empathielos und egoistisch

Hallo zusammen

Ich könnte ein paar Meinungen/Denkanstöße brauchen.

Es dreht sich um unseren 9 jährigen Sohn.
Seit der Einschulung 2016 wird unser Alltag mit ihm zunehmend unerträglich. Anders kann ich es kaum noch beschreiben.

Wo ich anfangen soll, weiß ich gar nicht so recht, denn es gibt an fast jedem Tag Situationen mit ihm, die mich sprachlos zurücklassen.

Wir achten sehr drauf, dass unsere drei Kinder gleichgestellt sind. Emotional sowie materiell.
Jedes Kind hat seine Zeit mit mir, als auch mit meinem Mann.
Jedes Kind wird erhört und wir treffen Entscheidungen in der Familie demokratisch.
Empathie und Fürsorge, gerade Familienmitgliedern und Freunden gegenüber ist uns sehr wichtig. Wir leben ihm (so denke ich) ein positiv soziales Leben vor.

Unser Sohn, ist da jedoch grundsätzlich anderer Meinung. Er lügt, betrügt, fühlt sich stets ungerecht behandelt. Er lebt den täglichen Egoismus und dreht sich seine Wahrheit so hin, dass er es am Ende glaubt und seinen Standpunkt vehement vertritt.

So kann er z. B. völlig aus der Haut fahren, wenn er seinen Willen nicht bekommt oder er aber (für ihn zu Unrecht) für etwas gerade stehen muss.
Selbst wenn ein ganzes Stadion die Wahrheit kennt, er ist im Recht und nur seine Wahrheit zählt.

Wir haben es schon auf verschiedenste Arten versucht.
Ruhige Diskussionen, ja auch laute Diskussionen, weil man irgendwann nicht mehr kann.
Immer wieder erklären , warum man sein Handeln nicht gut fand.
Versucht soziale Entwicklung zu vermitteln.

Aber bei allem guten Willen, kann und will ich mir nicht mehr die Zeit nehmen, eine weitere Lügengeschichte von ihm zu hören, warum etwas passiert ist.

Ich will nicht mehr hören, dass der Schulkamerad Schuld hat um hinterher rausfinden, dass er provoziert hat.

Ich will nicht mehr hören, dass seine Schwestern ihn zuerst beschimpft haben um dann zu hören dass er sie subtil und über Stunden im Spiel bedrängt hat.

Ich will keine Lügen mehr darüber hören, dass er die Süßigkeiten der Schwestern geklaut hat, nur weil er seine schon aufgegessen hat.

Ich will nicht mehr den Streit schlichten müssen, der mal wieder zwischen ihm und seinem Freund entfacht ist, weil er nur das machen will, was ihm gefällt.

Und ich will nicht mehr hören, dass er mit seinem ganzen Sums, den er von sich gibt, kein Gehör findet!

Gerade wurde ich erneut von der Mutter seines Freundes (unfassbar dass er noch immer zu uns kommt aus eigener Initiative) kontaktiert, weil etwas vorgefallen ist was einfach nicht geht.
Ging um die jüngere Schwester des Freundes (sie ist die Freundin meiner Tochter).
Die Mutter ist sehr gelassen und wenn sie anruft, dann heißt das was.Sie und ich pflegen ein freundschaftliches Verhältnis und sie nahm unseren Sohn letztlich noch in Schutz als ich dann wieder außer mir war.

Wir befinden uns in einem Abwärtsstrudel.
Immer wenn ich denke, es wird besser, knallt es umso doller und ich erlebe am eigenen Laib, wie blöd mein Sohn doch sein kann oder aber bekomme einen Anruf vom sozialen Umfeld.

Er zeigt Einsicht, gelobt Besserung, um im nächsten Moment dem Nächsten einen Arschtritt zu verpassen.

Ich bin verzweifelt.
Einen Termin beim Psychologen bekomme ich erst im nächsten halben Jahr.
Verständlich, dass man in der aktuellen Situation nicht gerade Priorität hat bei den Kinderpsychologen.

Er macht sich sein Leben schwer. Ich möchte ihm helfen, weiß nur nicht mehr wie.

Weiß jemand Rat?

