"Er macht Dinge anders, nicht schlechter." Jaja ...

Liebe Urbianer 🌼

mein Mann und ich hatten von Anfang an unterschiedliche Erziehungsvorstellungen (Schlafenszeiten, Bildschirmkonsum, Ernährung). Nach einigen Diskussionen, in denen mein Mann mir vorwarf, alles bestimmen zu wollen, wurde "Er macht Dinge anders, nicht schlechter" zu meinem Mantra. Das Problem: Je weniger ich kritisiere, desto mehr übertreibt mein Mann 🙄

Ein paar Beispiele:

1️⃣ Ich finde es ok, dass unser Sohn (12 Monate) auf dem Familienausflug etwas Kuchen probiert. Anmerkung meines Mannes dazu: "Ich hätte gedacht, jetzt meckerst du wieder." Einen Tag später gibt er unserem Sohn dann als Nachmittagssnack Fertigkuchen. Ich meinte dann vorsichtig: "Ich fände es besser, wenn er etwas Gesundes essen würde. Soll ich etwas Obst schneiden?" Mein Mann meinte dann, auf dem Familienausflug hätte er ja auch Kuchen gegessen, offensichtlich sei mir das Thema also nicht so wichtig und ich hätte gerade einfach Lust, zu streiten.

2️⃣ Mein Mann zeigt unserem Sohn immer wenn er sich mit ihm beschäftigt Videos auf YouTube. Als wir deswegen gestritten haben, hat er es reduziert. Da ich möchte, dass die beiden Zeit zusammen verbringen, habe ich dann nichts mehr gesagt und mir eingeredet, dass zwanzig Minuten Kinderlieder-Videos am Tag ja wohl nicht schaden. Es wurde dann leider wieder mehr. Wenn ich das Gefühl habe, dass es reicht, hole ich unseren Sohn aus der Situation. Heute Nachmittag hatte ich dann 90 Minuten lang eine Zoom - Konferenz. Und die ganze Zeit lang hat unser Mann unserem Sohn Videos gezeigt 😵

3️⃣ Unser Sohn ist immer gegen neun Uhr ins Bett gegangen. Das hat sich dann durch einen Krankenhausaufenthalt verschoben. Der liegt mittlerweile fast einen Monat lang zurück und ich hätte gerne langsam wieder eine Routine. Also gehe ich zwischen neun und halb zehn mit unserem Sohn ins abgedunkelte Schlafzimmer, stille ihn, singe ihm was vor und warte dann, bis er eingeschlafen ist. Vor ein paar Tagen hat die Familie meines Mannes angerufen (Videoanruf), als ich unseren Sohn gerade ins Bett bringen wollte. Ich hab das akzeptiert. Mein Mann hat mir unseren Sohn dann eine halbe Stunde später ins Schlafzimmer gebracht. Seitdem unterbricht er jeden Tag das Einschlafritual. Dabei sagt er zu unserem Sohn: "Jetzt regt die Mama sich wieder auf. Dabei bist du ja noch gar nicht müde." Heute meinte ich dann zu ihm, er solle doch unseren Sohn selbst ins Bett bringen. Seitdem sind sie im Nebenzimmer und schauen YouTube. Ich fühle mich wie eine Rabenmutter, weil ich nicht eingreife, aber ich will auch nicht immer verantwortlich sein.

Mein Mantra "Er macht Dinge anders, nicht schlechter" funktioniert in solchen Situationen einfach nicht und ich bin gerade wirklich frustriert 😫

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Hey liebes, da hilft nur reden...
Einfach nochmal reset und klare Verhältnisse ansetzen.. "Ich wünsche mir, dass unser Sohn gesund ist, Ausnahmen sind nur zu besonderen Anlässen okay für mich..."
"ich würde es super finden, wenn wir den video Anruf das nächste mal verschieben könnten, damit wir xy besser mit dem einschlafritual unterstützen können ..."
Usw. Dann seine Punkte Dazu nehmen und die goldene Mitte finden, im Sinne des Kindes.

Aber mal so ganz nebenbei... Ist euch das für so ein kleines Kind nicht zu spät? Da gibt's ja auch kaum noch paarzeit? Könnte das ein Problem sein? Ist reines Interesse, weil das hier nie im Leben so klappen würde und ich es mir auch null vorstellen kann

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Danke für deine Antwort 🌸 Du hast Recht, am besten noch mal in ruhiger Atmosphäre, nicht in der Situation, in der mich etwas stört.

