Keine Menschenseele für mich da

Hallo ihr Lieben,
Eigentlich wollte ich mich ja nicht einfach so öffentlich ausweinen, aber es gibt einfach
niemandem, bei dem ich es machen könnte.

Mein Problem ist, dass ich keine einzige Freundin habe, wirklich niemandem.
Wenn jetzt irgendetwas wäre, da ist niemand, den ich anrufen könnte.

Familie habe ich keine mehr, das waren leider alles sehr schlechte Menschen,

Kriminelle, Pädophile und Co, mit denen möchte ich nichts mehr zu tun haben und
habe es auch nicht mehr.
Ich bin jetzt 29 Jahre alt, lebe in einer kleinen Stadt und habe nur mich selbst.

Die letzten Freundschaften, wenn ich das überhaupt so bezeichnen kann, zerbrachen
eigentlich immer daran, dass ich den Kontakt gesucht habe, aber die anderen irgendwann
keine Lust mehr hatten.
Ich war immer gut genug um bei einem Umzug zu helfen, beim Tapezieren, zum Geld
leihen (ohne es je zurück zu zahlen), um bei mir zu übernachten und sich durchzufuttern,
sich bekochen zu lassen und danach direkt wieder zu fahren und natürlich, sicher
kennen es viele; der gute, alte Kummerkasten.
Ich bin immer da. Ich gehe auch nachts ans Telefon, verlasse nicht mehr das Haus,
weil ich ja gesagt habe, ich bin jederzeit für dich da, du brauchst nur anrufen.
Ich stelle mich komplett zurück und gebe mich ganz auf. Für andere. Für Menschen,
denen ich einfach egal bin.
Das weiß ich und ich habe damit schon vor einigen Jahren aufgehört. Ausreden erfunden.
Der Rücken tut weh, ich kann dir nicht beim Umzug helfen -> Resultat: Die Leute waren weg.
Ich kann Nachts nicht ans Telefon gehen, das ist kaputt (Stecker rausziehen) -> Resultat: Man hasst mich und verbreitet gerüchte.
Und so weiter.

Seit etwa fünf Jahren habe ich wirklich gar keinen mehr und eigentlich ging es mir
ganz gut damit. Man gewöhnt sich daran, dass niemand anruft, wenn man Geburtstag hat (das letzte mal hat mir jemand gratuliert, als ich fünfzehn wurde ...). Zu Weihnachten
ist niemand da, an Silvester sitze ich vor dem Fernseher und schaue anderen beim
feiern zu. Das sind natürlich Momente, in denen es richtig weh tut und ich mich frage,
warum ich alleine bin.
Muss man wirklich ein Arschloch sein, damit man gemocht wird?

Jetzt habe ich es aber doch zugelassen und mich (online) mit einigen angefreundet.
Man telefoniert, schreibt viel miteinander. Aber auch hier bröseln die Menschen nur
so weg, so schnell kann ich manchmal gar nicht gucken.

Zuletzt hatte ich mich mit einer angefreundet, wir verstanden uns super, da habe ich
wirklich geglaubt, wir seien echte Freundinnen. Sie bezeichnete mich auch so und
sagte mir immer wieder wie froh sie ist, endlich mal eine nette und liebe Freundin
gefunden zu haben. Wir wollten uns treffen, aber sie kam nicht. Angeblich hatte
sie nie gesagt, dass wir uns treffen wollen. Das ging eine Weile so, immer hin und her.
Das ganze spitzte sich zu, als ich sie heulend anrief, weil jemand gestorben war und
sie meinte, ich sei ihr zu emotional. Anstatt mich zu trösten oder nur zuzuhören,
schnauzte sie mich nur an und machte mich nieder, war genervt.
Ich meinte noch, ich weiß ja dann, woran ich bin und habe danach "Die Frechheit"
besessen (ihre Worte), sie bei FB zu entfreunden. Warum sollte ich sie in meiner
Kontaktliste lassen, nach so einem Telefonat?

