Kann man sich in der heutigen Zeit mehrere Kinder leisten?

Guten Abend,

ich möchte Euch gerne von meinem Konflikt berichten, der derzeit in meinem Kopf umherschwirrt. Also:
Mein Mann hat aus erster Beziehung ein Kind, für das er Unterhalt entrichtet. Wir beide sind verheiratet und haben ein gemeinsames Kind von drei Jahren. Jetzt keimt in mir der Wunsch auf, noch ein weiteres Kind zu haben. Jedoch stelle ich mir die Frage, ob dies in der heutigen Zeit finanziell überhaupt machbar ist? In der Elternzeit ist durch das Elterngeld das Geld eh weniger, aber das ist begrenzt auf ein Jahr, denn danach würde ich wieder in Teilzeit in meinen Job einsteigen, mein Mann ist vollbeschäftigt. Denn ich glaube, so lange die Kinder noch klein sind, explodieren die Kosten noch nicht. Ich mache mir vor allem viele Gedanken, wie es wird, wenn die Kinder älter sind, so im Schulalter, oder noch älter im Teenager-Alter. Was da so alles anfällt, Taschengeld, Klassenfahrten, Sportvereine, Unternehmungen, Urlaube etc. Und dann wird ja auch alles teurer: Benzin, Strom, Wasser, Mieten usw. Man möchte ja seinen Kindern was bieten und sich selber auch noch was leisten. Im Grunde genommen sind dies ja drei Kinder und wir sind keine Großverdiener. Mein Konflikt ist der: ich möchte aus finanziellen Gründen nicht auf ein weiteres Kind verzichten, aber auch nicht jeden Euro umdrehen müssen.
Was meint Ihr aus Euren wertvollen Erfahrungen, ist es wirklich ein finanzieller Unterschied, wenn die Kinder größer werden und wenn ja, wie schafft Ihr das?

Vielen Dank für Eure Antworten, vielleicht geht mir ja davon ein #aha auf!
LG Kaethe

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Ja, ich denke auch in der heutigen Zeit KANN man sich mehrere Kinder leisten.

Als ich deinen Beitrag gelesen habe hab ich so schmunzelnd gedacht "dein Mann hat sich doch schon mehrere Kinder geleistet. Selber Schuld, wenn man sich einen vorbelasteten Second Hand Mann sucht". Aber das ist natürlich nicht ganz ernst gemeint.

Ich denke das Problem heute ist, dass eben die Ansprüche so hoch sind. Wie du selber schreibst: Ihr wollt in den Urlaub fahren können, ihr wollt Unternehmungen machen können, ihr wollt den Kindern "etwas bieten können". Und ich denke, genau da ist das Problem.

Wie hier schon jemand schrieb sind die Ansprüche durch den Versorgerstaat enorm gestiegen. Gerade dann, wenn/weil man sich ja nicht selber finanziell absichern muss. Im Zweifel springt der Staat ein. Und der ist schön anonym, da nimmt es sich gleich viel leichter. In der Nachkriegszeit haben sich die die Nachbarn und Dorfgemeinschaften untereinander geholfen. Wenn jemand etwas über hatte (und wenn es noch so wenig war) dann hat er es mit denjenigen geteilt, die weniger oder gar nichts hatten.

Aber da hier eben der Gebende ein Gesicht hatte, in das man schaun musste nahm es sich nicht so leicht, bzw. so maßlos. Man fühlte sich verpflichtet und hat wirklich nur das genommen, was man wirklich brauchte. Im Gegenzug hat man, wenn es einem dann besser ging, auch wieder gegeben. Das ist ja das Prinzip des Sozialstaates. Aber wenn dann Teilweise Alg 2 Empfänger schon in zweiter Generation herangezogen werden, dann gehen die Ambitionen etwas an der Einkommenssituation zu ändern und ggf. mal in die "Geberrolle" zu gelangen gegen Null.

Man kann hier ja quasi täglich lesen, dass bei einem positiven SS Test schon gefragt wird, wie groß die Wohnung sein darf und wann man denn umziehen darf. Wie viel und von welchen Stellen überall Gelder abgegriffen werden können. Ganz gleich, ob man wirklich bedürftig ist oder nicht.

Früher hieß es ein Kind durch zu bringen, dass das Kind einen Schlafplatz hatte, zweckmäßige Kleidung hatte und ausreichend zu essen bekam. Eben die Grundbedürfnisse Kleidung, Nahrung, Wohnung. Und damit war man zufrieden.

