Haben Waldorfschüler Vorteile / Nachteile später im Beruf?

Hallo,

meine Tochter ist gerade in der 4. Klasse und nächstes Jahr steht der Wechsel in die weiterführende Schule an. Geplant war, dass hier nächstes Jahr eine Gemeinschaftsschule eingerichtet wird. Allerdings haben sich diese Planungen für unsere Gemeinde zerschlagen, haben wir Eltern diese Woche erfahren. Nun überlegen wir, unsere Tochter auf die Waldorfschule zu geben, auch wenn das Grundkonzept schon anders ist als auf einer "normalen" Schule.

Ich stelle diese Frage bewusst hier und nicht im Schulforum, da es mir jetzt nicht um den Umgang mit den Kindern auf einer Waldorfschule geht, sondern darum, wie ihre Chancen später im Berufsleben mit einem Waldorfschul-Abschluss sind. Man hört ja oft, dass Waldorfschüler "belächelt" werden. Sind Waldorfschüler bei Arbeitgebern auch erstmal außen vor und werden nur berücksichtigt, wenn sich kein anderer passender Bewerber mit normalem Abschluss findet oder werden sie gleichrangig behandelt wie normale Haupt-/Real-/Abi-Schüler (je nach Abschlussart)? Ich denke, es kommt vielleicht auch auf die Branche an. Im sozialen oder technischem Bereich sind Waldorfschüler vielleicht durch das Mehr an Praxis den anderen einen Schritt voraus, während im Bereich mit mehr "Kopfarbeit" eher die normalen Schüler bevorzugt werden.

Das sind meine Gedanken gerade. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich so ist. Vielleicht könnt ihr mir sagen, wie es erfahrungsgemäß bei euch im Personalbereich gehandhabt wird.

LG

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Hallo

Da ich kein personaler bin, kann ich dir das so nicht beantworten.

Aber wir hatten 6 waldis im studium (Ingenier,6 von 43) und alle waren von der Schulbildung in Mathematik Physik und Informatik den "normalen" Abiturienten weit hinterher! Einer hat das Studium mit ach und krach und viel Fleiß gepackt, die anderen haben spätestens nach 2 Semestern aufgegeben.

Ich hatte auch einen waldorfler in meiner abiklasse, der musste nach der mittleren reife (1, x note auf der waldorfschule) das 11. Anpassungsjahr gleich 2x machen. Dann kam er ganz gut klar und hat ein durchschnittliches Abitur hingelegt. Durch die Waldorfschule hat er 2 Jahre verloren, das hat ihn sehr geärgert. Und er selbst meinte für ihn sei es "hart" gewesen, zu merken, dass er ja doch nicht so gut sei im Vergleich.

Allerdings fand ich alle waldis immer sehr nett! Ich selbst war im Ausland ein jahr auf einerWaldorfschule und finde Teile des Konzepts richtig gut! Mein Kind würde ich trotzdem nie drauf schicken aus angst ihm die Zukunft zu verbauen. Es ssind natürlich nur Einzelfälle....aber 7 neg von 7 .

LG
Puravida

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Ich denke da kann man so nicht sagen. Es gibt schließlich auch auf staatlichen Schulen kleine Genies und eher (nett ausgedrückt) weniger gute Schüler. Und das meine ich nicht nur in den Fächern, sondern eben auch im sozialen Bereich und auch in der Freizeit.

Private Schulen bieten eben ein ganz anderes Konzept an. Das KANN für das betreffende Kind deutlich besser sein, oder eben auch nicht. Ich würde mich da ehrlich gesagt nicht so von der Zukunft lenken lassen, sondern eher davon, was dem Kind aktuell gut tut. Was nützt es, wenn ein Kind super Chancen mit dem "Abschluss" der örtlichen Realschule/Gymnasium hat, aber DEIN Kind noch nicht mal in die Nähe der letzten Klasse kommt?
Von daher...in Privatschulen (dieser Kategorie) findet man heutzutage eben oftmals Kinder, die es auf anderem Wege nicht schaffen. Logisch, dass der Wechsel auf die "normale Schule" dann ein Schock ist. Ich kenne Privatschulen, die bereiten ihre Schüler dermaßen minimalistisch auf das Abi vor, dass der Unterricht durchgehend schon mittags vorbei ist.

