Kinder bleiben wo nach Trennung

Ich habe mich getrennt und natürlich steht jetzt die Frage im Raum, wo unser Kind leben soll.
Der Vater möchte dass das Kind bei ihm bleibt, ich also jedes zweite Wochenende habe, der klassische Fall also.
Ich habe jetzt das Wechselmodell vorgeschlagen.
Das lehnt er ab, aber ich werde da nicht locker lassen, und habe laut Anwalt gute Chancen das durchzusetzen.
Allerdings hat mich stutzig gemacht, dass er mir geraten hat, das Kind ganz bei mir zu behalten und dem Vater die Rolle des Wochendpapas zuschieben soll.
Das wäre wohl der Standard und am leichtesten vor Gericht durchzusetzen.
Im Ernst?
Ist es immer noch so, dass Kinder zur Mutter gehören nach einer Trennung und dass das regelrecht erwartet wird, dass sie die Kinder mit nimmt?
Meine Mutter war auch entsetzt, dass ich unseren Sohn nicht hauptsächlich bei mir haben will.

Aber warum?
Der Vater soll genauso Verantwortung übernehmen und Zeit investieren um sein Kind zu betreuen.
Und offenbar möchte er das ja sogar komplett tun.
Mein Bruder sagte mir, dann wäre er ja schön blöd, lieber zahlen und wieder unabhängig leben, als jede zweite Woche alleine für ein Kind zu sorgenit allem was dazu gehört.
Ich habe gedacht, ich bin im falschen Film.
Ist es so ungewöhnlich, dass ich als Mutter das Wechselmodell bevorzuge?
Im Sinne des Kindes, aber auch weil ich die Entlastung brauche und nicht den Alltag alleine bewältigen möchte?
Oder liegt es daran, dass die Frauen, die die Kinder mit nehmen, einfach den Kindesunterhalt wollen um selbst finanziell besser da zu stehen, also als Einnahmequelle.
Beim Wechselmodell muss weder mein Ex Kindesunterhalt an mich zahlen, noch ich an ihn.
Wir arbeiten beide Vollzeit und verdienen fast gleich, ich etwas mehr.
Wo ist das jetzt ungewöhnlich?
Ich sehe nur Vorteile.
Mein Sohn war von dem Vorschlag auch angetan, er ist 10 und alt genug, seine Meinung dazu zu äußern.

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Ja, ist so. Da brauchst du dir doch nur die Statistiken anschauen, der Großteil der Alleinerziehenden sind Frauen.
Ich war in der Ehe Alleinverdienerin, mein Exmann hat dann auch nach der Trennung die Kinder bei sich behalten. Damals die logisch naheliegende Entscheidung.
Offen darüber spreche, das tue ich aber nur bei Leuten die ich gut kenne. Du glaubst gar nicht was ich mir schon alles anhören durfte. Höhepunkt war ein "sie müssen schon schwer gestört sein wenn die Kinder nicht bei Ihnen leben" (das war ein Vermieter, als ich eine Wohnung gesucht habe) .

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Das liegt daran, dass alle davon ausgehen, die Mutter wollte die Kinder bei sich haben und durfte nicht. Die Gründe warum sie nicht durfte.. führen dann zum "schwer gestört".

Das ist echt hart.. müsste sich wahrscheinlich kein Mann anhören.

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Nee, dafür kann sich ein Vater anhören, dass es doch klar ist, dass die Kinder zur Mutter gehören, auch kein Traum.

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Und warum möchte dein Ex nun gegen deinen Willen und offensichtlich auch gegen den Wunsch des Kindes den Sohn komplett zu sich holen und die dir Rolle der Wochenendmutter zuschustern? Dann würde es ja mit seinem Vollzeitjob zumindest nicht leichter und du müsstest voll Unterhalt zahlen. Wie praktisch für ihn #augen

Ja, Mütter nehmen meistens die Kinder weil a) Mann Hauptverdiener war und b) oft eine engere Bindung besteht oder durch die Mutter zumindest die Bereitschaft, weiter zurückzustecken und die Betreuung vollumfänglich zu übernehmen. Es gibt viele Väter, die lieber zahlen und alle 2-3 Wochen den Wochenendvater geben und die Kids von Freitagabend bis Sonntagmittag bespassen und ansonsten dem ungezwungenen Singledasein frönen.

Das Wohle der Kinder steht für viele Elternteile nicht wirklich auf Prio1, eher das eigene Wohl, finanzielle Aspekte und die eigene Bequemlichkeit.

