Trennung trotz schwerer Krankheit

Guten Abend,

ich bin momentan in einem riesigen Zwiespalt und weiss nicht mehr weiter.

Ich (42) bin seit 21 Jahren mit meinem Mann (41) zusammen und seit 18 Jahren verheiratet. Wir haben zwei wundervolle Töchter im Alter von 5 und 12 Jahren.

Bei meinem Mann wurde 2007 Multiple Sklerose diagnostiziert. Mittlerweile ist die Krankheit so fortgeschritten, dass er in Frührente ist und Pflegegrad 4 hat. Ich arbeite fast Vollzeit mit 32 Stunden.

Es gibt Phasen, in denen es ihm besser geht und dann gibt es wieder Phasen, wo ihm sogar beim Essen geholfen werden muss.

Wir haben leider noch nie eine wirklich harmonische Ehe geführt. Immer wieder gab und gibt es Streit. Er wird dann sehr ungerecht, wo es hauptsächlich darum geht, wie viel ich zugenommen habe, wie ich aussehe, wie ich rede, wie ich agiere...er ist mit nichts zufrieden zufrieden zu stellen. Er schreit, beschimpft und ist agressiv. In den letzten 3 Jahren ist es immer schlimmer geworden. Ich habe oft mit dem Gedanken gespielt, alles hinzuschmeissen. Ihn vor die Tür zu setzen.

Zudem kommt noch, dass er bedingt durch seine Krankheit Marihuana raucht, um seine Schmerzen in den Griff zu bekommen. Ich habe teilweise Verständis dafür und trotzdem widerstrebt es mir, dass meine Kinder mit einem "bekifften" Vater umgehen müssen.

In unserer Ehe dreht sich alles nur noch um seine Krankheit und das Leid, welches ihm wiederfahren ist. Zusätzlich zur MS kamen nun auch Depressionen hinzu...vor 14 Uhr kommt er nicht aus dem Bett und nachts ist er bis zum Morgen wach. Er erwartet, dass wir unser komplettes Leben nach ihm ausrichten. Wenn wir es nicht tun, wird er ausfallend...

Jahrelang habe ich das mitgemacht...weil ich ihn geliebt habe. Nun ist da nichts mehr. Ich bin leer und habe keine Kraft mehr.

Im letzten Sommer ging es ihm kurz besser, er ist zu seinen Eltern gezogen, weil er uns keine Last mehr sein wollte. Er hat für sieben Monate den Kontakt komplett abgebrochen. Wollte weder mich noch die Kinder sprechen. Was das für die Kinder bedeutete, kann sich jeder vorstellen . Ich war von einem Tag auf den anderen Vater und Mutter in einem. Wir hatten uns dann irgendwann das Leben gut eingerichtet und es hat funktioniert.

Nun ist er wieder da und ich habe das Gefühl für ihn verantwortlich zu sein. Darf ihn wegen seiner Krankheit nicht verlassen....obwohl er mich sehr schlecht behandelt. Gestern erst sagte er im Beisein der Kinder, ich sei eine Lügnerin, eine Schauspielerin, weil ich ihn angeblich nur vor anderen Menschen gut behandel und und und..


Ich weiss mir nicht mehr zu helfen. Einerseits weiss ich, dass ich ohne ihn besser aufgehoben bin und mit den Kindern alleine glücklicher bin...andererseits weiss ich nicht, wohin mit ihm, da er so krank ist...

Ich bin ratlos...ist jemand in einer ähnlichen Situation? Auch andere Meinungen wären mir eine grosse Hilfe.

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Hallo,

er ist also 7 Monate zu seinen Eltern gezogen und wollte weder die Kinder noch dich sprechen? Sorry in meinen Augen hat er sich damit schon von dir getrennt. Worüber machst du dir dann Gedanken? Er behandelt dich und die Kinder schlecht und denkt, seine Krankeheit vorzuschieben, um der Nabel der Welt zu sein?

Trenne dich !!!

Er darf gern wieder zu Mutti ziehen und die darf dann gern seine Launen aushalten. Schließlich hat sie ihn in die Welt gepresst. Nicht Du!

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Hallo, was würdest du tun, wenn dein Mann nicht so krank wäre? Vermutlich würdest du dich trennen und ich denke, nach deinen Schilderungen zu beurteilen, solltest du es auch in der jetzigen Situation tun. Willst du wirklich dein Leben weiter so verbringen? Die Kinder so aufwachsen lassen? Es ist nicht akzeptabel, dass dein Mann so mit dir umgeht. Es ist löblich, dass du dir Gedanken machst, dich selbst solltest du jedoch auch nicht aus den Augen verlieren. Tu dir und deinen Kindern einen Gefallen.