Online habe ich doch ein paar Menschen gefunden, die mir ans Herz gewachsen sind.
Obwohl ich das nicht wollte.
Die letzten drei Monate war ich jetzt für eine "Freundin" da. Habe ihr Sachen per
Post geschickt, da sie am anderen Ende Deutschlands wohnt, um sie aufzuheitern,
da ihre Zwillingsschwester gestorben ist. War immer für sie am Telefon da, habe
sogar Sachen geregelt, so gut es ging. So übers Internet.
Und gestern ... ging es mir wirklich schlecht. Ich habe versucht sie anzurufen.
Nichts. Ich schrieb ihr per Handy, sie sah meine Nachrichten und sah auch, dass es
mir schlecht ging. Aber sie reagierte nicht.
Stattdessen sehe ich, dass sie online ständig irgendwelche Sachen postet und es ihr
scheinbar gerade verdammt gut geht, sich amüsiert.
Aber ich bin egal.

Ich bin einfach mal wieder egal.

Und Parallel dazu schreibt mir eine andere Freundin (die tatsächlich vor einer Woche
mal hier war), dass sie gerade mit Freundinnen weggeht. Feiern.
Und ich sitze hier und würde so gerne mitgehen ... oder zumindest gefragt werden.
Stattdessen bekomme ich Partyfotos zugeschickt, während ich hier sitze und
Torte esse. Und Eis. Und Schokolade.
Und eigentlich nichts lieber tun würde, als vor den nächsten Zug zu springen.

Ich meine, ich bin doch noch jung. Ich bin freundlich, höflich, Klug, ich seh jetzt noch

nicht einmal so schlimm aus (nur etwas zu dick, obwohl das für viele scheinbar ein
Grund ist mich zu meiden). Ich fahre gern Rad, liebe Sport und Koche gern (sogar gesund!)
Nur an solchen Tagen könnte ich mir eine Schokoladeninfusion legen ...

Eigentlich will ich keine Freundinnen mehr. Keinen Partner.
Das Vertrauen ist einfach kaputt. Sobald ich jemand neues kennenlerne, sehe ich
bereits das Ende. Das wird doch eh nichts.
Dennoch bin ich nett. Die Menschen mögen mich, wollen unbedingt mit mir befreundet sein und dann geht es auch schon Bergab.

Und ich falle und falle ... und falle.
Es sterben jeden Tag so viele Menschen, die eine Familie hatten. Freunde.
Einen Partner. Kinder!

Und ich sitze hier und lebe. Das ist irgendwie nicht fair.
Was, verdammt noch mal, ist meine Aufgabe hier auf der Welt?
Den lebenden Kummerkasten spielen? Luft verbrauchen?
Ich würde es wirklich gerne wissen.
Denn ich habe noch gut dreissig oder vierzig Jahre vor mir ...

1

Also du klingst sehr verzweifelt. Ich habe auch wenig freunde, aber voel familie, deswegen fällt es mir leicht, darauf zu verzichten. Was denkst du, woran deine situation liegen könnte? Klammerst du vielleicht? Wirst du schnell aufdringlich? Am besten wäre, du suchst dir erst mal eine selbsthilfegruppe und einen sportverein. Du brauchst dringend mehr selbstvertauen. Das hilft dir weiter und du wirkst nach außen stärker und strahlst sicherheit aus. Das finden nicht nur männer attraktiv. Du kannst dich gerne per pn bei mir melden, wenn du willst. Würde auch gerne wissen, wo du wohnst. Bei fb bin ich gar nicht.

2

Hey : )
Nun, ich denke, ich bin zu nett. Ich verhalte mich eigentlich wie Serienfiguren einer
Sitcom. Ich bin immer da, wenn jemand anruf und verhalte mich so, wie die breite
Masse es von einer Freundin erwartet. Aber irgendwie verhalten sich alle anderen
nicht so und das ist doch insgesammt sehr einseitig.