Dann macht doch tatsächlich Wechselmodell. Aber unterschätzt das nicht. Das Kind muss die ganze Zeit aus dem Koffer leben und wird herumgereicht. Dann kommen früher oder später neue Partner usw hinzu und oft geht das Kind dann ein bisschen unter. Da müssen sich schon beide Eltern noch gut verstehen (also sich nicht bei jeder Übergabe die Köppe einschlagen)! Und sie müssen viel miteinander absprechen und sich kümmern, damit auch alle Sachen die mitmüssen und beim anderen Elternteil dabei sein müssen (Kuscheltiere, Medikamente, Schulmaterialien und Hausaufgaben, Projekte für die Schule, Musikinstrumente,..) auch wirklich immer mitkommen. Ich sehe das bei meiner Kollegin, der Junge ist 11, und nach einigen Anlaufschwierigkeiten funktioniert das relativ gut. Trotzdem hat das Kind immer wieder Probleme, kein richtiges einziges Zuhause, fühlt sich immer auf dem Sprung, ist sehr unruhig, seelisch belastet.. und seine Freunde wussten nie, wo sie ihn erreichen können und haben ihn dann manchmal „vergessen“, das war schlimm (dafür hat er jetzt aber ein Handy bekommen) und es ist echt viel Orgakram, damit das funktioniert.

Aber ich würde deinem Ex nochmal auf den Zahn fühlen. Mag ich irgendwie nicht, was er da plant.

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Es ist sicher so, dass das nicht für jedes Kind passt, aber das Modell einer behält das Kind und der andere ist nur jedes 2.Wochenende mit dem Kind zusammen, ja auch nicht.
Meine Schwester hat das durchgesetzt und der Junge ist sehr unzufrieden mit dem Modell gewesen und hat dann als er 14 war, selbst das Wechselmodell durch gesetzt.
Ich denke, das mein Sohn damit prima zurecht kommt, ich lebe ja jetzt schon drei Monate nicht mehr mit seinem Vater zusammen, und wir hatten es bisher nicht eindeutig geregelt wann er wo ist.
Er hat bei mir ein Zimmer, komplett eingerichtet, bei seinem Vater auch.
Wir haben quasi alles doppelt angeschafft, Computer, Tablet ,Play Station etc.
Klamotten hat er hier wie da, ebenso Sportsachen, Sporttasche fürs Training und die Schule.
Nur seine Schultasche muss immer mitbringen.
Wir wohnen nur 500 m auseinander, seine Freunde haben sich schon dran gewöhnt.
Außerdem hat er ein Handy und regelt seine Verabredungen selbst.
Er ist sehr selbständig und regelt sehr viel alleine, denkt mit.
Nur bisher läuft es halt ungeregelt ab, Mal ist er 4 Tage hier oder 10, und dann wieder beim Vater.
Ich denke Verlässlichkeit ist da wichtig und dass er definitiv weiß, die Woche bin ich bei Papa und die nächste bei Mama.

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Lass dir da mal nix drein reden. Du hast absolut recht mit deinen Gedanken zum Wechselmodell. Und das Wichtigste euer Sohn will es auch.

Nur aus deinem Ex werd ich nicht ganz schlau. Einmal will er, dass du die Wochenendmama wirst, dann rät er dazu, dass er der Wochenendpapa wird und vom Wechselmodell will er gar nix wissen.
Ja was denn nun?

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Nein, mein Bruder war der Meinung dass mein Ex doch blöd ist, wenn er das Kind hauptsächlich betreuen will.
Mein Ex selbst möchte das aber genauso und ist vom Wechselmodell nicht begeistert wobei ich noch nicht verstanden habe, warum er das ablehnt.
Wir haben uns immer beide ums Kind gekümmert, Kind krank Tage, Elternzeit geteilt, Schultermine, Arzttermine, getröstet, gewickelt , gefüttert, nachts aufgestanden.
Genauso haben wir uns das Finanzielle geteilt und beide immer Vollzeit gearbeitet, bis auf die jeweiligen sechs Monate Elternzeit.

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Die Frage sollte nicht sein, was andere machen, sondern das, was für EUCH gut ist.

Bei den Familien, die ich kenne, wird darauf geachtet, wer die Hauptbezugsperson des Kindes.

Nimmt die Mutter 20 Kindkranktage und der Vater gar nicht, will nicht, kann nicht, meckert...
ist es eindeutiger.

Wobei ich auch Familien kenne, bei denen der Vater länger Elternzeit genommen hat, danach Teilzeit. Diese Familie hat in guten Zeiten vereinbart, dass bei Trennung die Kinder beim Vater wohnen und zur Mutter an den Wochenenden gehen.
Nicht wegen Unterhalt, sondern weil sie seit jeher bei ihm den Lebensmittelpunkt haben.

Wechselmodell kann gut gehen, muss aber nicht.
Will ein Elternteil das Wechselmodell, um keinen Unterhalt zu zahlen, interessiert das Kind aber nicht, dann finde ich es nicht gut.
Haben sich schon immer beide Eltern in die Erziehung mit eingebracht, sich um Sorgen, Schlaflose Nächte, Schule etc. gekümmert und das Kind kommt mit dem Wechsel klar, dann prima.

Sicher kann man erwarten, dass wer ein Kind zeugt sich auch darum kümmert.
Weigert sich die Person oder lässt das Kind links liegen, wenn es da ist, dann kann man noch so viel erwarten, es bringt nur nichts.
Da sollte man dann eher darauf schauen, was dem Kind gut tut. Prinzipienreiterei "der andere soll aber...." oder "meine Ressourcen reich nur bis .... wie kann ich es sinnvoll für das Kind gestalten, ohne selbst zusammen zu brechen".

