Gibt es hier auch Kinder mit enormer Autonomie und Wutausbrüchen?

Guten Abend.

Ich möchte mir hier gern einmal ein paar Tipps und Meinungen holen... da ich mein Kind nicht gleich zum Psychologen schleifen möchte. Vielleicht gibt es Mamas mit ähnlichen Situationen oder Erfahrungen.

Ich habe einen 4,5 Jahre alten Sohn und eine ältere Tochter (7).
Nun hängt seit gut 2 Wochen hier der Haussegen enorm schief und es ist derzeit beinahe täglich eine Auseinandersetzung mit meinem Sohn.
Er ist ein motorischen Frühstarter und sehr selbstständig. Er ist sehr selbstbewusst und schon immer ziemlich autonom. Kognitiv auch sehr weit mit vielen Ideen.
Vor 2 Wochen mussten wir uns von unserem Hund trennen (einschläfern lassen).
Wir haben die Kinder darauf vorbereitet, da Hund krank war und auch ihm das kindgerecht erklärt, dass er über die Regenbogenbrücke gehen darf. Haben Rituale eingeführt zur Verarbeitung und Zeit zu trauern.
Seither ist der Wurm drin. Hab das Gefühl seine Wut explodiert förmlich. Er transportiert seine Gefühle nach außen und das ist völlig ok. Hier im Haus haben nicht nur Freude, Liebe und all die positiven Gefühle Platz. Auch Angst, Wut, Trauer u.s.w.
Nun ist es so, dass Situationen kommen indem er ungefiltert seinen Wunsch/seine Idee sofort haben will, z.B. Esssofa für sich allein beanspruchen oder wer wo am Zisch sitzt. Er ist oft sehr bestimmend. Wenn Grenzen aufgezeigt werden, tut er sich schwer damit und ist schon mal außer sich.
Nun ging es soweit, dass er mich und meinen Mann mit Hauen und Treten anging. Wird nicht geduldet und auch ihm so klar gemacht.
Mich haute es nun um, dass es solche Dimensionen annahm. Auch eben es so ausartete, obwohl die Situation vorher bereinigt war und er sich reinsteigert.
Wir haben sehr viel schon versucht.

Vielleicht kann hier jemand etwas Probates beitragen. Wäre dankbar.

LG

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Hier ist es - auch ohne eine so gravierenden Anlass wie bei euch - seit einigen Wochen sehr extrem. Mein Sohn ist 3,5 Jahre. Er hat extreme Verzweiflungsanfälle, wenn was nicht nach seinem Kopf geht. Er wirkt tatsächlich in manchen Situationen mehr verzweifelt als wütend. Vorallem wenn er müde ist.

In anderen Situationen haut und tritt er um sich oder versucht seinem Gegenüber wehzutun. "weil ich das wollte" ist dann seine Begründung.

Eine Lösung habe ich nicht und hoffe es ist nur eine Phase.

2

Meine Tochter ist so ein Kind. Sie ist mittlerweile 6,5, kommt in 3 Wochen in die Schule und rastet täglich wegen (in meinen Augen) Nichtigkeiten aus. Ehrlich gesagt, hab ich sie grade echt "gefressen".
Sie war schon immer so. Kognitiv sehr sehr weit. Mit 1,5 sprach sie in zwei-Wort, mit 2 in vollen Sätzen. Hat nie Abkürzungen verwendet, sondern das Wort immer gleich "richtig" ausgesprochen. Hielt ich für völlig normal. Meine Kleinste mit 1,5 spricht sagt immer nur die Anfangssilbe...es geht also auch anders, musste ich aber auch erst lernen.
Die Große konnte mit drei die "wichtigsten" Wörter schreiben, der Mittlere mit 4 hat letzte Woche einmal seinen Namen geübt ....
Gleichzeitig ist sie eben sozial und emotional nicht so weit entwickelt - da klafft eine große Schere zu der kognitiven Entwicklung.
Mit 3 lag sei täglich 1-2 Stunden brüllend auf dem Boden, manchmal ist sie vor Erschöpfung eingeschlafen. Es wurde mal besser, mal schlechter - grad ist es unterirdisch. Was ich gelernt habe: es läuft in Wellen. Je nachdem, was da im Kopf des Kindes vor sich geht.

