Erstes Vorstellungsgespräch

Argh -ich hatte heute mein erstes Vorstellungsgespräch für einen "richtigen" Job (also meine erste Festanstellung nach dem Studium; keine Nebenjobs/Praktika mehr...)
Ich wurde eine Stunde lang nur nieder gemacht:
- Ich hätte ja die Regelstudienzeit überschritten
- Keine Praxiserfahrung -sie wollen niemanden lange einarbeiten müssen
- Dann wurden mir Fragen gestellt, wovon ich nicht alle zu 100 % beantworten konnte (hatte eben auch nicht alles im Studium)
- usw.
Das ging eine Stunde lang... Am Ende sagte man mir "Wir wünschen Ihnen alles Gute" -das klingt ja schon direkt nach einer Absage.

Warum wird man überhaupt zu einem Gespräch eingeladen?! Die konnten doch anhand meines Lebenlaufs / Zeugnisse sehen, dass ich keine Berufserfahrung habe ;(

Sorry, musste mir mal Frust von der Seele schreiben. Seit über sechs Monaten schreibe ich Bewerbungen, und es war das erste Mal überhaupt, dass ich zu einem Gespräch eingeladen wurde... Also weiter suchen...

1

Hi,

Regel Nr. 1: cool bleiben #cool.

Ich habe in den letzten 10 Jahren bestimmt 20 Vorstellungsgespräche selbst gehabt und ca. 40 geführt. Daher kenne ich jetzt beide Seiten ganz gut.

Wenn man dich einlädt, dann war deine Bewerbung zumindest interessant. Es bleibt jedoch zu prüfen, ob du a) das entsprechend notwendige Auftreten und ggf. Kenntnisse hast und b) in das Team passt. Das geht nur in einem persönlichen Gespräch. Ich habe es häufig erlebt, dass eine Bewerbung ganz anders klang, als die Person dann später wirklich war (meist eine herbe Enttäuschung, manchmal auch eine super Überraschung). Papier ist halt geduldig.
Und manchmal passt es eben einfach nicht, das ist überhaupt keine Kritik an der Person, es passt nur nicht zur Stelle.

Übrigens bin ich auch nicht unbedingt "nett" in den Vorstellungsgesprächen. Natürlich versuche ich, die Bewerber auf Schwachstellen zu prüfen und teste, wie sie damit umgehen. Auch prüfe ich mit bestimmten Fragestellungen, ob die Aussage, die sie über sich selbst treffen, auch wirklich zutreffend sind (es behauptet heute doch jeder von sich, teamfähig und neuem gegenüber aufgeschlossen zu sein).

Im Endeffekt wird vielfach nach Sympathie eingestellt (dh. Fachkenntnis ist natürlich wichtig, aber man kann viel durch eine überzeugende Selbstpräsentation wett machen - sofer man kein Assessmentcenter durchlaufen muss). Ggf. besteht daher noch eine Chance.

Falls es doch eine Absage gibt: nimm es als "Testlauf" für das richtige Gespräch, was bestimmt bald kommt! Wenn du dir unsicher bzgl. deines Auftretens bist: das Hochschulteam der Arbeitsagentur hat häufig interessante Kurse, auch mit Video-Analysen. Sehr hilfreich, sich mal selbst zu beobachten ;-).

Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg, der richtige Job kommt bestimmt.
Gruß, C.

2

Personaler provozieren ganz gern in Vorstellungsgesprächen, nur um zu schauen, wie Du Dich mehr oder weniger intelligent rauswinden kannst.

Sie provozieren um zu schauen, ob Du sehr von Dir überzeugt bist, ob Du mit Stress umgehen kannst und um Deine Persönlichkeit im ganzen etwas auszuloten.

In solchen Momenten muss man sich zusammen reißen können und cool und sachlich bleiben.

Fragen zu stellen, die man von herein nicht beantworten kann, ist nichts ungewöhnliches. Oftmals geht es nur um den Test, ob Du in Tränen ausbrichst oder sachlich antworten kannst: Tut mir leid, aber vielleicht können Sie die Frage etwas umformulieren oder mir die korrekte Antwort gleich hinter her geben. Verstehst Du, es geht dabei nicht um die korrekte Antwort der Frage sondern einzig und allein um Dein Verhalten.

Auch in Vorstellungsgesprächen: Mut zur Lücke. Wenn man etwas nicht weiß, antworten, tut mir leid, aber das weiß ich nicht. Habe dieses Thema auch nie behandelt.

