicht, bei den Zahlen kannst du noch einen Tausender rauflegen. Für meinen Geschmack trotzdem viel zu wenig für die Verantwortung und umfangreiche Ausbildung bzw. Studium!

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Bei Ausbildung.de

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Mit Genehmigung meiner Tochter antworte ich jetzt mal.

Meine Tochter ist Hebamme und Selbständig ,Sie hat mit einer Kollegin eine Gemeinschaftspraxis.
Meine Tochter hat sich wohlüberlegt jetzt gegen Kinder entschieden.

Es fängt damit an das Sie nie geregelte Arbeitszeiten hat und auch mal (zwar bis jetzt einmal) 21 Stunden außer Haus war. Eben weil sich eine Geburt nicht an die Arbeitszeiten hält und auch mal nach Feierabend kommt.Es ist ja nicht nur die Geburt da sind die Kurse vor der Geburt, die Nachbetreuung der jungen Mütter und dann die Babykurse. Viele Kurse finden am Nachmittag statt.

Finanziell sieht es bei ihr noch nicht so rosig aus.Sie haben die Gemeinschaftspraxis wo sie die halbe Miete und und und zahlen muss,und Sie haben eine Angestellte die auch Lohn haben möchte. Dazu kommt die Haftpflicht die Hebammen zahlen müssen, Ein Auto muss fahrbereit vorhanden sein und dann kommen noch die persönlichen Abgaben wie Krankenversicherung usw.
Unterm Strich bleibt nicht mehr viel über.Es kommt auch darauf an wieviel Schwangere Sie betreut da gibt es auch mal Durststrecken (meist Anfang des Jahres)und dann wieder ein Babyboom

Da Sie bei uns im Haus wohnen und ihr Mann sich um Kinder kümmern würde und ich auch noch da bin.,möchte Sie trotzdem aus Zeitmangel keine Kinder haben.

Meine Tochter möchte wenn Kinder dann immer für Sie da sein da reichen schon geregelte Arbeitszeiten wo sch die Kinder verlassen können.
Ihr Mann hat sein Studium als Designer beendet und baut sic gerade etwas auf. Wenn er jetzt in Babypause gehen würde wäre er ganz schnell wieder weg vom Fenster und ob er dann mal wieder da einsteigen kann weiß man nicht.

Sie selbst sagt vielleicht wechselt sie in de nächsten 10 Jahren den Beruf und bekommt dann ihre Kinder.

Wegen der Ausbildung, Trotz das Hebammen gebraucht werden gab es damals bei meiner Tochter sehr wenig Ausbildungsplätze.Da wurde unter den Besten der Besten ausgelost. Meine Tochter hatte den Abiduchschnitt von 1.3 und war eine der schlechteren im Lostopf.Die Ausbildung ging 3,5 Jahre.
Ich weiß nicht wie es heute und bei euch in der Gegend aussieht wir kommen aus Sachsen.

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Danke für die ausführliche Antwort, das klingt natürlich nicht so ganz prickelnd, schon schade, wenn man von seiner Arbeit nicht anständig Geld verdient, ich muss das echt noch überdenken :(

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HI

was ist "anständig Geld verdient"?

Kommt doch drauf an was man für Ansprüche hat.

https://www.hebammen-nrw.de/cms/aktuelles/meldungen/einzelansicht/datum/2016/05/12/erfolgreich-verhandelt-ab-2017-gibt-es-deutlich-mehr-geld-fuer-angestellte-hebammen/ (ist zwar alt... aber der Hinweis auf die P-Tabelle)

ab 2020 ist diese gültig
https://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/tvoed/sue?id=tvoed-p-2020&matrix=1

da wäre das Einstiegsgehalt bei 2830,- ... finde ich persönlich nicht so wenig als Einstiegsgehalt

Ausserdem musst Du ja nicht selbstständig Arbeiten, es gibt immernoch Kliniken die Hebammen anstellen und nicht nur Freiberuflich Arbeiten lassen.
Und wenn der AG ein Klinikum ist dann gibts auch Nacht-/Feiertags-/Sonntagszuschläge oder auch Bereitschaftsdienst usw ...
Wenn man fest angestellt ist, dann hat man auch keine ewigen Dienste ... sondern geht nach Schichtende heim.

Ich bin mittlerweile ein Büromensch, nachdem ich 20 Jahre im Krankenhaus (mit Schichtdienst) gearbeitet habe - und ich persönlich würde nicht mit 2 kleinen Kindern die Ausbildung machen.
Warte noch 15 Jahre und mach sie dann.
Ich vermisse meine Wochenendschichten und Nächte null (auf dem Gehaltszettel zwar schon, aber man kann nicht alles haben.)

