Als Justizangestellte keine Chance?

hallo,

ich bin gelernte justizangestellte und dachte nach beendigung meiner ausbildung "juhuu, du hast es geschafft und hast sogar noch eine sehr gute ausbildung absolviert!"

weit gefehlt! seit 8 jahren bin ich bei einer öffentlichen körperanstalt tätig und werde unter allerste sau behandelt :(

ich musste mir schon anhören "sie sind doch nur eine schreibkraft!"
stimmt das?! welche berufliche chancen hat überhaupt eine gelernte justizangestellte?

meine tätigkeit umfasst fast alle bereiche: von der buchhaltung bis sekretariat. also ein allrounder!

nun wird bei uns eine sekretärin gesucht und mein chef argumentierte: "da haben sie keine chance; erwarten sie nicht zu viel; sie sind keine sekretärin!"
als ich ihm sagte, dass ich eine gelernte justizangestellte bin, konnte er damit nichts anfangen.

vielleicht könntet ihr mir ja weiterhelfen?

lg. kleines27

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Das mit der Schreibkraft ist schon ein wenig unverschämt, denn dafür hättest du keine Ausbildung machen müssen.

Sekretärinnen sind früher auch nur Schreibkräfte und Kaffeekocher gewesen
Heute und dank des PC's gibt es das ja nicht mehr oder wirklich selten.

Jeder im Job sollte ein Allrounder sein und ich denke, du bist ein guter Sachbearbeiter, von dem, was du schreibst.

Aber viele Begriffe sind verstaubt und abgenutzt. Über Funktionen und Bezeichnungen kann man streiten - in jedem Betrieb haben sie einen anderen Stellenwert.

Aber als Allrounder hast du gute Chancen für den Sekretärinnenjob -denn eine Sekretärin heutzutage muss alles können.

Lass dich nicht runtermachen. Konzentriere dich auf das, was du kannst und lass dir begründen, wenn jemand über dich urteilt!

Alles Gute und Durchhaltevermögen!

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Hey.

Ich bin auch Justizfachangestellte. Ich kenne das Problem. Ich habe allerdings erst 2005 ausgelernt. Habe dann bis Ende letzten Jahres gearbeitet. Hatte 2 befristete Verträge (1 Jahr Amtsgericht, 1 Jahr Landgericht)... der letzte wurde nicht verlängert. Wie bei allen anderen auch.

Hatte ein Vorstellungsgespräch beim Anwalt. Er meinte, dass er mir nur höchstens 1000 eur "BRUTTO" (41 Std/Woche) geben könnte, weil ich keine gelernt "FAchkraft" wäre. #schockHallo??? Ich denke schon, dass unsere Ausbildung was vernünftiges ist oder? Naja jedenfalls habe ich die Stelle nicht angenommen, weil das ja unverschämt ist.

Zur Zeit bin ich zu Hause und passe auf unseren Sohn (13 Wochen alt) auf. Ich denke, dass ich eine neue Ausbildung machen werde. Es bringt ja alles nichts. Ich glaube kaum, dass ich in 2 Jahren nochmal eine Stelle bei der Justiz bekommen werde. Habe mich auch schon für den mittleren Dienst beworben, aber bis jetzt immer nur Absagen bekommen. Die Ausbildung war wirklich fürn "Ars.."! Sorry der Ausdruck. Aber es ist ja wirklich so.

Wo hast du denn deine Ausbildung gemacht?? Bin neugierig.

LG

Jenny + JOshi 13 Wochen alt

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hallo jenny,

also ich habe meine ausbildung beim amtsgericht gemacht. ich hätte auch beim landgericht und beim gv (jeweils teilzeitstellen!) einen befristeten vertrag bekommen und das war für mich nicht genug. mutig, ich weiß ;O)

ich werde bzw. muss wohl auch notgedrungen eine sekretärinnenausbildung machen, weil wie schon oben geschrieben meine vorgesetzten damit nichts anfangen können und auch nicht wissen, wo sie mich unterkriegen könnten; so kommt es mir vor.

hoffentlich, liest das jetzt mein chef nicht durch *g*. sonst würde ich mit strafarbeit verdonnert *g*

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Hallo kleines27,

puh, da hab ich ja mal richtig Glück gehabt. Hab ebenfalls am Amtsgericht gelernt, aber wir liefen unter der Bezeichnung: Fachangestellte für Bürokommunikation. Man wollte uns noch die Chance lassen, in der freien Wirtschaft Fuß zu fassen.

Ist natürlich echt blöd für dich, wenn die dich nicht einordnen können. Als Allrounder bist du eigentlich wirklich für jede Stelle geeignet. Das Einzige was mir immer Probleme bereitet ist die Tatsache, das bei uns die Sekretärinnen ab liebsten auch noch Buchhaltung können sollen. Ich kann das zwar, aber gelernt hab ichs eben nicht #augen.

