Trennung - wage den letzten Schritt nicht...

Hallo,
Mein Mann und ich stehen, so muss man das glaube ich sagen, kurz vor der Trennung. Das ganze letzte Jahr läuft es bei uns schon alles andere als rund, aber inzwischen spitzt sich die Situation immer weiter zu und ich denke immer häufiger über Trennung nach - nur den letzten Schritt, den wage ich nicht. Vor allem wegen der Kinder (4,5 und 1,5 Jahre).
Wir haben in den letzten Jahren unheimlich viel einstecken müssen. Unser jüngster Sohn leidet seit Geburt an schwerer Neurodermitis, damit habe ich viel zu kämpfen. Mein Vater hat Lungenkrebs, und mein Mann hatte vor einem knappen Jahr völlig überraschend einen Schlaganfall. Er hat sich vollständig davon erholt, nur um kurz nach Rückkehr an seinen Arbeitsplatz mit der drohenden Kündigung konfrontiert zu werden. Seit drei Monaten ist er nun arbeitslos. Ich war gerade selbst wegen eines Verdächtigen Pap-Abstrichs im Krankenhaus.

In diesem ganzen Chaos müssen wir wohl das wichtigste aus den Augen verloren haben. Jedenfalls verstehen wir uns gar nicht mehr und sind in allem unterschiedlicher Meinung. Teilweise sind das auch Konflikte, die es schon immer gab, die wir aber bisher immer irgendwie überbrücken konnten. Jetzt geht das nicht mehr.

Mein Mann gibt sich nun voll der Arbeitslosigkeit hin. Wo ich hochmotiviert versuche, ihn bei der Jobsuche zu unterstützen, ist er wählerisch und sich zu gut für fast alle Stellen, die in Frage kommen.

Ich bin inzwischen mit meiner Kraft am Ende. Nach all diesen Tiefschlägen wünsche ich mir nur, dass er wieder Arbeit hat und wir - endlich einmal wieder - ohne Sorgen leben können. Ich bin emotional am Ende, aber er verweigert sich total.

Ich kann nun einfach nicht mehr und denke darüber nach, einfach einen Schlussstrich zu ziehen. Wenn er nicht mit mir da raus will, dann will es wenigstens allein versuchen. Aber ich habe Angst vor den Konsequenzen für meine Kinder!

Was würdet ihr mir raten?

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Das kann ich mir gut vorstellen, dass Du mittlerweile mit Deiner Kraft am Ende bist.

Ich würde Dir raten, Dir einen Job zu suchen und nicht auf einen Aktionismus Deines Mannes zu warten. Dadurch bekommst Du sicherlich auch die Bestätigung und das Selbstbewusstsein, um die notwendigen nächsten Schritte zu gehen, wie auch immer diese aussehen mögen.

Drücke Dir ganz fest die Daumen für eine positive Zukunft.

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Es ist besonders schwer für denjenigen, sich zu trennen, der das Gefühl hat, das meiste an Beziehungsarbeit geleistet zu haben. Das fühlt sich an wie eine Investition in Aktien, in der Hoffnung, dass sie steigen.

Du hast das Gefühl, wenn du gar nichts mehr tust (keine Gespräche mehr beginnen, keine Ausflüge mehr vorschlagen, deinen Mann nicht mehr bei der Jobsuche zu unterstützen), geht alles sowieso den Bach runter.
Hast du ihm das denn schon einmal genauso gesagt? Und was er meint, einbringen zu müssen, damit es mit euch bergauf geht?
Du hast folgende Möglichkeiten:
a) finde einen Paartherapeuten - das kann etwas dauern aber immerhin besser, als für deinen Mann nach Jobs zu suchen, darum sollte er sich selbst kümmern. Er empfindet sich wahrscheinlich eh schon als Versager. Wenn du ihm hilfst, könnte es sein, dass du dieses Gefühl damit auch noch verstärkst, auch wenn das nicht deine Absicht ist.
b) sag ihm ganz konkret, was du dir von ihm wünschst und frage ihn, ob er meint dass er dir diese Wünsche erfüllen könnte, z.B. selbst Initiative ergreifen, euch etwas Schönes für euch einfallen zu lassen (Babysitter organisieren, schönes Lokal aussuchen, Theaterkarten besorgen etc...). Und frage ihn auch danach, was er sich von dir wünscht und für realisierbar hält.
c) Mache von dir aus einfach nichts mehr (ich weiß, schwerer einzuhalten als man meint) und warte ab, was passiert. Vielleicht wird er dann von selbst aktiver.

