Selbständig oder lieber angestellt?

Meine Elternzeit ist in ein paar Monaten schon zu Ende und ich habe immer mehr Angst davor, in meinen Beruf zurückzukehren. Er hat mir noch nie besonders viel Spaß gemacht, aber irgendwie bin ich dort hängen geblieben. Stelle im öffentlichen Dienst mit festem und gar nicht so schlechtem Einkommen, Sonderzahlungen, geregelte Arbeitszeiten und geregelter Urlaub. Also eigentlich tolle Bedingungen. Aber absolut nicht das, was ich bis zur Rente machen möchte (ich bin 31, habe also noch viele Jahre vor mir).
Nun stelle ich mir die Frage nach Alternativen. Was wäre, wenn ich versuchen würde, mir eine Selbständigkeit aufzubauen? Ob das realistisch ist, weiß ich nicht und es würde wahrscheinlich einige Jahre dauern. Ist es überhaupt möglich, sich neben Job und Kleinkind noch beruflich zu verändern oder sollte ich diese Träume einfach begraben und doch in dem Job bleiben, auch wenn ich es irgendwann bereue? Erwarte ich zu viel vom Leben? Die meisten Leute, die ich kenne, arbeiten einfach, weil sie es müssen und nicht, weil der Job Spaß macht. Meine Mama z.B. hat miese Arbeitszeiten, muss viele Überstunden machen und körperlich laugt der Job sie total aus. Das ist ja bei mir nicht so, also darf ich mich eigentlich nicht beschweren.
Was sind denn die Vorteile als Selbständige/Angestellte, wenn man Familie hat?

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Selbstständig ist meist irgendwann (erst nach vielen Jahren) mehr Geld, aber das volle Risiko liegt bei dir, die Abgaben liegen bei dir, du hast eigentlich nie Feierabend, keinen Urlaub usw.

Also mindestens einer in der Familie sollte meiner Meinung nach einen sicheren Job haben (also angestellt), um davon im Notfall alleine die Familie ernähren zu können.

Und natürlich kann man sich daneben versuchen was aufzubauen.

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Als Vorteil würde ich allerhöchstens meine zeitliche Flexibilität bezeichnen.

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Wie meinte mal jemand, der selbständig ist zu mir? Die ersten Jahre waren richtig übel, da kam er im Jahr auf maximal zwei Wochen Urlaub. Heute sieht das ganz anders aus, die Arbeit kann er sich sehr gut einteilen und mittlerweile (mit Mitte 50) arbeitet er eigentlich nur noch, weil es ihm Spaß macht, nicht mehr weil er es muss.
Die Frage ist ja auch womit du dich selbständig machen möchtest? Wie sieht es da an sich mit den Verdienstmöglichkeiten aus? Müsstest du evtl. viel Reisetätigkeit auf dich nehmen? Besteht bei dir in der Gegend für das, was du machen möchtest überhaupt der Bedarf etc.

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Hallo!

Was würdest Du denn machen wollen? Wenn Du bisher einen Büroberuf hast, wäre ja eher die Frage, was Du überhaupt KANNST. Fliesenlegen wohl eher nicht, oder?

Selbständigkeit bedeutet vor allem in den ersten Jahren SELBST und STÄNDIG arbeiten, bis man einen stabilen Kundenstamm hat und wirklich jeden Monat schwarze Zahlen auf dem Konto stehen. Davor hat man aber viele Investitionen und ein sehr hohes Risiko.

Wenn man keine echte Lücke findet, sondern nur den dritten Second-Hand-Laden im Ort betreibt, dann kann es durchaus sein, dass Du von Anfang bis Ende nie auf einen grünen Zweig kommst. Gerade im Einzelhandel ist auch die Lage ganz entscheidend, wenn es keine Parkplätze in der Nähe gibt, kann das schon ein massiver Minuspunkt sein.

Für manche Geschäftisideen braucht man auch Fachwissen - etwa Gastronimie ohne Ausbildung in dem Bereich ist gar nicht so einfach, da findet das Gesundheitsamt sonst sicher viel zu viel zu meckern. Da muss man sich vorher weiter bilden, wie man richtig lagert, wie man richtig putzt wenn man für mehr als 10 Leute kocht etc.