Wenn er schläft, verbringen wir ein, zwei Stunden zu zweit, bevor ich dann auch ins Bett gehe. Das ist ein gutes Argument für eine feste, frühe Schlafenszeit 👍

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Ich bin in der akuten Situation auch kein guter Gesprächspartner... Ich denke, das geht den meisten so.

Die paarzeit ist das eine, ich denk da auch noch einen Schritt weiter, wenn es Richtung Kita und du eventuell wieder arbeiten geht... Aber das muss halt jeder für sich selbst entscheiden 😘

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Hallo,

unterschiedliche Erziehungsvorstellungen würde ich, ohne Vorwürfe an den jeweils anderen, in Ruhe bereden. Im Grunde muss man an einem Strang ziehen, sonst werdet ihr bald euern Spaß haben. Zum einen, weil das Kind eine klare Linie braucht und zum anderen, weil er euch ab einem bestimmten Alter gegeneinander ausspielt. Ihr müsst euch in grundlegenden Dingen einig sein, gewisse Familienregeln aufstellen und diese müssen von beiden Eltern eingehalten werden. An solchen Regeln orientiert sich ein Kind und das gibt ihm Sicherheit. Dazu sollte man sich in Ruhe zusammen setzen, falls man unterschiedlicher Meinung ist, die eigenen Vorstellungen anbringen, sich aber auch auf die Gegenargumente des anderen einlassen und einen Kompromiss finden, der für alle Beteiligten sinnvoll ist. Dein Kind ist noch klein und von wirklicher Erziehung kann man da noch nicht sprechen. Allerdings geht es bei Medienkonsum und Ernährung um die Gesundheit eures Kindes. Anstatt deinem Mann zu sagen, dass du mit etwas nicht einverstanden bist, musst du ihm sagen, warum du damit nicht einverstanden bist. Z.B. YouTube vor dem Schlafen überreizt das Kind und es ist dann nicht in den Schlaf zu bekommen. Oder generell Bildschirmmedien sind nicht gut, weil das Gehirn es in dem Alter nicht verarbeiten kann. Als Kompromiss die Kinderlieder über die Anlage nur zum Hören.
Bei der Ernährung bin ich lockerer. Wenn ein Kind normal isst, bringt ihn ab und zu etwas Kuchen nicht um. Wenn du aber grundsätzlich dagegen bist und deine Einstellung auch verargumentieren kannst, dann zu dies. Erziehung darf nie zum Machtkampf zwischen den Erziehenden werden. Allerdings muss man auch akzeptieren, dass der Partner auch mal etwas anders macht. Es ist zu gleichen Teilen auch sein Kind.
Bei uns bin ich der lockere Part und mein Mann der Strenge. In grundlegenden Dingen fahren wir gleich, bei anderen auch mal unterschiedlich. Mein Mann ist unter der Woche nicht da und ich sehe vieles entspannt und locker. Die Großen dürfen bei mir mehr als bei meinem Mann. Mein Mann ist bei vielen Dingen überängstlich. Allerdings hat mein Mann schulisch stärkere Nerven und ich bin der strenge, manchmal zu strenge Part. So kommt es also vor, dass sie bei mir länger draußen bleiben dürfen und mein Mann Einträge und schlechte Noten unterschreibt. Wir bringen uns dann die Fauxpas unserer Kinder schonend bei. Bei uns funktioniert das sehr gut, weil wir uns gegenseitig bei unseren Entscheidungen vertrauen. Ich weiß, dass ich schulisch teilweise zu streng bin und mein Mann federt das gut ab und mein Mann weiß, dass er zu überängstlich ist und übergibt mir dahingehend die Verantwortung. Allerdings muss man immer auch die Meinung des anderen berücksichtigen, ob er nicht vielleicht doch Recht hat. Bei der 2. Fünf in Mathe würde mein Mann auch nicht mehr freudestrahlend unterschreiben und genauso wenig würde ich den Kindern Freiheiten erlauben, bei denen ich weiß, dass mein Mann damit ein großes Problem hätte. Wir beide hinterfragen grundsätzlich immer die Meinung des anderen. So etwas entwickelt sich allerdings im Laufe der Zeit, wenn es an die tatsächliche Erziehungsarbeit geht. Beim Medienkonsum war mein Mann ebenfalls der lockere Part. Bei mir wissen die Kinder, dass nach der ersten Ansage das WLAN ist, bei meinem Mann wissen sie, dass erst noch 5 Ansagen folgen oder er es ihnen aus nichtigen Gründen nicht verbieten würde. Kommt es aber hart auf hart, würde mein Mann auch den Stecker ziehen.
Lange Rede, kurzer Sinn. Setzt euch an einen Tisch und redet. Teilt dem anderen eure Ansichten mit, hinterfragt eure eigenen und seid frei von Vorwürfen und Vorurteilen. Ihr müsst in der Erziehung nicht zu 100 % übereinstimmen, aber bei Grundregeln eine Linie fahren. Stellt keine 100 Regeln auf, die schwer einzuhalten sind, sondern werdet euch einig, was ihr für euer Kind wollt und wie das für beide Seiten gut umsetzbar ist. Oftmals profitiert man von der Lockerheit und auch der Strenge des anderen. Beim ersten Kind wollte ich auch noch alles richtig machen, weil die Erfahrung einfach fehlte. Beim Zweiten habe ich schon gemerkt, dass das nicht funktioniert.