Alles Gute für dich 🌺

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Hallo.

Ich bin auch der Meinung, dass eine Trennung das Beste für alle ist. Auch wenn er vielleicht erstmal es nicht einsieht, aber euch mit reinzuziehen ist der falsche Weg. Er richtet sich sein Leben nach seinem Befinden und denkt da auch nicht an euch. Ihr sollt nur funktionieren. Und das geht irgenwann nicht mehr. Zieh die Leine und trenn dich.

Mein erster Mann war alkoholkrank (ich weiß, nicht wirklich zu vergleichen). Er machte ein Therapie mir zuliebe. Das hat natürlich nicht funktioniert, da er es selbst nicht wollte und auch keine Einschränkungen. Bin ihn auch jeden Tag besuchen gewesen. Also hat die erste Therapie fehlgeschlagen. Das ging auch ein Weile bis ich nicht mehr konnte. Alles sollte sich nach ihm richten. Das konnte ich auch den Kindern nicht mehr zumuten. Ich wollte die Trennung. Er machte eine zweite Therapie (diesmal freiwillig) und schaffte es auch bis jetzt sogar (soweit ich weiß). Aber er hatte sich so verändert, ich blieb bei meinem Entschluss. Nach einem dreiviertel Jahr nach dem Entzug war es so eskaliert, dass ich dann die Trennung durchgezogen habe. Das ist jetzt 12 Jahre her und ich fühl mich echt super. Ich lebe wieder.

Ich will damit eigentlich sagen, dass du an dich denken sollst. Für seine Krankheit kannst du nichts, wirst aber voll mit reingezogen und auch unter Druck gesetzt. Das muss nicht sein. Sei für deine Kinder da und auch denk an dich.

Alles Gute.

LG

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Liebe Lena, ich kenne zwei Menschen mit MS und ausgehend von diesen zwei ganz unterschiedlichen Fällen würde ich Dir jeweils etwas ganz anderes raten. Zunächst ist da meine Bekannte: Sie hatte schon länger die Diagnose, war aber quasi fast ohne Symptome. Dann die Schwangerschaft mit 25 und ein Jahr später sass sie im Rollstuhl, Katheter, ewige Schmerzen, Suizidgedanken und das mit einem 6 Monate alten Baby. Mittlerweile ist das Baby schon über 3 Jahre alt und sie hat sich von diesem schlimmen Schub nicht mehr erholt... sie ist depressiv und teilweise auch mal ungerecht ja, aber nimm ihr Mann und Kind und sie nimmt sich das Leben... schwierig.
Die, die sie gut kennen, sagen die Beziehung ist am Ende, aber er hält weiter durch...

Und dann habe ich jemanden aus meinem beruflichen Umfeld, es könnte quasi Dein Mann sein. Langer Leidensweg und hohe sexuelle Aggression, weil er ja schon lange nichts mehr spürt und sich sein Frust regelmäßig in der Degradierung der Frauen (er spricht z.B. auch immer davon, dass seine Alte fett geworden ist und sich deswegen ja mehr Mühe geben muss) - es fällt mir extrem schwer, an diesem Menschen überhaupt noch etwas liebenswertes zu finden, eigentlich besteht er nur aus Aggression, Verbitterung und der Suche nach jemandem, der noch schwächer ist als er. Das ist extrem toxisch und ich finde schon den beruflichen Kontakt mit ihm sehr anstrengend, privat würde ich alles tun, um davon weg zu kommen.

Grade nachdem er 7 Monate lang schon weg war... Auch Du konntest nun testen, wie es ohne ihn ist und offensichtlich hat es euch ja gefallen. Bitte, denk an Dich und auch an Deine Kinder - ihr habt es nicht verdient, euch täglich runter machen zu lassen.

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Dein Mann ist ein Tyrann. Zwar aufgrund seiner Krankheit ein bemitleidenswerter Tyrann, trotzdem macht er euren Kindern und dir das Leben schwer/zur Hölle.

Du hast ihm lange genug die Stange gehalten, um ein ordentliches Karma-Plus angehäuft zu haben. Du darfst nun auch mal an dich (und die Kinder) denken.

Da er sich schonmal sang- & klanglos für 7 Monate verabschiedet hat, musst du dir nicht mal den schwarzen Peter zuschieben lassen. ER hat sich ja praktisch schon getrennt. Ihr habt ind er Zeit gemerkt, dass es ohne ihn eigentlich für alle besser ist - bleibt dabei.

Von einer, die sonst sehr viel von Loyalität in der Partnerschaft und der Familie hält. Aber du (und scheinbar auch die Kinder) bist schon lange keine gleichberechtigte Partnerin auf Augenhöhe - du bist ein Fußabtreter.

