Übergewicht - Problem bei Bewerbung?

Hallo,

ich bin noch nie richtig schlank gewesen, aber seit der geburt meiner beiden Mädels (4 und 1 Jahr) trage ich Kleidergrösse 48 mit mir rum.

Ich bin voll berufstätig im Management, fachlich top (wird mir sowohl von meinen Chefs als auch von externen Kontakten immer wieder bestätigt) und trotz meiner beiden Mädels schaffe ich es mit Engagement und Begeisterung für meinen Job diesen sehr gut auszufüllen.

Selbstverständlich kleide ich mich auch dem Job entsprechend - also klassische Hosenanzüge oder Hose/Blazer Kombinationen, insgesamt eher konservativer Stil.

Aus verschiedenen Gründen schaue ich mich zur Zeit auf dem Markt um, nicht wirklich intensiv, aber doch so, daß es zu verschiedenen Gesprächen entweder direkt mit Personal-/Fachabteilungen oder erst mal nur mit Headhuntern kommt. Ich bin immer nur zweiter Sieger bisher gewesen und das hat mir doch sehr zu denken gegeben.

Vor ein paar Tagen hatte ich mit einem Headhunter, der mir schon mehrere Stellen angetragen hat, ein Gespräch darüber. Er sagt, fachlich wäre ich bei allen Stellen die Nr. 1 gewesen. Eine Firma hat sich an meinen kleinen Kindern gestört (ok, ist dann wohl keine Firma für mich). Zwei andere hätten aber blicken lassen, daß sie mich wegen meines Übergewichtes nicht für belastbar halten (O-Ton: die hat bestimmt Bluthochdruck und in ein paar Jahren einen Herzinfarkt) und sich deshalb für die fachliche Nr2 entschieden.

Mal abgesehen davon, daß ich mit meinem Gewicht selber nicht glücklich bin, belastet mich diese Aussage natürlich. Hat von Euch jemand ähnliches erlebt? Klar weiß ich, daß ich auch für mich von meinem Gewicht runterkommen muss - aber daran eine Jobzusage festzumachen finde ich heftig. Zumal die Herren zu etwa 50% selber im Glashaus sitzen - oder ist das wieder mal nur ein Frauenproblem, und bei Männern toleriert man das?


Sorry für das silopo, aber mich ärgert das gewaltig. Ich stemme Arbeitstage, an denen sich jeder Topmanager die Zähne ausbeissen würde, weil ja zu Hause erst mal Kinderzeit ist und ich mich erst wieder an den Rechner setze, wenn die Kids schlafen und der Haushalt irgendwie nebenbei auch noch gestemmt ist. und ich bin nicht belastbar *grrr*

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Ich moechte Dir nicht weh tun, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man speziell Frauen Uebergewicht sehr negativ anlastet.

Ich habe meine Karriere als Sekretaerin/Assistentin angefangen und bin dann selbst ins Management aufgerueckt. Immer in mehr oder weniger klassischen Maennerbranchen. Insofern habe ich schon einen Einblick darueber, was die Kollegen (aller Ebenen) so untereinander reden.

Fakt ist: Eine "dicke" Frau ist immer Zielscheibe diverser Laestereien. Auch wenn Maenner selbst dick sind, fuehren sie sich wie die besten Figurenkenner auf und moechten bevorzugt von Barbiepuppen umgeben sein.

LG, Claudia

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Hey,

leider ist es nunmal heutzutage so, dass auch der erste Eindruck zählt. Und es gibt zig Studien darüber, dass schöne Menschen erfolgreicher sind.

Das ist leider so, und auch wenn ich mich in meiner Firma umschaue....wir haben keinen einzigen übergewichtigen hier. Trotz wenig Kundenkontakt.

Ich finde das sehr schade, denn fachliche Kompetenz sollte schon erste Massgabe bei der Jobvergabe sein.
Was will ich mit einer schlanken Frau, die fachlich weniger gut ist???

Ich verstehe das nicht uind wünsche dir viel Erfolg bei der Jobsuche!

LG Simone

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<Und es gibt zig Studien darüber, dass schöne Menschen erfolgreicher sind. <

Bloß schau Dir mal die wirklich erfolgreichen Menschen in Politik und Wirtschaft an. Davon sind die wenigsten wirklich schön. Weder Männer noch Frauen. Viele sind auch übergewichtig. Am Ende zählt doch die Leistung.

