Kontaktabbruch zum nicht-leiblichen Vater?

Hallo,

ich entschuldige mich gleich im Voraus für die lange Geschichte...

Mein Ex-Freund (38) und ich (32) haben uns nach 6 Jahren Beziehung vor nunmehr anderthalb Jahren getrennt. Ein Grund dafür war, dass ich nach einer langen Zeit des Versuchens und Verdrängens festgestellt habe, dass wir nicht gut zueinander passen und dass ich in dieser Beziehung nicht glücklich bin. Ein anderer Grund, der unsere Beziehung zu diesem Zeitpunkt stark belastet hat, ist, dass mein Ex-Freund nicht der leibliche Vater meiner Tochter (fast 3) ist.

Unsere Beziehung war von Anfang an sehr kompliziert. Unsere Ansichten über Partnerschaft und das Leben im Allgemeinen haben sich so sehr unterschieden, dass weder er noch ich wirklich zufrieden miteinander leben konnten. Leider waren wir beide nicht mutig oder konsequent genug, die Beziehung zu beenden und sind trotz der Konflikte weiter zusammen geblieben. Ich habe mich dann in einen anderen Mann verliebt und bin schwanger geworden. Da die Beziehung zu meinem Ex-Freund zu diesem Zeitpunkt noch nicht beendet war, ist nicht klar gewesen, wer der Vater ist. Beide Männer wussten davon - die Schwangerschaft war emotional ein ganz schönes Chaos... Aber das ist eine andere Geschichte.

Nach der Entbindung haben wir einen Vaterschaftstest gemacht und es hat sich herausgestellt, dass mein Ex-Freund nicht der Vater ist. Nach einigen Wochen, die ich mit dem Baby bei meinen Eltern verbracht habe, ist mein Ex-Freund dann auf mich zugekommen und hat mir gesagt, dass er sich dennoch als Vater fühlt und sich wünscht, dass wir als Familie zusammenleben. Da uns die gemeinsam erlebte Geburt wieder näher zusammengebracht hat, war das auch mein Wunsch und so haben wir es versucht. Leider stellte sich nach einiger Zeit heraus, dass die Umstände der Vaterschaft und die damit verbundenen Schwierigkeiten eine zu große Belastung waren und so haben wir uns schließlich getrennt. Für meine Tochter ist er bis heute der Papa geblieben, wir haben eine - aus meiner Sicht - ganz gute Umgangsregelung gefunden und er kümmert sich regelmäßig um sie.

Der leibliche Vater meiner Tochter hat die Vaterschaft offiziell anerkannt. Er zahlt monatlich Unterhalt und versucht, sie regelmäßig zu besuchen. Er lebt nicht in Deutschland, kommt jedoch alle 3 bis 4 Monate zu Besuch. Mehr ist aus zeitlichen und finanziellen Gründen leider nicht möglich. Meine Tochter und er verstehen sich sehr gut. Allerdings weiß sie (noch) nichts davon, dass er ihr Vater ist. Sie spricht ihn mit dem Vornamen an. Bisher fand ich sie noch zu klein, ihr das alles zu erklären. Ich denke aber, dass ich vielleicht demnächst einmal versuchen sollte, vorsichtig mit ihr darüber zu sprechen. Ich möchte kein Geheimnis daraus machen, denn es ist ja wichtig für ein Kind, seine Wurzeln zu kennen und auch wenn sie jetzt noch nicht alles versteht, wird es später wichtig und richtig sein, dass diese Dinge irgendwie schon immer klar gewesen sind.

So. Das war alles Vorgeschichte - jetzt zum eigentlichen Problem...

Mein Ex-Freund hat seit einigen Monaten eine neue Beziehung. Obwohl die Trennung damals von mir ausging und ich ihm von Herzen wünsche, dass er glücklich ist, fällt es mir sehr schwer, mich an den Gedanken zu gewöhnen. Ich habe jedoch keinerlei Rachegefühle ihm gegenüber. Dennoch denke ich seit einiger Zeit darüber nach, den Kontakt zu meinem Ex-Freund abzubrechen, da sich unser Verhältnis zueinander zu einer „unendlichen Geschichte“ entwickelt, die mir zunehmen die Kraft raubt. Trotz seiner neuen Beziehung sucht er - von der Betreuung meiner Tochter abgesehen - immer wieder intensiven (auch sexuellen) Kontakt zu mir, versucht, die alten Gefühle wiederzubeleben und sich zu vergewissern, dass ich auch bloß keine neue Beziehung eingehe. Mich macht das fertig, da ich einerseits noch sehr starke Gefühle für ihn habe, andererseits aber auch die Aussichtslosigkeit dieser Geschichte sehe, zumal er nicht daran denkt, seine derzeitige Beziehung zu beenden. Ich merke nun seit einigen Monaten, dass er immer noch so präsent in meinem Leben ist, als dass ich überhaupt eine Möglichkeit hätte, mich von ihm zu lösen.