Die ersten Jahre musst Du wahrscheinlich erst mal Schulden abzahlen - für Geschäftsräume, Auto, Einrichtung, Arbeitswerkzeug etc., erst nach Jahren kommt die Gewinnphase. Und das eben auch nur, wenn Du etwas findest, was gebraucht wird, und da entsprechend was aufbaust. Wenn es dann so viel wird, dass es sich lohnt jemanden anzustellen, und Du gleichzeitig gute und verlässliche Arbeitskräfte findest, dann musst Du auch nicht mehr ständig selbst da sein und kannst auch mal 2 Wochen Urlaub machen (solange du wengistens ein wenig erreichbar bist für ganz große Kathastrophen).

Mein Chef hat sich vor 9 Jahren selbständig gemacht, hat mittlerweile 70 Angestellte, arbeitet locker 50 Stunden pro Woche und ist erst jetzt langsam an einem Punkt, wo er mal länger Urlaub machen kann. Sein Pensum ist aber echt viel, und in den ersten Jahren hätte er durchaus sein eigenes Haus verlieren können, wenn es schlecht gelaufen wäre.

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Ich würde gerne in den Bereich Lektorat gehen, also hätte ich keine Kosten für Räume, die ich mieten muss etc. Das ist auch nichts, womit ich mir schnelles Geld erhoffe, sondern ich denke, dass ich ein paar Jahre bräuchte, bis ich mir in dem Bereich etwas aufgebaut hätte. Nur weiß ich nicht, ob sich der Aufwand überhaupt lohnt und ob es das ist, was ich mir erhoffe. Angestellt zu sein hat ja viele Vorteile, aber ich würde gerne in einem Bereich arbeiten, der mich erfüllt, bei dem ich ortsunabhängig und zeitlich flexibel bin.

Wenn der Kleine später mal zur Schule geht (dauert noch mindestens fünf Jahre) und Ferien hat, muss er ja auch irgendwie betreut werden. Wenn ich dann zu Hause arbeiten kann, ist das einfacher. Zumindest in meiner Vorstellung. Ob man zum Arbeiten kommt, wenn man nebenbei ein Kind betreut, weiß ich nicht, aber irgendwann wird er ja auch älter.

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Damit kannst du wahrscheinlich keine großen Sprünge machen. Oder hast du da eine ganz bestimmte Marktnische? Es gibt heutzutage gute Rechtschreibprogramme, die Lektorate ziemlich weitgehend ersetzen. Zeitungen machen gar keine Lektorate mehr, die lassen ein Programm drüber laufen und viele Artikel sind voller Fehler. Der Büchermarkt ist rückläufig.

(Ich habe selbst schon lektoriert und übersetzt.)

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Wäre es dein Haupteinkommen? Oder gäbe es noch einen Partner mit festem Gehalt?

Könnte sein Gehalt evtl. Schwankungen ausgleichen? oder wärst du wirklich voll und ganz auf dein Einkommen angewiesen?

wie weit kennst du dich mit den Rechten / gesetzlichen Pflichten aus?
Würde mich da auf jeden Fall beraten lassen, bevor du startest.
Steuer, Krankenversicherung, usw.

Weißt du schon welche Branche, bzw. was?

Ist es etwas nebenher, was du hier mal da verkaufen möchtest, nebenher zur Familie und das Haupteinkommen liegt beim Partner?
oder schon was Größeres mit Kundenterminen etc.?

je nach Ausmaß kann Selbstständig auch bedeuten - selbst und ständig - zu arbeiten. Dann wenn nach der eigentlichen Arbeitszeit noch der Papierkram im Hintergrund zu erledigen ist.

Wenn dir der Beruf so gar nicht gefällt, wie wäre es mit einer zweiten Ausbildung?
oder einer Weiterbildung innerhalb deines Bereichs?

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Hallo,

Nie im Leben würde ich meine Stelle im öD aufgeben!

Was machst du denn da? Kannst du dir nicht eine andere Stelle suchen, die dir vielleicht mehr Spaß macht?!

Da gibt's ja immer zig Möglichkeiten....

Lg

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Aufgeben würde ich die Stelle nicht, sondern versuchen, nebenher etwas aufzubauen. Nur weiß ich eben nicht, ob ich das schaffe, wenn ich halbtags arbeite und den Rest der Zeit mein Kind betreue. Dann hätte ich nur abends ein bis zwei Stunden Zeit, wenn er schläft und da kann man ja keine großen Sprünge machen.
Ich stelle es mir so toll vor, zu Hause zu arbeiten und mein eigener Chef zu sein. Aber das ist wahrscheinlich einfach eine idealisierte Vorstellung und wenn ich höre, wie sehr man ein Kind im Grundschulalter noch bespaßen muss, dann sieht das alles schon anders aus. Ich kann mich zwar nicht erinnern, dass ich als Kind jeden Tag Action brauchte, aber wahrscheinlich ist das heute anders. Ich habe oft alleine gespielt oder war mit Freundinnen unterwegs. Ausflüge wie Zoo etc. gab es am Wochenende. Meine Eltern waren auch selbständig, meine Mama hat die Büroarbeit gemacht und trotzdem waren meine Schwester und ich in den Ferien nicht in einer Betreuung, sondern zu Hause.