Insbesondere das Konzept der Waldorfschule ist nun etwas belächelt wurden durch einige Schulabsolventen dieser Schule, die sich auch medienwirksam präsentieren mussten. Dazu kommt natürlich der leichte Touch der Ideologie von Steiner.

Also mal abgesehen vom künstlerischen Bereich...aber bei einer Bewerbung bevorzugt man ansonsten wahrscheinlich eine "normale Schule". Wobei natürlich die Schulbildung spätestens nach der Ausbildung bzw. nach einem Studium eh egal ist.

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Ich würde eine ganz andere Frage stellen: könnt ihr als Eltern mit dem Steiner-Konzept überhaupt etwas anfangen und es akzeptieren?

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Ich habe einige 'Waldis' in meiner Verwandtschaft. Allerdings haben die alle studiert und ich vermute, danach stehen beim Arbeitgeber eher die Unis bzw. die Abschlussnoten im Vordergrund.

Sie haben übrigens alle ganz gute Karrieren hingelegt - trotz oder wegen Walddorfschule wird schlussendlich niemand beantworten können.

Grüsse
BiDi

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Es kommt ja darauf an was dein Kind später lernen mag und vor allem ob sie den mit solch einem Wechsel und damit komplette Veränderung klar kommt.

Hier wohnen einige in der nähe die diesen schulweg hinter sich haben, davon studiert nicht einer, sondern diese haben alle Jobs im Naturbereich, betreiben einen Bioladen...
lg

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Der Schritt vom Waldorfschüler in ein normales Studium oder einen Ausbildungsberuf mit einer ganz normalen berufschule ist sehr sehr schwer. Natürlich möglich, aber diese Anpassung findet dann eben in einem Alter statt, in dem man sich nicht mehr so leicht daran anpassen kann.

Ja, normale Schulen sind nicht immer toll. Aber spätestens Studium und Ausbildung verlangen doch, dass man sich ans System anpasst.

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Hallo,

zu den Schulen kann ich nur sagen, dass meine Freundin, die als Mathe-Lehrerin auch Waldorf-Schüler in der Oberstufe mitbetreut, sagt, dass diese in ihrer Leistung den Staatsschulen hinterherhinken. Das können aber auch Einzelfälle wie überall sein.

Ich selbst habe ein Jahr in Aberdeen im Gründungs-Camphill gearbeitet (Murtle Estate) und meiner Meinung nach gibt es einige, die hinter Steiners Lehre stehen und diese auch leben aber die meisten sind in irgendeiner Form Flüchtlinge vor dem staatlichen System und hintenrum ist der ganze Laden marode. Ich war nach einem Jahr sowas von enttäuscht von der Diskrepanz zwischen Lehre, die nach außen vetreten wird und wahrem Gesicht.

Meine Kinder werden nicht in die Nähe einer Waldorfeinrichtung kommen. Zumindest in Schottland war es damals viel mehr Schein als Sein und das ganze noch für Schulgebühren........habe Aberdeen nach gut einem Jahr und einem abgeschlossenen Foundation Course wieder verlassen und mich mit Freuden wieder ins deutsche staatliche System begeben.

cgwkmg

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Hallo,

ich habe ehem. Waldorfschüler im Freundeskreis, die alle der Meinung sind, sie haben es im Berufsalltag schwerer gehabt. Viele Personaler belächeln Waldorfschüler ("Namen tanzen" sag ich da nur) und nehmen sie nicht ernst. Also das sind die Erfahrungen meiner Freunde.

Keiner meiner Freunde würde übrigens seine Kinder auf eine Waldorfschule schicken. Obwohl sie selber in Familien aufgewachsen sind, die komplett hinter der Steiner-Philosophie stehen.

Gruß
Sassi

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http://www.elchschilder.de/images/product_images/popup_images/Parkverbot%20Singen%20und%20Klatschen%20Ausfahrt.PNG

Die Gesellschaft ist anpassungsfähig ;-)
Es gibt schon die ersten Verbotsschilder #rofl#rofl#rofl#rofl#rofl

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Hallo,

das "Später" würde mich derzeit nicht weiter interessieren. Da gibt es zu viele Unbekannte in der Gleichung.

Ich würde mir genau überlegen, ob ich hinter dieser doch recht starren Pädagogik stehen kann und bereit bin, diese in allen Konsequenzen mitzutragen.

Für mich persönlich käme diese Alternative 0,0000000 in Betracht.

LG
delfinchen