Ich wünschte, ich könnte es mit mir vereinbaren, ihm den Kontakt zu meiner Tochter zu untersagen – für mich wäre das echt das Beste, denn ich würde am liebsten überhaupt nichts mehr von ihm hören und sehen. Aber um mich geht es ja nicht in erster Linie und irgendwie glaube ich eben immer noch, dass meine Tochter ihn als männliche Bezugsperson braucht. Ich will ihn ihr nicht einfach so wegnehmen. Ich frage mich jedoch immer häufiger, ob es nicht möglich ist, dass mein Ex-Freund meine Tochter nur dazu benutzt, den Kontakt zu mir nicht zu verlieren.

Und wie wird sich das Ganze gestalten, wenn er (eventuell) mit seiner neuen Freundin eine Familie gründen möchte? Welchen Platz könnte meine Tochter da einnehmen? Ich frage mich, ob es nicht besser ist, den Kontakt lieber sofort abzubrechen, bevor er noch intensiver und von ihr bewusster wahrgenommen wird und die Enttäuschung am Ende viel größer ist.

Ich bin mir so unsicher...

Gibt es hier vielleicht jemanden, der Erfahrung mit einer solchen oder einer ähnlichen Situation hat?

Ich brauche dringend einen Ratschlag!

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Hallo Miss Spoonmann, eine sehr verfahrene Situation. Erfahrungen habe ich da keine, aber eine Meinung.
Am Anfang deiner Geschichte dachte ich, Alles prima. Deine Tochter hat Kontakt zum (für sie) Vater und zum Erzeuger. Aber nachdem ich den zweiten Teil gelesen habe, meine ich du solltest den Kontakt zum Exfeund abbrechen oder zumindest sehr einschränken. Er tut dir nicht gut, und ich glaube deiner Tochter auf Dauer auch nicht.
Du schreibst selber:
"Und wie wird sich das Ganze gestalten, wenn er (eventuell) mit seiner neuen Freundin eine Familie gründen möchte? Welchen Platz könnte meine Tochter da einnehmen? "
Versuch ihr vorsichtig zu erklären, dass sie ihren Papi vorläufig nicht mehr sieht. Wird schwer sein, sie wird traurig sein, aber was ist wenn es etwas später Probleme gibt, z.B. mit seiner neuen Freundin?

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Vielen Dank für deine Meinung! Du hast Recht, im Grunde ist alles prima. Sicherlich um Einiges unkomplizierter als in vielen anderen Trennungsgeschichten. Das Problem an meiner Geschichte ist allerdings in der Tat, dass ich den Kontakt zu meinem Ex-Freund meiner Tochter zuliebe aufrecht erhalte und dabei selbst nicht gut wegkomme.

Bisher habe ich die Situation immer nur im Hier und Jetzt bewertet, da ich meiner Tochter ihren Papa nicht aufgrund irgendwelcher Eventualitäten vorenthalten wollte. Mittlerweile werden jedoch ebensolche Fragen wie: "was ist wenn es etwas später Probleme gibt, z.B. mit seiner neuen Freundin?" relevanter. Ich mag mir nicht ausmalen, wie ich ihr erklären sollte, dass sie nicht mehr zum Papa kann, weil dessen neue Freundin dies nicht möchte...

Oder auch: Für den Fall, dass ich jemanden kennenlerne und eine neue Beziehung eingehen wollte. Welchen Platz könnte der zwischen zwei bereits vorhandenen Vätern einnehmen? Und in welche Loyalitätskonflikte würde meine Tochter kommen? (Und dabei gehe ich nicht einmal davon aus, dass sie einen neuen Partner an meiner Seite als "neuen" Papa verstehen sollte... - schließlich hat sie schon zwei...)

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Hallo

Ich kann dein Dilemma vestehen.Du möchtest einfach nicht das dein Kind (sie war ihn ja als "Vater" gewohnt) unter dem Kontaktabbruch leidet.

