Keine Bindung ?

Hallo, ich erhoffe mir hier einen Rat von jemanden der entweder eine ähnliche Erfahrung gemacht hat oder von jemanden professionellen?


Ich weiß einfach nicht mehr weiter und bin total verzweifelt.

Meine kleine Maus ist 10 Monate alt und ich liebe sie über alles.
Ich bin mir ziemlich sicher das wir keine sichere / gute Bindung haben. Leider

Es ist so ich und mein Mann haben uns 2 mal extrem heftig vor ihr gestritten, mit kompletten Geschrei und auch Ohrfeigen und Dingen hin und her werfen (bitte nicht gleich verurteilen) hätte ich es mir aussuchen können dann hätte ich es auch gerne anders gelöst. Wie auch immer ich habe danach richtig gemerkt das sie sich von mir distanziert, sie wollte nur noch zum Papa (immer) und hat teilweise geweint wenn ich sie genommen habe.

Ich vermute das sie wohl dachte das ich sie angeschrieen habe.

Ich weiß einfach nicht weiter ich habe probiert ihr bisschen Raum zu geben dann wieder mehr mit ihr gemacht. Ich habe sie in den 10 Monaten niemals schreien lassen, habe sie gestillt (tue ich immernoch) sie will teilweise auch lieber zur Oma anstatt zu mir. Ich bin wirklich komplett verzweifelt. Liebt sie mich nicht ?
Was kann ich noch tun, ich habe solch schlimme Gewissensbisse und kann mir das alles nicht verzeihen.

Wenn ich mit ihr bin sagt sie permanent immer nur Papa, Papa, Papa.


Kann mir jemand helfen ? Was kann ich tun um unser Verhältnis wieder zu verbessern ?? 😢😢😢😢😢😢😢😢😢

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Du hast deine Position missverstanden, du sollst dein Kind lieben und pflegen. Das Kind ist nicht verpflichtet deine Bedürfnisse nach Anerkennung zu erfüllen.

Es ist vollkommen normal, dass Babys mitunter sich von Mutti den ganzen Tag umsorgen lassen, aber dann wenn Vati abends auftaucht das strahlendste Lächeln aufsetzen. Der Grund ist ganz einfach. Das Kind ist sich deiner Versorgung sicher und zeigt daher auch seine launischen Seiten. Es vertraut dem Elternteil der alles macht so, dass es einfach es selbst ist. Babys sind aber soziale Wesen und haben ein Gruppenprogramm inklusive. Das dient dazu andere Menschen der sozialen Gruppe zu bezirzen, um letztlich auch dann versorgt zu werden wenn die Hauptperson ausfällt. Babys strahlen also temporäre Personen der Familie an z.B. die Oma und den Papa der abends nach Hause kommt an, weil eine biologische Komponente ihnen so ermöglicht andere für sich zu interessieren, um sein überleben zu sichern. Zu diesen Personen ist die Bindung gar nicht so sicher wie sie scheint, das Kind zeigt sich vor allem von der guten Seite, sonst könnten diese temporären Personen ja das Interesse verlieren. Der Effekt lässt meist erst in der Fremdelphase nach.

Und wir Mütter sitzen frustriert da und glauben, das Kind mag uns nicht. Blödsinn. Dein Kind ist sich deiner Liebe eher einfach sicher.

Das Gehirn von Babys ist erst in der Entwicklung. Ein Gedächtnis wie wir haben Babys noch nicht. Gott weiß woran sie sich erinnern, aber sicher nicht so wie Du dir das vorstellst. Das Kind wird sich erschrocken haben wegen der lauten Stimmen und wenn es sich danach nicht begeistert gezeigt hat, dann weil es deinen Rückzug, deine Unsicherheit und deine negativen Gedanken spürt und selbst dadurch verunsichert wird.

Willst du deinem Kind Sicherheit geben, musst du an dich glauben und Sicherheit ausstrahlen.

Darüber hinaus gibt es tatsächlich eher Papa oder Mamakinder. Das kann allerdings auch schwanken und sich in mehreren Phasen umkehren. Und es bedeutet nicht, dass man etwas falsch macht und das Kind nicht beide Elternteile mag.

Deine Selbstzweifel sind also dein eigentliches Problem. Du brauchst positive Gedanken und ein positives Auftreten. Dein Selbstwertgefühl sollte nicht daran hängen, ob das Kind dich gerade am meisten mag oder nicht. Es ist noch immer ein Kind und es lernt auch erst Gefühle kennen und mit ihnen umzugehen und es hat mit 10000 % Sicherheit nicht die Gedanken, die Du ob deiner Unsicherheit da rein interpretierst.

Glaub bitte mehr an Dich.

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Tolle Antwort und 1000 ❤ von mir.

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Du erinnerst mich an meine Schwiegermutter. Sie hat auch die Erwartung von ihren Kindern gemocht oder gar geliebt und umsorgt zu werden und der einzige Grund dafür ist, dass sie ihre Kinder sind. ;-) Hast du es mal so gesehen? Ich finde den Gedanken eigentlich viel zielführender und schöner zu wissen, dass es dem Kind a) gut geht (egal bei wem) und b) es mögen darf, wen es möchte.
Bei uns ist es auch so, dass der Papa das Größte ist. Selbst dann, wenn ich mich stundenlang gekümmert habe. So what? Das Kind mag uns trotzdem. Ladet euch mal Besuch ein und schicke den Papa raus. Du wirst sehen, dass das Kind erst (so richtig) losschreit, wenn du auch nicht mehr da bist. Zudem lässt es sich von dir stillen. Das heißt so doof kann es dich auch nicht finden. ;-)

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Dankeschön.