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Wow, ich weiß gar nicht wie ich anfangen soll. Als erstes fällt mir auf, wie schnell hier mal wieder mit Diagnosen um sich geworfen wird, ganz schlimm.
Natürlich kann auch mehr hinter dem Verhalten deines Kindes stecken, aber warum fängt es denn immer mit pathologischen Dingen an.
Und da wäre ich beim Punkt, wieso genau lese ich da etwas ganz anderes raus? Wieso empfinde ich dich zu streng und dein Kind unverstanden?
Ich fang jetzt einfach mal an:
"Wir achten sehr drauf, dass unsere drei Kinder gleichgestellt sind" - Habe ich das im Verlauf richtig gelesen, das die Geschwister wesentlich jünger sind? Wie kommt man darauf sie dann gleich zu stellen? Sie haben doch dann völlig unterschiedliche Bedürfnisse.
"Ruhige Diskussionen, ja auch laute Diskussionen, weil man irgendwann nicht mehr kann."- Sorry, da musste ich etwas lachen, ist nicht böse gemeint. Dann laß doch die Diskutiererei einfach bleiben, sie hat doch noch nie was gebracht, außer das dich ein Kind ab einem bestimmten Alter "sprachlos" zurück lässt. Ich denke wirklich, das man da erntet, was man gesät hat. Ich konnte diese DIskussionsrunden mit Kindern noch nie nachvollziehen. Erziehung ist nicht demokratisch und ein großes Bedürfnis nach Harmonie kann genau das Gegenteil auslösen.
Dann die Sache mit seinem Kumpel und dem Anruf der Mutter, du warst deswegen "außer dir" so sehr, das die andere Mutter dein Kind in Schutz nimmt? Bist du einfach nur drüber mit deiner Reaktion?
Im weiteren Verlauf habe ich gelesen, das er bis zur Einschulung sehr angepasst war, "ein Kind welches sich das Spielzeug wegnehmen lässt". Ja, das war meine Tochter auch, mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als sie in der Schule endlich anfing Position zu beziehen. Diese Reibereien im Kindergartenalter kenne ich auch nicht, sie kamen mit der Einschulung. Also fing auch da erst die Entwicklung bei dem Thema an, inkl. Türenknallen, Zickereien...man, was war ich glücklich darüber. Endlich kommt mein liebes Kind mal aus sich raus. Und noch viel cooler war ja, das sie schon in einem Alter war, wo man gemeinsam nach Lösungen suchen kann. Hier war es zB ein Boxsack im Zimmer gegen die Wut. Oder erstmal ein paar Minuten runterkommen nach der Schule. Mehr Eigenständigkeit wurde von ihr eingefordert. Ich war für jeden Spaß zu haben trotzdem haben noch öfter die Türen geknallt, ja und? Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut.

Viele deiner Worte klingen nach "Harmoniesucht", aber sind wir doch mal ehrlich, zu viel Harmonie kann echt aggressiv machen. Besonders wenn man selber Wut im Bauch hat.
Genau, ich höre aus deinem Text die Wut deines Sohnes, aber warum ist er so wütend?

Lehrer, Kindergärtner (okay, ist jetzt schon länger her) finden sein Verhalten nicht auffällig. Freunde hat er anscheinend auch. Du schreibst nichts davon, das er die Geschwister "quält", herrje, wer hat nicht seinen Geschwistern die Süßigkeiten geklaut und gehofft er kommt damit durch. Es klingt wirklich, als wenn nur du deinen Sohn so siehst.

Du schreibst, je ordentlicher er etwas für /in der Schule macht, desto höher ist die Warscheinlichkeit das am Nachmittag die "Hütte brennt". Ja, warum ist das denn so? Weil er erst 9 Jahre ist, und nach intensivem, konzentriertem Arbeiten Dampf ablassen muß. Aber anscheinend gibt es dafür keine Lösung in deinem Haus gibt, wo alles harmonisch, empathisch ablaufen soll.

Mir fehlt in deinen Worten die Empathie für dein Kind. Vielleicht merkt er das und "behandelt" dich deswegen so. Nimm es mir nicht krumm, du schreibst von Demokratie, von Empathie, von Fürsorge, aber dein Text drückt für mich nun mal was anderes aus.

"Er zeigt Einsicht, gelobt Besserung, um im nächsten Moment dem Nächsten einen Arschtritt zu verpassen."- Logisch, das das passiert. Wenn ich auf eine entzündete Wunde nur ein Pflaster klebe, dann hilft das der Wunde nun wirklich nicht.