Selbstbewusst bin ich, das strahle ich auch aus.
Vielleicht klammere ich auch zu viel. Ich melde mich oft und mache mir sorgen.
Mh, vielleicht benehme ich mich nach zwei Wochen bereits so, als würde ich die
andere Person seit 20 Jahren kennen.

Gestern habe ich mich mal wie ein Arschloch benommen und plötzlich benahmen
sich alle anderen total unterwürfig.
Aber ich fühle mich nicht gut dabei. Das ist doch verrückt :(

Ich wohne bei Flensburg :/

3

Ok, das ist zu weit weg, leider. Aber du darfst auch ruhig mal das arschloch sein. Niemand muss sich ständig alles gefallen lassen. Ich hasse ausnutzungen und habe auch erst lernen müssen, mich durchzusetzen. Ich war früher immer nur die liebe tante, die zum babysitten gut genug war, aber nie gefragt wurde, ob sie auch mal mitfeiern will. Und andersrum wollte auch keiner auf unsere sprößlinge aufpassen, damit mein mann und uch uns mal einen netten abend machen konnten. Das einzige, was hilft, ist ein klares :
NEIN, JETZT BIN ICH ERST MAL DRAN.

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Hi Du, erst mal Kopf hoch! Ich kümmere mich auch immer viel zu viel um andere und zerbreche mir immer den Kopf. Allerdings wird das nie so gewürdigt wie ich mir das vorstelle. Es ist glaube ich sehr schwer jemanden zu finden der genau so tickt wie man selbst. Du musst ja nicht gleich zum Arsch mutieren, aber kümmere Dich doch zukünftig mehr um Dich als um die anderen. Ich versuche das auch - immer wenn der Impuls wieder hoch kommt, jemanden z.B. etwas mitzubringen um eine Freude zu machen, schüttel ich den Gedanken bewusst ab. Das fällt zwar schwer, erspart aber Enttäuschungen.

LG Trixi

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Hallo,

das hört sich ja gar nicht gut an. Hast du mal über eine Theraphie nachgedacht um zu sehen was genau bei deinen Kontakten falsch läuft?

Ich denke grad Menschen die in der Kindheit viel mitgemacht haben, haben später Probleme mit Beziehungen. Habe eine Bekannte die Sexuellen Missbrauch/ Schläge etc in der Kindheit mitgemacht hat - jetzt ist sie übelst anhänglich. Beim 1. Treffen fragte sie mich ob wir jetzt "beste Freundinnen" sind. Echt gruselig.

Ich denke du wirst kontakten nicht aus dem Weg gehen können, daher solltest du wirklich eine Theraphie in Betracht ziehen. Vielleicht hilft dir das glücklicher zu werden und RICHTIGE Freunde zu finden.

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Lustig das du das erwähnst ... ja, wurde jahrelang Missbraucht, konnte mich erst
mit 15 wehren und bin dann geflohen. Heute geht es mir gut, ich hab nen 1A Job,
bin finanziell unabhängig, kein Kontakt mehr zum Täterumfeld.
Dennoch ... die Vergangenheit hat mich verändert.
Sobald jemand nett zu mir ist, male ich mir schon eine Zukunft aus, auch wenn es
für andere gruselig ist.

Aber; es ist ein Kompliment. Wenn ich eine Frau in meinem alter kennenlerne, dann
will ich möglichst viel Zeit mit ihr verbringen. Shoppen, quatschen etc. weil das einfach
das ist, was man sich doch erträumt.
Aber irgendwie ... ist das vielen einfach zu viel.

Eine Therapie, weil ich zu nett bin? Irgendwie traurig ... dass sich die netten Leute,
die nichts böses im Schilde führen, schon als verrückt abgestempelt werden :(

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Nein - keine Therapie weil du zu nett bist!!!!! Sondern weil du anscheinend für andere zusehr klammerst. Ich persönlich habe dem Mädchen damals auch öfters zur Theraphie geraten, da sie keine Beziehung halten konnte. Leider hat sie das nicht berücksichtigt :(

Ich war aber von ihr regelrecht erschlagen. Die Mutter von ihrem Freund hat sie gleich mal "Mama" genannt. Es ist einfach zu viel - auch wenn sie super nett ist. Nähe entsteht mit der Zeit - genauso wie Vertrauen, Respekt und Liebe. Wenn einem diese Zeit nicht gelassen wird, ist für die meisten Menschen keine richtige Beziehung möglich.
Ich meine das mit der Theraphie absolut nicht böse! Aber ich denke es könnte dir helfen das Knoten platzen und du endlich so glücklich wirst wie du es verdienst! Meine Schwester hat Boarderline-Syndrom und ich habe dadurch viel mitbekommen. Therapien können einfach helfen!