Heute MUSS ein Kind ja am besten ein eigenes Zimmer haben. Es geht ja gar nicht, dass man zwei oder mehr Kinder in ein Zimmer zusammen legt. Wobei ich dieses Phänomen komischerweise überwiegend in Deutschland beobachte, dass ein Baby schon vor der Geburt sein eigenes Zimmer "braucht".

In anderen Ländern, mit ähnlichem Standard, ist z.B. Familienbett eine absolut übliche Praxis.

Heute heißt "etwas bieten können" automatisch das Kind materiell und finanziell zu pudern. Es gibt ja oft auch diese "was spart ihr für eure Kinder" Beiträge hier.
Warum soll ich für meine Kinder sparen? Mit welchem "Recht" haben es meine Kinder verdient, dass sie z.B. mit einem Sparbuch und 30.000 Euro ins Leben starten?

Mein Vater war beileibe kein armer Mann. Er ist hochrangiger Beamter und verdient wirklich gut. Dennoch musste ich mir immer ein Zimmer mit mindestens einem Geschwister teilen. Ich habe zwar den Führerschein bezahlt bekommen, aber ein Auto? Fehlanzeige. Ich durfte das Auto meiner Eltern benutzen, musste mich dann aber an den Inspektionskosten usw. beteiligen. Wenn ich etwas besonderes oder teures wollte, dann musste ich es mir selber vom Taschengeld absparen und kaufen. Oder eben was dazu verdienen.

Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, dann kann ich mich vielleicht an zwei Weihnachtsgeschenke erinnern, die ich bekommen habe. Alles andere ist längst vergessen. Aber woran ich mich genau erinnere ist das Plätzchen backen mit meiner Mutter. Ich erinnere mich an das Weihnachtsbaum kaufen und schmücken. Ich erinnere mich an das Bleigießen an Silvester. Ich erinnere mich daran, dass wir voller Freude Orangen mit Nelken gespickt haben, bis und die Finger weh taten. Ich erinnere mich, wie wir an Heilig Abend im Schnee spazieren gegangen sind und zuhause dann gewartet haben, bis meine Mama mit einem kleinen Porzelanglöckchen gebimmelt hat und uns so zur Bescherung gerufen hat.

Das sind die Dinge, die sich mir eingebrannt haben. Und das möchte ich auch meinen Kindern geben. Aber da braucht man nicht viel Geld für. Über teure Geschenke freuen sie sich vielleicht im ersten Moment, aber in der Regel sind diese auch schnell wieder vergessen. Und der besondere Charme solcher Feste wird dann schnell vergessen und nicht mehr geschätzt.

Wenn man über seinen Schatten springen kann, dass das Kind keinen psychischen Schaden bekommt, wenn es kein eigenes Zimmer hat. Wenn man versteht, dass man nicht immer alles kaufen können/wollen muss, um dem Kind etwas bieten zu können.

Wenn man den Kindern früh beibringt, dass das Geld einem nicht einfach so zu fliegt und man was dafür tun muss, ja, dann kann man sich auch heute noch mehrere Kinder leisten.

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Naja wenn die Kinder älter sind und keine Rundumbetreuung mehr brauchen geht man doch auch als Mutter wieder Vollzeit arbeiten und damit hat man ja dann auch wieder höhere Einnahmen.
Wieso sollte man sich also nicht auch mehrere Kinder leisten können?!
Uns hat es jedenfalls nicht geschadet dass meine Mutter, als mein kleinster Bruder ( insgesamt vier Kinder ) 4 war, wieder Vollzeit gearbeitet hat.
Er ging in den Kindergarten, wir Großen in die Schule.
Wir hatten ein Ferienhaus am Land, eine Wohnung in der Stadt jedoch keine Autos oder Führerscheine-dafür also keine Kosten.
Wir hatten im Grunde was wir brauchten und wäre mein leiblicher Vater kein Alkoholiker gewesen hätten wir wahrscheinlich sogar alles gehabt was wir uns WÜNSCHTEN.
Mein Vater war auch kein Großverdiener, eher Durchschnitt und meine Mutter im Verkauf ( gelernt ) hat damals so um die ( ich rechne es mal um denn damals hat sie noch Schillinge verdient ) 1000 Euro netto ( also nicht die Welt ).
Mein Vater hat monatlich ca 30 000 Schilling verdient sind um die 2 300 Euro.
Für vier Kinder, mit Miete, Strom, Darlehen für das Ferienhaus das noch renoviert wurde, Schule, Computer weil meine Schwester in die Akademie ging blieb jetzt kein Vermögen übrig.