Von daher mein Rat an dich: Refletkiere dein eigenes Verhalten gegenüber deinem Kind. Halte dir selber einen Spiegel vor. Wennd as alles nichts nützt, dann kann man immer noch auf Diagnosesuche gehen. Ja, es ist scheiße festzustellen, das man vielleicht selber an dem Schlamassel Schuld hat....aber auch das gehört zum Leben mit Kindern einfach dazu.

So, das war jetzt mein laienhafter Senf dazu, jenseits von Diagnosen.

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Vielen Dank für deine Antwort!
Und soll ich dir was sagen? So ganz falsch liegst du da nicht.

Ich reflektiere mich seit Jahren! Überdenke meine Konsequenzen und eigenen Handlungen. Überlege wie ich zu einer „besseren“ Mutter werden kann.

Ich rede mir selbst immer wieder ein nicht zu viel zu verlangen und sein Alter zu bedenken.
Liege nächtelang wach und nehme mir vor, ihm noch mehr Verständnis entgegen zu bringen.
Weise mich selbst darauf hin, dass jeder Mensch anders ist und mit gewissen Charakterzügen geboren wird.

Ich werde lockerer, kann mich auf ihn einlassen um dann im nächsten Moment wieder einen Rückschlag zu erleben.

Und ja, mir ist Harmonie sehr wichtig und ich kann nach so viel Jahren der Streitereien nicht mehr atmen.
Es ist keinerlei Effekt einer guten Erziehung sichtbar.
Noch immer muss man ihn auf völlig normale Verhaltensregeln aufmerksam machen.
Er wird 10 und ich erwarte z. B. dass man da automatisch mit anpackt beim Tischdecken. Nö, da steht ein Teller und ein Glas.
Versuche, dass man mal auch für ihn nicht mit deckt interessieren ihn nicht. Da setzt seine Gleichgültigkeit ein.
Dies mal als harmloses Beispiel.

Wir können auch andere Dinge vorweisen...
Kleinen Kinder von mordenden Killerclowns erzählen. Kinder verarschen, dass sie noch ein Windel tragen in der Grundschule. Minderheiten mobben.Immer schön drauf auf die Schwächeren.
Zugegeben, immer in einer Gruppe und er ist dabei nicht Initiator.
Allerdings interessiert es mich da herzlich wenig, von wem das ausgegangen ist. Er macht mit bei dem ganzen Scheiß und das zählt für mich.
Denn ER kann sowas überhaupt nicht verkraften, wenn man ihn mal „durch den Dreck zieht“. Da ist dann Ende und er tickt aus.

Die Geschwister sind knapp 5 und knapp 7.
Gleiche Bedürfnisse haben sie sicher nicht. Ich meinte damit nur, dass sie gleichermaßen ihre individuellen Bedürfnisse gestillt bekommen.
Und auch hier ist das Beispiel des Süßigkeiten klauens eher das harmloseste.
Er übergeht Bitten seiner Geschwister (Stop, das will ich nicht) konsequent und bedrängt sie einfach weiter. Sei es beim Gerangel, im Trampolin oder sonst wo. Regeln wie z. B. nur ein Kind im Trampolin übergeht er und meint dann, dass er zuerst im Trampolin war.
Ich habe ihn aber z. B. aus der Küche aus beobachtet und kenne die Wahrheit.
Er jedoch beharrt auf seiner Version obwohl alle wie Wahrheit kennem
Konfrontation mit dieser ignoriert er.

Ja, er ist voller Wut und kann sie nicht kanalisieren.
Boxsack und Co ist vorhanden.

Daher die Idee mit einer dritten Person zu sprechen

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Ich habe das Gefühl, das du extrem hohe Ansprüche an dein Kind und auch an dich selber hast. Du brauchst doch gar keine "bessere" Mutter werden, vielleicht nur etwas ändern;-), etwas das du aktuell noch nicht auf dem Schirm hast.

Weißt du, wie er die Kindergartenzeit erlebt hat? So im Nachgang? Sich nicht wehren können, das kann schon am Ego nagen.

Ich werde trotzdem das Gefühl nicht los, das dein Harmoniebedürfnis, dir im Weg steht. Denn auf der anderen Seite liest man von Bestrafungen und Konsequenzen, die echt nicht ohne sind. Also bist du doch für ihn irgendwie der totale Widerspruch in Person.