Meine Schwester macht sich grade selbständig, sie hat schon viele Aufträge bekommen, das ging erstaunlich schnell, aber scheinbar hat sie da eine Marktlücke gefunden. Aber sie hat auch das Glück, dass ihr Mann in Elternzeit ist und den fast Dreijährigen betreut und meine Eltern, die mit im Haus wohnen, auch gerne mal einspringen, damit sie in ruhe arbeiten kann. Das wäre bei uns eben nicht so.

Mein Mann ist der Hauptverdiener, ich könnte also langsam anfangen. Trotzdem möchte ich mich nicht finanziell abhängig machen. Aber ich habe Angst davor, immer in diesem Job zu bleiben, weil er auf Dauer einfach sehr belastend ist für mich.

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Hallo!
"Ich stelle es mir so toll vor, zu Hause zu arbeiten und mein eigener Chef zu sein. "

Das stellt sich jeder so vor, ABER - gerade wenn du zu Hause arbeitest bist du NICHT dein eigener Chef, du bist lediglich für alles verantwortlich.

Dein "Chef" ist derjenige, der dir sagt was du wann zu tun hast:
- Der Kunde, der seine Deadlines vorgibt und natürlich deren Einhaltung verlangt
- Dein Kind, das eben gerade JETZT ein Eis will oder dich sonst wie brauchst.
- Dein Mann, der Vollzeit arbeitet und möglicherweise nur begrenztes Verständniss dafür hat jetzt noch den kompletten Haushalt zu machen da du ja jetzt deine Selbständigkeit aufbauen musst.

"Chef" bist du nur in dem Sinne das es deine Verantwortung ist alles unter einen Hut zu bringen.

Man KANN sicher das Glück haben eine Lücke zu finden, aber als Lektor?
Was stellst du dir denn unter "Lektoriat" denn vor?

Reine Rechtschreibkorrektur? Das ist noch kein Lektorat.
Fachliches Lektorat? Welche Fachgebiete könntest du denn abdecken?

Wer sollen denn deine Kunden sein?
- Zeitungen/Zeitschriften: Haben alle wegrationalisiert, und nehmen lieber die Fehler in Kauf welche die Autokorrektur übersieht.

- Buchverlage - haben ihren eigenen Stamm, und setzten zudem entsprechende Vorbildung voraus, also Studium von Germanistik, Literaturwissenschaften oder verwandtes

Bleiben:
Private Autoren: Abschlussarbeiten, Nicht-verlagsgebundene Autoren (die gerade erst anfangen).

Diese Gruppe hat jetzt wiederum ein naturgemäß eher überschaubares Budget.

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Eine Stelle im öD würde ich nicht leichtfertig aufgeben.

Wie wäre es, wenn du dort in Teilzeit arbeitest und die Selbständigkeit nebenher aufbaust?

Solltest du von deiner Selbständigkeit irgendwann mal gut leben können, kannst du immer noch drüber nachdenken, ob du dein Angestelltenverhältnis an den Nagel hängst.

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GENAU SO und NICHT anders würde ich es auch machen.

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Genauso überlege ich, es zu machen. Allerdings weiß ich nicht, ob es überhaupt Sinn macht, meine Energie in den Aufbau einer Selbständigkeit zu stecken, um in ein paar Jahren festzustellen, dass es als Angestellte besser war.

Deswegen finde ich den kritischen Austausch hier im Forum gut, weil mir vor Augen geführt wird, wie es ist. Mir war nämlich z.B. nicht bewusst, dass man Schulkinder die ganze Zeit bespaßen muss, wenn sie Ferien haben und dass dann nichts mit in Ruhe arbeiten ist. Das sind ja alles Dinge, die man bedenken muss.

Weiß jemand, wie viele Tage man für ein krankes Kind zu Hause bleiben darf? Sind das zehn pro Jahr? Die sind ja schnell aufgebraucht...

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