Fast 13 Jahre und Handy

Hallo,

als mein Sohn vor ziemlich genau zwei Jahren (Übergang in die weiterführende Schule) ein Handy bekommen hat, haben wir strickte Regeln festgelegt.
Bedingt durch Corona und vielleicht auch sein Alter und angehende Pubertät sind diese gerade komplett außer Kraft gesetzt.

Bei uns starten gerade erst die Ferien. Was ich in den letzten Tagen festgestellt habe ist, dass er ständig am Handy hängt, wenn er sich unbeobachtet fühlt. Natürlich könnte ich es ihm weg nehmen aber genau da bin ich mir nicht sicher, wie ich reagieren soll.

So generell sein Medienkonsum ist eine bis eineinhalb Stunden am Tag Playstation spielen, abends ca. 1-2 Stunden fernsehen (je nachdem ob nur Serie vor dem Schlafengehen oder langer Film) Wenn der Papa zuhause ist, dürfen die Kinder öfter an den Fernseher, aber ich versuche es einzugrenzen.

Problem ist, seit einigen Monaten weiß der Kerl nichts mehr mit sich anzufangen. Er malt gerne (sein Hobby) aber sonst fällt ihm nichts ein. Spiele spielen geht mal, aber dann eben immer nur wenn ich mich mit ihm/den Kindern beschäftige, alleine eigentlich nicht. Nach draußen möchte er auch nicht. Sonne und Hitze ist nicht seins, das wird wahrscheinlich im Herbst wieder besser.

Wenn er am Handy ist schreibt er mit seinen Kumpels (was für mich auch wegen der Kontaktbeschränkungen ganz ok ist) überwiegend schaut er aber Youtube-Videos, wie andere Spieler Fortnite spielen und das finde ich gar nicht gut, weil die Leute da auch ganz doofe Sprüche drauf haben und ich finde das verdirbt die Sprache. Was da geredet wird ist oftmals komplett sinnfrei und mein Sohn lässt das ständig auf sich einrieseln.

Er nimmt sich seinen 15 jährigen Cousin zum Vorbild, der erstens älter ist und zweitens schon immer sehr viel autonomer bestimmen darf, wie er seine Zeit verbringt und auch sonst weniger Regeln kennt. Dann bekomme ich auch den Vorwurf, warum ich nicht so "cool" bin wie meine Schwägerin.

Bei den Müttern die ich kenne von seinen Kumpels sind allesamt keine kleineren Kinder mehr da. Vielleicht wird man bei Teenies sowieso lockerer und ich kenne es halt so noch nicht. Sie scheinen ähnliche Probleme zu haben wie ich, sehen das aber nicht so schlimm und machen sich keine Gedanken. Dann sind die Jungs halt am Handy - egal - Hauptsache man kann seine eigenen Tätigkeiten erledigen. Dort sehe ich mehr ein nebeneinander leben als miteinander. Als ich selbst jung war Begann das mit 15/16 Jahren und so dachte ich auch bei meinem Sohn, das ich in zwei Jahren schon die Zügel immer lockerer lassen würde, aber doch noch nicht jetzt?

Vielen Dank, wenn ihr bis hierher gelesen habt. Wie sieht es bei euch aus? Freue mich über jede Meinung!!

Viele Grüße
Jenny

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Hallo,

ich empfehle die App "Family Link". Die wird auf deinem und dem Handy deines Sohnes installiert.
Dort kannst du jede App zulassen oder sperren. Zudem kannst du die täglich Handyzeit begrenzen und Schlafenszeiten festlegen, wo das Handy dann nur Anrufe tätigen kann. Außerdem kann man Bonuszeit freischalten, bei Bedarf.

Das hat bei unserem Sohn (14 J.) geholfen, ihm seinen Konsum aufzuzeigen. Die Kids haben das gar nicht auf dem Schirm wieviel Zeit sie an dem Ding verbringen. Wir haben mit 3 Stunden angefangen. Man sieht auch im Einzelnen wie viel Zeit mit welcher App verbracht wurde.
So konnte unser Sohn sehen womit er seine Zeit verdaddelt.

LG
Tanja

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Ok Dankeschön, ich schau mir das mal an.
Die drei Stunden sind dann zuzüglich der anderen Medienzeiten?

Nur noch eine Anmerkung zur Schlafenszeit. Ab acht Uhr abends liegen die Handys von uns allen im Flur (oft an den Ladekabeln ;-) ) da achte ich sehr darauf. In sein Zimmer wird er sein Handy nicht so schnell mitnehmen dürfen.
Habe jedoch festgestellt, dass er morgens, wenn er wach ist nicht einfach nochmal versucht einzuschlafen, sondern runter ans Handy schleicht :-(

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Hey,

ja, das ist dann die reine Handyzeit. Unser Sohn hat auch eine Konsole, die wir eine Zeit lang über den Router kontrolliert haben. Die nutzt er ausschließlich Abends um virtuell mit Freunden zu zocken. Dafür schaut er so gut wie nie fern (hat nicht mal einen Receiver an seinem Fernseher)
Im Großen und Ganzen hat es sich seit einem guten Jahr wirklich gebessert. Klar waren die letzten Monate dank Corona nicht einfach. Aber er hat sich von allein an die Regeln, die sonst zu normalen Zeiten gelten, gehalten. Also erst Schulsachen, dann Zocken o.ä.

Zudem ist er viel draußen unterwegs und trifft sich mit Freunden.