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Hallo,

gerade zu diesem Thema habe ich vor ein paar Wochen eine Reportage gesehen. Da wurde mit versteckter Kamera getestet, wie die Personalverantwortlichen auf übergewichtige Bewerber reagieren. Eine hübsche, schlanke Frau wurde auf dick getrimmt (vom Maskenbildner) und wurde zu den Vorstellungsgesprächen geschickt. Anschließend kam sie in natura und obwohl "beide" die gleichen Voraussetzungen (Ausbildung, Berufserfahrung, etc.) hatten, haben sich alle für die Schlanke entschieden. Hauptargument war, daß man bei Dicken sofort auf Inkonsequenz und mangelnden Ehrgeiz schließt! Traurig und ungerecht, aber wahr ...

Wünsche Dir trotzdem viel Glück! Es soll ja doch den ein oder anderen geben, der vorurteilslos entscheidet!

Liebe Grüße, Sarka

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Das ist eine interessante Frage.

Einerseits hast du Recht: Es sollte IN ERSTER LINIE um die fachliche Eignung für eine Stelle gehen - und nicht um Äußerlichkeiten.

Andererseits kann ich mir in etwa vorstellen, wie Arbeitgeber denken: Wer schon in Sachen Gewicht undiszipliniert ist, wie disziliniert ist so jemand am Arbeitsplatz? Wie soll die (oder der) denn der Belastung standhalten, mit so viel Übergewicht ist man doch kaum noch belastbar... Ich seh das anders, weil du ja durch deine bisherigen Leistungen gezeigt hast, dass du diszipliniert und belastbar bist.

Eine Erfahrung, vielleicht unverschämt, dass ich das schreibe, aber es ist eine Erfahrung: Frauen, die mit sich (und da vor allem: mit ihrem Gewicht) nicht zufrieden sind, entwickeln oft Abwehrmechanismen, überspielen ihre Unsicherheit durch übertrieben "starkes" Auftreten. Ich habe Erfahrungen mit solchen unangenehmen Kolleginnen gemacht. All das unterstelle ich dir nicht, ich versuche nur, Gedanken darzulegen, die sich in den Köpfen der Arbeitgeber abspielen KÖNNTEN.

Für ein Männer-Frauen-Problem halte ich das nicht: Richtig dicke Männer werden auch ungern eingestellt, ein Bierbäuchlein ist meist kein Problem, ebensowenig wie bei Frauen ein Bäuchlein oder ein etwas dickerer Hintern.

Schade, dass es so eine Diskussion geben muss. Aber wir leben eben nicht in einer perfekten, gerechten Welt.

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Ehrliche Antwort?

Ich habe hier auch schon Bewerberinnen nicht genommen, einfach weil es mich geschüttelt hat (und ich bin schon tolerant). Die waren aber nicht dick, sondern fett.

An Deiner Stelle würde ich mir selbst einen Gefallen tun und
abnehmen, notfalls mit einer Kur oder mit einem Coach. Dicke/fette Leute werden häufiger (auch chronisch) krank.

Alles Gute

Manavgat

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Grundsätzlich hast Du sicher recht. Aber: ich würde mich selbst nicht als fett bezeichnen und ich verstehe es, mich adäquat zu kleiden.

Zum Abnehmen braucht man Zeit, und wenn es nur ist, weil man sich mit dem Thema beschäftigen muss. Zeit, was ist das? Das letzte mal hatte ich Zeit für mich im Januar - da haben meine Eltern mir mal beide Kinder ein WE lang abgenommen.
Ich gönne mir einen Abend in der Woche Sport (Rückengymnastik) ansonsten sitze ich abends wenn die Kids im Bett sind und der Haushalt fertig ist vor dem Rechner und arbeite. Gib' mir einen 36 Stunden Tag, dann schaffe ich es bestimmt. Andere Methoden, zu mehr Zeit zu kommen (Arbeitslosigkeit) sind nicht wirklich eine tolle Alternative.

Für eine Kur bin ich übrigens nicht dick genug - sagt mein Arzt. Und auch Magenband und ähnliche Spielchen empfiehlt er erst bei noch deutlich stärkerer Adipositas. Weight Watchers hat er mir empfohlen - aber woher soll ich die Zeit nehmen, da regelmäßig zu irgendwelchen Treffen zu fahren? Es wird wahrscheinlich nur stures FDH funktionieren - was bei vollem Kühlschrank aber schwierig ist, und wegen der Kinder muss ich ja was zu essen im Haus haben.

