Hallo zusammen
Ich könnte ein paar Meinungen/Denkanstöße brauchen.
Es dreht sich um unseren 9 jährigen Sohn.
Seit der Einschulung 2016 wird unser Alltag mit ihm zunehmend unerträglich. Anders kann ich es kaum noch beschreiben.
Wo ich anfangen soll, weiß ich gar nicht so recht, denn es gibt an fast jedem Tag Situationen mit ihm, die mich sprachlos zurücklassen.
Wir achten sehr drauf, dass unsere drei Kinder gleichgestellt sind. Emotional sowie materiell.
Jedes Kind hat seine Zeit mit mir, als auch mit meinem Mann.
Jedes Kind wird erhört und wir treffen Entscheidungen in der Familie demokratisch.
Empathie und Fürsorge, gerade Familienmitgliedern und Freunden gegenüber ist uns sehr wichtig. Wir leben ihm (so denke ich) ein positiv soziales Leben vor.
Unser Sohn, ist da jedoch grundsätzlich anderer Meinung. Er lügt, betrügt, fühlt sich stets ungerecht behandelt. Er lebt den täglichen Egoismus und dreht sich seine Wahrheit so hin, dass er es am Ende glaubt und seinen Standpunkt vehement vertritt.
So kann er z. B. völlig aus der Haut fahren, wenn er seinen Willen nicht bekommt oder er aber (für ihn zu Unrecht) für etwas gerade stehen muss.
Selbst wenn ein ganzes Stadion die Wahrheit kennt, er ist im Recht und nur seine Wahrheit zählt.
Wir haben es schon auf verschiedenste Arten versucht.
Ruhige Diskussionen, ja auch laute Diskussionen, weil man irgendwann nicht mehr kann.
Immer wieder erklären , warum man sein Handeln nicht gut fand.
Versucht soziale Entwicklung zu vermitteln.
Aber bei allem guten Willen, kann und will ich mir nicht mehr die Zeit nehmen, eine weitere Lügengeschichte von ihm zu hören, warum etwas passiert ist.
Ich will nicht mehr hören, dass der Schulkamerad Schuld hat um hinterher rausfinden, dass er provoziert hat.
Ich will nicht mehr hören, dass seine Schwestern ihn zuerst beschimpft haben um dann zu hören dass er sie subtil und über Stunden im Spiel bedrängt hat.
Ich will keine Lügen mehr darüber hören, dass er die Süßigkeiten der Schwestern geklaut hat, nur weil er seine schon aufgegessen hat.
Ich will nicht mehr den Streit schlichten müssen, der mal wieder zwischen ihm und seinem Freund entfacht ist, weil er nur das machen will, was ihm gefällt.
Und ich will nicht mehr hören, dass er mit seinem ganzen Sums, den er von sich gibt, kein Gehör findet!
Gerade wurde ich erneut von der Mutter seines Freundes (unfassbar dass er noch immer zu uns kommt aus eigener Initiative) kontaktiert, weil etwas vorgefallen ist was einfach nicht geht.
Ging um die jüngere Schwester des Freundes (sie ist die Freundin meiner Tochter).
Die Mutter ist sehr gelassen und wenn sie anruft, dann heißt das was.Sie und ich pflegen ein freundschaftliches Verhältnis und sie nahm unseren Sohn letztlich noch in Schutz als ich dann wieder außer mir war.
Wir befinden uns in einem Abwärtsstrudel.
Immer wenn ich denke, es wird besser, knallt es umso doller und ich erlebe am eigenen Laib, wie blöd mein Sohn doch sein kann oder aber bekomme einen Anruf vom sozialen Umfeld.
Er zeigt Einsicht, gelobt Besserung, um im nächsten Moment dem Nächsten einen Arschtritt zu verpassen.
Ich bin verzweifelt.
Einen Termin beim Psychologen bekomme ich erst im nächsten halben Jahr.
Verständlich, dass man in der aktuellen Situation nicht gerade Priorität hat bei den Kinderpsychologen.
Er macht sich sein Leben schwer. Ich möchte ihm helfen, weiß nur nicht mehr wie.
Weiß jemand Rat?
empathielos und egoistisch
Ergänzung:
ich muss nicht extra erwähnen, dass seine Belange und Vorlieben natürlich äußerste Priorität haben
Hey!
Ich habe als Lehrerin Eltern von vergleichbar schwierigen Schülern den Gang ins SPZ empfohlen.
Ist dein Sohn denn überall, in allen Bereichen, so, oder läuft es in der Schule besser? Wann begannen die Schwierigkeiten? Hat er sich vor der Einschulung empathisch verhalten?