Liebe Grüße

Kathrin

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Hi!
Du hast aber einen komischen Chef !?
Klar hast du ne Chance für einen Beruf als Sekretärin. Du bist doch eigentlich auch ne Sekretärin, nur im Juristenbereich. Genau wie ich, bin RA-Fachangestellte. Du hast damit eigentlich noch einen Vorteil und zwar, dass du dich im Rechtswesen noch etwas auskennst. Bewerbe ich doch einfach mal auf die Stelle. Mehr wie eine Absage kann es eh nicht geben.
Viel Glück, LG

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Hallo,

ich weiß nicht, ob du es überhaupt noch liest, aber auch ich bin gelernte Justizangestellte. Meine Ausbildung habe ich 1992 mit sehr gut beendet und bin seitdem nur im öffentlichen Dienst beschäftigt. Tendenziell aber eher als Schreibkraft eingeordnet. Das aber erst, nachdem ich Kinder bekommen habe. Ich war ziemlich bald nach meiner Ausbildung beim Deutschen Bundestag angestellt und das mit einem sauguten Gehalt. Leider zog mich nichts nach Berlin und so musste ich anderswo im öffentlichen Dienst unterkommen. Leider mit enormen Gehaltseinbußen, trotzdem verdiene ich aber bei einer Halbtagsstelle 1250 Euro brutto.

Ich glaube, dass ich außerhalb des öffentlichen Dienstes keine sehr guten Chancen auf dem Arbeitsmarkt hätte, aber ich fühle mich auch im öffentlichen Dienst sauwohl! Die Arbeitszeiten lassen sich super mit meinen 3 Kindern vereinbaren und Spaß macht es mir auch!

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Hallo,

ich habe auch eine Ausbildung als Justizfachangestellte gemacht. Meine Prüfung habe ich 2006 absolviert.

Zuerst muss ich sagen, dass die Ausbildung wirklich für den Ar... war. Die 2,5 Jahre hätte ich mir wirklich sparen können. Nicht nur, dass man schlecht ausgebildet wird und einen Haufen Zeit mit Theorie vergeudet. Wir waren nur 3 mal wöchentlich von 9-12 Uhr auf den Abteilungen wo wir die Praxis kennen gelernt hatten. Und das noch nicht einmal die ganze Zeit über.

Nach der Ausbildung hat man uns dann gnädigerweise Zeitverträge für ein halbes Jahr angeboten und die Höhe ist ja noch, dass die Azubis, die bei den Gerichten in den Großstädten angestellt worden sind eine Verlängerung bekamen und die anderen Pech hatten. Dabei haben viele in meinem Betrieb mit ner guten 2 oder die in der Großstadt (Düsseldorf) teilweise, also gut die Hälte, gerade noch so mit ner 3 bestanden. Die schauen nicht darauf, wer gut ist und wer nicht, sondern wer wo sitzt. So viel zu Thema: Es kommt auf die Leistung an.

Während der Ausbildung hat uns unsere Ausbildung ja noch immer vormachen wollen, dass man mit der Ausbildung überall unterkommt. Ich höre noch ihre Wort: Mit der Ausbildung nimmt man sie überall mit Kusshand! Dass ich nicht lache.

Nach der Ausbildung findet man nirgendwo anders nen Job. Man muss schon sehr viel Glück haben. Dabei sind unsere Rechtskenntnisse genauso gut, wie der der Rechtsanwaltsfachangestellten. Von meiner ganzen Berufsschulklasse haben gerade mal 3 eine Stelle bei einem Rechtsanwalt gefunden, alle anderen sind leer ausgegange, haben ne neue Ausbildung begonnen, gehen studieren, oder haben gnädigerweise noch eine Verlängerung ihres Vertrages erhalten.

Ich habe hier im Forum gelesen, dass jemand die Buchführung bei Gericht macht. Bei Gericht gibt es überhaupt keine Buchführung. Der Staat ist davon befreit. Und bei den Staatsanwaltschaften haben die extra Buchprüfer oder Buchhalter dafür. Ich weiß nur, dass das vor vielen Jahren, lange vor meiner Zeit mal in der Berufsschule unterrichtet worden ist.

Ich habe nach der Ausbildung das halbe Jahre in meiner Ausbildungsbehörde gearbeitet und danach erst einmal mein Abitur nachgeholt, da ich die Höhere Handelsschule besucht hatte und somit nur Fachabi hatte. Ich dachte mir, so mache ich was Sinnvolles und halte mir die Option offen, ob ich eine 2. Ausbildung oder ein Studium beginnen möchte. Im September beginne ich eine Ausbildung bei der Telekom als Industriekauffrau. Gut, die Telekom entlässt mittlerweile auch ziemlich viele und es werden auch nur wenige übernommen. Aber so habe ich wenigestens eine Ausbildung vor mir, die Zukunft hat und wo ich später auch gute Chancen habe, wo anders unterzukommen.

Allen, die beabsichtigen diese Ausbildung zu machen möchte ich raten: Bevor ihr denkt, dass es besser ist diese Ausbildung zu machen, als gar keine zu machen, wartet lieber ein Jahr, macht ein Praktikum bei einem Betrieb oder einem Rechtsanwalt und bewirbt euch dann für das nächste Jahr. Macht lieber eine Ausbildung als Bürokauffrau. Damit kommt ihr später überall im Büro unter. Alle meine Freundinnen, die jetzt Bürokaufleute sind, waren nie lange arbeitslos und haben immer schnell was gefunden.