Kollegin fehlt nur...

Hallo,

meine Kollegin und ich stecken in einem Dilemma: morgen sollen wir mit unserem Chef darüber sprechen, ob die Befristung unserer dritten Kollegin aufgehoben werden soll und sie einen Festvertrag kriegt.

Fakt ist, dass sie (Teilzeit) eigentlich als Entlastung für uns vorgesehen war (arbeiten in einem RA-Büro mit Kundenterminen). Die andere Kollegin und ich arbeiten Vollzeit. Die neue Kollegin, seit knapp 6 Monaten bei uns, hat ein chronisch krankes Kind, das auch empfindlich auf die üblichen Kinderkrankheiten reagiert und dann Betreuung braucht. Familie, die ihr helfen könnte, hat sie nicht. Ihr Mann hat einen zeitintensiven und gut dotierten Job, kann die Betreuung also auch nicht übernehmen. Unser Chef hat glaube ich nicht so richtig mitbekommen, wie oft sie tatsächlich nicht da war (mal war die Tochter krank, mal sie - das glauben wir auch - sie macht bestimmt nicht blau) aber für uns ist es einfach total unbefriedigend, weil die Arbeit an uns hängenbleibt. Bei Fortbildungen und wichtigen Projekten war sie auch nie da - im Prinzip kann man sich fast vorher ausrechnen, dass garantiert wieder irgendwas ist. Menschlich und fachlich kommen wir gut klar. Die andere Vollzeitkraft ist verständlicherweise nun ziemlich angefressen, da sie als Alleinerziehende die Kinderbetreuung mit ziemlichem logistischen Aufwand und verbunden mit Kosten ja auch irgendwie hinkriegt. Eigentlich hätten wir lieber eine zusätzliche Kraft, auf die wir uns auch verlassen können, andererseits sind wir ja praktisch dann schuld, wenn wir was sagen und der Vertrag wird nicht verlängert. Die FRage ist nur, ob die Vertragsverlängerung für uns, die Kollegin selbst und letzten Endes auch für das Kind von Vorteil ist? Was würdet ihr machen?

Gruß und danke snowwhite

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Was heißt SCHULD ?
Hier gilt es eine Entscheidung zu treffen.

Entweder ihr macht die Arbeit für eure Kollegin weiterhin mit und habt es emotional schön kuschelig , weil ihr keine "Schuld" an ihrem Weggang tragt oder aber ihr sprecht es so aus, wie es ist.
Das, was ihr da gerade erlebt, ist der normale Alltag.

Und bei allem Verständnis für diese Arbeitnehmerin und ihre Situation, aber hier zeigt sich ja ganz deutlich, dass man Arbeitnehmer einstellt, damit sie ihrer Arbeit nachgehen können und nicht durch häufige Ausfälle "glänzen" und der Rest des Personals dies immer wieder auffangen muss.
Ich bin auf weitere Reaktionen hier gespannt, denn meistens liest man ja Fälle, wo Arbeitnehmer sich lauthals über ungerechte Behandlung und wenig Verständnis von Seiten des Arbeitgebers bei durch kinderbedingte Ausfälle beklagen. Aber Du schilderst ja gerade einen der Gründe, wieso man sich als Arbeitgeber sicherheitshalber gegen solche Kandidatinnen ausspricht. Denn im Zweifelsfall sind immer die restlichen Mitarbeiter die Gelackmeierten und der Chef das A...loch, weil er einen so lange arbeiten lässt und und und. ;-)

Man muss auch einfach mal zu seinen Gedanken stehen. Und ihr seid arbeitstechnisch eben dadurch benachteiligt, dass sie häufig fehlt. Das macht diese Frau sicherlich nicht zu einem schlechten Menschen und man kann jemanden auch trotzdem mögen, aber Arbeitsleben ist eben nicht Privatleben und Kuschelwiese. Weder für Arbeitnehmer noch für Arbeitgeber.

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Ich sehe das wie du. Eine Mitarbeiterin, die oft fehlt, ist einfach keine Hilfe. Da bringt es auch nichts, wenn man sich gut mit ihr versteht und sie menschlich echt ok ist.

Eine von mir "mitgeschleppte" Kollegin wurde irgendwann trotz dem stillschweigenden Ausbügeln ihrer Fehler entlassen. Der Chef hat sich zwar nicht eingemischt in unsere Arbeit, aber hat dennoch bemerkt, dass sie nicht so arbeitet wie sie sollte. Und auch wenn es mir um die Kollegin sehr leid tat, habe ich später noch sehr über sie geflucht. Ich habe noch Fehler von ihr gefunden, als sie schon lange weg war. Aufgrund dieser Erfahrung würde ich sowas nicht noch einmal machen. Denn letztendlich hat mir das eine Menge unnötiger Mehrarbeit gebracht.

Mein Vorschlag weiter oben war, den Vertrag noch einmal zu befristen (sofern möglich) und der Kollegin klar zu machen, dass sie ihre Kinderbetreuung geregelt bekommen muss ohne dauernd ihre Kolleginnen damit zu belasten. Bekommt sie das nicht hin, kann man den Vertrag dann ja auslaufen lassen.

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Hallo,

ich glaube auch dass das die beste Lösung ist. Vor allem müssen wir es mal klar aussprechen, dass wir eine praktische Lösung erwarten, weil bis dato kam ja von ihr diesbezüglich nix - ich denke, sie ging einfach davon aus, dass das eben widrige Umstände sind, die wir alle hinzunehmen haben.