Liebe Grüße
Schoko
Vor der Einschulung war er doch eher normal emphatisch würde ich sagen.
Auch den beiden Babys gegenüber sehr einfühlsam und verständnisvoll.
Die Klasse ist in der Schule als Problemklasse bekannt, da ist mein Sohn das kleinste Übel denke ich.
Er kann auch nett und umsichtig sein.Nur habe ich den Eindruck, dass das für ihn anstrengend ist.
Er schafft es nicht, rundum umsichtig zu agieren.
Hallo,
Termine in der KJP dauern immer so lange. SPZ bei seelischen Gründen ist der falsche Ansprechpartner - da muss ich meinem Vorredner widersprechen. Die erstellen ganz gern Fehldiagnosen und falsch-negativ Diagnosen.
Zum Psychologen würde ich gar nicht erst gehen. Dein Kind braucht einen Arzt.
Vielleicht würden ihm klare Strukturen und Regeln helfen, weniger Demokratie. Den Tag klar durchplanen. Gib deinem Kind doch mal eine Lösung an die Hand, wie man in der Situation gut reagiert. Nicht immer nur sagen, was falsch ist.
Klare Strukturen haben wir.
Aber es sind eben auch noch die beiden anderen Kinder da und wollen meine Aufmerksamkeit
Welchen Arzt meinst du?
Den Kinder- und Jugendpsychiater...KJP.
Der Psychologe hilft wohl kaum. Er kann ja nicht wild drauf los therapieren ohne zu wissen, was er machen soll, mit welchem Hintergrund und welchem Ziel.
Du weißt ja gar nicht, ob seelische Behinderungen ausgeschlossen sind, oder ob z. B. eine traumatische Erfahrung dahinter steckt.
Ich bespreche auch vorab gewisse Situationen mit ihm.Gebe Lösungsvorschläge an die Hand.
Allerdings kann er das nicht übertragen.
Sprich, ich müsste alle möglichen Situationen/Ereignisse mit ihm durchgehen und Lösungen aufzeigen.
Die beiden bisherigen Klassenleitungen empfanden sein Verhalten nicht sonderlich auffällig. Ich habe extra öfter das Gespräch gesucht.
Nur 1x kam im vergangenen dritten Schuljahr das Thema Impulsivität auf.
Er solle doch Lösungsansätze besser und ruhiger verbalisieren.
Bemerkung Übertrittszeugnis Sozialverhalten war „gut“
Nur könne er nicht immer die Meinung anderer akzeptieren.
Oh man. Was ist DEIN Problem.
Dein Sohn ist NORMAL.
Was soll er beim Arzt? Ich glaube du brauchst einen anderen Blickwinkel auf dein Kind und sollest vielleicht selbst eine Beratung für DICH aufsuchen ... Ansprüche runter schrauben, loslassen, Leine etwas weniger eng lassen.
Mein Gott. Bitte... hör auf dein Kind zu analysieren und ihn in eine Schablone pressen zu wollen. Du erreichst damit genau das Gegenteil.
Hallo!
Hoert und sieht er gut?
Mein Sohn war unerträglich, bis er dann eine Brille bekam, und 'endlich' alles normal mitbekam. Wenn er eine stärkere Brille braucht, wird er wieder hibbelig.
Alles Gute!
Ja, er hat eine Brille und wir sind regelmäßig beim Augenarzt.
Ohrenarzt ebenso, er hat Röhrchen bekommen mit 3
"Er zeigt Einsicht, gelobt Besserung, um im nächsten Moment dem Nächsten einen Arschtritt zu verpassen."
Welche Konsequenzen bekommt er zu spüren?
Kommt er mit seinem Verhalten durch oder muss er dafür grade stehen?
Bei meiner gilt z.B. wenn sie lügt, glaube ich ihr anderes erst mal nicht mehr.
Sie merkt dann auch, dass ich misstrauischer bin, strenger bin, weniger durchgehen lasse, wo ich sonst ein Auge zudrücken würde.
Wenn er die Süßigkeiten der Schwestern nimmt, muss er diese dann ersetzen? Muss er beim nächsten Geschenk ihnen welche zurück geben oder von seinem Taschengeld welche kaufen?
Was passiert, wenn ihr mal nicht erklärt, sondern ihn auflaufen lasst?
Klare Ansage: jetzt ist genug. Möglichkeit zum Austoben geben, wo er ungefährlich seine Wut rauslassen kann. Wo er seine Wut nicht an anderen auslassen kann, sondern wirklich nur ein Kissen zum boxen hat?
KJP finde ich sinnvoll. Wenn noch was anderes dahinter steckt, sollte das geklärt werden. Dann könnt ihr auch gezielt Tipps bekommen.