LG
Lotta

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Hallo Lotta, vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit mir teilst und für die Anregungen 😊
"Oftmals profitiert man von der Lockerheit und auch der Strenge des anderen." Das stimmt sicher, solange beide Seiten kompatibel sind.

Immerhin hat mein Mann nach der Aktion gestern und einem völlig übermüdet Kind um halb eins eingesehen, dass einigermaßen geregelte Schlafenszeiten und eine Abendroutine sinnvoll sein könnten 😅

Ich werde noch mal versuchen, mich in Ruhe mit ihm an einen Tisch zu setzen. Leider haben unsere Diskussionen bisher wenig gebracht, abgesehen davon, dass ich mich um mehr Gelassenheit bemüht habe. Das war zuerst gut für uns alle, aber hat auch dazu geführt, dass er den Bogen überspannt 🙄 Ich werde mich auf jeden Fall noch mal bemühen, ein Gespräch in ruhiger Atmosphäre mit ihm zu führen.

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Du hast doch schon mal so ein Posting hier verfasst. Haben die Tipps nichts gebracht?
Wie schon damals, rate ich dir, dich zu fragen was dir wirklich wichtig ist und das auch durchzuziehen und bei weniger wichtigen Sachen auch mal fünfe gerade sein zu lassen.
Über Schlafenszeiten und Handykonsum würde ich nicht diskutieren, da soll dein Mann sich mal schlau machen warum das wichtig ist.
Aber gegen Kuchen zum Nachtisch würde ich nix sagen, auch wenn ein Apfel natürlich gesünder ist.
Offensichtlich scheint dein Mann eh zu machen was er will. Du ärgerst dich ja offensichtlich schon sehr lange darüber und er zieht immer noch sein Ding durch. So geht es halt auch nicht.

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Danke für deine Antwort 😊
Du hast Recht. Nach dem letzten Posting habe ich es tatsächlich geschafft, erst mal gelassener mit der Situation umzugehen. Deshalb das Mantra. Das war für uns alle gut 😊 Wie bereits beschrieben, hat das leider dazu geführt, dass mein Mann den Bogen immer weiter überspannt 🙄
Ich habe akzeptiert, dass unser Sohn (in Maßen) Kinderlieder auf YouTube schaut. Ich habe akzeptiert, dass die Schlafenszeit nicht mehr so genau eingehalten wird. Ich akzeptiere auch, wenn er hin und wieder Industriezucker zu sich nimmt. Aber je mehr ich akzeptiere und je weniger ich kritisiere, desto mehr übertreibt mein Mann.
Ja, er macht, was er will und das ist frustrierend. Vielleicht ist das hier deshalb ein silopo 😣

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silopo = Post ohne Lösung?

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Das sind alles Dinge, die mich auch stören würden. Dein Mantra finde ich nicht schlecht. Zumal dein Mann ziemlich kompromisslos zu sein scheint. Oder?

Wie viel Zeit verbringst du mit eurem Kind und wie viel er? Das würde für mich auch noch mal eine wichtige Rolle spielen.

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Ja, er macht immer sein Ding. Wenn ich ihm sage, was mich stört, wirft er mir vor, bestimmen zu wollen. Da ist eine sachliche Diskussion meist schwierig. Dennoch denke ich, dass deine Vorschreiberinnen Recht haben und ich mich noch mal in Ruhe mit ihm an einen Tisch setzen muss.