Aber das Problem ist auch wenn ich weg war und wieder komme freut sie sich nicht und dreht sich auch bewusst weg von mir. Ist das auch normal ?

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Also bei uns ja :D Ich bin gerade schwanger (39. SSW) und schlafe daher im Wohnzimmer auf dem Sofa. Das Kind stolpert morgens ins Wohnzimmer und ob ich da liege oder nicht ist ihr völlig egal. Sie kommt da nicht an. Nur in Ausnahmesituationen oder wenn ich mit ihr alleine bin, bin ich wichtig. Heute waren wir zu dritt zur Vorsorge beim Arzt und mein Freund musste draußen warten. Ich habe ihm das Kind da gelassen (ist inzwischen einfach unhandlich für mich ;-)). Es war eine neue Umgebung für sie und da wollte sie urplötzlich dann doch zu mir, als sie mich im offenen Fenster gesehen hat (Wartezimmer ist ebenerdig und die beiden standen direkt davor). Also ab und zu haben wir schon solche Momente, aber sehr selten, während mein Freund hier der Oberliebling ist. ;-) Bei uns hat mich ein Freund, der Babysitter, mal gefragt, ob mich das nicht eifersüchtig macht. Da habe ich das erste mal darüber nachgedacht und nein, es stört mich nicht. Ich weiß, dass ich in irgendeiner Art und Weise wichtig bin für meine Tochter und auch wichtiger als andere Menschen, aber nur zu 5 oder 10 % der Zeit wichtiger als ihr Vater. Das ist OK für mich (und auch vom Kinderarzt wurde uns zweimal, von zwei Ärzten, eine sehr stabile Beziehung attestiert). Kann sein, dass mich das beruhigt? Aber ich sehe aktuell echt viele Vorteile darin nicht die #1 zu sein: Obwohl ich körperlich aktuell nicht mehr mithalten kann, ist das Kind super versorgt und der Vater trägt sich einen kaputten Rücken. :-) Ihr habt ja immer noch die Stillbeziehung, die ich mit meiner Tochter gar nicht hatte. Ich glaube nicht, dass dein Kind dich ablehnt. Du wirst für sie wichtig sein, nur eben auch selbstverständlich. Ansonsten würde ich es wohl beim nächsten Kinderarztbesuch mal ansprechen? Unsere Praxis arbeitet z.B. mit einem eigenen Psychologen. Dort würde dir wohl geholfen werden.

Ach ja, mein Kind rennt anderen Frauen auf der Straße hinterher. Anderen Männern hingegen nicht (nur dem Papa). Ich werde erst verfolgt, wenn ich weggehe. ;-) Das ist das einzige, was manchmal an meinem Ego nagt. #schwitz

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Es klingt für mich als würdest du selber Probleme im Eingehen von sicheren Bindungen haben. Zu einer Bindung gehören immer zwei Personen. Meist hat man zum Partner einen ähnlichen Bindungsstil wie früher zu den Eltern, da man dies eben so erlernt hat. Ich lese aus deinem Beitrag, dass DU weder zu deinem Partner eine sichere Bindung hast (sonst würdet ihr euch nicht Ohrfeigen), noch zu deiner Tochter (sonst hättest du in der Beziehung zu ihr nicht solche Unsicherheiten). Es ist also tatsächlich wahrscheinlich, dass deine Tochter zu dir keine sichere Bindung hat, weil du selbst dich schwer damit tust, sichere Bindungen aufzubauen. Zu einem sicheren Bindungsstil gehört auch, Vertrauen zu haben und nicht ständig nach Beweisen für die Liebe suchen zu müssen.

Vielleicht wäre der erste Schritt, an deiner Partnerschaft zu arbeiten und in diesem Zusammenhang das eigene Bindungsmuster zu überdenken?

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Das kann sehr gut sein das es an mir liegt.
Das denke ich auch, ich habe schon überlegt ob ich zu wenig gelächelt habe oder Ähnliches.
Aber selbst wenn ich ein Problem mit Bindung habe, werde ich es sicherlich nicht einfach so los ? 😢

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Hallo,

Eine sichere Bindung entsteht nicht durch Lächeln, sondern durch einfühlsames Eingehen auf die Bedürfnisse deines Kindes. Angenommen, es hat Angst und will getröstet werden, du tust stattdessen Lächeln, dann lernt das Kind, dass es mit seinen Bedürfnissen nichts verstanden wird.

Zudem muss das Kind wissen, dass von der Bindungsperson keine Gefahr ausgeht. Da könnten Streits zwischen den Partnern das Kind einschüchtern und dazu führen, das es sich von euch abwendet.

Dass das Kind bei Rückkehr nach einer Trennung von dir nicht auf dich zugeht ist tatsächlich kein gutes Zeichen. An deiner Stelle, würde ich überlegen, ob eine Familienberatung sinnvoll wäre. Schließlich sollten gewalttätige Auseinandersetzungen nicht an der Tagesordnung sein.

Alles Gute!

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Du solltest dringend eine Therapie machen. Liebesbeweise braucht es nicht, wenn man eine sichere Bindung hat.
Du bist jetzt die Erwachsene. Du musst deinem Kind Sicherheit und Rückhalt geben OHNE etwas dafür zu erwarten. Dein Kind ist nicht dazu da dich zu lieben (das tut es aber sowieso! normalerweise braucht es schon massiven Missbrauch damit Kinder sich von ihren Eltern abwenden. Das ist ein ganz starker Urinstinkt. Mach dir da keine Sorgen).