Grenzen setzen und Klarheit lernen

Hallo liebe Eltern,

ich habe eine Frage, die viele vielleicht nicht verstehen können, und Angst, man könnte mich als Mutter infrage stellen.

Es geht darum, dass ich Schwierigkeiten damit habe in meiner Erziehung klar zu sein und Grenzen zu setzen. Ich bin irgendwie zu weich und habe scheinbar keine starken Meinungen und setze die Bedürfnisse andere über meine eigenen. Eine Situation von heute war, dass mein jüngeres Kind gerne nach dem Kuchen essen noch ein Eis wollte und ich „nein“ gesagt habe. Er hat dann groß angefangen zu diskutieren und zu quengeln, weil er wahrscheinlich gespürt hat, dass meine Tür nicht ganz zu war sozusagen, denn innerlich habe ich gedacht: „Das ist jetzt zu viel, aber ein Riesendrama wäre es auch nicht.“ Und solche Unsicherheit strahle ich oft aus, fürchte ich. Wie kann ich daran arbeiten? Wie kann ich klarer werden? Und wie setzt ihr Grenzen? Welche Konsequenzen gibt es bei welchem Verhalten?

Mein größeres Kind (6) überredet mich oft und ich mache Dinge dann ihm zuliebe, die ich eigentlich gar nicht wirklich will, aber ich tue es, weil ich ihm damit eine Freude machen kann und es für mich nicht soo schlimm ist. Versteht man, was ich meine? Das ältere Kind zeigt auch zum Teil, verständlicherweise, schon blöde Verhaltensweisen a la „dann heule ich halt lange und laut, irgendwann wird Mama schon was machen. Wie kann man Klarheit lernen? Ich fühle mich so unfähig diese Frage zu stellen und habe mich auch schon mit meiner eigenen Kindheit auseinander gesetzt, aber ich brauche konkrete Tipps. Bisher war ich sehr beziehungs-/bindungsorientiert unterwegs und ich weiß auch, dass dies das Wahren eigener Grenzen beinhaltet, aber ich habe das wohl nur so mittel hingekriegt.

Sorry für den langen Post und danke fürs Lesen!

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Hallo,

Ich weiß ganz genau was Du meinst. Ich musste es auch lernen. Daher ganz konkreter Tip von mir: nimm Dir Bedenkzeit. Wenn Deine Kinder was wollen, sag erst Mal: Ich denke drüber nach. Dann hast Du Zeit Dir klar zu werden was DU willst. Und dann erst gibst Du die Antwort und bei der bleibt es. Sage Nein und begründe kurz, keine lange Debatte draus machen. Dann gehst Du aus der Situation raus. Ja, sie werden motzen. Das musst Du dann aushalten. In den Fällen sage ich kein Wort, Kinder beschäftigen sich nämlich dann recht schnell mit was anderem.

Sie suchen und brauchen Grenzen, wenn Sie die nicht kriegen suchen Sie immer weiter.

LG
Sunny

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Ich denke das du dir im klaren sein musst was du wirklich willst.
Meine Kinder sind noch jung aber in einem Alter in denen sie schon wissen das man manchmal Knöpfe drücken kann um den Willen zu bekommen.

Geb deinem Mann mal die Chance sich mit ein zu bringen und sag einfach mal nein und mach was dir in den Sinn kommt. Deine Kinder können auch mal warten oder sich selbst darum kümmern /beschäftigen.

Du wirst merken das es Ihnen deswegen nicht schlecht geht und immer mehr Freiheit zurück bekommen. Und Deine Kinder werden selbstständig und verantwortungsvoll.

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Hallo!

Ich möchte dich erst mal ein bisschen beruhigen. Niemand ist so konsequent inkonsequent wie ich. Meine Söhne sind jetzt 15 und 17 und sehr wunderbare Menschen.

Dieses "Grenzen setzen" fand ich immer schon doof. Wieso soll ich willkürlich welche setzen? Die sind doch schon da.
Wenn du denkst, dass ein Eis nach Kuchen nun kein Drama sei, dann ist es eben keines. Warum muss man ein künstliches daraus machen? Es wird nicht jeden Tag Kuchen UND Eis geben. Kinder können durchaus mit Ausnahmen umgehen.

Meine Grenze war aber da, wo laut gequengelt und "gelitten" wurde. Das war einer der wenigen Punkte, an denen ich nicht weich wurde, weil mich das einfach zu sehr genervt hat. Deshalb lautet deine Frage nicht, wie du Grenzen setzen musst, sondern wie du den Kinder zeigst, wo deine sind. Das hast du ja schon verstanden. Aber auch das in Lernprozess für beide Seiten. Problem erkannt, Problem gebannt.

Blöde Verhaltensweisen wie dieses Meckern bis man was kriegt, haben alle Kinder irgendwann. Die muss man aushalten, kann ihnen aber auch Alternativen aufzeigen. Meine haben sehr schnell drauf gehabt, mir zu begründen, warum was unbedingt brauchen. Ich hatte dann Zeit, diese Argumente zu überdenken. Das läuft bis heute ganz gut. Es gab nur selten ein totales NEIN von meiner Seite, es gab ebenso selten Terror von der anderen.

Wie bist du denn, wenn es wirklich, wirklich wichtig ist? Zum Beispiel, wenn dein Kind auf die Straße rennen will oder einen Hund tritt?

