Tagesplanung

Hallo,

ich bin Vater eines 10 jahrigen Sohnes, die Mutter hat sich von mir getrennt als sie herausgefunden hat das sie eher auf Frauen steht (er weiß nichts davon), er lebt 60% bei mir restliche Zeit bei der Mutter.

Zur Zeit haben wir ein sehr große Diskussion um die Tagesplanung/Wochenplanung, eigentlich um die Planung "Was? Wann? Wo?".

Seine Meinung dazu ist "man kann im Leben nichts planen, es kommt eh immer was dazwischen", "er lässt sich von niemanden und nichts zwingen etwas zu tun", "wenn man ständig tut was man nicht will bringt man sich irgendwann um". Es handelt sich dabei insbesondere auch um täglich notwendige Dinge, Aufstehen, Frühstück, Schulbesuch, Zähneputzten usw.. Meiner Meinung nach ist es zwingend die Punkte eines Tages zu planen, zumindest grob. Dazu nutze ich einen Wochenplan/Tagesplan damit er sieht "Was? Wann? Wo?". Ich bespreche das auch mit ihm. Er leht dies alles konsequent ab, sagt es wird schon passieren wann er meint es zu tun.

Seine Mutter ist eher planlos unterwegs, also eher spontan, Unpünktlich.

Ich komme nicht weiter. Ideen?

1

Hallo
anscheinend hat er die legere Art seiner Mutter übernommen. Es ist ja auch viel bequemer, wenn man sich nach keinem Plan richtet, sondern einfach alles "laufen lässt"
Wie steht die Mutter dazu? Kannst du mit ihr darüber reden, dass sie ebenfalls den Sohn zu mehr Planung bringt? Wenn ihr da beide an einem Strang ziehen könnt, ist der Erfolg sicher größer.

Wenn sie aber kontraproduktiv ist, liegt es leider an dir allein, erzieherisch auf ihn einzuwirken. Wenn Besprechungen mit ihm nichts bringen, musst du ihm eben Konsequenzen androhen. Und diese aber dann auch unbedingt durchziehen, sonst hat es keinen Sinn. Taschengeld kürzen/streichen? Handy für eine befristete Zeit weg?

Da steht dir erstmal sicher viel Stress im Haus an, kein Kind nimmt Konsequenzen gelassen hin. Ich kann dir aber nur raten, auf deiner Linie zu bleiben, sonst ist sofort wieder alles beim Alten.
Alles Gute noch#klee

2

Hallo,

hast du es mal mit einem Belohnungssystem versucht?
Du machst ihm einen Plan, wann er z.B. aufstehen soll, wann es zur Schule geht etc. Die täglichen notwendigen Dinge.

Wenn er die Zeiten einhält, bekommt er Punkte (Smilies, Bienchen, Stempel, what ever - wir hatten so ein Whiteboard mit Smilie-Magneten)

Eine gewisse Anzahl Smilies bedingt dann eine Belohnung: z.b. 10 Stück sind ein Eisbecher, 20 ein Kinobesuch oder was auch immer er gern tut.

Bei Unpünktlichkeit kann es dann auch Minuspunkte geben, die die Zielerreichung erschweren.

VG Muffin

3

Hallo,

wie ist denn euer Alltag normalerweise? Also hat er/ihr viele Aufgaben & Termine? Sowohl freiwillige/gewollte, z.B.: Sporttraining oder Tiere versorgen und auch unfreiwillige wie z.B.: Schule/Hausaufgaben oder mit dem Hund rausgehen den du die angeschafft hast und er ihn aber (mit)versorgen muss?

Ich würde jeden Punkt/Termin/Aufgabe einzeln betrachten und in Gruppen einteilen:
- Grundlegendes wie Schule, waschen/Zähneputzen sind kein Thema. Die werden zu den entsprechenden Zeiten gemacht. Keine Diskussion
- Feste Termine wie Sporttraining sind auch fix
- Aufgaben im Haushalt: Aufteilen, was ggf. zu einer bestimmten Zeit erledigt werden muss und was nicht bzw. an einem bestimmten Wochentag. Schaffe eine Zeitfenster, z.B.: bis X Uhr wird die Spülmaschine ausgeräumt. Oder auch pro Woche: Bis Freitag 15 Uhr wird Y erledigt.

Mir scheint du bist ein Typ der alles sehr gerne (sehr) genau plant und strukturiert?
Struktur und (Selbst)organistation zu lernen ist auch für die Kinder sehr wichtig aber der eine braucht es ganz detailiert, der andere nur ganz grob und kann vieles auch spontan.

