Kinder Taufen lassen

Ich habe einen guten Freund der in Deutschland / Bayern wohnt und vor kurzem Vater wurde.
Er lebt in einem sehr kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt.
Das Dorf ist sehr katholisch und er sollte sein Kind taufen lassen.
Auch er und seine Frau wurden katholisch Erzogen.
Trotzdem stehen Sie vor der Entscheidung, sollen wir unser Kind schon jetzt an eine Kirche binden, oder soll es in einigen Jahren selbst entscheiden.

Wie ist euere Meinung, brauchen wir noch einen Glauben ?
Brauche ich die Gemeinde ( Kirche ) ?
Welche vor - und Nachteile hat es für das Kind wenn es nicht getauft ist - Schule, Freunde ?

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Ach ja:
Das Argument "Das Kind soll selbst entscheiden" zieht bei mir nur, wenn beide Eltern einen unterschiedlichen Glauben (oder nicht-Glauben) vorleben.

Wenn das Kind komplett kirchenfern aufwächst: Wie soll es eine Entscheidung treffen?
Wenn das Kind komplett christlich aufwächst: Wie soll es eine Entscheidung treffen? Ich bin so aufgewachsen und sehr froh, dass meine Eltern mir nicht die Entscheidung überlassen haben, das wäre für mich eine Last gewesen.

Zumindest in der evangelischen Kirche ist es so: Wenn ein Elternteil evangelisch ist, wird das Kind automatisch für den Konfiunterricht angeschrieben, auch wenn es nicht getauft ist. Aus meiner Erfahrung lassen sich die meisten Kinder dann einfach taufen.


Ich finde, da hat einem keiner etwas reinzureden. Wenn einem von ihnen der Glaube etwas bedeutet, oder einfach nur die Vorstellung wichtig ist, dass das Kind Messdiener etc. erlebt oder Glaubensdinge erfährt, die die Eltern nicht erklären können, dann sollen sie ihr Kind taufen lassen.
Wenn sie den Glauben und/oder die Kirche ablehnen, dann sollen sie es bleiben lassen.

Übrigens: Wir taufen nicht auf den Namen der Kirche, sondern auf den Namen Gottes.
Finde ich immer sehr wichtig. Denn auch wenn die Taufe einen zum offiziellen Kirchenmitglied macht, geht es nicht darum, dieser Institution anzugehören, sondern Gott anzugehören.

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Wir haben unseren Sohn taufen lassen weil die Schwiegerfamilie es wollte. Hat ihm nichts geschadet 🤷. Ich selbst bin Atheist, hab also mit Kirche nichts am Hut. Unser Sohn wurde null im Sinne der Kirche erzogen. Als er mit 15 anfing zu arbeiten war sein Erstes aus der Kirche auszutreten weil er keine Kirchensteuer zahlen wollte.

Wie gesagt uns war es egal, dem Kind hat es nicht geschadet und die Schwiegerfamilie war glücklich. Ich finde wegen so einer Kleinigkeit muss man keinen Familienstreit heraufbeschwören.

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Wir wohnen auch in einem kleinen Dorf in Bayern. Ich bin gebürtige Berlinerin und Atheistin, mein Mann ist von hier.
Unsere knapp zweijährige ist nicht getauft und wird es auch nicht.
Mein Mann ist zwar katholisch, aber er sagt er findet sich eher im Buddhismus wieder. Er ist als junger Mann viel gereist und war auch eine zeitlang in einem Kloster bei Mönchen in Asien.
Meine Schwiegermutter hat zwar auch als ich noch schwanger war ein bisschen rum geheult das das arme Kind ja dann später nichts mitmachen kann, aber ich frage mich was das denn bitte sein soll.
Als ich sie 2020 schon mal vorsorglich im Kindergarten für 2021 angemeldet habe, empfahl man mir meine Tochter auch im katholischen Kindergarten um die Ecke anzumelden, sie würden sich immer abstimmen und zusehen das sie möglichst alle Kinder unterbringen.
Ich habe im katholischen Kindergarten gefragt ob es ein Problem ist, wenn ich meine Tochter nicht taufen lassen möchte.
Das war der Einrichtung egal, ich hätte lediglich damit rechnen müssen, dass die Kinder den kirchlichen Hintergrund zu den jeweiligen Feiertagen erzählt bekommen und mittags zum essen beten 🤷🏼‍♀️
Wäre für mich jetzt auch okay gewesen.
Ich hätte es falsch gefunden mich in die Kirche zu stellen und zu sagen ich würde das Kind im katholischen Glauben erziehen, denn das wäre glatt gelogen, dass tut hier keiner.