Überleg es dir einfach.

Liebe Grüße und alles gute!!

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Hallo!
Du klingst sehr verzweifelt.

In Bezug auf deine Vergangenheit könnte dir eine Therapie wirklich gut tun. Das ermöglicht dir dann wahrscheinlich auxh, jetzt anders mit Menschen Kontakt aufzunehmen und diesen zu erhalten.

Ab wann bezeichnest du jemanden als Freundin?
Wenn ihr euch einige Wochen schreibt, einige Monate ab und zu trefft oder wann?

Ich kann nur aus meiner Sicht schreiben... Bis ich jemanden als Freundin bezeichne, dauert es i.d.R. sehr lange. Nur Mal hat sich innerhalb eines Jahres von einer sehr losen Bekanntschaft eine gute Freundschaft entwickelt. Das war für mich eine neue Erfahrung.

Wenn ich jemanden erst seit kurzem oder oberflächlich kenne, erwarte ich nicht, dass der andere Tag und Nacht für mich bereit steht (Kummerkasten, das Haus nicht verlassen, um erreichbar zu sein etc.).

Die anderen merken, dass du verzweifelt Kontakt suchst und leider bist du an Menschen geraten, die dich ausnutzen.

Für mich klingt es so, als ob du deine "Freunde" jeweils erst seit kurzer Zeit kennst. Da ist es aus meiner Sicht unangebracht, sich so intensiv zu "kümmern". Vielleicht wollen die anderen dir bei Kummer nicht zuhören, weil sie befürchten, dass du von ihnen eine 24-stündige "Rufbereitschaft" erwartest, so wie du es anbietest.

Freundschaft muss wachsen und das braucht Zeit. Ein regelmäßiger Kontakt, möglichst gemeinsame Unternehmungen etc. sind eine gute Basis. Daraus kann sich eine gute Freundschaft entwickeln, es kann eine Bekanntschaft für sporadische Unternehmungen/Treffen bleiben (und das ist okay so!) oder man merkt, dass es nicht passt und man trifft sich nicht mehr.

Deine Bekannte, die neulich mal bei dir war, ist mit ihren Freundinnen weggegangen. Das ist ihr gutes Recht! Nur weil ihr euch gut versteht und ihr euch mal getroffen habt, muss sie dich nicht sofort zur Party mitnehmen. Das geht überhaupt nicht gegen dich! Hast du sie gefragt, ob ihr mal gemeinsam etwas unternehmen wollt (ohne Vorwürfe etc.)? Wusste sie, dass du gerne mit zu dieser Party gegangen wärst?

Vielleicht gibt es einen Sport, den du magst, einen Sprachkurs (oder was anderes) bei der Volkshochschule, vielleicht magst du im Chor singen oder oder oder. Dort kannst du neue Leute kennen lernen. Aber lass es ganz langsam angehen, ohne dass du den Anspruch hast, dass sich aus jedem freundlichen Kontakt, aus jedem Treffen eine Freundschaft entwickelt.

Ich habe den Eindruck, dass du Freundschaft ganz anders definierst als deine Bekannten und dass du schnell zu viel erwartest.

Überlege, ob du dir professionelle Hilfe suchst und nebenbei lockere Kontakte pflegst, diese genießt und dabei geduldig bleibst. Dann stehen die Chancen gut, dass sich daraus eine gute Bekanntschaft oder irgendwann auch eine Freundschaft entwickelt.

LG Silvia