Unsere Handys laden Abends im Esszimmer und da sein Schlafzimmer in einer anderen Etage ist, holt er es sich nicht ins Schlafzimmer. Dafür ist er zu faul :-p

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Hallo,

ich schreibe dir mal als Mutter von 2 Jungs im Alter von 16 und 18 Jahren. Zumindest werden sie das in den nächsten 2 Monaten.
Das Handy ist Kommunikationsmittel Nr. 1 in dem Alter. Egal ob in Gruppenchats oder Einzelchats, alles wird über WhatsApp geklärt. YouTuber sind das, was für uns Sänger und Schauspieler waren. Wir haben unserer Wände mit Postern vollgekleistert und stundenlang unsere Lieblingsband gehört, die Kids heutzutage haben YouTuber als Idole. Du schreibst, dass du mit 15/16 die Zügel lockerer lassen willst. Das ist zu spät, da sind sie zum größten Teil durch die Pubertät durch, bzw. mit 15 mittendrin. Mit 16 sind schon wieder in der Lage normal und vernünftig zu denken. Mit 12/13 fällt der Startschuss und da sollte man auch anfangen neue Rechte, aber auch Pflichten einzuräumen. Die Leine locker zu lassen ist immer mit mehr Verantwortung für das Kind verbunden. Meine Kinder hatten keine festen Medienzeiten. Sie konnten PS, Handy, PC usw. frei nutzen, allerdings standen Schule, Pflichten im Haushalt ect. an erster Stelle. Wurde dies vernachlässigt, war das WLAN nicht mehr uneingeschränkt nutzbar. "Ich räume dir mehr Rechte im Umgang mit Medien, länger draußen bleiben etc. ein, dafür übernimmst du mehr Pflichten." "Du möchtest länger draußen bleiben, auf Partys gehen, kein Problem, Bedingung ist, dass du dich an Absprachen hälst, pünktlich zum vereinbarten Zeitpunkt zu Hause bist und keinen Blödsinn machst." Je nach Alter fordern sie mehr Lockerung der Leine. Halten sie sich an ihre Regeln und vergessen die Pflichten nicht, erkenne ich, dass sie reif genug für die Lockerung sind und ich kann die Leine locker lassen und noch mehr lockern. Halten sie sich nicht daran, wird die Leine wieder gekürzt. Dass 13jährige nicht mehr oft raus gehen und die meiste Zeit in ihren Zimmern hocken, ist völlig normal und der Gehirnentwicklung geschuldet. Dieses arbeitet auf Hochtouren und braucht die Entspannung durch das Rumgammeln. Da habe ich meinen Kindern auch nicht rein geredet. Das legt sich wieder, je älter sie werden.
Zum Thema Fortnite: Durch die Phase sind wir auch gegangen und Fortnite war hier 2 Jahre dauerpräsent. Auch das legt sich und ist ab ca. 14 wieder out. Höhepunkt war hier mit 12/13 Jahren. Dass sich die Jugendlichen die Sprache völlig aneignen, die sie bei Computerspielen und auf YouTube hören ist Blödsinn. Sicher, es wird kopiert und untereinander wird vielleicht so gesprochen. Aber ein halbwegs intelligenter Jugendlicher kann unterscheiden, wo es so reden kann und wo nicht. Diese Jugendsprache klingt für uns Erwachsene abstoßend, aber sie dient der Abgrenzung der Jugendlichen von den Erwachsenen. Wir haben sie verwendet und unsere Eltern fanden sie genauso abstoßend. Und die Jugendlichen müssen ihre eigene Jugendsprache finden. Je abstoßender für unsere Generation umso besser fühlen sich die Jugendlichen dabei. Klare Regel hier im Haus ist, dass mit uns Erwachsenen zivilisiertes Deutsch gesprochen wird. Aber auch die Phase geht vorbei. Mein fast 18jähriger findet den fast 16jährigen mittlerweile peinlich, wenn er so redet.
Versuche nicht alles zu verbieten sondern hinterfrage den Sinn deiner Regeln und Verbote. Verbietest du etwas, weil du einen ernsthaften Schaden erwartest, dann erkläre es deinem Kind. Verbietest du etwas, weil du denkst, er kann damit nicht verantwortungsvoll umgehen, probiere es aus unter Vorbehalt, die Freiheit wieder zu streichen, wenn es nicht klappt. Was ganz wichtig ist, ist zu erkennen, dass dein Sohn sich jetzt rasant weiterentwickelt und die Leine der Entwicklung angepasst sein muss um sich entwickeln zu können. Er ist kein. kleiner Junge mehr.

LG
Lotta

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Ich stimme Lotta zu. Meiner wird jetzt 15 und die genannten Phasen kenne ich auch und auch, dass man selber lockerer werden sollte. Sind keine Kinder mehr aber such nich keine Erwachsenen. Ich freu mich dann jetzt schon wenn er 16 wird😂

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Hallo Lotta,

das hast du ganz toll geschrieben und vor allem erklärt.
An dem Punkt mit der Sprache muss ich nochmal einhaken. Natürlich hatten wir damals auch eigene Sprache und eigene Worte und mein Sohn und ich vergleichen mittlerweile schon miteinander, das ist manchmal richtig witzig.
Das ganze hört aber da bei mir auf, wo er nicht mehr respektvoll über jemanden oder mit uns spricht.
Neulich habe ich bei Youtube bei so einem Schwätzer zugehört, der seinen Lehrer dermaßen runter gemacht hat und so fängt mein Sohn auch teilweise an. Fühlt sich wenn er Fortnite spielt groß und meint er könnte seine Schwester "das Baby" runter machen und das geht für mich eben gar nicht.

Viele Grüße
Jenny

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