Ich kümmere mich meistens um unser Kind. Manchmal verbringen wir Zeit zu dritt. Mein Mann passt nur auf unseren Sohn auf, wenn ich gerade beschäftigt bin, selten länger als eine Stunde am Tag, an vielen Tagen auch gar nicht.
Ok, ich weiß, worauf du hinaus willst 😅

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Dann würde ich mehr akzeptieren und weniger diskutieren. Halt dich an dein Mantra 😉

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Hi,

Die Dinge, die du beschreibst, werden zum Glück ein bisschen in den Hintergrund geraten, wenn dein Kind älter wird. Du wirst lockerer werden. Bei unserem ersten Kind waren wir in den ersten beiden Lebensjahren sehr streng bezüglich Medien und Süßigkeiten - sehr zum Leidwesen der Grosseltern. Wenn jetzt der Opa die Gummibärchen auspackt, dann ist das halt so. Mein 3-jähriger ist dünn und wirds überleben.
Allerdings glaube ich schon, dass die tatsächliche Erziehungsarbeit erst anfängt und ich finde, dass das eine Beziehung enorm belasten kann. Niemand macht sich als Paar vor der Geburt Gedanken darüber, wie man seine Kinder erziehen möchte. Man liebt sich und möchte Kinder und plötzlich schickt der eine den motzigen 3-jährigen ins Zimmer und für den anderen ist das freiheitsentzug. Und auf einmal fühlt man sich unendlich weit entfernt voneinander weil die Wertvorstellungen so gar nicht zueinander passen. Mein Partner und ich sind uns in den grundlegenden Dingen zum Glück meistens einig, aber ich habe ein paar gute Freunde, mit denen ich kein Kind gross ziehen wollte, weil wir da gar nicht kompatibel wären. Das hätte ich so nie erwartet. Gut, mit denen hab ich ja auch keine Kinder :)
Ich lese viele Bücher oder Blogartikel zu Erziehung und höre Podcasts. Darüber unterhalte ich mich mit meinem Partner, leite ihm was weiter oder zwinge ihn auch mal dazu, mitzuhören. Er findet das zum Glück alles logisch, sodass wir eine gemeinsame Grundhaltung entwickelt haben. Vielleicht kannst du deinem Mann ja auch beispielsweise offizielle Empfehlungen zum Medienkonsum zeigen. Hast du ja nicht erfunden, dass davon mit 1 noch abgeraten wird.
Da du einen Grossteil der Erziehungsarbeit leistest, finde ich schon, dass du hier auch grib die Tagesstruktur wie Essens-und Schlafenszeiten vorgeben kannst und dein Mann sich da ein bisschen zurücknehmen sollte.
Warum schaut er denn so viele Videos mit eurem Sohn? Fällt es ihm einfach nur schwer, sich mit ihm zu beschäftigen? Ist er müde von der Arbeit? Oft ist es gerade für Männer einfacher, wenn man mit den Kids "mehr anfangen kann" (fussball spielen oder so:))
Ich denke auch, dass ihr hierzu viel mehr ins Gespräch gehen müsst, die richtige Erziehungsarbeit kommt erst noch und da wirds nicht leichter. Dein Mann scheint wenig kompromissbereit und noch weniger kritikfähig. Allerdings neigen wir Frauen auch dazu, den Papas das Gefühl zu geben, es alles falsch zu machen:p

Naja, viel Erfolg wünsche ich

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Danke für deine Antwort 😊

"Vielleicht kannst du deinem Mann ja auch beispielsweise offizielle Empfehlungen zum Medienkonsum zeigen. Hast du ja nicht erfunden, dass davon mit 1 noch abgeraten wird." Hab ich, aber hat ihn wenig beeindruckt. Solange er es nicht übertreibt, nehme ich das jetzt wieder so hin. Das ist für uns alle entspannter.

"Warum schaut er denn so viele Videos mit eurem Sohn?" Er sagt immer, dass unser Sohn sich über die Videos freut. Meine Vorschläge, was er machen könnte und worüber unser Sohn sich auch freut, kamen nicht so gut an. Vielleicht hast du Recht und es wird besser, wenn unser Sohn größer ist.

"Allerdings neigen wir Frauen auch dazu, den Papas das Gefühl zu geben, es alles falsch zu machen" Ja, das stimmt und das möchte ich vermeiden. Deshalb versuche ich, mehr zu akzeptieren. Tatsächlich habe ich es seit dem Thread geschafft, gelassener zu sein 🙂