Kinderwunsch, aber Angst vor dem nächsten Schritt

Liebes Forum,

ich lese schon eine Weile still mit und hoffe nun auf ein paar Tipps, da es sicher vielen so geht wie mir.

Ich bin 30, verheiratet und habe einen unbefristeten Job. Das wir Kinder wollen, war für meinen Mann und mich eigentlich schon immer klar. Bisher wurde es aber nie konkret, da wir erst unser Studium beenden und erste Erfahrung im Job sammeln wollten. Auch fühlte ich mich irgendwie noch nicht bereit dazu, mein Leben komplett auf den Kopf zu stellen.

Seit einigen Monaten ist das Thema wieder auf dem Tisch und nimmt langsam sehr konkrete Züge an. Wir haben insbesondere geschaut, wie unsere berufliche Planung für die nächsten Jahre aussieht und was wir noch "abhaken" wollen, bevor es mit dem Üben losgehen soll. Zwar wird unser berufliches Leben in den nächsten 3-4 Jahren nochmal sehr unübersichtlich und eigentlich wäre es von Vorteil größtmögliche Flexibilität zu haben, aber da ich nicht erst mit Mitte 30 das erste Kind möchte, haben wir uns entschieden ab Januar 2022 zu starten.

Seitdem wir es entschieden haben, geht es mir nicht mehr aus dem Kopf. Einerseits freue ich mich sehr auf ein Kind und möchte am liebsten direkt loslegen und nicht mehr warten. Ich werde richtig ungeduldig bei dem Gedanken, nicht jetzt schon anfangen zu können.
Gleichzeitig habe ich totale Angst davor, was es mit mir, der Beziehung, meinem Job und allgemein meinem Leben macht. In solchen Momenten frage ich mich, ob es nicht besser wäre noch 3-4 Jahre zu warten, bis sich unsere berufliche Situation beruhigt hat und alles irgendwie gefestigter ist.

Wie geht ihr mit solchen Ängsten um? Mir ist klar, dass es nicht den perfekten Moment gibt. Trotzdem macht mich dieses auf und ab zwischen "am liebsten jetzt schon" und "vielleicht lieber in 3-4 Jahren" total fertig.

Liebe Grüße
Lilo

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Hallo Lilo,

Ich kann dich gut verstehen. Ich habe mit meinem Freund auch viel hin und her überlegt, und im Endeffekt hatten wir uns dann darauf geeinigt, dass ich noch einen Karriereschritt mitnehme und wir dann heiraten und loslegen.
Die Beförderung kam dann schon letzten Herbst :-) und nachdem unsere Hochzeit diesen Sommer durch Corona etwas kleiner ausfällt haben wir dann ab Februar schon die Verhütung(Kupferspirale) weggelassen. Ich hatte fest damit gerechnet, dass ich im Sommer schwanger heirate, aber bis jetzt hat es noch nicht geklappt (bin 32).

Was will ich damit sagen, ich bin froh, dass wir es doch früher probiert haben, es läuft nicht immer alles nach Plan. Gleichzeitig läuft es im Job ja auch nicht immer so linear. Daher würde ich es einfach entspannt drauf anlegen. Und wenn du früher schon Lust hast, dann ändert euren Plan spontan. Du kannst auch frühzeitig anfangen Folsäure etc zu nehmen und deinen Impfstatus checken lassen, dann fühlt man sich nicht so untätig.

Kinder ist halt ein unplanbares Thema, ein Abenteuer auf das man sich einlassen muss. Klar hat man da auch mal Angst, ich vertraue drauf "am Ende wird alles gut und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende" :-)

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Ich bin zwar schon 35 und bei mir ist beruflich alles prima. Trotzdem überfällt mich immer wieder die Panik was ich mir gerade antun und ob ich das alles packe... Ich glaube das ist das normale Wechselbad der Gefühle während des Kinderwunsches. Was ich sehr wichtig finde ist einen geregelten, sicheren Job zu haben um während der Elternzeit Elterngeld zu bekommen und nach der Elternzeit wieder einsteigen zu können. Ich hatte Freundinnen die nach dem Studium direkt schwanger wurden und danach nie in ihrem studierten Fach einen Job gefunden haben. Ansonsten gibt es glaube ich nicht den perfekten Zeitpunkt fürs Kinderkriegen ;-)

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Hallo Lilo,
ich kann genau verstehen wie es dir geht! Ich mache genau das gleiche durch. Diese abwechselnden Phasen von bitte sofort schwanger sein und ohje tue ich echt das richtige, lassen mich immer wieder daran zweifeln ob ich überhaupt Kinder bekommen soll. Das ist nämlich nicht sehr erwachsen.
Mich beruhigt nur, dass alle Mütter im meinem Umfeld, die nicht ungeplant schwanger geworden sind, das gleiche durchgemacht haben. Anscheinend gehört das dazu?
Was ich noch sagen will: Klar, ein geregeltes Leben mit einem Job, in dem nicht unvorhergesehnes passiert, beruhigt einen. Ist aber keine Garantie für ein harmonisches Familienleben. Andersherum ist ein Horroralltag nicht vorprogrammiert, wenn mal im Job etwas nicht so rund läuft. Ich kenne Familien mit dem konservativen Modell im öffentlichen Dienst, die auf mich einen unglücklicheren Eindruck machen, als meine alleinerziehende Freundin, die noch ihre Ausbildung macht.
Es ist schön, wenn die äußerem Umstände passen (was auch immer das bedeuten soll). Andererseits stellt man sich dann unter Druck, falls einem mal nicht die Sonne aus dem Arsch scheint. Dann kommen Fragen wie warum bin ich nicht glücklich, es ist doch alles so wie es sein soll.
Viel schöner finde ich es, wenn man glücklich ist, obwohl man nicht das Instagramtaugliche Leben führt.
Alles Gute

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Ich fühle mich total angesprochen von deinem Text!
In dem einen Moment denke ich "hoffentlich hat es diesen Monat geklappt" und im nächsten Moment denke ich "ist es das, was ich wirklich, wirklich möchte"?
Vor allem wenn ich trotzige Kleinkinder sehe, bin ich abgeschreckt - nicht sehr erwachsen von mir, ich weiss.
Bei uns ist es sogar soweit, dass wir in ärztlicher Behandlung sind, weil es bisher nicht geklappt hat. Manchmal bin ich mit Einsetzen der Mens traurig und insgeheim irgendwie froh, dass ich noch (!) nicht diese Verantwortung für ein kleines Wesen tragen muss. Ein bisschen abergläubig bin ich und denke, dass ich wegen diesen zwiespältigen Gedanken noch nicht schwanger geworden bin. Auf der anderen Seite rede ich mir ein, dass ein Leben ohne Kind auch schön sein kann.

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