Nüchtern betrachtet wenn ich mir das so durchlese hätte ich den Kontakt zu ihm schon lange abgebrochen.Was will er denn...Sex,Kontrolle über dein Leben das ihn mit verlaub NICHTS mehr angeht und du lässt dich auf dieses Spiel ein,bist Kreuz unglücklich dabei.Meinst du nicht das du auch ein Recht auf Glück hast,ein Recht darauf von einem Mann aufrichtig geliebt zu werden ?

Deine Kleine wird den "Verlust" sicherlich verwinden,denn allein deine geschriebenen Zeilen zeigen,wie sehr du sie beschützen möchtest,ihr Enttäuschungen ersparen willst.

Zieh einen Strich unter das Kapitel.Er soll mit seiner neuen Partnerin glücklich werden (weiß sie eigentlich das er dir immer noch nach steigt?)

lg

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Ich freue mich über deine Antwort.

Das Wohlergehen meiner Tochter hat für mich wirklich oberste Priorität. Ich habe den Kontakt zu meinem Ex-Freund auch aus dem Grund gehalten, weil ich meiner Tochter wenn schon kein intaktes typisch-familiäres, so doch ein stabiles Umfeld bieten wollte. Nur frage ich mich in letzter Zeit desöfteren, ob die momentane Situation tatsächlich dazu beiträgt, dass sie sich zu einem emotional gefestigten Menschen entwickeln kann.

Wäre es nicht besser für sie, wenn sie eine Mutter hätte, die glücklich und entspannt ist, weil sie sich nicht mehr permanent an den immer gleichen Dingen aufreibt...?

Eigentlich weiß ich ja die Antwort...

Dennoch ist da auch noch mein Empfinden moralischer Verantwortung meinem Ex-Freund gegenüber. Ich war bisher der Meinung, ich dürfte ihm den Kontakt nicht verbieten, da er sich doch als Vater fühlt und meine Tochter liebt. Er sorgt auch gut für sie. Ich kann ihm, was sie betrifft, nichts vorwerfen.

Aber deine Frage ist berechtigt: "Was will er denn"? Ich habe keine Ahnung. Kontrolle über mein Leben ist mit Sicherheit etwas, das er möchte. Wollte er schon immer. Sex ist möglicherweise ein ihm angenehmes Nebenprodukt. Ich könnte mir vorstellen, dass er sich einfach ein Hintertürchen offen lassen will, die neue Beziehung "testet" und auskostet, und wenn es nicht funktionieren sollte (aber WIE sollte es denn auch funktionieren, wenn er überhaupt nicht richtig dabei ist?), hat er ja immer noch seine "Familie", die ihn bestimmt mit offenen Armen empfängt. Denkt er vielleicht. Keine Ahnung...

(Ich bin seiner Neuen noch nicht begegnet. Wenn er es ihr nicht selbst erzählt hat (und warum sollte er das wohl tun?), gehe ich also davon aus, dass sie nicht weiß, wie er sich mir gegenüber verhält und äußert...)

Liebe Grüße!

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Moin ;-)

>>Nur frage ich mich in letzter Zeit desöfteren, ob die momentane Situation tatsächlich dazu beiträgt, dass sie sich zu einem emotional gefestigten Menschen entwickeln kann. <<

Nein,ganz im Gegenteil.Kinder sind nicht "blöd" und vorallem kleine Kinder haben sehr feine Antennen hierfür.Sie spürt im Grunde das du mit der Situation unglücklich bist,kann es aber nicht einordnen weil du ihr die "heile Welt" erhalten willst.Ich denke das st nicht richtig denn auch kleine Kinder möchten kKarheit.

Dein Ex nutzt im Grunde deine Unsicherheit aus,zu seinem Vorteil natürlich denn er weiß das dein Kind oberste Priorität hat und du nie etwas tun würdest was dein kind verletzen oder aus der Bahn werfen könnte.Genau mit diesem Verhalten aber verunsicherst du dein Kind,"Papa" ist da aber irgendwie doch nicht,verstehst du wie ich meine?Er kommt immer wieder über das Kind an dich ran,ein Teufelskreis den du schleunigst unterbrechen solltest.

lg

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Da deine Kleine meint er sei der Papa, wäre es furchtbar wenn du den Kontakt abbrichst. Dein Ex sollte sich bewusst werden das Kontakt nur besteht wegen der Kleinen.

Und du musst Ihm deutlich die Grenzen zeigen. Ich würde fast sagen such dir profesionelle Hilfe damit du es endlich verarbeiten kannst, und abschliessen um den Kontakt für dein Kind aufrecht zu erhalten.

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>> Da deine Kleine meint er sei der Papa, wäre es furchtbar wenn du den Kontakt abbrichst.

