Antiautoritäre Erziehung

Hallo, ich bräuchte mal einen Rat von euch.

Ich weiß, dass Erziehung die Sache von jedem allein ist und es uns eigentlich nichts angeht, aber inzwischen nervt es echt. Wir wohnen in einem Reihenhaus links außen. Mit uns wohnen dort noch zwei andere Familie mit ähnlich alten Kindern. mit unseren Mittelnachbarn haben wir Glück. Unsere älteren söhne sind sehr gute Freunde und treffen sich quasi täglich. Auch wir Eltern verstehen uns gut und treffen uns öfters auf einen Kaffee o.ä. Die Nachbarn außen sind allerdings schwierig. Sie erziehen ihre Kinder antiautoritär. Die beiden waren bisher nun auch immer nett und okay, aber nicht die dicksten Freunde. Die Eltern sind eher zurückgezogen. In letzter Zeit verhalten sich die Kinder aber sehr unfreundlich und frech. Als Laurent und sein Freund vom Mittelhaus gerade in unserem Garten gespielt haben, kam der dritte Junge dazu. Okay, kein Problem. Ich war im Wohnzimmer und hatte die drei im Blick. Ich betrete den Garten, weil ich die Blumen am Fenster wieder reinmachen wollte, da schlägt der dritte plötzlich Laurent. Der fängt an zu weinen. Der andere Junge schlägt weiter nach ihm. Klar gehe ich hin und sag ihm, geht gar nicht, aber der ignoriert mich einfach und beißt mich sogar?! Ich nehm alles noch nicht so ernst, geh mit ihm zu seiner Mutter und erzähle die Geschichte. Die meinte einfach zu mir: Die Erziehung ist unsere Sache und schlägt die Tür zu. Fand ich eigentlich nicht mehr in Ordnung. Trotzdem hab ich ein paar Tage später Laurent wieder zu seinem Kumpel zum Spielen ins Nachbarhaus gebracht. Der Dritte war auch da. Meine Freundin und ich haben noch gerdet, dann bin ich wieder rüber. Zwanzig Minuten später klingelt es. Es sind die Mutter von Laurents Freund und Laurent. Der dritte Junge hat Laurent und seinen Freund mehrfach getreten und nicht auf die Frau gehört. Jetzt hatte Laurent Geburtstag, ist 5 geworden. Der Junge von außen war nicht eingeladen, kam aber trotzdem. Während des kleinen Geburtstages schmiss er plötzlich mit Kuchen um sich. Ich musste mich hinlegen, weil mir etwas übel war, ich bin ja schwanger, und auf meinen Mann wurde nicht gehört. Auch bei späteren Treffen von Laurent und seinen Freunden fiel der Junge mehrfach auf. Jeder Versuch, mit der Mutter zu reden, ist gescheitert. Wieso macht die nichts? Ja, wir hatten Streit mit unserem Vermieter, aber letztendlich hat sich herausgestellt, dass besagte Nachbarn einen Fehler mit der Abrechnung gemacht haben. Seitdem ist ihr Sohn so komisch. Könnt ihr mir helfen? Das nervt langsam echt. Was soll ich tun?

Danke
Evi

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Warum lasst ihr den Jungen überhaupt noch rein? Was hat der auf einem Kindergeburtstag zu suchen, wo er nicht eingeladen ist?
Mit der Familie würde ich mich nicht weiter beschäftigen, Türe zu und fertig.

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Ich verstehe auch nicht, warum das Kind überhaupt noch zu euch darf.
Wer sich nicht an meine Regeln hält, hat bei mit zuhause nichts verloren.

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Das kind nicht mehr rein lassen....

Du kannst ihn nicht erziehen und wenn die Mutter keine Einsicht hat, sie wird später die Konsequenzen daran zu tragen haben...so leid mir solche Kinder auch immer wieder tun, aber da kann man nunmal nichts machen wenn das Kind sich nicht an die Regeln hält muss es gehen,fertig und ungebetene Gäste sowieso.