VG

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Hallo

ich bin keine Hebamme, aber unsere Tochter, Kinderkrankenschwester, arbeitet auf der Wöchnerinnenstation eng mit den Hebammen zusammen.
Zudem kenne ich zwei Hebammen, eine die ca 6 Jahre vor der Rente steht und eine Mitte 30, beide mehr oder minder freiberuflich.

Die ältere hat bis zur Schließung der Geburtstabteilung vor ca 15 Jahren bei uns im Krankenhaus im kreißsaal als leitende Hebamme gearbeitet. Schon zu den Zeiten hat sie Schwangerschaftskurse wie Gymnastik, Geburtsvorbereitung, Babyschwimmen gemacht. Nachsorgen kamen hinzu und seitdem sie nicht mehr im KH arbeitet nur noch ihre Hebammenpraxis. Bei ihr läuft das ganz gut.

Die andere hat zwei Jobs, sprich sie ist einige Tage angestellt im einer Hebammenpraxis nachdem sie ihre Arbeit in der Klinik nach der Elternzeit aufgegeben hat. Im Geburtshaus gibt sie Kurse, macht Vor und Nachsorgen. Und sie hat Reitschüler ( hat quasi Hobby zum Beruf gemacht noch lange vor der Hebammenausbildung).

Unsere Tochter sagt, Hebamme ist ein toller Beruf (sie hatte auch lange zwischen Hebamme und Kinderkrankenschwester überlegt), der aber, genau wie ihr Beruf, eine Menge Enthusiasmus verlangt. Überstunden, katastrophale Zustände in der Pflege, immer mehr schließende Geburtsstationen sind an der Tagesordnung. Oftmals geben ihr Partner und sie sich nur die Klinke in die Hand... richtig sehen, gerade wenn Spätdienste sind, tun sie sich an manchen Tagen gar nicht. Da muss der Partner absolut dahinter stehen... Der Freundeskreis hat sich auch sehr ausgedünnt, da sie mal eben nicht spontan am Wochenende kann oder die Dienste so liegen, dass Einladungen ausgeschlagen werden müssen, weil sie nicht tauschen kann...


Mein Rat, meist sogar auch gefordert von den Hebammenschulen, mach ein mindestens 3 monatiges Praktikum im Kreißsaal bzw. auf der Wöchnerinnenstation mit Kreißsaaleinsatz. Währenddessen kannst du schauen, wie sich das mit den Kindern vereinbaren lässt udn wie Du mit dem drumherum klar kommst.
Unterschätze die umfangreiche Ausbildung nicht. Es muss sehr viel zuhause gelernt werden, auch während der Praxiseinsätze wenn Du dann geschafft nach dem Dienst heimkommst, die Kinder Dich fordern und zum Lernen brauchst Du Ruhe.

Keine Frage, der Beruf der Hebamme ist super schön und immens wichtig. Er gibt einem viel, verlangt aber auch viel ab (Totgeburten, Frühgeburten, Kinder die schwerst krank zur Welt kommen). Du bist als erste am Geschehen, musst das verarbeiten, darfst nicht zart besaitet sein, wahnsinnig belastbar sein, körperlich wie psychisch und über sehr gutes Einfühlungsvermögen verfügen. Du hast als Hebamme wahnsinnig viel Verantwortung für zwei oder mehr Menschenleben und es ist meist immer stressig hinter den Kulissen (sprich das was noch außerhalb des Kreißsaales der gerade gebärenden Frau passiert).
Da alles so knapp besetzt und kalkuliert ist, sind Überstunden an der Tagesordnung und es wird im Moment nicht besser sonder eher schlimmer. Die Zahlen der Hebammenschülerinnen sind rückläufig...
Da sind die Hebammenverbände glücklich um jede neue Hebamme, und ich finde es sehr mutig in diesen Zeiten diesen Beruf lernen zu wollen.

Und machen wir uns nichts vor - für so viel Verantwortung ist das Gehalt nicht so dolle.

Wäge alles genau ab, man kann es schaffen mit Kindern, aber nur wenn permanente Unterstützung und sichere Kinderbetreuung da sind. Dienst beginngen in der Regel morgens um 6, wenn Du noch Fahrtzeit einrechnen musst heißt das aufstehen teilweise dann um 4.30... Evtl. müssen die Kinder dann schon untergebracht werden. Das muss sehr gut organisiert werden und im Grunde dürfte dabei niemand ausfallen...

Ich will Dir keineswegs Deinen Traum ausreden, nur die Realität aufzeigen, wie es sein kann...

LG und nix für ungut