Mit welcher Begründung lehnt der Kindsvater bei euch ab?
Will er Unterhalt von dir?
Sieht er Argumente zum Wohle eures Kindes?

Die Eltern, bei denen der Vater hauptsächlich die Kinder betreut, haben es längst in guten Beziehungszeiten so geregelt und festgehalten, dass die Kinder dann auch bei ihm bleiben und die Mutter stellt von sich aus sicher, dass sie Unterhalt zahlen will.
Dazu brauchen sie kein Gericht, weil sie im Sinne der Kinder bereits entschieden haben.

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Die Kinder bleiben nach der Trennung bei dem Elternteil, der die hauptsächliche Betreuung übernommen hat. Das kann auch der Vater sein. Das kommt immer öfter vor.
Die Gerichte entscheiden jetzt immer öfter für das Wechselmodell, was aber für die Kinder nicht immer das beste ist.

WEnn ihr das so geregelt habt und euer Sohn das auch möchte, sehe ich da kein Problem. Das könnt ihr vor Gericht so angegeben. DAs ehrt euch nämlich sehr, dass ihr euch da einig seid und es keinen Streit gibt.

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Wenn ich mich trennen würde, wäre ich sehr froh,wenn ich mmeine Kinder bei mir hätte.
Niemals könnte ich es verkraften, sie nur jedes 2
Wochenende zu sehen,das wär mir auch kein Job der Welt wert!

Da ich denke,meinem Mann würde es genauso gehen wäre bei uns das Wechselmodell die beste Lösung

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Ich glaube, dass viele Mütter sich schwer damit tun, ihr Kind nicht mehr Vollzeit um sich zu haben (Väter sicher auch, aber nicht so oft), sodass sie ein Wechselmodell per se ablehnen. Dass man dadurch auch Entlastung hat, sieht man ja in der Regel erst, wenn man es lebt.
Zum anderen: Wechselmodell ist, das ist jedenfalls meine Erfahrung, anstrengend und teuer. Du musst gut mit dem /der Ex kommunzieren. Und zwei komplette Kinderzimmer mit allem, was so gebraucht wird, stemmt auch nicht jedes Paar eben so.
Mein Sohn lebt seit dreieinhalb Jahren im Wechselmodell und ihm tut es gut, dass er uns beide so verlässlich hat. Ich fand es phasenweise unfassbar anstrengend, mich mit seinem Vater über so vieles abstimmen zu müssen und ihn nie wirklich aus meinem Leben zu kriegen.

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Ich bin auch vom Papa meines Sohnes getrennt. Einen Anwalt oder ein Gericht haben wir nie gebraucht. Mein Sohn lebt offiziell bei mir, den Papa sieht er jedes 2. Wochenende und so wie es die Zeit zulässt auch unter der Woche, nach Lust und Laune. Damit können wir alle, aber vor allem unser Sohn gut leben. Wenn dein Sohn das Wechselmodell befürwortet sollte dein Mann unbedingt zustimmen, zum Wohl des Kindes. Ändern kann man es doch später auch noch oder nicht?
Und zu dem Kommentar weil irgendjemand von neuen Partnern, etc. gesprochen hat: ich finde das Kind muss an 1. Stelle stehen. Der neue Partner muss wissen worauf er sich einlässt. Mein neuer Partner würde nicht nur mich sondern auch mein Kind bekommen.

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Für mich persönlich gehören die Kinder zur Mutter. Ich würde zumindest nie freiwillig darauf verzichten sie nicht immer um mich zu haben 🙊
Natürlich lieben beide Eltern ihr Kinder usw wenn ich aber jetzt unsere Kinder ansehe die ihren Vater abgöttisch lieben aber trotzdem „MamaKinder“ sind, würden die hier ohne mich gar nicht klar kommen 🤣🤣

Die meisten Kinder wollen ja auch bei Mamas bleiben...ich finde es hat einen besonderen Grund
Wir tragen sie schließlich unter dem Herzen so lange, wir allein gebären sie und die meisten erziehen sie dann fast alleine weil einfach der Partner (meistens ) Vollzeitberufler ist und Mama ist zu Hause mit Kindern und Haushalt.

Selbstverständlich ist es etwas anderes wenn die Kinder größer sind und es selber von alleine wollen !
Ich würde jedoch echt nur schwer damit klar kommen glaube ich 🙈
Ich hoffe solch eine Situation bleibt mir in meinem Leben erspart
🙌🏼

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Ich habe immer Vollzeit gearbeitet, genau wie mein Ex Mann.
Unser Sohn hat eindeutig die engere Beziehung zu seinem Vater.
Er sagte, müsste er wählen würde er sich für den Vater entscheiden.
Da ich auch immer nur am Wochenende zu Hause war, war der Vater ja auch die HauptBezugsperson, oft war er aber auch die Woche über bei den Großeltern.
Ich muss mich erstmal dran gewöhnen, ihn die ganze Woche zu haben, ich denke das wird schwierig sein....