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Der Junge schreit ja nach Aufmerksamkeit. Er bekommt sie anscheinend nicht Zuhause, also holt er sie sich wo anders, nämlich bei euch. Das ist m.E. keine antiautoritäre Erziehung, sondern schlicht Vernachlässigung, denn die Grenzen anderer zu respektieren geht nur, wenn die eigenen Grenzen respektiert werden. Vielleicht hilft die Drohung das Jugendamt mal einzuschalten, ob du es machst, bleibt dir überlassen. Vielleicht wird er ja wirklich vernachlässigt, es ist ja schon viel vorgefallen und nichts hat sich geändert. Sprich direkt mit dem Jungen, dass du es traurig findest, dass seine Eltern ihn wohl nicht wahrnehmen, sodass er sich hier Aufmerksamkeit klauen muss. Er ist bei euch herzlich willkommen, wenn er nicht mehr so gemein ist. Je nachdem wie er reagiert kannst du auf ihn eingehen.
Bei meinen Kindern habe ich die Spiegelmethode gehandhabt: Wenn sie anderen etwas antun, bespreche ich, wie sie es finden würden, wenn der andere dies mit ihnen macht. Wenn sie meine Grenzen überschreiten, mach ich es bei ihnen auch, damit sie merken, wie unangenehm das ist (z.B. dauernd während einer für einen selbst wichtigen Tätigkeit stören). Aber bei den eigenen Kindern ist es dennoch etwas anderes. Ich hab es nur einmal bei einem anderen unausstehlichem Kind angewendet und es direkt darauf angesprochen. Solch ein Gespräch hatte diese Kind noch nie, gab es zu, und war plötzlich wie verändert, v.a. mir gegenüber. Nicht falsch verstehen, ich hab nicht geschimpft oder bin laut geworden, ich hab nur offen und ehrlich gesagt, wie unausstehlich dieses Verhalten ist. Ich misch mich sonst nicht ein, nur da war der Punkt schon mehrfach überschritten.
Beim Beißen hätte ich definitiv anders reagiert. Den Jungen hätte ich nach Hause gebracht und meine Wunde gezeigt, wird das nur belächelt kommt der nächste Schritt (mit Ankündigung an die Eltern als Warnung): Ich hätte die Wunde vom Arzt dokumentieren lassen und dann eine Anzeige wegen Körperverletzung bei der Polizei gestellt. Klar, das bringt nichts und wird gleich eingestellt, aber es ist vermerkt. Häufen sich solche Vorfälle, hast du und das Jugendamt aussagekräftige Belege. Dann steht nicht Wort gegen Wort, sondern Fakt gegen Wort. Zurzeit von Corona würde ich den Arzt jedoch in Ruhe lassen und direkt Fotos machen und zur Polizei gehen. Dokumentiert ruhig alle Vorkommnisse, falls es mal relevabt sein sollte. Der Junge wird älter und sein Verhalten kann noch schlimmer werden.
Kommt er weiterhin ungefragt einfach dazu und es ändert sich nichts, schmeißt ihn raus, gebt Hausverbot etc. Droht dem Jugen selbst mit der Polizei und Jugendamt, denn sein Handeln hat irgendwann ernsthafte Konsequenzen für ihn selbst, wenn er sich nicht ändert. Wenn ihr unangenehm zu ihm werdet, lässt er euch vielleicht auch in Ruhe. Vielleicht sind irgendwann auch seine Eltern genervt von euch und verbieten ihm den Umgang mit euch, falls sie das überhaupt können.
Mache dein Kind auch stark und zeige auf, wie es sich wehren kann. Der Nachbarsjunge reagiert vielleicht eher, wenn ein anderes Kind auf ihn eingeht. Das wäre ein Gespräch auf Augenhöhe, manche Kinder kommen damit besser klar.

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"Seitdem ist ihr Sohn so komisch. Könnt ihr mir helfen? Das nervt langsam echt. Was soll ich tun?"

Den Part mit dem Vermieter auf Erwachsenenebene klären.

Den Teil mit dem Sohn: klare Regeln aufstellen und stoppen, bevor es losgeht.
Nicht erst warten, bis er den Kuchen um sich schmeißt, sondern direkt gar nicht erst reinlassen.
Klare Ansage, er darf erst wieder kommen, wenn sich sein Verhalten gebessert hat. Und dann daran halten.

Für draußen: den Kids Strategien auf den Weg geben, wie sie sich schützen, wehren, aus dem Weg gehen können.

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Wie kommst du auf anti-autoritäre Erziehung??

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Ich denke nicht, dass das etwas mit "antiautoritärer" Erziehung zu tun hat, sondern, dass der Junge ein anderes Problem hat, bzw. etwas anderes schiefläuft.
Egal, was es ist, es kann nicht sein, dass ihr die Leidtragenden seid, deswegen würde ich den Kontakt derzeit halt minimieren und ihn nicht rein lassen. Und dein Laurent soll ihm halt aus dem Weg gehen, wenn er immer schlägt.