Ach, die Geschwister sind ja doch älter, als ich dachte. Aber das mit dem Trampolin ist doch woanders auch Standard, da kann ich aber nicht mitreden....habe nur ein Kind. Zoff gibt es immer, irgendwie.

Und ja, ich sitze hier am Eßtisch und tippe vor mich hin....rate mal, auf was ich schaue. Richtig, auf den Teller und die Tasse meiner Tochter. Wozu soll ich mich darüber aufregen, sie kommt bestimmt und will für irgendwas die Erlaubnis haben, dann brauche ich nur schweigend darauf zu zeigen. Und weg ist das Ding, ohne Streit und ohne viel Worte.

Und sind wir doch mal ganz ehrlich, wir sind die Letzten, die etwas von der guten Erziehung unserer Kinder haben werden. Die Ernte genießen andere.

Vielleicht gibt es das irgendwo, das harmonische Familienleben, welches du dir wünschst. Ich habe es bisher nirgends erlebt, es geht immer recht turbulent zu. Und je mehr Kinder da sind, desto stürmischer wird es doch. Alles was du aufzählst, das gehört doch zu einem normalen Alltag dazu, motzige Kinder, schmutziges Geschirr, Geschwister die sich bis aufs Blut nerven. Ja gut, der Killerclown (deswegen auch die Frage nach der Kindergartenzeit), da wollte er mal austeilen, so wie es früher mit ihm gemacht wurde.

Und dann kommt da noch die Gruppendynamik dazu, endlich gehört er zu denen, die "das Spielzeug wegnehmen", ja das ist in der Tat schon blöd und er kann sich daurch eine Menge versauen, aber Worte werden ihn da nicht erreichen. Sehen denn die Lehrer da keinen Handlungsbedarf? Was unternehmen sie dagegen, denn es passiert ja in ihrer Obhut?

Ich habe gelesen, das du ihm immer Lösungsvorschläge anbietest. Auch bei Konflikten? Vielleicht kann er mit deinen Vorschlägen nichts anfangen, einfach weil er einen derberen Charakter hat. Ich kann mir schlecht vorstellen, das für dich Wut eine Berechtigung im Alltag hat.

Ich werde einfach das Gefühl nicht los, das dir dieses Harmoniebdürfnis den Blick auf das Wesentliche vernebelt. Ich finde deinen Jungen gar nicht so schlimm, wie du ihn siehst.

Wart ihr schon mal bei einer Familienberatung? Dort bekommt ihr dann vielleicht mal einen anderen Blick auf die ganze Sache. Das wäre mein Gang, bevor ich mein Kind einem Ärztemarathon aussetze, der vielleicht gar nicht notwendig ist.

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Ergänzung:
ich muss nicht extra erwähnen, dass seine Belange und Vorlieben natürlich äußerste Priorität haben

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Hey!

Ich habe als Lehrerin Eltern von vergleichbar schwierigen Schülern den Gang ins SPZ empfohlen.

Ist dein Sohn denn überall, in allen Bereichen, so, oder läuft es in der Schule besser? Wann begannen die Schwierigkeiten? Hat er sich vor der Einschulung empathisch verhalten?

Liebe Grüße
Schoko

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Vor der Einschulung war er doch eher normal emphatisch würde ich sagen.
Auch den beiden Babys gegenüber sehr einfühlsam und verständnisvoll.

Die Klasse ist in der Schule als Problemklasse bekannt, da ist mein Sohn das kleinste Übel denke ich.

Er kann auch nett und umsichtig sein.Nur habe ich den Eindruck, dass das für ihn anstrengend ist.
Er schafft es nicht, rundum umsichtig zu agieren.

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Hallo,
Termine in der KJP dauern immer so lange. SPZ bei seelischen Gründen ist der falsche Ansprechpartner - da muss ich meinem Vorredner widersprechen. Die erstellen ganz gern Fehldiagnosen und falsch-negativ Diagnosen.
Zum Psychologen würde ich gar nicht erst gehen. Dein Kind braucht einen Arzt.
Vielleicht würden ihm klare Strukturen und Regeln helfen, weniger Demokratie. Den Tag klar durchplanen. Gib deinem Kind doch mal eine Lösung an die Hand, wie man in der Situation gut reagiert. Nicht immer nur sagen, was falsch ist.