LG

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hallo, ich musste/muss das auch erst lernen. durch die erziehung meiner kinder ist mir erst klar geworden, dass ich in meinem ganzen leben nur schwer grenzen setzen kann, auch im umgang mit erwachsenen. ich bin konfliktscheu und relativ unsicher, das bessert sich langsam. ich setze mich seit einiger zeit damit auseinander und lerne mal selber überhaupt meine grenzen kennen, das ist höchst interessant. im internet gibt es einiges dazu. mir haben da außerdem bücher recht gut geholfen, darüber genaueres zu lernen. bei kindererziehung kann ich dir jesper juul empfehlen, da werden gute tipps gegeben, wie man als eltern, die grenzen klar und liebevoll kommuniziert. das hat mir sehr weitergeholfen. aber bei mir hat es auch erst einmal gedauert bis mir klar wurde, was genau meine grenzen eigentlich sind, beziehungsweise lerne ich es jetzt auch erst. ist halt alles ein prozess und du bist damit garantiert nicht alleine!

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Hallo,

ich würde auch vorschlagen, damit anzufangen dir zu überlegen, welche Bereiche dir wirklich wichtig sind und die dann auch durchzusetzen. Wenn Du anderswo dann weich bist ist das finde ich nicht so schlimm.

Ich finde übrigens nicht, dass es das absolute Ideal ist, dass Kinder lernen müssen Grenzen kennen und zu akzeptieren. Ich bin so aufgeachsen, dass selbst ein infragestellen von Grenzen schon grenzen überschritten hat, dass ich eigentlich immer alles fraglos aktzeptiert habe. Das tue ich leider heute immernoch viel zu oft. ich bin regelmäßig total 'Baff' was andere irgendwo noch rausholen, weil sie eben nicht das erste Statement, den ersten Preis, das erste Angebot aktzepieren. Entsprechend kann ich überhaupt nicht über etwas verhandeln, hab kein Gespür dafür, wann irgendwo 'doch noch eine Tür offen ist'. Das wünsche ich mir für mein Kind ehrlich gesagt nicht! Auch deswegen freue ich mich jedes mal, wenn er eine von mir gesetzte "Grenze" in Frage stellt.

Natürlich muss er andererseits auch lernen, dass es Grenzen gibt, die halt mal fest stehen und mit denen man klar kommen muss. Welche das für mich sind, muss ich erst mal für mich raus finden.

Ich sehe es jetzt teilweise als Übung: Verhandlungs-Übung für den Sohnemann - und auf-mich-selbst-achte-Übung für mich. Beide müssen üben :-) ... und inzwischen macht es manchmal sogar Spaß.

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Hallo, das musste ich auch lernen. Ich kenne das auch, sie quengeln und betteln solange, bis man weich wird.
Was mir hilft, dass ich nicht umkippe : Ich wechsle beinhart das Thema, geh aus dem Zimmer raus, fange bewusst was anderes zu machen an und auf das Gequengel einfach null Antworten. Es reicht, wenn man zwei oder dreimal erklärt, warum es jetzt "nein" heißt, dann gibt es keine Antworten mehr auf die ständig gleiche Frage.
Dann wird es ihnen irgendwann selber zu langweilig und sie wenden sich was anderem zu.

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Für mich ist es auch oft schwierig. Wenn meine Kinder um 17Uhr ins Planschbecken wollten habe ich es noch schnell aufgeblasen, befüllt, Kinder eingecremt, umgezogen, abgetrocknet.... usw. Weil ich ihren Wunsch eben so gut verstehen konnte und gerne erfüllt habe.
Aber eigentlich war es mir zu viel.
Der Abend war dann ein Chaos, nur Stress weil ich eben keine Zeit für Haushalt, kochen usw. hatte.
Im Endeffekt hat es meinen Kindern nix gebracht, dass ich meine Grenze überschritten habe.

Seitdem das öfter der Fall war (Kind wollte z.B. noch länger irgendwo spielen, länger im Bett liegen bleiben und später aufstehen, aufwendige Dinge spielen und ich bin drauf eingegangen) habe ich begriffen, dass es für die Familie eher nachteilig ist, wenn ich meine eigenen Grenzen überschreite. Oft hatte ich und die Kinder dann am Abend oder nächsten Tag die Rechnung:-(.

Mir hilft es jetzt oft, die Konsequenzen besser vorauszudenken. Was passiert, wenn wir noch ne halbe Stunde länger da bleiben? Noch ein zweites Eis essen? Wie wirkt es sich aus?
Oft fällt es mir dann leichter eine entsprechende Entscheidung zu treffen. Wenn ich mir selbst die Folgen ausmale kann ich meine Entscheidung auch viel besser vertreten und es gibt etwas weniger gemecker, weil die Kinder merken, dass da kein Spielraum oder Hintertürchen ist.
Jetzt wo meine Kinder älter sind (6 und 4) kann man aber auch gut verhandeln:
"Ich weiß, ihr möchtet gerne noch ein Eis. Aber ihr hattet schon eins. Darum gibt es jetzt nur noch das kleine Kaktuseis. Und ich will nachher nicht wieder alles vollgekleckert haben. Ihr dürft das Eis darum nur draußen auf der Terrasse essen und danach werden die Hände und der Mund gründlich gewaschen!"
Oder:
"Es dauert mir zu lange, jetzt mit euch inlineskaten zu gehen und ich habe noch viel zu tun. Aber wenn ihr mir helft, schnell alles aufzuräumen damit ich die Wohnung saugen kann, dann schaffen wir bestimmt noch eine Runde nach dem Abendessen!"

Ich finde da kann man ja oft gut mit den Kindern reden. Meine sind da meist sehr engagiert, wenn ich Ihnen eine Möglichkeit gebe, wie sie sich ihren Wunsch erfüllen können.
Manchmal ist es Ihnen dann ja auch doch nicht mehr so wichtig. Gejammer und gemecker gibt es natürlich immer noch, aber es ist aus Kindersicht nicht so "unfair und gemein".