Ja, das war auch (und ist noch) meine Meinung. Das Problem ist halt nur, dass mir die Situation - ihn zu sehen, mit ihm Dinge zu besprechen, dieser permanente Kontakt eben - emotional so zusetzt. Dass es mein gesamtes Denken und Fühlen regelrecht beherrscht. Nach anderthalb Jahren Trennung!!! Versuche ich, distanziert zu sein, macht er mir einerseits ein schlechtes Gewissen und andererseits fühlt sich diese Distanz auch nicht echt für mich an, da ich ihn eben eigentlich noch so mag. Bin ich aber so, wie ich mich ihm gegenüber fühle - freundlich, ihm zugewandt - fühlt er sich gleich veranlasst, mich beim Abschied zu umarmen, mich an den Hals zu küssen und mir an den Po zu fassen. Ich hasse ihn dafür, weil mir das Herzklopfen macht, weil es mich traurig macht, weil es mich wütend macht. Sage ich ihm, er möchte das lassen, lacht er und geht... Ich weiß, es ist ein Spiel von ihm.

Dein Vorschlag mit der professionellen Hilfe ist gut. Scheinbar bin ich jedoch beratungsresistent... Gehe seit Monaten immer wieder zu einer Therapeutin und spreche mit ihr über genau diese Dinge. Wenn ich von ihr komme, geht es mir super, fühle ich mich superstark, empfinde, wie ich es möchte... Und es dauert keine drei Wochen, da fängt das Spiel von vorne an...

Ich habe keine Ahnung, warum das ist...

Viele Grüße.

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Das machen viele Eltern durch, das sie den Kontakt eigentlich nicht haben wollen aber für die Kinder müssen. Ist sicher schwer aber man sollte da an das Wohl des Kindes denken.

Oder Ihr macht es so das ein anderer dein Kind übergibt und übernimmt, erstmal.

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Was für ein Durcheinander.
Warum kannst du nicht einmal zusammen mit deinem Ex reden und ihm sagen, dass du möchtest, dass er sich langsam aus dem Leben deiner Tochter heraushält und dass du verlangst, dass er sich komplett aus deinem heraushält.
Er ist zwar nicht der leibliche Vater deiner Tochter, aber er ist derjenige, den deine Tochter als ihren Vater kennt. Und damit solltest du ganz dringend anfangen, deiner Tochter zu erklären, wer ihr Papa ist. Denn, wenn dein Ex nicht mitspielt hat er durchaus ein Besuchsrecht, da er eben eine wichtige Bezugsperson für deine Tochter ist. Und da solltest du ansetzen und das ändern.

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>> Warum kannst du nicht einmal zusammen mit deinem Ex reden und ihm sagen, dass du möchtest, dass er sich langsam aus dem Leben deiner Tochter heraushält

... weil ich mir selbst eben noch gar nicht sicher bin, ob ich das überhaupt möchte. Er ist eine wichtige Bezugsperson für sie. Ich bin unsicher, ob das wirklich der richtige Weg ist.

>> und dass du verlangst, dass er sich komplett aus deinem heraushält.

Das habe ich bereits getan. Aber durch meine eigene Inkonsequenz (s.o.) lade ich ihn ja geradezu ein, sich immer wieder in meinem Leben breitzumachen.

>> damit solltest du ganz dringend anfangen, deiner Tochter zu erklären, wer ihr Papa ist.

Das habe ich auch vor. Allerdings weiß ich noch nicht recht, wie ich es anfangen soll. Ich möchte eben auch nicht so ein Chaos in ihr anrichten. Ich kann auf keinen Fall den Kontakt zu ihrem (nicht-leiblichen) Papa abbrechen und ihr dann erzählen, dass sie einen anderen Papa hat (den sie ja schon kennt, aber eben nicht als "Papa"). Sie wird das alles definitiv ganz bald kindgerecht verpackt erfahren. Aber das löst noch nicht die Frage "Kontaktabbruch - ja oder nein".

>> Denn, wenn dein Ex nicht mitspielt hat er durchaus ein Besuchsrecht, da er eben eine wichtige Bezugsperson für deine Tochter ist. Und da solltest du ansetzen und das ändern

Warum glaubst du, dass ich das ändern sollte? Du schreibst ja selbst, dass er eine wichtige Bezugsperson für meine Tochter ist. Das ist ja genau der Punkt! Mit welchem (moralischen) Recht könnte ich denn jetzt hergehen und sagen: "Ich will ihn nicht mehr sehen und deswegen darf mein Kind auch nicht."

LG