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Klare Strukturen haben wir.
Aber es sind eben auch noch die beiden anderen Kinder da und wollen meine Aufmerksamkeit

Welchen Arzt meinst du?

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Den Kinder- und Jugendpsychiater...KJP.
Der Psychologe hilft wohl kaum. Er kann ja nicht wild drauf los therapieren ohne zu wissen, was er machen soll, mit welchem Hintergrund und welchem Ziel.
Du weißt ja gar nicht, ob seelische Behinderungen ausgeschlossen sind, oder ob z. B. eine traumatische Erfahrung dahinter steckt.

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Ich bespreche auch vorab gewisse Situationen mit ihm.Gebe Lösungsvorschläge an die Hand.

Allerdings kann er das nicht übertragen.
Sprich, ich müsste alle möglichen Situationen/Ereignisse mit ihm durchgehen und Lösungen aufzeigen.

Die beiden bisherigen Klassenleitungen empfanden sein Verhalten nicht sonderlich auffällig. Ich habe extra öfter das Gespräch gesucht.
Nur 1x kam im vergangenen dritten Schuljahr das Thema Impulsivität auf.
Er solle doch Lösungsansätze besser und ruhiger verbalisieren.

Bemerkung Übertrittszeugnis Sozialverhalten war „gut“
Nur könne er nicht immer die Meinung anderer akzeptieren.

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Oh man. Was ist DEIN Problem.

Dein Sohn ist NORMAL.

Was soll er beim Arzt? Ich glaube du brauchst einen anderen Blickwinkel auf dein Kind und sollest vielleicht selbst eine Beratung für DICH aufsuchen ... Ansprüche runter schrauben, loslassen, Leine etwas weniger eng lassen.

Mein Gott. Bitte... hör auf dein Kind zu analysieren und ihn in eine Schablone pressen zu wollen. Du erreichst damit genau das Gegenteil.

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Hallo!
Hoert und sieht er gut?
Mein Sohn war unerträglich, bis er dann eine Brille bekam, und 'endlich' alles normal mitbekam. Wenn er eine stärkere Brille braucht, wird er wieder hibbelig.

Alles Gute!

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Ja, er hat eine Brille und wir sind regelmäßig beim Augenarzt.
Ohrenarzt ebenso, er hat Röhrchen bekommen mit 3

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"Er zeigt Einsicht, gelobt Besserung, um im nächsten Moment dem Nächsten einen Arschtritt zu verpassen."

Welche Konsequenzen bekommt er zu spüren?
Kommt er mit seinem Verhalten durch oder muss er dafür grade stehen?

Bei meiner gilt z.B. wenn sie lügt, glaube ich ihr anderes erst mal nicht mehr.
Sie merkt dann auch, dass ich misstrauischer bin, strenger bin, weniger durchgehen lasse, wo ich sonst ein Auge zudrücken würde.

Wenn er die Süßigkeiten der Schwestern nimmt, muss er diese dann ersetzen? Muss er beim nächsten Geschenk ihnen welche zurück geben oder von seinem Taschengeld welche kaufen?

Was passiert, wenn ihr mal nicht erklärt, sondern ihn auflaufen lasst?
Klare Ansage: jetzt ist genug. Möglichkeit zum Austoben geben, wo er ungefährlich seine Wut rauslassen kann. Wo er seine Wut nicht an anderen auslassen kann, sondern wirklich nur ein Kissen zum boxen hat?


KJP finde ich sinnvoll. Wenn noch was anderes dahinter steckt, sollte das geklärt werden. Dann könnt ihr auch gezielt Tipps bekommen.

Die Frage bis dahin ist: kommt er mit seinem Verhalten durch?
Aufmerksamkeit bekommt er ja, zugehört wird ihm auch, erklärt auch.

Spürt er dann auch Konsequenzen, die sein Verhalten wieder "gut machen" können.
Etwas, das er tun MUSS, bevor ...