Die Frage bis dahin ist: kommt er mit seinem Verhalten durch?
Aufmerksamkeit bekommt er ja, zugehört wird ihm auch, erklärt auch.
Spürt er dann auch Konsequenzen, die sein Verhalten wieder "gut machen" können.
Etwas, das er tun MUSS, bevor ...
Eines meiner (deutlich älteren) Geschwister hat mich beim Spielen so lange subtil geärgert und gestichelt, dass meine Reaktion war: komplettes Ignorieren.
Eltern hatten zwar auf Vernunft gesetzt, erklärt, Vernunft bei einer fast volljährigen Person vorausgesetzt und fanden meine Reaktion übertrieben.
Aber hey, es hat funktioniert. Es war NICHT die feine Art. Es war aber auch nicht die feine Art, die kleine Schwester (noch nicht in der Grundschule) immer wieder zu sticheln und wütend zu machen und dann so zu tun, als sei sie selbst schuld.
Knallhartes komplettes ignorieren. Nicht mehr mitspielen lassen. Lieber spiele ich allein, als ... war meine Antwort an die Eltern, die versucht hatten zwischen uns zu vermitteln. Es sei doch alles wieder gut, würde nie wieder vorkommen, Geschwister sagte ja auch käme nicht wieder vor - hielt 2 Stunden, mal 2 Tage, mal 1 Tag.
Den Ärger von den Eltern bekam zwar ich. Aber das spüren, dass ich mir dieses Verhalten nicht gefallen lasse, hat geholfen.
Wie reagieren denn die Schwestern, wenn er sie subtil ärgert?
Spielen sie weiterhin mit ihm, als sei nichts gewesen. Wenn er wieder anfängt, erzählen alle ihre Versionen, er gelobt Besserung und beim nächsten Mal ist alles wieder beim Alten?
Oder signalisieren sie schon, dass sie keine Lust mehr haben mit ihm zu spielen. Dass er draußen bleiben soll?
Wie reagiert ihr als Eltern: redet ihr ihnen gut zu, dass er doch bitte mitspielen soll oder akzeptiert ihr, dass sie ihre Grenze ziehen und ihn auch mal ausschließen?
Ich bin absolut kein Freund von ausschließen und bin auch immer für mein Kind da, wenn sie was braucht.
Allerdings habe ich gelernt, dass sie manchmal auch ganz klare Grenzen braucht!
Statt Erklärung auch mal Handeln!
Bsp. sie hatte behauptet alle Hausaufgaben gemacht zu haben. Alles andere sei nur freiwillig. Als das aufflog, musste sie alle Aufgaben machen. Freiwillig oder nicht. An Tagen an denen sie wirklich keine Hausaufgaben hatte (was ich ja nicht mehr einschätzen konnte), gab ich ihr Aufgaben.
Es hat gedauert, dann kam der Klick: macht sie die Hausaufgaben, glaube ich ihr auch, wenn sie auch mal keine auf hat. Macht sie keine Hausaufgaben und lügt mich bei Nachfrage an, hat sie mehr Arbeit und den Anpfiff in der Schule. In der Schule gilt nämlich nicht, dass sie was gemacht hat (das von mir vorgegebene). Die Aufgaben ließ ich wieder weg, als ich darauf vertrauen konnte, dass sie ihre Hausaufgaben wirklich macht und dann auch mal keine auf hat. Nacharbeiten kam auch dazu.
Lügen => kein Vertrauen => mehr Arbeit.
Hätte ich sie damit durchkommen lassen, hätte sie sich über den Erfolg gefreut. Lügen = freie Zeit.
Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.
Ich kann sagen, dass ich über die Jahre hinweg knallhart geworden bin.
Manchmal denke ich mir am Abend, dass dies so für alle kein Leben ist. Vor allem nicht für ihn, mit all diesen Konsequenzen und Bestrafungen.
Süßigkeiten muss er ersetzen.
Lügen wird sofort und konsequent bestraft. Mein Motto, welches ich dann immer wieder erkläre: ich bestrafe nicht für die Tat, sondern für die Lüge. Er lügt weiter.
Er wird immer wieder über einen längeren Zeitraum ausgeschlossen von uns, wenn etwas vorgefallen ist.
Von uns als Eltern bei gemeinsamen Aktionen/Spielen/Unternehmungen.
Teilweise haben wir auch schon ohne ihn gegessen. Und ja, auch habe ich ihn schon mal tagelang ignoriert.