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Weight Watchers gibt es auch online, schau doch mal nach, da kannst Du alles am Computer eintragen und musst nicht zu Treffen gehen. Auch vom Stern wurde vor einiger Zeit mal ein Online-Kurd angeboten. Vielleicht kommst Du ja damit weiter.

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Hallo Schwarzbaer,

ich denke auch, daß das Problem darin liegt, daß viele Menschen Übergewicht unbewußt (oder bewußt) mit negativen Eigenschaften wie Disziplinlosigkeit, Maßlosigkeit, Antriebsschwäche, Inkonsequenz in Verbindung bringen. Und der erste Eindruck läßt sich nur schwer überspringen. Joschka Fischer hat mal sinngemäß gesagt, daß ein gutes Sakko ihm 10 Argumente erspart - und damit hatte er recht.

Versuchst du denn, etwas abzunehmen? Wie groß bist du denn? Größe 48 bei beispielsweise 1,80m halte ich noch nicht für Übergewicht - das wäre so knapp über dem Rahmen. Wenn es dich selbst ärgert, dann hast du doch eine gute Motivation, ein paar Kilos zu schmeißen. In die nächste Bewerbungsrunde gehst du dann schon mit einem völlig neuen Lebensgefühl.

Ich drücke dir die Daumen! Sowohl für die Bewerbung als auch für dein Gewicht. :-)

Alles Gute! #klee
Joulins

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Lieber Schwarzbaer,
lass dich erst mal #liebdrueck
Ich versteh dein Problem. Ja, es ist so - bei minimal schlechter Quali (der schlanken) werden diese bevorzugt. Figur spielt, insbesondere in deinem Bereich eine große Rolle.
Ebenso Alter. Mit 45 als Frau eine stelle im Management zu bekommen ist (wenn die äußeren Vorausetzungen nicht stimmen) ebenso schwer.
Und was die gesundheitlichen Folgen betrifft - die kennst du selber sicher gut genug.
Aber auch da bist du benachteiligt. Wenn du schlank bist, aber rauchst, dass stört weniger, obwohl die gesundheitlichen Risiken ebenso groß sind.

Bei Männer spielt das irgendwie weniger eine Rolle. Wie wäre sonst Rainer Callmundt bei der Körperfülle an einen Trainerjob gekommen???? Mit den Kilo´s läufst du keine Kilometer am Stück mehr!

Das ganze hilft dir zwar nicht, aber vielleicht tröstet es dich ein bißchen.

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Hallo,

ich fürchte leider, du hast Recht mit deiner Vermutung und die Vermutungen der anderen User hier stimmen sicher auch.

Mir hat mal ein Ex-Chef gesagt, dass eine Kollegin besser mal 20 kg abnehmen sollte und dann sicher mehr in "Bewegung" kommt, also schneller wird.
Leider muss ich sagen, dass es bei ihr zutreffend war. Sie selber war unzufrieden mit ihrem Gewicht, hat sich aber ungesund und kalorienreich ernährt. Keinen Sport gemacht und sich überhaupt möglichst wenig bewegt. Und so lief sie auch durchs Büro: langsam, behäbig, träge. Dauernd hat sie irgendwelche sinnlosen Diäten gemacht, incl. dieser Diätpillen, die eh nichts bringen. Mit der Folge, dass sie dann Kreislaufprobleme hatte (weil nichts gegessen) usw. und krank war.
Irgendwann hat sie begonnen, sich vernünftig zu ernähren und jeden Tag 30 Minuten Sport zu machen (Gymnastik, Rad fahren, walken) und die Kilos sind gepurzelt. Danach war sie tatsächlich viel munterer und nicht mehr annähernd so träge. Die Kreislaufprobleme blieben auch weg.
Fachlich und menschlich ist sie eine ganz ganz tolle Frau. Ich würde sie jederzeit einstellen, auch wenn sie 35 Kilo zuviel wiegt.

Aber an der Aussage vom Ex-Chef merkt man, dass er da anders ran gehen würde und damit wird deine Vermutung bestätigt. Leider, denn das Fachwissen sollte im Beruf mehr zählen.

Mein Ex-Chef hat übrigens auch mindestens 30 kg Übergewicht und ist auch recht träge. #schein

Bei mir selber ist das Problem genau anders herum. Ich bin zu dünn und deshalb meinen immer alle, ich wäre dauernd krank und nicht belastbar. Tatsächlich bin ich erheblich seltener krank als alle anderen Arbeitskollegen und hab meine Arbeit super im Griff und immer gut organisiert.

Gruß
Sassi