Hier hilft oft (nicht immer und es ist keine Garantie): klare Regeln. Hier hat jeder seinen festen Platz. Da wird nix diskutiert - das gibt es höchstens Sonntags mal ne Ausnahme. Da hilft ganz viel Ruhe. Heute z.B. war sie den ganzen Tag verschwunden und hat Hörspiel gehört und war wesentlich weniger zornig und aufbrausend wie sonst.

Long story short: Du bist nicht allein. Ich empfehle 2 Bücher, die mir sehr geholfen haben: "Wie anstrengende Kinder zu großartigen Erwachsenen werden" und "So viel Freude, so viel Wut". Das gewünschteste Wunschkind ist natürlich auch ein Klassiker.

Ich hoffe, dass es dem kleinen Kerl und euch bald besser geht.

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Ergänzung:
Wir haben sehr viel mit ihr durch, da sie sich zwischendurch auch sekbst gebissen hat. (stark, mehrere Tage hat man die Abdrücke und blauen Flecke gesehen)
Die war zur ergo (neurofeedback half), um. SPZ (hochbegabung steht im. Raum) und auch beim Therapeuten (vllt adhs, aber sie war dafür zu jung...)

Mittlerweile gksub ich, dass sie schin sehr clever ist, aber ihre Impulse (daheim) schwer kontrollieren kann... Und wie haben es rügen lassen, auch weil sie ja Bald in die Schule kommt und tendenziell ALLE kurz vor der Schule verrückt spielen 🙈

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Das war bei uns auch der Fall, aber etwas eher als bei euch.
Bei uns war es so schlimm, dass wir den Gang zum Therapeuten gemacht haben.
Ich hab es in erster Linie auf unsere Reaktion auf sein Verhalten geschoben und im Endeffekt ist es das auch
Es ist mittlerweile viel besser, aber ich kann nicht sagen woran das genau liegt.

5

Unser Kleiner ist frisch 4 geworden und wir haben solche Wutausbrüche mit Aggressionen jetzt schon seit einem Jahr.
Er ist sprachlich sowie auch motorisch schon immer sehr weit gewesen, liegt also nicht daran, dass er sich nicht gut ausdrücken könnte.
Unsere Tochter ist auch gerade 7 geworden und mit ihr hatten wir solche Probleme nie, also liegt es auch nicht wirklich an der Erziehung, weil wir bei ihr nichts anders gemacht haben. Ihre Wutausbrüche beschränkten sich auf mal schreien und weinen aber Gewaltausbrüche und Anfälle dieser Art waren uns zuvor gänzlich fremd.
Momentan habe ich das Gefühl, dass es schon ein bisschen besser geworden. Also die Wutanfälle enden nicht mehr automatisch mit aggressiven Verhalten sondern können auch mal mit Traurigkeit und gut ist aufhören.
Zuvor war ich meistens der Buhmann, wurde gehauen und getreten, aber auch mein Mann oder unsere Tochter.
Wir haben festgestellt, dass er sich gar nicht mehr eingekriegt, wenn man ebenfalls aggressiv reagiert mit anschreien, festhält oder bestraft (kein Sandmännchen). Da wird er förmlich blind vor Wut und erinnert mich in dieser Situation an einen kleinen Terrier, der einen angreift.
Ich habe tatsächlich bereits einen Psychologentermin vereinbart, weil ich an manchen Tagen so verzweifelt war, dass es unser ganzes Familienleben belastet hat.
Der Termin ist allerdings erst in ein paar Monaten und momentan habe ich oft das Gefühl, wir könnten es auch so schaffen und zwar indem wir ruhig bleiben, wenn er ausrastet und ihm mit viel Empathie begegnen. So hat es die letzten Wochen recht gut geklappt, also für unsere Verhältnisse und er war viel seltener aggressiv.
Er ist unglaublich süß, schlau, sensibel (sogar sehr), kuschelig, goldig, lustig…einfach wunderbar.
Aber er ist auch unglaublich energiegeladen, temperamentvoll, wild und laut und eben manchmal sehr aggressiv.
Das ist unsere Geschichte.

Du sagst, er wäre seit dem Tod eures Hundes so (übrigens mein Beileid).
Jedoch stehen die Chancen doch recht gut, dass wenn er die Trauer überwunden hat, er wieder mit dem aggressiven Verhalten aufhört.
Ich kann euch nur den Ratschlag geben, ihm mit viel Verständnis zu begegnen und hoffe für euch, dass es sich in ein paar Wochen erledigt hat.