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In der Kita meiner Enkelin schlug mal eine Mutter auf, die von der Leitung VERLANGTE, dass keinerlei konfessionelle Einflüsse auf ihr ungetauftes Kind einwirken sollen, keine Weihnachtsgeschichte, nichts. Auch kein Sprechen über andere Religionen bei Fragen usw.
Da kam sie "sehr gut" an in einer katholischen Kita, die wirklich sehr weltoffen war. #zitter
Solange er nicht so radikal ist, sehe ich kein Problem. Immerhin sind in Kindergärten doch ohnehin auch schon mehrere Religionen vertreten und sicher auch konfessionslose Kinder, meistens doch auch auf dem Dorfe.
Ob jemand seinen Glauben "braucht", steht nicht zur Diskussion, das ist ja ein anderes Thema. Von Gottes Bodenpersonal brauche ich auch nicht alle, meinen gelegentlichen Besuch in meiner Kirche schon, was ich wie eine Art Meditation und innere Einkehr ansehe.
LG Moni

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Was ist denn Deine Meinung zu dem Thema?

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Ich habe derzeit noch keine Meinung und weiß eben nicht wozu ich meinem Freund raten soll.
So kam ich auf die Idee hier zu fragen.
Rein von meiner Erziehung und Glauben würde ich ihn dazu raten.
Meine Kinder sind getauft.

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Hallo!

Ich wurde als Kind nicht getauft und bin in einem kleinen Dorf in Bayern aufgewachsen.
Ich selbst fand es ziemlich doof, dass ich bei vielen Sachen nicht mitmachen durfte. Zum Beispiel das Basteln bei diesen Treffen zwegst der Kommunion.
Gut fand ich dann wieder dass ich damals in der Grundschule nicht in den Religionsunterricht musste. Aber das glaub ich gibts in der heutigen Zeit wahrscheinlich nicht mehr, dass man da „befreit“ wird.
Insgesamt haben für mich persönlich die Nachteile überwogen, aber das ist schon gute 25 Jahre her. Keine Ahnung ob es heute noch so wäre. Habe mich damals oft ausgeschlossen gefühlt. Sicherlich auch eine Frage der Persönlichkeit.

Wir haben uns u.a. daher für die Taufe entschieden.

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Ah Moment, getauft wurde ich schon (Schwangerschaftsdemenz lässt grüßen). Ich zahl ja Kirchensteuer, aber meine Mutter hat als ich im Kindergarten war die Religion gewechselt und mich dann „mitgenommen“.
Daher hab ich keine Kommunion, Firmung usw.

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Wenn es euch nicht so wichtig ist, dass euer Kind zur Kirche gehört, dann lasst es ,wenn es größer ist, selber entscheiden.

Mir wäre egal,was die Leute sagen und hinter meiner Entscheidugn stehen. Mein Cousin z.B. ist (zwar evanglischer) Pfarrer und sie haben alle 4 Kinder selber entscheiden lassen, ob sie getauft und konfirmiert werden wollen. (3 Kinder sind es, eins ist nicht in der Kirche).
Was meinst du, was damals in seiner Gemeinde getuschelt wurde , teilweise an seiner BErufung gezweifelt wurde. So von wegen: wie kann er nur, als Pastor muß er doch Vorbild sein. Aber die Eltern haben diesen Weg als richtig empfunden und ihn durchgezogen.

ich weiß, erzkatholisches Dorf ist noch etwas "härter", aber nur der Familie und Leute wegen würde ich wirklich etwas machen, was ich selber nicht möchte.

