5 Jahre Kinderwunsch unerfüllt - meine kleine Geschichte als Hoffnungsmacher

Liebe Mädels mit unerfülltem Kinderwunsch!

Ich habe jahrelang ganze Nächte im Internet (allem voran in urbia.de) damit verbracht Antwort, Trost und Hoffnung bezüglich unseres aktuell unerfüllten Kinderwunsches zu finden.

Nie hatten wir verhütet, wir haben einander immer regelmässig doch frei geliebt, unsere erste und einzige Tochter anno nach sage und schreibe nur 2 Monaten (auf Wunsch!) empfangen - und danach 5 Jahre lang nicht einmal einen positiven Schwangerschaftstest gehabt.
Beide Kerngesund, Eisprung mit UH beobachten lassen, jedes mal mit Freude, wenn auch auf Kommando gehibbelt, trotzdem nichts...

Bis ich Mitte Januar dieses Jahres mir eingestehen wollte, dass wir wohl eine Ein-Kind-Familie bleiben werden (denn Künstliche Befruchtung haben wir ausgeschlossen).
Ich wollte mich damit abfinden, aber es ging einfach nicht. Es war als ob ich mit Aufgeben meiner Hoffnung mein zweites Kind geradewegs töten würde. Ich bin in eine ganz tiefe Depression gefallen, konnte an manchen Tagen wegen ausgeweinten Augen nicht am Arbeitsplatz erscheinen.
Es war als wäre mein Leben mit voller Wucht gegen eine Wand gefahren - obwohl ich schon eine gesunde Tochter und einen liebenden Mann hatte, ein eigenes Familienhaus und einen tollen Arbeitsplatz - ich verstand mich selbst nicht. Und schon garnicht, was der Grund für den unerfüllten Kinderwunsch sein konnte.

Heute glaube ich es zu wissen, und ich möchte diesen Gedanken mit anderen Kinderwunsch-Mädels teilen. Vielleicht hilft es Euch weiter?

Kleinkindheit neben "alleinerziehender", bewegungskranker und dauerdepressiven Mutter, unter Hartz-IV Bedingungen in frostkalter Untermiete verbracht. Ständige Umzüge, immer alleine und verarmt. Kinderarbeit ab 12, eigener Haushalt ab17, Mutter krebskrank, langfristig pflegebedürftig, Ausbruchwille meinerseits, finanzkalkulationen, Ganzzeitarbeit neben 2 Unis, und immer das Ziel vor Augen, all die tollen Dinge zu erreichen, die einem Durchschnittsbürger meiner Meinung nach zustehen: Gesundheit, Familie, Freunde, Zuhause, sicheres Einkommen.

Ich war es von kleinauf gewohnt die Zähne zusammenzubeissen, spartanisch zu leben und immer darauf bedacht zu sein alles so gut zu machen wie nur geht. "Augen zu und durch" war mein Motto, das mich so oft aus der Patsche half. Und dabei bin ich innerlichst geblieben.

Ich hatte vergessen diese Strategie abzulegen, zu erkennen, dass ich mich inzwischen nicht mehr verkrampfen muss, dass ich auch 'nein' sagen darf und meine 5 Jahre alte Tochter ab-und-zu auch mal ohne Gutenachtgeschichte ins Bett schicken kann, und dass mein Mann es mir nicht übel nimmt, wenn ich ihn einmal bitte mir einen Kakao zu machen.

Im Januar dieses Jahres war alles so egal geworden. Ich war schon so leer, dass ich keine Freude und keine Liebe mehr empfunden habe. Da dachte ich mir: ist doch sowieso schon alles egal, ich kann sowieso nicht mehr.

Bevor ich krepiere und sowieso alles ruiniere, nehme ich mir noch soviel ich kann. 2 Tafeln megagrosse Milkaschoko am Tag. Statt Vitamintabletten unmengen an Fast Food. Kein Bock zum Aufstehen? Macht nichts. Ausrede-SMS an Chef, Mann zum Frühstückmachen aktiviert, ganzen Tag lang geheult - darf ich doch! Wer verbietet es mir? Mein Gewissen? Wer sonst? Mein Mann war schockiert und sprachlos, die Kleine auf Distanz gehalten. Ich habe mir praktisch frei genommen von meinem selbst aufgebautem, so lange ersehntem Leben. Habe mir alles gekauft und alles gegessen was ich nur mochte, bin durch die Gegend geschlendert, habe immer gerade jene Richtung gewählt, die mich anzog, und Abends war -nichts- auf dem Tisch. Die Wohnung war eine einzige Katastrophe. Telefone von Freunde wurden nur dann beantwortet, wenn ich gerade Lust dazu hatte. Alles war egal, eins zählte. Jeweils die Antwort auf die Frage: wozu habe ich jetzt gerade Lust?

Mitte März hatte ich auf einmal einen positiven Test in der Hand. Toll, dachte ich, jetzt wissen wir wenigstens, dass es noch klappen kann. Herzrasen, Herzpochen, Panikattacken, nicht enden wollende Schlaflosigkeit in den ersten Wochen - unmöglich dass das ein Embrio überlebt... und doch :) Alles vorbei. Ich bin nun schon in der 23. Schwangerschaftswoche :D !

Ohne meinem Mann, einen so tollen Chef und ohne Freunde die nicht stutzig werden, nur weil ich mal nein sage, wäre das nicht möglich gewesen. Ich weiss das. Aber, ich bin mir sicher, hier gibt es viele Kinderwunsch-Mädels, die keine Erklärung dafür erhalten, warum sie kein Leben schenken können/dürfen. Vielleicht habt ihr nichts mehr zu geben?
Nicht weil ihr zu schlecht dazu seid - sondern weil ihr zu leer dazu seid...

Selbstverwöhnen, weinen, wieder die Liebe zu sich selbst finden, zu anderen nein sagen können.

Ich habe noch immer Angst dass etwas doch noch schief geht. 15 Jahre lang mit der Mutter einsam Dauergast auf der Onkologie - und am Ende war sie tot. Da denkt man halt, das Dinge nicht positiv ausgehen können.

Manchmal denkt man zu viel und sollte anstatt dessen lieber mal die Ansichten und die Lebensstrategie ändern.

Danke dass ihr mich gelesen habt! Hoffentlich habt ihr auch was davon :) !

1

Ganz Recht, man kann nicht auf Dauer nur geben und geben. Hin und wieder muss man auch auf sich selbst Acht geben und sich gut tun, auch das ist eine Verantwortung.
Alles Gute und schön dass du durchs Loslassen, empfangen konntest.;-)#blume#sonne
Gute Nacht

2

wow, was für eine Geschichte. Ich wünsche dir alles alles Gute und genieße deine SS #herzlich

3

#liebdrueck

Ich wünsche dir das allerbeste. #herzlich

4

lovely24, .butterfly. und wolko,
vielen Dank für die freundlichen Worte :-)