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Vielen Dank für Eure Antworten. Die meisten Eurer Ansätze habe ich leider schon durch.

Die Paartherapie habe ich als Möglichkeit für uns aufgegeben. Bei unseren bisherigen Versuchen hat mein Mann einfach nur versucht, vor der Therapeutin gut dazustehen und teilweise frech gelogen, um darzustellen, wie toll er sich um alles kümmert. Es ging ihm überhaupt nicht darum zu begreifen, was mein Problem ist: dass ich mit diesem Berg von Sorgen nicht mehr leben kann. Die Therapeutin meinte allen Ernstes, ich sollte doch die Aufgabe als sein Bewerbungscoach übernehmen, ihm die Stellenangebote raussuchen, Bewerbungen schreiben etc. Davon abgesehen dass das eine Frechheit ist tue ich das ja ohnehin - mit dem Ergebnis, dass er dann im letzten Vorstellungsgespräch, zu dem er nunmal selbst erscheinen musste, so hohe Gehaltsforderungen stellte, dass man ihn förmlich ausgelacht haben muss.

Wenn ich es nicht für ihn mache passiert Folgendes: Gar nichts. Das habe ich die letzten Wochen versucht. Ergebnis: keine einzige Bewerbung ging raus.

Es war einfach schon immer so, dass ich ihn bei allem mitziehen und antreiben muss. Das ist so kräftezehrend! Ich bin gerade mal 34 - ich will ein Leben führen, das ich genießen kann, will Spaß haben und unbeschwert sein und mich nicht mehr von einer Katastrophe zur nächsten schleppen!

Meine Kinder tun mir einfach so leid. Sie lieben ihren Papa natürlich, und er hat ja auch viele tolle Eigenschaften, die ich an ihm sehr schätze. Wie war das für Euch? Wie haben Eure Kinder das weggesteckt?

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Oh ja, das mit der Paartherapeutin habe ich auch durch. Schrecklich. Meiner hat auch nur das gesagt, was er dachte, dass es sich für sie gut anhört. Tat immer schrecklich leidend, obwohl er eigentlich stinkwütend auf mich war und mich das auch mies spüren ließ.
Irgendwann war es so weit, dass sie sich auf seine Seite stellte, sogar mein Freund stellte das irritiert fest. Ende vom Lied: sie bot ihm an, weiter zu ihr zu kommen, mit mir wolle sie erst wieder arbeiten, wenn ich verstanden hätte, dass man alles was der andere sagt, so hinnehmen soll ohne Zweifel. Denn wo kein Vertrauen, da keine Beziehung. Grundsätzlich richtig, nur was macht man, wenn der andere gar nicht die Wahrheit sagt und der Therapeutin was vorlügt? Also wirklich Tatsachen leugnet oder verdreht...
Ich habe danach alles Vertrauen in eine Therapie verloren.
Jetzt, 2 Jahre später habe ich mir doch eine Therapeutin gesucht, bin fündig geworden und merke richtig, wie gut ich vorankomme, weil die Frau einfach fähig ist und sich nichts vormachen lässt... Mein Freund geht selbst auch seit kurzem zu einem Psychologen.

Keine Ahnung was die dort reden, ich hoffe nur, dass der genauso tauglich ist, wie meine.
Vielleicht fällt es ihm leichter, die Wahrheit zu sagen, wenn ich nicht dabei bin.

Nur soviel zu meiner Geschichte mit Therapie. Es liegt oft einfach manchmal am Therapeuten. da kann man einen ganz schönen Griff ins Klo tun. Wenn der noch nie mit einem passiv-aggressiven Menschen zu tun hatte, kann der da auch nicht helfen.

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