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. . . würde ich wirklich NICHT etwas machen, . . .

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Zum Thema, das Kind kann das später entscheiden (was ja sehr verbreitet ist), ist meine Erfahrung, wenn Kinder unreligiös erzogen werden, auch nicht im Religionsunterricht sind, etc, dann haben sie gar keinen Grund, sich jemals für die Kirche zu entscheiden.

Ich persönlich habe es darum mit der umgekehrten Variante. Erstmal kennenlernen, und wenn man es dann doof findet, kann man raus gehen.

Kleines Beispiel:
Eine Freundin von mir lebt in einem kleinen Dorf im Schwarzwald, auch da alle katholisch. Ihre Kinder sind auf Wunsch des Vaters nicht getauft, mit der gleichen Begründung, sie können es ja später machen, wenn sie es wollen.
Jetzt stellt das Mädel fest, daß ihre Freundinnen alle Kommunionsunterricht bekommen, und was da so dazu gehört. Sie würde auch gerne. Ihre Eltern versuchen jetzt aber, sie davon abzubringen (sind beide evangelisch). Theoretisch soll das Mädel selbst entscheiden, praktisch aber bitte nur das, was die Eltern wollen. Von daher war das Argument, das Kind soll das später selbst entscheiden, eher nicht so ehrlich.
Klar kann sie das noch machen, wenn sie 14 (oder 12?) ist, aber irgendwann ist der Zug sicherlich abgefahren.

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Die Kleine ist auch noch viel zu jung, um zu überblicken, was Religionszugehörigkeit mit sich bringt und wofür die katholische Kirche steht. Sie möchte jetzt dazugehören, weil ihre Freundinnen Kommunion feiern, nicht weil sie hinter dem Glauben und den Prinzipien der katholischen Kirche steht.

Frei entscheiden kann sie sich auch noch als Erwachsene. Dass das eher selten der Fall ist, ist auch dem geschuldet, dass immer mehr Menschen die großen und kleinen Kirchen hinterfragen.

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Man verpasst dann aber alles, was man in der Jugend positives mit der Gemeinde erleben kann. Ich war sehr gerne Messdienerin. Wir sind auf Fahrten gegangen. Es gab in der Kirche Jugendgruppen. Ich war auch bei den Pfadfindern, die ebenfalls der Kirche angegliedert sind. Ich habe in der Kirche mit anderen musiziert.

Alles Dinge, die man dann nicht erleben kann. Und es ist ja nicht so, daß einem die Zugehörigkeit schaden würde. Wüsste jedenfalls nicht inwiefern.

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Hallo,

ich lehne Kindertaufe (mittlerweile) ab und Taufe aus Tradition sowieso. Christliche Werte kann man auch ohne Taufe vermitteln. Das Kind kann auch ohne Taufe den Religionsunterricht besuchen und dann später selbst frei entscheiden, ob es sich zu einer Kirche bekennt oder eben nicht.

Wenn man nicht an Gott glaubt oder die Prinzipien der betreffenden Kirche ablehnt, sollte man sein Kind nicht (in dieser Kirche) taufen lassen. Das empfinde ich als Heuchelei.

Ich würde allerdings auch nicht in einem Dorf wohnen wollen, in welchem mein Kind Nachteile hat, weil es nicht getauft ist. Hier bei uns spielt es überhaupt keine Rolle. Die große Mehrheit der Kindergärten und Schulen ist städtisch, die meisten Kinder besuchen den Ethikunterricht. Hier sind die Leute eher verwundert, wenn die Kinder den Religionsunterricht besuchen.

LG