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Ob man sich noch ein Kind "leisten" möchte, hat nichts mit der "heutigen Zeit" zu tun, sondern ausschließlich mit eurem privaten Einkommen,e urer Lebensplanung und euren Ansprüchen.
Geht man von der "heutigen Zeit" aus, hätten damals zwischen 1933 und 1945 (Weltwirtschaftskrise und Weltkrieg II) keine Kinder geboren werden dürfen.

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oh vielen dank für diese Antwort:)

Noch schlimmer als "in der heutigen zeit" finde ich die Formulierung "heutzutage"- da kräuseln sich mir die zehennägel

an die TE:
Besser als "in der heutigen zeit" wurden familien niemals zuvor finanziell gefördert in (west?)Deutschland. mutterscahftsgeld für mindestens 14 wochen, elterngeld für 12 monate, Bald betreuungsgeld und/ oder rechtsanspruch auf einen Kita-platz ab einem jahr, Kindergärten die hoch subventioniert sind und eine platzgarantie ab dem 3. geburtstag, oftmals kostenlose Kindergartenjahre, beitragsfreie versicehrung der kinder in der Krankenversicherung, elternzeit, in der eltern der Arbeitsplatz 3 jahre lang aufgehoben werden muß, Rentenausgleichszahlungen für die erziehungszeiten, dem höchsten Kindergeld in der geschichte, Kostenübernahme von Bildungsangeboten für Kinder im Alg2- bezug, kostenlose schulbildung und in aller regel kostenloses Studium, subventionierte Hausaufgabenbetreuung, Jugendzentren, usw...

Also wenn nicht heute wann dann???

Ob IHR euch 3 Kinder leisten könnt und wollt hängt doch sehr von euren individuellen Faktoren ab- einkommen, vermögen, Wohnverhältnisse, Beschäftigungsverhältnisse, Einstellung zu Verzicht, Familie, materiellem,...

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Liebe Lisa, wir dürfen aber bei allem nicht vergessen, dass die Ansprüche auf eine Rundumvesorgung ins Unermessliche gestiegen sind. Quadratmeter und Leistungen, die einem "zustehen" etc werden permanent abgefragt.
Füher hat man sich zusammengetan, gespart, geheiratet, eine gemeinsame Wohnung bezogen, dann kam das erste Kind, heute wird erst mal ein Kind angesetzt, weil man sich nach drei Monaten so fuchtbar liebt und den Sozialstaat hinter sich weiß oder einfach nur zu blöd zum verhüten ist.
Es wird diesen hirnlosen Dummpoppern zu leicht gemacht, das war früher nicht so und das Ergebnis haben wir jetzt.

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Natürlich kann man soviele Kinder haben wie man will wenn die Biologie mitspielt.

Ob ihr euch das leisten könnt ist aber eine ganz andere Frage. Aber in Deutschland kannst du Kinder soviel machen wie du kannst, auch mit wer weiß wieviel Männern. Die Frage ist halt ob man sich vom Staat aushalten lassen will oder nicht. Wenn dein gerade aktueller LAG und du ein Kind wollen und ihr besser leben wollt als die finazielle Untergrenze dann müsst IHR euch das ausrechnen. Kein Anderer weiß besser was IHR euch leisten könnt.

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Na das ist ja mal ne Frage.... #kratz

Wissen wir was über Eure Einkommensverhältnisse und über Euren Lebensstil? Über Eure fixen Ausgaben und auf was Ihr sonst noch so an Extra-Leistungen im Leben Wert legt?

Nein.... Wissen wir hier nicht.....

Daher kann Dir auch niemand sagen, ob ein 2. Kind für Euch finanziell tragbar wäre....

ABER: Ich gebe Dir jetzt mal einen Rat.....

Generell kann immer alles im Leben passieren.... Heute steht man gut da, morgen kommt die Arbeitslosigkeit oder der Lebenspartner sucht sich was anderes.....

Schickt man dann seinen Anhang an den lieben Gott zurück, mit dem Vermerk: Für mich nicht mehr tragbar?

Nein, tut man nicht....

Ich glaube manche Leute machen sich im Vorfeld zu viele Gedanken. Ein Leben ist nicht bis ins letzte Detail planbar. Es kommt häufig anders als man denkt.