Auch von den Geschwistern wird er ausgeschlossen. Rennt ihnen dann aber hinterher und ist penetrant präsent. Sie sprechen ihn dann aber spätestens am nächsten Tag wieder an und bitten ihn um gemeinsames spielen. Gerade die kleinste Schwester (knapp 5).
Ich lasse ihn auch auflaufen und spüren, dass Familie ein Miteinander und kein Gegeneinander ist.
Eigentlich soll man ja nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, aber auch das betreibe ich regelmäßig.
Heute muss er z. B. oben in seinem Zimmer bleiben, wenn seine Schwester Besuch empfängt.
Ich isoliere ihn, aus Angst davor, dass er wieder der Störenfried ist.
Seine Reaktion auf alles ist entweder völlige Gleichgültigkeit oder Wutausbrüche.
Im Keller hängt ein Boxsack, er hat einen Garten mit zwei Fußballtoren und er spielt Handball im Verein.
Zudem haben wir alles an fahrbaren Untersätzen was man sich nur vorstellen kann.
Die Möglichkeit sich abzureagieren hat er also.
Ich finde der Teil liest sich ganz gruselig. Du ignorierst dein Kind mehrere Tage??? Im Ernst??? Dein Sohn darf sein Zimmer nicht verlassen, weil die kleine Schwester Besuch hat?
Du schreibst ja, das er im Kindergarten nicht auffällig war und das er in der Schule jetzt auch eher unauffällig ist, sein Sozialverhalten gut ist. Vielleicht solltest du das Problem nicht bei ihm suchen sondern eher bei dir und deiner Einstellung zu dem Jungen.
Scheinbar schreibst du von meinem Sohn. Es ist haargenau dasselbe. Wir haben auch solange auf einen Termin warten müssen und sind jetzt erst in der Testphase. Von daher kann ich dir noch nicht sagen, was da genau hinter steckt. Wir sind auch völlig ratlos. Es begann auch bei uns mit der Schule, ich brauch dir bestimmt nicht erzählen, wie unfassbar schwer das ist mit dem homeschooling... Ungerecht ist sowieso immer alles. Egal ob es sich einen ganzen Tag lang nur um ihn dreht oder nicht. Nie ist es genug... Selbst an seinem Geburtstag nicht. Wir sind schlichtweg verzweifelt. Ein bisschen besser wird es mit knallharten Strukturen und Konsequenzen, der Tag muss planbar für ihn sein. Aber normal ist es trotzdem nicht.
„Schön“ von anderen ähnliches zu hören.
Das Homeschooling funktioniert bei uns mal gut mal weniger gut.Aber da würde ich tatsächlich vom Normbereich reden.
Er arbeitet nach kurzer Durchsprachen selbstständig. Er tat sich aber noch nie schwer mit dem Schulstoff.
Allerdings fällt auf, dass wenn er besonders korrekt und aufmerksam gearbeitet hat, ist er im Sozialverhalten noch schlimmer.
Wenn er also (in der Vergangenheit) im Unterricht gut aufgepasst hat, Hefteinträge sauber und ordentlich gemacht hat, seine Hefte für Hausi dabei hat und diese auch sorgfältig und allein bearbeitet hat, kann man am Nachmittag davon ausgehen, dass es bei uns „brennt“.
Ich hoffe, dass wir auch mal einen Termin bekommen
Versuch es mal bei deiner Krankenkasse. Die barmer beispielsweise hat dafür ne extra app und besorgt einem Termine. Ich hab nämlich auch oft keine Lust, mich durch das Theater mit den Sprechstundenhilfen zu kämpfen, dass ich das dafür inzwischen nutze und fast immer überall schnell Termine bekomme.
Ansonsten hilft da echt nur Geduld und auf den Termin hoffen... Wobei ich sagen muss, dass diagnose und Co dann ja auch noch dauern und keine sofortige Besserung Eintritt.
Auch wenn ich mir gleich die Steine um die Ohren fliegen.
Für mich liest sich das genau wie ein 9 jähriger Junge! Als Erstes sind die eigenen Belange im Vordergrund und dann kommen die anderen. Grundsätzlich sind die anderen Schuld. Ja, ja...das kommt mir bekannt vor. Was mich staunen lässt ist, wie hart ihr darauf reagiert. Er bekommt sehr stark negative Kritik und Bestrafungen. Diese wirken natürlich nicht. Er bekommt Aufmerksamkeit und das in negativer Form.
Mein Tip: Raus aus der Negativspirale. Macht euch bewusst, was gut läuft und setzt genau da an. Ihn in seinen Ressourcen ansprechen und wenn es irgend geht, auf das negative Verhalten GARNICHT mehr reagieren. Das dauert natürlich am Anfang noch...er hat sich das Verhalten antrainiert.