Ständiges Brüllen 3,5 Jahre

Hallo,

vielleicht kann mir hier jemand weiterhelfen:

Unsere Tochter ist 3,5 Jahre alt und seit ca 1 Jahr hat sie immer wieder (teilweise 4-5x pro Tag) regelrechte Brüllanfälle.
Jetzt gerade brüllt sie zum Beispiel bei uns im Garten, weil sie nach drinnen möchte (es scheint die Sonne, mein Mann und ich sind ebenfalls im Garten). Ihr ist angeblich langweilig. Dabei bieten wir ihr mehrere Möglichkeiten (uns helfen beim Gießen/gärtnern, im Sand spielen, mit der Wasserbahn spielen, schaukeln). Sie hat auf nichts Lust. Dasselbe Spielchen haben wir oft auch drinnen. Auch wenn sie jetzt reingehen würde, würde sie vermutlich nach spätestens 10 Min wieder brüllen, weil wir draußen bleiben.
Diese Brüllanfälle (es ist schon kein Weinen mehr, es ist wirklich ein lautstarkes Brüllen) haben 1000 verschiedene Auslöser: sie bekommt ihren Willen nicht (kann ich noch verstehen, machen ja viele Kinder), sie soll etwas anziehen (was sie sich selbst ausgesucht hat, oder auch etwas das ich für sie ausgesucht habe, ganz egal), sie will etwas essen oder auch nicht usw.
Erst dachten wir es ist halt die Trotzphase, ABER die Anfälle sind sooo oft und sie brüllt dann auch locker 1-2 Stunden am Stück durch. #schrei
Ich weiß mir einfach nicht mehr zu helfen.
Sie liebt die Besuche bei den Großeltern, aber selbst da. Wenn der Opa nur sagt "Xy lass das bitte stehen, das brauche ich gleich noch" gibt es einen Anfall. Und so könnte ich 1000 Auslöser aufzählen.
Ich weiß mittlerweile nicht mehr was ich tun soll. Anfangs habe ich sie brüllen lassen, aber sie beruhigt sich oft gar nicht mehr. Und so langsam sind wir auch einfach mit den Nerven am Ende. Manchmal denke ich, sie hat vielleicht einfach zu viele (Spiel-)Sachen oder auch zu viel Aufmerksamkeit bekommen. Wenn ich dann aber sehe was andere haben, dann hat sie gar nicht so viel. #kratz Ich weiß es einfach nicht...
Habt ihr Tipps? Kennt ihr das Verhalten? Geht das irgendwann vorbei?

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Ich verstehe das jetzt so, dass eure Tochter mit dem Gefühl der Frustration nicht umgehen kann bzw. den Umgang damit erst noch lernen muss. Was habt ihr ihr denn bisher diesbezüglich vermittelt? Habt ihr diese Situationen nachbesprochen? Was habt ihr für Strategien ausprobiert, um ihr beim verarbeiten der Emotion zu helfen?

2

Ja genau, die frustrationstoleranz ist definitiv ein Teil des Problems. Wir haben das anfangs immer getröstet, erklärt, andere Möglichkeiten aufgezeigt mit der Wut umzugehen (zb in ein Kissen hauen). Nichts hilft.
Aber es ist auch nicht nur die Frustrationstoleranz. Sie brüllt auch oft einfach so „aus Langeweile“ 🤷‍♀️

3

Hallo, wir ließen unseren großen Enkel brüllen, machten in der Zeit was anderes und sagten ihm: wenn du fertig bist mit Schreien sagst du bescheid" beim ersten Mal, wäre ich fast eingeknickt wenn mein Mann nicht da gewesen wäre. Aber das hilft wirklich.... Mut und schönen Abend

4

Das Problem hat der beste Freund meines Sohnes auch. Das Gefühl der Frustration überrollt ihn kolossal und dann lebt er das aus. Kleines Highlight: Die Zeit hat es besser gemacht.
Letztlich ist es ihre Art mit ihren Gefühlen umzugehen, sie lebt sie auf diese Weise, sie kommuniziert sie auf diese Weise. Wenn ich es richtig verstehe, dringt ihr in dem Moment nicht zu ihr durch.
Wenn mein Sohn wütend wird und sich nicht einkriegt, heult er und macht so lange weiter bis er hyperventiliert und davon sogar manchmal brechen muss und da dazwischen zu kommen, war ein Riesending. VIelleicht verhält es sich ja ähnlich. Teste aus auf was sie anspricht...

- hol sie aus der Situation heraus (so entspannt wie möglich aber konsequent, auch wenn sie weiter brüllt) und versuche danach zu ihr durchzudringen

- nimm sie in den Arm und rede beruhigend auf sie ein

- sag ihr: Ich verstehe, dass du dich aufregst / dass du wütend bist, das ist auch echt doof oder? Ich dachte auch der Opa braucht das Glas nicht mehr. Aber wo raus soll er sonst trinken? - darauf reagiert meiner am Besten, lenkt ihn auch am schnellsten ab (er muss erst mal mitbekommen, dass ich verstehe worum es geht und dann ist das Problem nur noch halb so schlimm**)

- sag ihr (falls sie zuhört): ok, dann brüll dich jetzt aus und wenn du fertig bist, dann können wir ja drüber reden - klappt bei mir gar nicht, hat aber bei dem Freund Wunder vollbracht

- erkläre ihr nach dieser Schreisituation warum du ihr in dem Moment nicht helfen kannst, weil du sie nur verstehst wenn du mit ihr drüber reden kannst

- erkläre ihr nach dieser Schreisituation, dass sie auch sagen kann "das gefällt mir nicht, weil..."

-...

** Probleme sind nicht wirklich echt. Es sind Wahrnehmungen. Wir hatten ein andere Erwartung und das fuchst uns letztlich, weil eigentlich haben wir ja keinen Einfluss sondern können nur einschätzen wie die Situation wird. Wenn ich mich mit meiner besten Freundin extrem gestritten habe und es war so schlimm, dass wir erst mal nicht miteinander geredet haben, dann hätte ich manchmal durchdrehen können. Aber wenn sie sich entschuldigt hat oder ich mich entschuldigt habe, dann war das Problem plötzlich gar nicht mehr so arg. Unsere Wahrnehmung hat sich verändert. -- Wenn dich das Thema interessiert, schau doch mal nach dem Buch "Die Formel für Glück" von Mo Gawdat, mir hat diese Einsicht unheimlich geholfen um den Prozess zu verstehen, den wir durchlaufen und damit auch zu verstehen was mein Kind für einen Prozess durchläuft und deshalb konnte ich besser eingreifen.