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Das Verhalten deines Mannes ist für dich mindestens eine Zumutung, für die Kinder aber reines Gift. Ob dein Mann einfach eine Charaktersau ist, ob er bereits neurologische Veränderungen hat oder ob das die Reaktion seiner Psyche auf seine Situation ist, diese Fragen wären für ihn relevant. Nämlich dann, wenn er etwas an sich und seiner Situation ändern möchte.
Für dich als Mutter ist es nicht relevant, aus Verantwortung deinen Kindern gegenüber musst du/müsst ihr so oder so aus der Situation raus.

Was ich dir aus beruflicher Erfahrung sagen kann: Männer mit MS, die ihren Familien gegenüber schon relativ früh im Krankheitsverlauf ein hochaggressives Verhalten an den Tag legen, werden mit Einsetzen der neurologischen Ausfälle absolut untragbar für pflegende Ehefrauen.

Deine Frage "wohin mit ihm" da er ja krank ist: entweder er ist kognitiv noch in der Lage sich selber darum zu kümmern, oder er benötigt eine gesetzliche Vertretung, die das für ihn übernimmt. Es ist nicht deine Pflicht.

Ich halte sehr viel von Ehe, von gegenseitiger Unterstützung. Mit dem Versprechen, "in guten und schlechten Tagen" ist jedoch meiner Meinung nach all das gemeint, was das Leben so bringt. Miserables Verhalten, Respektlosigkeit, Bosheit eines Partners, all das führt auch "zu schlechten" Tagen, die haben mit dem Sinn des Eheversprechens jedoch nichts zu tun.
So wie ich dich verstehe, habt ihr die jetzigen schlechten Tage nicht, weil er Hilfe beim Essen und Anziehen benötigt, sondern weil er sich wie ein Ar... verhält.

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Ich sage ja immer: Keine Krankheit der Welt gibt einem das Recht, sich wie ein Arschloch aufzuführen.
Ich bin selber chronisch krank, und habe in Selbsthilfegruppen und Kliniken schon einige Leute gesehen die so drauf sind.
Man muss einebnen weg finden den Schmerz so zu kanalisieren dass andere nicht darunter leiden. Dabei gibt es Hilfe (begleitende Psychotherapie etc.)
Wer dazu nicht bereit ist muss eben alleine bleiben.
Es ehrt dich dass du das so lange ausgehalten hast, aber du sollest zuerst an die Kinder denken und diese schützen, wenn du schon nicht an dich denken willst.

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Hallo Lena,
Wirklich schwierige Situation, ich kann mir vorstellen, dass du damit sehr im Zwiespalt bist. Aber auch du hast ein Anrecht auf Freude und eigenes Leben sowie Sexualität.
So eine Krankheit ist wirklich sehr sehr schwierig, dass man da natürlich Depression bekommt irgendwann ist vorprogrammiert.

Er ist unzufrieden mit sich selbst, viele Menschen lassen es dann an ihrem Partnern aus obwohl sie kein Recht dazu haben, aber ich denke man ist einfach so unzufrieden, dass man da überhaupt nicht drüber nach denkt.

Natürlich darfst du deinen Mann verlassen auch wenn er krank ist, denn irgendwann ist dein Leidensdruck einfach zu groß und auch für die Kinder.

Ich denke du solltest dich mit deinem Mann hinsetzen und eine gemeinsame Lösung finden.
Was ich definitiv machen würde, wäre ihm zu helfen Therapeutische Hilfe zu suchen, ihm VL bei paar Behörden Gänge zu helfen dass wenn du ja bald nicht mehr da bist er VL Teilzeit pflege bekommt und nicht alleine da steht und er gegebenfalls jemanden hat, drvihn füttert da er es ja ab und zu selbst nicht schafft.
Und natürlich über die Trennung reden auch wenn es schwer fällt...

Er wird sich wahrscheinlich dafür hassen, weil es einfach noch nicht versteht. Ich weiß auch nicht, was er für ein Typ Mann ist und sich was antut?
Davon würde ich mich aber nicht irritieren lassen so hart wie es klingt.

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles gute 🍀🍀🍀

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So wie sich das liest könnte die Trennung nicht das schlechteste sein.

Eventuell würde ich ihm auch kommunizieren, dass du dich trennst falls er sich nicht ab sofort bemüht und ändert. Das wird dann nicht unbedingt eintreten aber du hast ihm eine Chance gegeben was eventuell für dich ganz gut ist es zu tun.

Irgendwann muss du das machen was das beste für dich und die Kinder ist.

Einer unserer Nachbaren hat auch MS - und keine leichte Form. Er ist aber zu Frau und Kindern enorm liebenswürdig und weiss was vor allem seine Frau für ihn tut. Ich denke, sie würde ihn nie verlassen.