Dank an alle, die geantwortet haben.

Gruß snowwhite

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Ich würde nicht an der Entscheidung mitwirken wollen, ob jemand seinen Job verliert oder nicht.

Diese Entscheidung treffen Chefs jeden Tag, allerdings kann ich das für mich nicht.

Allerdings müsst ihr auch an euch denken und dauerhaft wird sich das auch auf eure Arbeit auswirken, wenn ihr die Ausfälle nicht mehr auffangen könnt.

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Blöde Situation. Aber wenn ihr wirklich Hilfe braucht, dann ist sie mit den hohen Fehlzeiten nicht die Richtige.

Besteht die Möglichkeit, ihren Vertrag noch einmal zu befristen? Dann bleibt euch genug Zeit, mal unter 6 Augen mit ihr zu sprechen. Einfach mal, damit sie auch euer Problem sieht.

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Ist es nicht Sache des Chefs zu entscheiden, wann er wen zu welchen Konditionen einstellt?? So groß scheint eure Firma nicht zu sein, dass er garnichts mitbekommen kann.

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Ich kenne einige Chefs, die sich nicht in die Arbeit ihrer Mitarbeiter hängen, wenn alles reibungslos funktioniert. Soviel Vertrauen in die Mitarbeiter ist natürlich schön, nur bekommt der Chef halt nicht wirklich mit, wer eigentlich die Arbeiten macht und den Laden am Laufen hält. Da bleibt es nicht aus, wenn dann z. B. die Bürovorsteherin befragt wird.

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Hallo!

An Deiner Stelle würde ich meinen Text selber noch einmal lesen ...... die Antwort liegt auf der Hand: weg mit der Teilzeitkraft!

vg rosaundblau

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Dass euer Chef eure Meinung einholt, ist ja verständlich, denn euch betrifft die Entscheidung in erster Linie.

Vor dem Hintergrund, dass ihr die Arbeit auffangen müsst, sie eben nicht alleinerziehend ist, sondern einen Mann mit einem gut dotierten Job und ein chronisch krankes Kind hat, hört es sich an, als wäre es für alle Beteiligten das Beste, wenn sie ihren Job-Wiedereinstieg noch um ein paar Monate verschiebt.

Schuld habt ihr nicht. Die letztliche Entscheidung trifft euer Chef.

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Hallo,

was ich machen würde? Nicht emotional werden! Es ist natürlich schwer für eure Kollegin, löst aber eure Arbeitssituation nicht. Ihr braucht eine verlässliche Kollegin. Und eine Kollegin, die quasi die Hälfte der Woche nicht da ist, ist nicht verlässlich. Ihr kommt dadurch ins Hintertreffen, schiebt vielleicht sogar Überstunden. Das ist auf Dauer keine Lösung. So lieb, nett und effektiv sie auch vielleicht sein mag, wenn sie denn da ist. Es klingt eisekalt, zumal ich auch eine (teilzeit)alleinerziehende Mutter von zwei Kindern bin, aber im Job zählt der Job. Es ist schön, wenn man sich etwas entspannen kann, wenn man nicht gleich abgemobbt wird, wenn man zweimal im Quartal aufgrund Kind krank fehlt, aber ich kann doch nicht dauerhaft auf das Wohlwollen und die Gnade meines Arbeitgebers bauen, der mich doch eigentlich fürs Arbeiten und nicht für Krankenbetreuung bezahlt. Da muss man einfach realistisch bleiben. Denn für uns Mütter wird es halt immer härter in der Wirtschaftswelt und wer da nicht in Sachen Notfall-Hilfenetz vorbaut, hat im Job schlechte Karten. Sorry nochmal - es klingt wirklich eiskalt, aber es ist doch häufig auch so. Wir müssen sehen, wo wir bleiben.

Und so gilt nicht: Wer ist schuld? --- Sondern: Was ist am Besten für das Unternehmen und die Mitarbeiter.

LG Emestesi

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Hallo,

ich denke, Ihr habt Eure Entscheidung doch irgendwie schon getroffen. Sicher ist es schlimm für die Frau und Ihr Kind, aber auf Dauer ist das natürlich keine Hilfe für Euch. Unter diesen Umständen denke ich, ist es besser, die Fakten auf den Tisch zu legen. Ein kleiner Trost scheint ja zu sein, daß der Mann Eurer Kollegin einen guten Job hat und sie somit wohl auch nicht ins soziale Abseits fallen werden, hofft man doch.

LG

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wenn man ein chronisch krankes kind hat und arbeiten will dann muss man sich natürlich auch um die betreuung vorher gedanken machen.

wenn sie keine andere betreuung hat und das kind ständig krank ist dann kann sie nunmal nicht arbeiten gehen! das sollte ihr bewusst sein.

habt ihr sie deswegen denn schonmal angesprochen?

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Hallo,

nee, wir haben es irgendwie hingenommen, weil es uns ja auch leid tat. Andererseits habe ich irgendwie erwarteet, dass von ihr mal was kommt, wie sie sich das vorstellt. Ich mein, sie kann sich ja auch irgendwie denken, dass es für uns doof ist, dass wir sie nie einplanen können.

Gruß snowwhite