Kinder wollen aber auch nicht den ganzen Tag zu hören bekommen was sie wann machen sollen/müssen. Das Verhalten deines Sohnes klingt nach „Vorpubertät“, mein Neffe ist auch 10 und „du sagst mir nicht was ich zu tun haben/ich entscheide selbst was ich wann mache“ war bei meiner Schwester auch an der Tagesordnung. Mit o.g. Struktur klappt es nun viel besser.
Er hat nach wie vor seine Aufgaben, kann aber bei den meisten in einem entsprechenden Zeitfenster entscheiden wann er es erledigt. Und es klappt! Die Konsequenzen, wenn es nicht rechtzeitig erledigt wird, wurden auch im Vorfeld besprochen und sind bekannt.

Wünsche euch alles Gute

4

Für uns gibt es Planung und Zeitpuffer "es kommt was dazwischen".

Ich bespreche Sonntag Abend mit meinem Kind, was in der Wochen ansteht. Termine, Schule, Training (vor Corona), Besonderheiten, Besuche usw.

Dann weiß sie, worauf es ankommt. Am Termintag x muss sie sich beeilen, dafür hat sie an den anderen Tagen y Zeit und kann sich selbst frei einteilen. Meinen Besuch mag sie an Tag z, also beeilt sie sich freiwillig. Wenn sie mehr Zeit dabei sein will, sollte sie mit den Hausaufgaben schon fertig sein. Die Ausrede an Tag x war ja ein Termin zählt nicht. Sie wusste beides vorher und die Tage y waren ja zur freien Nachmittagsgestaltung. Hausaufgaben oder Trödeln. Aufschieben oder voran kommen.


Am jeweiligen Morgen sage ich ihr auch noch mal, was ansteht.
Dann weiß sie: sie darf jemanden einladen, gerne auch spontan. Oder es ist schwierig und sie kann bei Anfragen direkt antworten.
Sie weiß dann auch, ob sie sich beeilen soll oder wie an terminfreien Tagen lockerer sein darf.

Klappt das nicht an Termintagen wenn es mir wichtig ist, soll sie sich immer beeilen. Das findet sie doof und achtet darauf, dass sie an den wenigen Tagen pünktlich ist. Dann hat sie mehr Freiraum an den anderen.

Zwischen Terminen lege ich eher mehr als weniger Zeitpuffer. Dazwischen kommen kann immer was oder an Öffentlichen Ausfallen.
Somit ist unser Programm nicht zu straff und es gibt Zeit für Eventualitäten.
Klappen die wichtigen Termine, sozialen Pünktlichkeiten (Freunde, Besuch usw), Hausaufgaben dann darf der Rest auch lockerer sein. Dazu feste Eckpunkte: Zähne putzen und co.
Klappt es nicht, ziehe ich straffer an. Dann findet sie es mit den festen Eckpunkten und vorher angesagten Terminen und der Rest lockerer plötzlich gut und nicht mehr sooo streng.


Dass Lockerheit auch seine Schattenseiten hat, merkte sie, als eine Verabredung platzte, auf die sie sich gefreut hatte/jemand kurzfristig abgesagt hatte. Aber auch, wenn ich spontan keine Lust hatte zu ihrem Wunschprogramm mitzugehen.
Es war zwar abgesprochen und letztlich schafften wir es noch (ich hatte Puffer eingeplant), aber ich habe dann mal selbst getrödelt, gemosert, gejammert, mich lustlos gegeben, vorgeschlagen es ausfallen zu lassen, weil ich ja keine Lust hätte usw.

Diese Unsicherheit kannte sie nicht.
Bei der Aktivität selbst habe ich mich wieder normal verhalten und nichts vermiest. Wohl aber habe ich hinterher mit ihr in Ruhe darüber gesprochen. Auch warum ich den Zeitlichen Puffer einbaue und dass es nur klappt, wenn beide zusammenagieren.

5

Mit 10 hätte es eigentlich so sein müssen, dass er diesen Tagesplan schon 10 Jahre vorgelebt und nachahmen hätte müssen, sodass der in Fleisch und Blut übergeht und dann hätte man ihm um die 10 herum eigentlich die Verantwortung dafür Step by Step eigenständig in die Hände übergeben müssen, weil er eh langsam lernen muss für sich selbst Verantwortung zu übernehmen, auch wenn keiner sagt: Du musst.

Ich finde es zu spät für Belohnungstafeln mit Smileys. Das kann man vielleicht noch in den ersten Schuljahren bringen, aber nicht nach 10 Jahren. Das wird er nur als extreme Einschränkung und als Dauerkontrolle empfinden während er eigentlich gerade nicht mehr wie ein Baby/Schulanfänger behandelt werden will.

Ich würde eher mit Deadlines arbeiten. Bis dahin hat er Zeit etwas zu machen, aber wie er sich organisiert und wann konkret, das würde ich in seine Hände übergeben. Und wenn er erst 5 Minuten vorher damit anfängt....egal. Hauptsache er macht es.