Daher ist es manchmal sinniger, Entscheidungen aus seinem Herzen heraus zu treffen..... Sonst hast Du nur noch schlaflose Nächte.... Und ein ziemlich graues Leben vor Dir....

Es ist auch immer alles eine Lebenseinstellung, was man wichtig findet im Leben und was nicht.....

DU vermittelst die Werte an Deine Kinder! DU bestimmst mit Deiner Erziehung und Ansichten, ob sie mit 16 eine C & A Jeans lieben werden oder unter 160 € Preisschild eine Jeans noch nicht mal mit dem Zeigefinger anfassen....

Dir alles Gute!

Janette

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Guten Morgen!

Mein Konflikt ist der: ich möchte aus finanziellen Gründen nicht auf ein weiteres Kind verzichten, aber auch nicht jeden Euro umdrehen müssen.

Die Antwort gibst Du doch schon vor.

Der Faktor Kind soll erfüllt werden ohne das der Faktor Geld belastet wird. Demnach musst Du den Faktor Geld erhöhen.

Ohne Verzicht auf den derzeitigen Standart müsst Ihr das Einkommen erhöhen. Möglichkeiten dazu:

Dein Mann sucht sich einen besser bezahlten Job! Anderer AG, Weiterbildung, Nebenjob.

Du gehst so früh wie möglich, so viel wie möglich arbeiten. Nach einem Jahr Teilzeit, nach 3 Jahren eine 3/4 Stelle, zur Schulzeit dann wieder Vollzeit.

Du suchst Dir einen besser bezahlten Job, ggf. Weiterbildung oder einen zusätzlichen Nebenjob.

vg rosaundblau

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Wir verzichten aufs Dritte, genau weil wir nicht jeden Cent dreimal umdrehen möchten und ich die Kinder nur bis Mittag in den Kiga bzw. Schule unterbringen möchte.

Allerdings hab ich mir einen Mann gesucht der nicht vorbelastet ist.

LG

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"Allerdings hab ich mir einen Mann gesucht der nicht vorbelastet ist." gut geplant ;-)

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Das hab ich auch direkt gedacht.

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Du stellst eine Komische Frage. Gut wir haben keine Kinder. Aber nur weil es nicht geklappt hat. Hättest es geklappt dann hätte ich auch nur 1 Kind haben wollen ganz bewusst.

Wir haben Freunde die beide Vollzeitarbeiten (6000€ zusammen) gehen und sich sagen das sie bewusst nur ein Kind wollten damit sie dem Kind auch was bieten können.

Dann habe ich eine Cousine da geht nur der Mann arbeiten und sie haben 4Kinder.

Aber dafür weiß ich weiß ich das meine Cousine lieber bei sich verzichtet, als bei den Kindern.

Ich denke das kommt auch auf jeden selber an.

Was möchte ich vom Leben. Und auf was kann ich auch zur Not mal verzichten.

Ich hätte auch nicht wegen 3-4 Kindern auf nettes Annehmlichkeiten verzichtet.

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Hallo

wir haben 3 gemeinsame, mittlerweiler erwachsenen, Kinder. Ja, es stimmt, Kinder werden immer teurer. Du kommst an den Punkt wo du für die Kinder mehr Geld brauchst als für euch Erwachsene. Ich bin auch nicht der Ansicht, dass man einfach davon ausgehen kann, je älter die Kinder sind umso mehr arbeiten zu können. Sobald Kinder in der Schule sind kommt plötzlich ein enormer Druck von aussen. Sie müssen zu bestimmten Zeiten dort sein, es müssen Hausaufgaben gemacht und auf Arbeiten gelernt werden, sie kommen in die Pupertät und vieles ist plötzlich anderst. Ob man da alles unter einen Hut bekommt, ist eine Frage der eigenen Belastung und die Charakteren der Kinder. Ich musste z.b. meine Halbtagesstelle kündigen, als meine Jüngste in der Zweiten und mein Großer in der sechsten Klasse waren.

Im nachhinein kann ich sagen, es war oft finanziell eng, aber dafür ging auch immer wieder eine andere Tür auf. Wir haben uns ein Haus gekauft waren aber dafür selten im Urlaub. Mein Mann hat sich beruflich immer weiter entwickelt und ich habe mich selbständig gemacht.

Ich kann dein Wunsch nach einem weiteren Kind verstehen und wüsste auch nicht wie ich mich entscheiden würde.

LG
Sini