Warte ab, was bei raus kommt. Und als Erfahrung hinter her weg packen. Je mehr Vorstellungsgespräche kommen, um so routinierter wirst Du und Dir werden noch ne Menge seltsamer Dinge in Vorstellungsgesprächen begegnen.

Das Härteste, was ich mal hatte, war eine 4er Runde beim Amt. Der oberste Abteilungsleiter, der mir gegenüber saß, guckte die ganze Zeit nur stuhlkippelnd an die Decke und verzog bei allem, was ich von mir gab, ganz seltsam sein Gesicht und schaute mir das ganze Vorstellungsgespräch über nicht einmal ins Gesicht. Er wirkte so was von gelangweilt und abgenervt. Hej, ich kann Dir sagen, ich fühlte mich so was von beschissen, als ich da heraus kam. Die anderen beiden in der Runde starrten immer nur nach unten auf ihre Blätter. Nie wieder!!!!!

Aber es gibt auch sehr positive und sehr freundliche Vorstellungsgespräche. Die nettesten hatte ich immer mit Oberfutzis von Mercedes Benz ;-)

3

Hallo.

Das war ein klassisches Stress-Interview (immer sehr beliebt: "Sind Sie nicht auch der Meinung, dass Sie für den Job völlig unterqualifiziert sind?" ... da finde mal eine angemessene Antwort) und wird bei Bewerbungsgesprächen immer beliebter.
Meine Vorschreiberinnen haben die Gründe/Techniken ja schon gut dargelegt ... also nicht gleich den Kopf hängen lassen, der Abschluß des Gespräches sagt rein gar nichts über den Eindruck aus, den Du hinterlassen hast.

Die Länge des Gespräches ist im Übrigen schon mal ein nicht so schlechtes Zeichen.

Gruß von der Hedda.

4

"Warum wird man überhaupt zu einem Gespräch eingeladen?"

Genau diese Frage habe ich mal in einem Vorstellungsgespräch gestellt, als man mir vorgehalten hat, ich wäre überqualifiziert und zu teuer und deshalb für die Arbeit nicht geeignet. Zum Einen war das Entgelt während des Gesprächs überhaupt kein Thema gewesen und zum Anderen sage ich mir, die Leute sollen sich halt freuen, wenn sie jemanden bekommen, der gute Qualifikationen hat. Habe mir das auch ruhig angehört und dann die Frage gestellt, warum sie mich dann überhaupt eingeladen haben, wenn ich ihrer Meinung nach sowieso nicht geeignet bin. Eine vernünftige Antwort habe ich nie erhalten. Ich habe dann das Gespräch von meiner Seite aus beendet.

5

Ja so habe ich es auch mal gemacht. Ich wollte mich mal beruflich verändern und hatte mal ein paar Bewerbungen verschickt. Dann kam ein Anruf. Man wäre so begeistert von meinem Lebenslauf und man wolle mich gern kennenlernen. Dann beim Termin wurde ich von einem der Partner von Ernst & Young halb nieder gemacht, warum ich so lange studiert habe und ich wäre ja für die zwei Positionen nicht gerade qualifiziert genug. Hab dann u.a. auf meine vielen guten Jobs während des Studiums verwiesen. Seiner Meinung nach währen das halt nur Studentenjobs. Ich hab dann gesagt, wenn sie Studenten zum Kaffee kochen und kopieren einstellen können, sei das schon eine Seltenheit. Ich hab das nie erlebt. Im übrigen scheinen sie die falsche Person eingeladen zu haben, denn von der Begeisterung meines Lebenslaufes merke ich gerade nichts. Daher würde ich vorschlagen wir beenden das Gespräch. Nicht nur ihre Zeit ist kostbar, sondern meine auch. Schweigen in den Gesichtern. Bin dann aufgestanden und hab jedem die Hand gegeben, meine Unterlagen eingesammelt und bin gegangen. Sowas muss man sich nicht antuen. Und wenn das Gespräch schon so verläuft weiß man doch wie das Arbeitsklima später mal sein wird. Die Erfahrung hatte ich auch schon. Das Vorstellungsgespräch war nur mit Angriff und Kritik an meiner Person behaftet. Dann bekam ich doch den Job und da ging das so weiter. Auch wenn es schwierig ist überhaupt einen Job zu finden, sollte man immer schauen etwas zu finden, wo man sich freut einen als neuen Mitarbeiter zu bekommen. Zum Glück bin ich nun in einer solchen Firma. :-)