6

Hallo,

wie kommt er denn "ungeplant" zurecht? Ich bin auch Typ Plan. Bei mir ist alles durchgeplant. Mein Mann ist eher ungeplant. Mein Mittlerer Sohn hasst Pläne und ist da wie dein Sohn. Je mehr ich mit meinen Plänen komme, um so mehr verweigert er diese. Im Prinzip logisch, nur weil ich einen Plan zur Sicherheit brauche, heißt das nicht, dass andere Menschen ihn ebenfalls brauchen. Anfangs habe ich auch versucht, meinem Sohn diesen Plan aufzudrücken. Pünktlich um 6:00 aufstehen, pünktlich nach dem Essen Hausaufgaben machen, nach den Hausaufgaben Pflichten im Haus etc. Seit ich das nicht mehr mache, lebt er in meinen Augen zwar in den Tag hinein, dennoch ist am Tagesende alles erledigt, was gemacht werden musste. In die Schule muss er ja nach Plan gehen. Da gibt es ja zeitlich geregelte Stundenpläne. Ob er nun bis kurz vor knapp im Bett liegt und dann zum Bus hetzt, ist mir relativ egal. Hauptsache, er sitzt pünktlich im Bus. Hat er nicht gefrühstückt ist das sein Problem. Ob er die Hausaufgaben abends nach dem Abendessen macht ist mir mittlerweile auch relativ egal. Er ist jetzt fast 16 und betrachte ich seinen Tagesablauf sieht es nur für mich danach aus, dass er in den Tag hinein lebt. Im Grunde hat er seinen eigenen Rhythmus und "Plan". Nur weil jemand nicht nach meinem Plan lebt, heißt das nicht, dass derjenige völlig planlos ist. Man kann einem Menschen nicht seinen Rhythmus aufzwingen. Meine italienische Freundin lacht sich über meine strikte Planung jedes Mal schlapp und sagt: "Typisch Deutsch." Sie hat eine ganz andere Mentalität, trotzdem ist sie erfolgreich, schafft alles, was dringend gemacht werden muss und ist weniger gestresst als ich. Sie setzt ganz andere Prioritäten. Während ich nach dem Essen sofort auf springe und den Esstisch abräume und die Küche sauber mache, kann sie stundenlang sitzen und sich unterhalten. Nach dem Motto: Das Geschirr kann ich auch noch morgen abwaschen. Mich würde das wahnsinnig machen, sie ist da völlig entspannt. Während meine Kinder immer pünktlich um die selbe Zeit im Bett waren, konnten ihre aufbleiben so lange bis sie müde waren. Das hat genauso gut funktioniert, wie mein durchgetakteter Plan. Denn sind wir mal ehrlich, das pünktliche ins Bett bringen wird von als feste Struktur bezeichnet, ist insgeheim aber der Punkt für frühen Feierabend, weil man danach noch XYZ erledigen muss. Ich wünschte, ich hätte die Mentalität in den Tag hinein leben zu können.
Solange dein Sohn allen Pflichten nachkommt, lass ihn leben, so wie er es für richtig hält.

LG
Lotta

7

Ich denke er findet das "in den Tag rein leben" wie er es bei der Mama ja anscheindend erlebt angenehmer. Verständlich.
Vielleicht hilft es wenn du einen Mittelweg findest. Keinen zu fixen Plan dafür feste Strucktur im Tagesablauf. Mach ihm keinen Wochenplan wo schon täglich drauf steht "7Uhr Aufstehen, 8 Uhr Schule, 14 Uhr Hausuafgaben" sondern regle das durch Vorgabe durch dich. Sprich du stehst auf und weckst ihn täglich zur gleichen Zeit und siehst zu das er täglich zur gleichen Zeit zur Schule geht usw. Rel. fixe Zeiten für Mahlzeiten zumindest unter der Woche usw. Aber das mus ja auf keinem Plan stehen, da sorgst du für. Dann stehen auf seinem Wochenplan schon weniger Dinge und er sagt nicht ohne überhaupt zu gucken was da steht "Was?? So viel? Nee". Auf seinem Plan stehen dann nur noch Termine die anliegen, Sporttraining usw. Und wenn sie was im Haushalt erledigen sollen muss ich da aufschreiben (sag ich nur "Du bist diese Woche für XY zuständig würden sie es wahrscheinlich Sonntag abend kurz vorm schlafen gehen machen, ist ja noch in der Woche. Da muss ich schon klar sein und dazu bestimmen wann es gemacht werden soll)
Damit laufen wir ganz gut.
Auch jetzt in der Coronazeit. Es gab für unsere Kinder die ganze Zeit einen festen Ablauf. Morgens muste nicht wie zu Schulzeiten um 6 aufgestanden werden, aber es wurde auch nicht bis ultimo geschlafen, ebenso ging es geregelt ins Bett (halt auch was später als wenn Unterricht wäre), die Mahlzeiten blieben zu gewohnten Zeiten, vormittags stand Homeschooling auf dem Program und wenn das was für den Tag anlag fertig war hatten sie Freizeit. Wie in regulären zeiten auch, erst Schule und Hausaufgaben, wenn das erledigt ist hat man freizeit. Erst die Pflich, dann das Vergnügen.