9

Dein Sohn ist völlig normal. Der braucht keine Therapie. Du schreibst ja selber, gelassen, ruhig damit umgehen. Das ist die Lösung.
Wir hatten auch so eine temperamentvolle kleine Lady zuhause.
Was hat uns das Nerven gekostet. Das zweite Kind genau das Gegenteil.
Unsere wird bald 16 Jahre alt. Sie ist sehr willensstark, weiß was sie will und was nicht.
Eine starke Persönlichkeit.

6

Ich finde es völlig im normalen Rahmen, dass euer Sohn auf den Tod des Familienhundes auf diese Art reagiert. Gebt dem Kleinen doch etwas Zeit diese Situation zu verarbeiten. Natürlich sollten seine körperlichen Angriffe gestoppt werden und man muss ihm auch sonst nicht alles durchgehen lassen, aber 1-2 Monate würde ich schon versuchen, ein Auge zuzudrücken.

7

Ich denke der Tod des Hundes hat hier nur nachrangig mit was zu tun.
Viel eher ist es das Alter und seine Persönlichkeit I.V.m einer gewissen kognitiven Intelligenz.

Die Frage ist ja, wie reagiert ihr?
Ich sag’s mal so….bei meinem Sohn funktioniert bestrafen nicht. Im Gegenteil. Es ist eher ein Drahtseilakt aus: aus der Situation nehmen (aber ohne das man ihn aus das Zimmer schleift), ruhig bleiben, auf Augenhöhe runter gehen und ja, auch Ablenkung. Das problem sind eigentlich nur die eigenen Emotionen im Zaun zu halten. Und da kommt jeder an seine Grenzen.

Mein jüngster Sohn ist ähnlich wie deiner. Sehr sprachbegabt, saugt jedes Wort auf. Er ist 3 3/4 und wird oft auf knapp 5 geschätzt, da er auch noch sehr groß ist. Auf der anderen Seite ist er aber emotional eben noch 3. und dein sohn ist 4. Der Kopf ist weiter als der Rest.

Ich bin kein Fan von ständigen rein therapieren in Kindern. Ich denke man kann mit dem Kinderarzt drüber sprechen und wenn dieser nicht überambitioniwrt ist, wird er sich eher zur Beobachtung raten als direkt mit der Therapiekeule zu kommen, damit das Kind wieder in die Schublade passt.
Wichtig ist, dass ihr an einem Strang als Eltern zieht. Und auch wenn es dritte nicht verstehen werden (besonders Omas), dass man eben nickt wutentbrannt ein Kind bestraft sondern anders handelt, bleibt euch treu. In schlimmeren Phasen machen auch Kompromisse Sinn und nicht immer ein gleich absolutes Nein. Meine Tochter (heute fast 11) ist eine starke Persönlichkeit geworden und die Wutanfälle ließen etwa mit 5 1/2 ganz stark nach und waren dann plötzlich verschwunden. Keiner würde heute mehr vermuten, welcher Wutzwerg einst in unserer Tochter wohnte.
Das einzige was geblieben ist, sie gibt den Ton an. Also bei Freunden, Gruppen … egal wo. Da wo sie ist, ist vorne… sagte früher bereits eine Erzieherin.

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Hallo!

Ja sowas kenne ich von meiner Tochter.
Es geht vorbei. Es war eine sehr anstrengende Zeit. Sie explodierte sofort.
Ich dachte auch - um Gottes Willen was ist los mit dem Kind- aber es wird besser.
Sie hat zwar noch immer ihren kleinen Dickschädel und ist sehr willensstark und weiß was sie will und nicht will- mittlerweile fast 16 Jahre alt.

Alles Gute und gute Nerven.
LG Gabi

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Hallo,

Vielleicht hat er den Tod eures Hundes noch nicht verarbeitet trotz all eurer Bemühungen? Ich könnte mir vorstellen, dass er noch kräftig daran zu knapsen hat (nicht nur, dass er ein Familienmitglied verliert, er wird auch direkt mit dem Tod konfrontiert, was ja selbst für uns Erwachsene noch gruselig ist...). Ich würde ihm noch ein wenig Zeit geben.

LG :)

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Mir hat das sehr geholfen und wir haben gleiche Thematik was die Emotionen angeht
Alles gute Euch