Eines meiner (deutlich älteren) Geschwister hat mich beim Spielen so lange subtil geärgert und gestichelt, dass meine Reaktion war: komplettes Ignorieren.
Eltern hatten zwar auf Vernunft gesetzt, erklärt, Vernunft bei einer fast volljährigen Person vorausgesetzt und fanden meine Reaktion übertrieben.
Aber hey, es hat funktioniert. Es war NICHT die feine Art. Es war aber auch nicht die feine Art, die kleine Schwester (noch nicht in der Grundschule) immer wieder zu sticheln und wütend zu machen und dann so zu tun, als sei sie selbst schuld.

Knallhartes komplettes ignorieren. Nicht mehr mitspielen lassen. Lieber spiele ich allein, als ... war meine Antwort an die Eltern, die versucht hatten zwischen uns zu vermitteln. Es sei doch alles wieder gut, würde nie wieder vorkommen, Geschwister sagte ja auch käme nicht wieder vor - hielt 2 Stunden, mal 2 Tage, mal 1 Tag.

Den Ärger von den Eltern bekam zwar ich. Aber das spüren, dass ich mir dieses Verhalten nicht gefallen lasse, hat geholfen.


Wie reagieren denn die Schwestern, wenn er sie subtil ärgert?
Spielen sie weiterhin mit ihm, als sei nichts gewesen. Wenn er wieder anfängt, erzählen alle ihre Versionen, er gelobt Besserung und beim nächsten Mal ist alles wieder beim Alten?

Oder signalisieren sie schon, dass sie keine Lust mehr haben mit ihm zu spielen. Dass er draußen bleiben soll?
Wie reagiert ihr als Eltern: redet ihr ihnen gut zu, dass er doch bitte mitspielen soll oder akzeptiert ihr, dass sie ihre Grenze ziehen und ihn auch mal ausschließen?

Ich bin absolut kein Freund von ausschließen und bin auch immer für mein Kind da, wenn sie was braucht.
Allerdings habe ich gelernt, dass sie manchmal auch ganz klare Grenzen braucht!
Statt Erklärung auch mal Handeln!

Bsp. sie hatte behauptet alle Hausaufgaben gemacht zu haben. Alles andere sei nur freiwillig. Als das aufflog, musste sie alle Aufgaben machen. Freiwillig oder nicht. An Tagen an denen sie wirklich keine Hausaufgaben hatte (was ich ja nicht mehr einschätzen konnte), gab ich ihr Aufgaben.
Es hat gedauert, dann kam der Klick: macht sie die Hausaufgaben, glaube ich ihr auch, wenn sie auch mal keine auf hat. Macht sie keine Hausaufgaben und lügt mich bei Nachfrage an, hat sie mehr Arbeit und den Anpfiff in der Schule. In der Schule gilt nämlich nicht, dass sie was gemacht hat (das von mir vorgegebene). Die Aufgaben ließ ich wieder weg, als ich darauf vertrauen konnte, dass sie ihre Hausaufgaben wirklich macht und dann auch mal keine auf hat. Nacharbeiten kam auch dazu.

Lügen => kein Vertrauen => mehr Arbeit.
Hätte ich sie damit durchkommen lassen, hätte sie sich über den Erfolg gefreut. Lügen = freie Zeit.

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Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

Ich kann sagen, dass ich über die Jahre hinweg knallhart geworden bin.
Manchmal denke ich mir am Abend, dass dies so für alle kein Leben ist. Vor allem nicht für ihn, mit all diesen Konsequenzen und Bestrafungen.

Süßigkeiten muss er ersetzen.
Lügen wird sofort und konsequent bestraft. Mein Motto, welches ich dann immer wieder erkläre: ich bestrafe nicht für die Tat, sondern für die Lüge. Er lügt weiter.

Er wird immer wieder über einen längeren Zeitraum ausgeschlossen von uns, wenn etwas vorgefallen ist.
Von uns als Eltern bei gemeinsamen Aktionen/Spielen/Unternehmungen.
Teilweise haben wir auch schon ohne ihn gegessen. Und ja, auch habe ich ihn schon mal tagelang ignoriert.

Auch von den Geschwistern wird er ausgeschlossen. Rennt ihnen dann aber hinterher und ist penetrant präsent. Sie sprechen ihn dann aber spätestens am nächsten Tag wieder an und bitten ihn um gemeinsames spielen. Gerade die kleinste Schwester (knapp 5).

Ich lasse ihn auch auflaufen und spüren, dass Familie ein Miteinander und kein Gegeneinander ist.
Eigentlich soll man ja nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, aber auch das betreibe ich regelmäßig.

Heute muss er z. B. oben in seinem Zimmer bleiben, wenn seine Schwester Besuch empfängt.
Ich isoliere ihn, aus Angst davor, dass er wieder der Störenfried ist.

Seine Reaktion auf alles ist entweder völlige Gleichgültigkeit oder Wutausbrüche.

Im Keller hängt ein Boxsack, er hat einen Garten mit zwei Fußballtoren und er spielt Handball im Verein.
Zudem haben wir alles an fahrbaren Untersätzen was man sich nur vorstellen kann.
Die Möglichkeit sich abzureagieren hat er also.

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Ich finde der Teil liest sich ganz gruselig. Du ignorierst dein Kind mehrere Tage??? Im Ernst??? Dein Sohn darf sein Zimmer nicht verlassen, weil die kleine Schwester Besuch hat?

Du schreibst ja, das er im Kindergarten nicht auffällig war und das er in der Schule jetzt auch eher unauffällig ist, sein Sozialverhalten gut ist. Vielleicht solltest du das Problem nicht bei ihm suchen sondern eher bei dir und deiner Einstellung zu dem Jungen.

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Scheinbar schreibst du von meinem Sohn. Es ist haargenau dasselbe. Wir haben auch solange auf einen Termin warten müssen und sind jetzt erst in der Testphase. Von daher kann ich dir noch nicht sagen, was da genau hinter steckt. Wir sind auch völlig ratlos. Es begann auch bei uns mit der Schule, ich brauch dir bestimmt nicht erzählen, wie unfassbar schwer das ist mit dem homeschooling... Ungerecht ist sowieso immer alles. Egal ob es sich einen ganzen Tag lang nur um ihn dreht oder nicht. Nie ist es genug... Selbst an seinem Geburtstag nicht. Wir sind schlichtweg verzweifelt. Ein bisschen besser wird es mit knallharten Strukturen und Konsequenzen, der Tag muss planbar für ihn sein. Aber normal ist es trotzdem nicht.

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„Schön“ von anderen ähnliches zu hören.
Das Homeschooling funktioniert bei uns mal gut mal weniger gut.Aber da würde ich tatsächlich vom Normbereich reden.
Er arbeitet nach kurzer Durchsprachen selbstständig. Er tat sich aber noch nie schwer mit dem Schulstoff.

Allerdings fällt auf, dass wenn er besonders korrekt und aufmerksam gearbeitet hat, ist er im Sozialverhalten noch schlimmer.
Wenn er also (in der Vergangenheit) im Unterricht gut aufgepasst hat, Hefteinträge sauber und ordentlich gemacht hat, seine Hefte für Hausi dabei hat und diese auch sorgfältig und allein bearbeitet hat, kann man am Nachmittag davon ausgehen, dass es bei uns „brennt“.

Ich hoffe, dass wir auch mal einen Termin bekommen

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Versuch es mal bei deiner Krankenkasse. Die barmer beispielsweise hat dafür ne extra app und besorgt einem Termine. Ich hab nämlich auch oft keine Lust, mich durch das Theater mit den Sprechstundenhilfen zu kämpfen, dass ich das dafür inzwischen nutze und fast immer überall schnell Termine bekomme.

Ansonsten hilft da echt nur Geduld und auf den Termin hoffen... Wobei ich sagen muss, dass diagnose und Co dann ja auch noch dauern und keine sofortige Besserung Eintritt.

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Auch wenn ich mir gleich die Steine um die Ohren fliegen.
Für mich liest sich das genau wie ein 9 jähriger Junge! Als Erstes sind die eigenen Belange im Vordergrund und dann kommen die anderen. Grundsätzlich sind die anderen Schuld. Ja, ja...das kommt mir bekannt vor. Was mich staunen lässt ist, wie hart ihr darauf reagiert. Er bekommt sehr stark negative Kritik und Bestrafungen. Diese wirken natürlich nicht. Er bekommt Aufmerksamkeit und das in negativer Form.
Mein Tip: Raus aus der Negativspirale. Macht euch bewusst, was gut läuft und setzt genau da an. Ihn in seinen Ressourcen ansprechen und wenn es irgend geht, auf das negative Verhalten GARNICHT mehr reagieren. Das dauert natürlich am Anfang noch...er hat sich das Verhalten antrainiert.